Ich möchte noch einmal darauf zurück kommen:
Nach den mir bekannten Umfragen und Untersuchungen gibt es seit dem Millenium eine konstant steigende persönliche Furcht aller Bevölkerungsschichten einem Verbrechen oder Terrorakt zum Opfer zu fallen, obwohl nahezu alle Straftaten in dem gleichen Zeitraum rückläufig waren und in manchen Bereichen weit unter dem liegen was in einer "gefühlt guten alten Zeit" an der Tagesordnung war. (Wobei hinzu zu rechnen wäre, dass viele jetzt gezählte Delikte früher häufig gar nicht angezeigt wurden.)
Das für sich genommen ist eine Entwicklung, die ich völlig nachvollziehen kann und erstmal auch überhaupt nicht absonderlich finde. Wer hat denn vor den Anschlägen von New York noch ernsthaft terroristische Akte auf dem Schirm gehabt? Die Zeit der RAF war vorbei, in Italien und Irland ist es in den 1990ern ebenfalls weitgegehend ruhig geblieben, blieb diesseits des ehemaligen eisernen Vorhangs allenfalls noch die Möglichkeit in die Luft gesprengt zu werden, wäre man auf die Idee gekommen Urlaub im Baskenland zu machen, aber das war es dann doch auch.
Schön, mit New York, London und Madird machte man dann die Erfahrung, das Terror eben auch mobil sein kann und das die Einschläge näher kamen. Das man davor, tendenziell mehr Angst oder sagen wir mal dieses Ding eher auf dem Schirm hat, als vor den genannten Ereignissen der Fall war, liegt da wohl in der Natur der Sache.Was Verbrechen im Allgemeinen angeht, sieht die Sache schon anders aus, aber hier wäre die Frage, in wie weit die Gruppe der Befragten überhaupt als repräsentativ für die Bevölkerung angesehen werden kann, was ihre Zusammensetzung betrifft. Eine 80 jährige Dame hat etwa sicherlich mehr Grund zu befürchten des Inhalts ihrer Handtasche wegen Opfer eines Verbrechens zu werden, als ein 30 jähriger Mann.
Sprich, wie sind innerhalb der Umfragen Altersschnitt, Geschlecht, geistiger Zustand (meine eigene Großmutter etwa hatte zeit Lebens eine völlig irrationale Angst vor Einbrüchen, obwohl die Gegend eher dörflichen Charakter hat, die örtliche Stasi "Nachbarschaft" heißt und jeden erkennt, der dort nicht hingehört und sie darüber hinaus kaum etwas leicht entwendbares im Haus hatte und ebenso wenig den eindruck vermittelte, sie hätte), das spielt doch alles mit rein. Welche Rolle spielen latent xenophobe Elemente? Da sollte man die Osterweiterung der EU nicht vergessen, dieses Ressentiment sicherlich durchaus bediehnt.
Insofern mag sein, dass sich derartige Ängste gesteigert haben, dem können aber mMn auch rationalere Faktoren (womit ich Xenophobie nicht als rational bezeichnen möchten, sondern lediglich ihr Zusammenspiel mit der Audehnung der Reisefreiheit etc.) zu Grunde liegen als der Versuch künstlicher Meinungsmache im TV.
Das nur gefühlte aber trotzdem oft laut propagierte "es wird alles immer schlimmer" ist von der Realität überhaupt nicht gedeckt, sondern basiert nach meiner Vermutung zu großen Teilen auf der heutzutage unablässigen medialen Dauerschleife, die aus einer kleinen Menge von spektakulären Einzelfällen das Zerrbild einer ständigen akuten Bedrohung vermitteln.
Es wird insofern im Bezug auf Terroranschläge sicherlich nicht gedeckt, ich sehe aber auch nicht, dass das irgendeinen besonderen Impact hätte. In meinem bekanntenkreis wäre mir jetzt z.B. niemand bekannt, der sich ernsthaft Gedanken um Terroranschläge macht, dafür einhelliges Kopfschütteln über diese Art der Berichterstattung.
Demnach müssten meine Bekannten und ich entweder eine große Ausnahme in der Bevölkerung darstellen, woran ich aber nicht glauben mag oder aber, die veröffentlichte Meinung weicht in diesem Punkt nicht nur stringent von der öffentlichen ab, sondern beeinflusst diese auch nicht in signifikantem Maße.