Das nervt mich schon bei "normalen" Freunden, die nicht Wählen gehen, weil das würde ja eh nichts ändern, aber sich beschweren, dass "die da oben" ja machen würden was sie wollten.
Es gibt ein schönes Gegenbeispiel von Michael Moore, das er in einem seiner Bücher erwähnt ("Here comes the trouble. Mein Leben als Querschläger", Piper, München/Zürich, 2011, S. 239ff).
Da geht es darum, dass der Konrektor seiner High School ein absolutes A*schloch ist und die Schüler körperlich misshandelt. Das beendet Michael Moore als Schüler dadurch, dass er sich noch als Schüler dieser Schule, gerade volljährig und damit als Bürger wählbar geworden, von der Bevölkerung seines Schulbezirks - zu der natürlich auch die anderen volljährigen Schüler, deren Eltern, Freunde, Verwandte, Nachbarn, Vereinsfreunde etc. gehören - in das "School Board" wählen lässt. Dieses "School Board" ist so etwas wie der Verwaltungsrat einer Schule mit weitreichenden Vollmachten. Dort beantragte er dann erfolgreich die Entlassung des Konrektors wegen Unfähigkeit.
Das geht so natürlich genau so nur in Amerika weil (1) es viele Ämter gibt, für die niemand kandidiert, und man so leichtes Spiel hat, wenn keiner merkt, was man vorhat, (2) man nur ganz wenige Unterschriften sammeln muss, um kandidieren zu können, (3) die Gremien, um die es da geht, in ihrem kleinen Bereich sehr viel Macht haben (4) man gerade in kleinen Einheiten sehr leicht mobilisieren kann.
Es zeigt aber, dass es möglich ist, etwas zu verändern. Aber nicht durch Rumsitzen und Youtube kucken, sondern durch Handeln. Das gibt es auch im größeren Maßstab, z.B. gibt es immer wieder erfolgreiche Parteigründungen (von mir aus z.B. Die Grünen) oder siegreiche Einzelkampagnen wie z.B. Obamas Wahlsieg 2008, der gegen die Parteispenden der großen Konzerne gewonnen wurde. Das ist jetzt alles stark vereinfacht, man könnte zu jedem Punkt sicher "ja, aber" sagen - ich wollte nur zeigen, dass man Einfluss nehmen kann, auch mit einfachen Mitteln. Wenn man einen Nerv trifft, kann man viel bewegen. Natürlich nicht, wenn das, was man wil, leben keinen Nerv trifft sondern bullshit ist (keine Gerichtsvollzieher da BRiD, Kinder per Homeschooling Chemtrails eintrichtern, Neuschwabenland-Flugscheiben suchen, Evolution und Intelligent Design gleichrangig lehren, jeder kann in Wittenberg ein Königreich gründen etc.). Deshalb wird sich auch nicht eine große "Reichi"-Bewegung bilden, weil die restlichen 99,999% wissen, dass das Hirngepupse ist.