Autor Thema: Heilpraktiker  (Gelesen 4197 mal)

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Emil Nordström

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Heilpraktiker
« am: 25. November 2013, 16:54:49 »
In der Reichsbürgerszene sind ja "alternative Heilmethoden" sehr beliebt und man geht gerne mal zum Heilpraktiker bevor man den bösen Schulmediziner auf sich oder die Kinder loslässt.

Wie kommt es aber, dass Gesetze die ihren Ursprung zwischen 1933 und 1945 hatten generell abgelehnt werden und DAS BÖSE darstellen, der Heilpraktiker, der ja auch durch ein fragwürdiges Gesetz des dritten Reiches seine Daseinsberechtigung hat aber als etwas Gutes akzeptiert wird?
Woher kommt hier diese Doppelmoral?
 

Offline Das Chaos

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Re: Heilpraktiker
« Antwort #1 am: 25. November 2013, 17:27:02 »
Heilpraktiker, der ja auch durch ein fragwürdiges Gesetz des dritten Reiches seine Daseinsberechtigung hat aber als etwas Gutes akzeptiert wird?
Woher kommt hier diese Doppelmoral?

Emil, ich glaube hier siehst Du etwas nicht ganz richtig. Das Heilpraktikergesetz von 1939 wie auch das Rechtsberatungsgesetz von 1935 waren keine Gesetze um einen Berufsstand einzuführen, sondern im Gegenteil um Tätigkeiten, die vorher unter der Gewerbeordnung relativ frei ausgeübt werden konnten, zu kontrollieren. Das Rechtsberatungsgesetz etwa kam im Gefolge der Rassengesetze und hatte das ausdrückliche Ziel jüdische Juristen durch den Kammerzwang von der Ausübung der Tätigkeiten des Rechtsanwaltes fernzuhalten (Rechtsanwälte erhielten bereits seit 1933 keine Rechtsanwaltszulassung).
Bei den Ärzten war es genauso: Im September 1937 verloren alle jüdischen Ärzte die Krankenkassenzulassung, im Juli 1938 die Zulassung zur Berufsausübung.
Auch das Heilpraktikergesetz dürfte den selben Zweck erfüllt haben, nämlich Juden den Zugang zu den bis dahin gewerblich organisierten
Heilberufen abzuschneiden.
In orientalischen und westlichen Schöpfungsmythen ist der Drache ein Sinnbild des Chaos, ein gott- und menschenfeindliches Ungeheuer

Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner Offenb. 12,3
 

Emil Nordström

  • Gast
Re: Heilpraktiker
« Antwort #2 am: 25. November 2013, 20:22:06 »
Ja, das ist mir klar. Das Gesetz, welches die Ausübung der Quacksalberei unterbinden sollte, besteht bis heute und ermöglicht diesen Leuten erst die Ausübung dieses Berufes.

Mein Aufhänger ist die Frage, wieso die Reichis u.a. das Heilpraktikergesetz nie erwähnen aber auf anderen Gesetzen, die im dritten Reich eingeführt wurden.
 

Offline Illuminatus

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Re: Heilpraktiker
« Antwort #3 am: 25. November 2013, 20:33:02 »
Ja, das ist mir klar. Das Gesetz, welches die Ausübung der Quacksalberei unterbinden sollte, besteht bis heute und ermöglicht diesen Leuten erst die Ausübung dieses Berufes.

Mein Aufhänger ist die Frage, wieso die Reichis u.a. das Heilpraktikergesetz nie erwähnen aber auf anderen Gesetzen, die im dritten Reich eingeführt wurden.

Weil die sich aussuchen, was sie gerade gebrauchen können? Da steckt keine Systematik dahinter. Wie ich schon mal geschrieben habe: Das sind Legaleklektiker.

Alles, was ihrem Weltbild und ihren Betrügereien förderlich ist, wird genutzt, der Rest wird ignoriert.
"Exstirpation des deutschen Geistes zugunsten des »deutschen Reiches«." - Friedrich Nietzsche in Unzeitgemäße Betrachtungen
 

Offline kairo

Re: Heilpraktiker
« Antwort #4 am: 25. November 2013, 21:41:18 »
Das Rechtsberatungsgesetz selbst war ja gar kein lupenreines Nazigesetz, sondern man hatte schon in der Weimarer Republik lange daran gearbeitet, und die Bundesrepublik behielt es bei. Die Verordnungen dazu waren es allerdings, denn in denen stand drin, dass Juden keine solche Tätigkeit ausüben durften.

Unsere werte Kundschaft begreift häufig nicht, dass sich dieses Gesetz aber nicht auf gerichtliche Vorgänge bezog - es betraf keine Richter, Staatsanwälte usw. Und viele haben auch nicht mitbekommen, dass es gar nicht mehr existiert. Aber man kann nicht alles wissen.