Autor Thema: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme  (Gelesen 57374 mal)

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #690 am: 20. Dezember 2020, 09:26:11 »
Und by the way, man kann in Sachsen durchaus auch gut und gerne wohnen, falls man sich etwas mit "sächsischen Verhältnissen" auskennt, der besonderen Landessprache mächtig ist ;) und gegenüber gewissen Kreisen auch ganz ohne Corona konsequent an die AHA- Regeln hält. ;)

Allerdings. Man kann den Deppen nicht überall den Raum geben, das passiert ohnehin viel zu oft.
Sebastian Leber über Rüdi: Hoffmanns Beweisführung ist, freundlich ausgedrückt, unorthodox. Es geht in seinen Filmen drunter und drüber wie bei einem Diavortrag, bei dem der Vortragende kurz vor Beginn ausgerutscht ist und alle Dias wild durcheinander auf den Boden flogen.
 
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Offline Gutemine

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #691 am: 20. Dezember 2020, 13:10:23 »
Natürlich hat auch der Propaganda-Sender von "Hentschke Bau" bzw. Jörg Drews eine "Sondersendung" zum Thema "Terror gegen arme thoitsche Herrenmenschen" gemacht.

Anscheinden übt man sich in "Kantholz-Anschlägen" mit entsprechenden "Bekennerschreiben" ganz nach dem Vorbild der AfD. Nein, Drews hat mit Rechtsextremisten, NeoNazis, Rechtsterroristen und "Reichsbürgern" natürlich gar nichts zu tun. Er sponsert sie nur.  Ich ganz persönlich würde ja mal empfehlen da in Richtung "Versicherungsbetrug" zu ermitteln. ::)

Verantwortlich ist natürlich irgendwie "Kasek", aber, der Staatsanwalt (ein Grüner) weigert sich Anklage gegen ihn zu erheben, sondern hat eben "Strafanwalt" Kasek eingeschaltet um alle aus der Haft zu entlassen.

Ganz viel Mimimi in unterirdischer Bild- und Tonqualität.



Zitat
OstsachsenTV
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Was passiert um uns herum in Bautzen
Aus dem Studio in Bautzen die Lage mit David Vandeven.
Ausführungen zu den Brandanschlägen auf das Unternehmen Hentschke Bau GmbH
Das Unternehmen „Hentschke Bau“ aus Bautzen ist in den zurückliegenden Monaten gehäuft Angriffsziel unterschiedlicher strafbarer Handlungen an verschiedenen Tatorten in Sachsen gewesen.
Seit Anfang 2019 gab es insgesamt 27 Angriffe auf Baufahrzeuge, Baumaschinen, Baustelleneinrichtungen und Objekte der Firma Hentschke Bau GmbH. Die Bandbreite reichte dabei von einfachen Sachbeschädigungen mittels Aufbringen von Farbe („Graffiti“) an Tunnelbaustellen der in Rede stehenden Firma bis hin zu Brandstiftungen an Baumaschinen. Dabei entstand ein Gesamtsachschaden von ca. 463.000 €. Von den insgesamt 27 Verfahren werden neun Verfahren beim Landeskriminalamt (LKA) bearbeitet, weil eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden kann. Die Tatorte befinden sich in Leipzig, Bautzen und Dresden. Bei fünf Delikten handelt es sich um Gewaltdelikte in Form von Brandstiftungen.
Besonders hervorzuheben ist der folgenschwere Brandanschlag auf mehrere Baumaschinen auf dem Hauptfirmensitz in Bautzen am 5. November 2019. Durch den Brand wurden eine Zugmaschine, ein Tieflader, ein Mobilkran und ein Walzenzug zerstört. Der Sachschaden wird auf ca. 350.000 Euro geschätzt.
Allen Taten gemeinsam ist die klandestine Vorgehensweise der Täter, die nächtliche Tatzeit sowie die Intention, einen großen Sachschaden verursachen zu wollen. Diese modi operandi entsprechen den aktuell feststellbaren strafbaren Handlungen aus dem Bereich PMK-Links, zu welchen sich die vermeintlichen Täter auch regelmäßig in Selbstbekennerschreiben äußern.
Das Unternehmen Hentschke Bau wird in der gewaltorientierten linksextremistischen Szene aus zwei Gründen heraus als legitimes Angriffsziel verstanden. Zum einen wirkte das Unternehmen am Bau der Justizvollzugsanstalt Zwickau mit (szenesprachlich: „Knastprofiteure“), zum anderen soll der Geschäftsführer Geldmittel an die „Alternative für Deutschland“ gespendet haben. Angriffe auf die Firma können mithin unter den Beweggründen „Anarchismus/befreite Gesellschaft“ und „Antifaschismus“ subsumiert werden, wobei letzterer im besonderen Maße anschlussfähig und vermittelbar in der Szene ist.
Herausragende Sachverhalte der politisch motivierten Gewaltkriminalität oder z.B. durch Aufgabenzuweisung für die Soko-LinX, werden im LKA bearbeitet. Das LKA übernimmt jeweils so früh wie möglich die Ermittlungen, um bereits beim „ersten Angriff“ ein Optimum an objektiven und subjektiven Befunden zu sichern. Die intensiven Ermittlungsmaßnahmen haben zuletzt dazu geführt, dass Beschuldigte bekannt gemacht werden konnten. Es wird weiterhin mit großer Intensität an den o. g. Straftaten gearbeitet.
Zudem halten die Polizeidirektionen Dresden und Leipzig jeweils „Single Points of Contact“ in den jeweiligen Einsatzreferaten vor. Diese Kolleginnen und Kollegen koordinieren die Gefahrenvorsorge und -abwehr für gefährdete Objekte und Institutionen in ihrem Bereich. Im Sinne eines konzertierten Problemlösungsansatzes wirken dabei andere polizeiliche Dienststellen (z. B. Zentralstelle für Prävention im LKA, Soko LinX) und externe Akteure (z. B. Ordnungsbehörden) zusammen, um als Netzwerk Prävention betreiben zu können.
Im Rahmen der Ermittlungen wird regelmäßig auch ermittlungsbegleitendes Internetmonitoring auf einschlägigen Internetseiten durchgeführt. Selbstbekennerschreiben, die Bezüge zu konkreten Taten erkennen lassen, geben Hinweise auf eine etwaige Tatmotivation und ermöglichen damit die Einordnung in einen bestimmten Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität. Aus dem Duktus der Formulierungen und Bezüge zu anderen Straftaten ergeben sich unter Umständen weitere Ansatzpunkte für die Ermittler.
Aus der Erfahrung heraus kann nicht eindeutig ausgeschlossen werden, dass in diesen sogenannten Selbstbekennerschreiben Behauptungen und falsche Tatsachen enthalten sind, da es sich um offene Quellen handelt. Daher kann eine endgültige Zuordnung zu den Phänomenbereichen erst nach Abschluss des Gerichtsverfahrens getroffen werden.
« Letzte Änderung: 20. Dezember 2020, 13:15:30 von Gutemine »
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Offline Gutemine

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #692 am: 21. Dezember 2020, 10:50:23 »
Gut, es ist Sachsen-Anhalt, es ändert aber nichts an den Zuständen an sich.
Zitat
Ihre Sichtbarkeit hat erst einmal für sie selbst viel verändert. "Wir sind einmal in ein großes Geschäft in Halle-Neustadt gegangen", erzählen sie, "und dann riefen Leute laut 'Juden! Juden!' Und dann wurde uns hinterhergeschrien. Wir haben versucht, das zu überspielen." Seit sie ihre Kippa offen tragen, gibt es diese Vorfälle häufig. Manchmal wird ihnen hinterhergerufen, manchmal wird ihr Auto zerkratzt.

Zitat
Am 1. September 2020 werden sie auf dem Weg zu ihrem Auto wieder beleidigt. Ein Radfahrer beschimpft sie antisemitisch. Sie gehen zur Polizei. "Wir mussten die Aussagen auf dem Flur machen, während ein komplett unbekannter Mann neben uns saß." Sie fühlen sich von den Polizisten unangemessen behandelt. "Als Allererstes hat uns dann der Beamte gesagt, dass die Aussage 'Das wird ein Nachspiel haben, Jude!' keine Bedrohung sei, weil eben unser Leben nicht bedroht wurde. Aber er ist überhaupt nicht darauf eingegangen, dass wir das ganz anders sehen und die meisten Rechtsextremen wissen, was sie sagen können, ohne dass das eine Straftat wird. Ich habe da schon angefangen zu zittern, weil ich gemerkt habe, dass der Polizist mir gar nicht helfen will."
Zitat
Ein Mann beschimpft drei Schwarze mit abfälligsten rassistischen Beleidigungen. Dann zeigt er den Hitlergruß. Daraus entwickelt sich eine Auseinandersetzung. Als Laura die mitbekommt, schreiten sie und eine andere Frau ein. Laura wird von dem Mann an den Haaren gezogen und an der Hand verletzt.

Sie und die andere Frau erstatten Anzeige. Aber die Staatsanwaltschaft Halle stellt das Verfahren ein. Erst auf Druck ihrer Anwältin kommt es doch noch zur Verhandlung. "Ich fand es erschreckend, dass vor Gericht vor allem darüber gesprochen wurde, wie wir uns verhalten haben, und weniger darüber, wie der Angeklagte sich verhalten hat. Das hat bei mir relativ schnell den Eindruck geweckt, dass es zu einer Täter-Opfer-Umkehr kommt, dass uns versucht wurde zu unterstellen, dass wir nicht aus Zivilcourage heraus gehandelt haben, sondern willkürlich."

Freispruch für Hitlergruß

Der Angeklagte wird freigesprochen. Im Gerichtsurteil heißt es: "Zu Gunsten des Angeklagten musste die Kammer deshalb davon ausgehen, dass der Angeklagte sich lediglich gegen die beiden Frauen wehrte und in Notwehr handelte."
Spoiler
Deutschland
Rassismus in Halle: "Nicht täglich, aber immer!"

Der Anschlag auf eine Synagoge in Halle im Herbst 2019 hat Deutschland bewegt - heute fällt das Urteil gegen den Attentäter. Indessen sind Antisemitismus und Rassismus weiterhin Alltag in der Stadt. Betroffene erzählen.

Dies ist die Geschichte von vier Menschen, für die Demütigungen, Beleidigungen und Beschimpfungen zum Alltag gehören: Ein junges Paar, dessen Auto immer wieder zerkratzt wird, weil sie die jüdische Kopfbedeckung tragen. Eine junge Frau, die Zivilcourage zeigt und dafür selbst vor Gericht landen könnte. Ein junger Mann, der eine vernarbte Stirn hat, weil Männer ihm den Schädel eintraten.

Es ist die Geschichte von vier Menschen, die sich nicht kennen und die in verschiedenen Welten leben. Was sie verbindet, ist die Stadt Halle in Sachsen-Anhalt und der rassistische, antisemitische und rechte Hass, dem sie hier ausgesetzt sind.

Keiner der vier Betroffenen möchte mit seinem vollen Namen, mit seinem echten Namen oder überhaupt mit einem Namen in diesem Beitrag erscheinen. Aber sie wollen ihre Geschichten erzählen und über den Alltag in Halle reden.

"Juden, Juden!"

Das junge Paar - auch die Frau, obwohl die Kopfbedeckung eigentlich Männern vorenthalten ist - trägt die Kippa noch nicht lange. Genauer gesagt: seit dem 25.5.2019. Bis dahin haben sie sich in der ostdeutschen Stadt Halle nicht offen als Juden gezeigt. Aber an diesem Tag warnte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, vor dem öffentlichen Tragen der jüdischen Kopfbedeckung. Zu gefährlich sei das. "Da war für uns der Punkt gekommen, dass wir gesagt haben: Jetzt reichts!" Die Empörung ist den beiden noch heute anzusehen.

Für sie ist die Aussage des Antisemitismusbeauftragten fatal. Denn im Land des Massenmordes an den europäischen Juden müsse es genau um das Gegenteil gehen: die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens. "Die Menschen wissen oft gar nicht, dass es Juden in Deutschland gibt. Deswegen finde ich das auch wichtig, dass öffentlich zu zeigen."

Ihre Sichtbarkeit hat erst einmal für sie selbst viel verändert. "Wir sind einmal in ein großes Geschäft in Halle-Neustadt gegangen", erzählen sie, "und dann riefen Leute laut 'Juden! Juden!' Und dann wurde uns hinterhergeschrien. Wir haben versucht, das zu überspielen." Seit sie ihre Kippa offen tragen, gibt es diese Vorfälle häufig. Manchmal wird ihnen hinterhergerufen, manchmal wird ihr Auto zerkratzt.

Bedrohungen, Beschimpfungen, Beleidigungen

Und manchmal werden sie bedroht. "Ich hatte mal einen Vorfall, wo ein Mann absichtlich mit seiner Autotür unsere Autotür beschädigt hatte, dann um den Parkplatz fuhr und absichtlich auf mich zufuhr. Ich habe dann Panik bekommen und bin um das Auto herumgelaufen. Und keiner ist eingeschritten." Manchmal drehen die Menschen sich einfach nur lange nach ihnen um. Und manchmal werden sie aus einer Wohnung heraus fotografiert, wenn sie bei ihrem Hausarzt sind. Dieses "manchmal" ist ihr Alltag.

Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 entschließen sie sich, nicht mehr tatenlos zu bleiben und antisemitische Vorfälle bei der Polizei anzuzeigen.

Polizei in der Kritik

Am 1. September 2020 werden sie auf dem Weg zu ihrem Auto wieder beleidigt. Ein Radfahrer beschimpft sie antisemitisch. Sie gehen zur Polizei. "Wir mussten die Aussagen auf dem Flur machen, während ein komplett unbekannter Mann neben uns saß." Sie fühlen sich von den Polizisten unangemessen behandelt. "Als Allererstes hat uns dann der Beamte gesagt, dass die Aussage 'Das wird ein Nachspiel haben, Jude!' keine Bedrohung sei, weil eben unser Leben nicht bedroht wurde. Aber er ist überhaupt nicht darauf eingegangen, dass wir das ganz anders sehen und die meisten Rechtsextremen wissen, was sie sagen können, ohne dass das eine Straftat wird. Ich habe da schon angefangen zu zittern, weil ich gemerkt habe, dass der Polizist mir gar nicht helfen will."

Die Polizei will sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Denn derzeit befasst sich ein Untersuchungsausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt mit der Polizeiarbeit in Halle. Nach dem Anschlag auf die Synagoge hatten sich viele Betroffene beklagt, dass die Polizisten, sie "wie etwas Störendes" behandelt hätten.

Solidarische Zivilgesellschaft

Das junge Paar erzählt aber auch von großer Solidarität in Halle. Etwa zum Gedenken an die Opfer des Anschlags. Aber auch im Falle von Beleidigungen, wenn sich ihnen unbekannte Passanten als Zeugen anbieten. Trotzdem haben sie den Eindruck: Seit dem Anschlag haben antisemitische Vorfälle zugenommen. "Antisemitismus ist salonfähig geworden. Da habe ich auf jeden Fall das Gefühl, dass einige Menschen denken: 'Hey, jetzt bin ich nicht mehr alleine!', dass also Judenhass in Ordnung sei."

Rassistischer Angriff: Täter-Opfer-Umkehr?

Auch Laura teilt diesen Eindruck. Sie ist 26 Jahre alt. Und hat in Halle auf Lehramt studiert. Auch sie hat in Halle regelmäßig Beleidigungen und Einschüchterungen erlebt. Sie beklagt, dass sich die Menschen zunehmend an solche Vorfälle gewöhnen.

Laura möchte diese neue Normalität nicht hinnehmen. Im Oktober 2019, nur wenige Tage nach dem Anschlag, kommt es in der Straßenbahn zu einem Vorfall. Ein Mann beschimpft drei Schwarze mit abfälligsten rassistischen Beleidigungen. Dann zeigt er den Hitlergruß. Daraus entwickelt sich eine Auseinandersetzung. Als Laura die mitbekommt, schreiten sie und eine andere Frau ein. Laura wird von dem Mann an den Haaren gezogen und an der Hand verletzt.

Sie und die andere Frau erstatten Anzeige. Aber die Staatsanwaltschaft Halle stellt das Verfahren ein. Erst auf Druck ihrer Anwältin kommt es doch noch zur Verhandlung. "Ich fand es erschreckend, dass vor Gericht vor allem darüber gesprochen wurde, wie wir uns verhalten haben, und weniger darüber, wie der Angeklagte sich verhalten hat. Das hat bei mir relativ schnell den Eindruck geweckt, dass es zu einer Täter-Opfer-Umkehr kommt, dass uns versucht wurde zu unterstellen, dass wir nicht aus Zivilcourage heraus gehandelt haben, sondern willkürlich."

Freispruch für Hitlergruß

Der Angeklagte wird freigesprochen. Im Gerichtsurteil heißt es: "Zu Gunsten des Angeklagten musste die Kammer deshalb davon ausgehen, dass der Angeklagte sich lediglich gegen die beiden Frauen wehrte und in Notwehr handelte."

Das Urteil ist für Laura ein Schlag ins Gesicht. "Schließlich habe ich das gemacht, was man von jedem demokratisch denkenden Menschen in so einer Situation verlangt, also zu deeskalieren und zu helfen, und dann bekommt man das Signal, dass man das eigentlich gar nicht tun sollte."

Wie die Polizei steht auch die Staatsanwaltschaft in Halle seit Jahren in der Kritik. Dass sie auf dem rechten Auge blind sei. Das weist die Leiterin der Behörde, Heike Geyer gegenüber der Deutschen Welle zurück: Maßstab für das Handeln seien allein Recht und Gesetz.

Die Studentin Laura sagt, sie würde trotzdem wieder so handeln: "Auch wenn ich natürlich schockiert darüber bin, wie es ausgegangen ist. Dadurch ist mein Vertrauen in die Justiz schon geschädigt worden. Dennoch würde ich es aber trotzdem wieder so tun – es gibt ja gar keine andere Option."

Halle ist eine widersprüchliche Stadt. Knapp 240.000 Einwohner leben hier im Osten Deutschlands. "Schön kuschelig" sei die Regionalmetropole, sagen viele Bewohner. Die Altstadt ist gut erhalten und die große Universität ein Magnet auch für junge Menschen. Halle hat aber auch die Hochhaussilos der Neustadt, die den Chemiearbeitern zu DDR-Zeiten ein modernes Zuhause bieten sollten. Die Stadt hat Kultur und engagierte Bürgergruppen, aber auch eine große gewaltbereite Hooliganszene rund um den Fußballverein. 

Halle – Hochburg der Gewalt

Die rechte Partei AfD ist in Halle deutlich schwächer als in weiten Teilen des Ostens. Gleichzeitig ist die Zahl der rechten, rassistischen und antisemitischen Vorfälle auffällig hoch. Antje Arndt arbeitet in Halle für die Mobile Opferberatung im Land Sachsen-Anhalt. Sie haben alle Hände voll zu tun. "Wir haben in Halle mit verschiedenen Problemlagen zu tun. Wir haben wie überall ein hohes Maß an rassistischer Gewalt. Das ist nicht Halle-spezifisch. Wir haben aber auch Angriffe gegen politische Gegner*innen, was daran liegt, dass Halle zum Glück eine sehr starke Zivilgesellschaft hat. Der aber auch eine organisierte und gewaltbereite Rechte gegenübersteht." Sie fordert eine konsequente Verfolgung von Straftaten aus dem rechten Milieu.

Syrien entflohen – der Gewalt nicht

Antje Arndt kennt über die Mobile Opferberatung alle Betroffenen, die hier ihre Geschichte erzählen. Auch Ahmad. Er ist im Jahr 2015 aus Syrien vor Krieg und Gewalt geflohen, mit 16 Jahren. Aber auch in Halle ist er der Gefahr nicht entkommen. Sein Name ist ein Pseudonym, um ihn zu schützen.

Am 1. Mai 2020 fährt Ahmad nachts mit der Straßenbahn nach Halle-Neustadt. Als er umsteigen will, werden er und sein Begleiter von drei jungen Männern angegriffen. Die Täter beleidigen ihn rassistisch und schlagen ihn zu Boden. Sie treten gegen seinen Kopf, bis er das Bewusstsein verliert. Er überlebt nur mit Glück. Die Justiz erhebt Anklage wegen versuchten Totschlags.

Ahmad hatte seit seiner Flucht aus Syrien immer einen Plan: Er will sich hier in Deutschland ein neues Leben aufbauen. Er lernt schnell Deutsch, macht einen Schulabschluss. Er ist selbstbewusst und hat eine positive Ausstrahlung. "Zweistein", nennt er sich lachend in der Schule, einen zweiten Einstein. Weil er gut lernen kann, wird er gefördert. Er findet Freunde in Halle und Lehrer, die ihn unterstützen.

Aber auch rassistische Beleidigungen gehören von Anfang an zu Ahmads Alltag in Halle. "Ich habe auf der Straße mitbekommen, dass die Menschen über mich reden: in einer Art und Weise, die nicht schön ist. Das passiert nicht jeden Tag, aber immer", erzählt der 21-Jährige. Er erwartet es praktisch schon, sobald er aus dem Haus geht.

Die Beleidigungen hören nie auf

Der lebensgefährliche Angriff hat ihn gezeichnet. Die Narbe auf seiner Stirn lässt erahnen, wie schwer der oder die Täter zugetreten haben. Er muss jetzt immer Brille tragen. Der Angriff hat auch seine Zielstrebigkeit unterbrochen, seinen Plan. "Das strengt mich sehr an." Bis auf weiteres geht er nicht mehr zur Schule. Zu tief sitzen die Spuren der Gewalt. Und die Beleidigungen des Alltags haben auch nach dem Angriff nicht aufgehört. Nachts geht er jetzt nicht mehr raus in Halle-Neustadt.

Als er hier in Halle im Alter von 16 Jahren ankam, da hat er sich vorgestellt, wie das wohl wird in diesem fremden Land. Er hat gedacht: Vielleicht ist das die Stadt, in der ich eine Familie gründe und alt werde. Aber das denkt er heute nicht mehr. "Einem Freund von mir wurde gesagt: 'Es tut mir leid, dass Sie in Halle leben.' Vor dem Angriff hätte ich geantwortet: 'Kann alles passieren.' Nach dem Angriff hätte ich geantwortet: 'Mir auch.'
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https://www.dw.com/de/rassismus-in-halle-nicht-t%C3%A4glich-aber-immer/a-55977090
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Offline Grashalm

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #693 am: 21. Dezember 2020, 11:37:07 »
Was um alles in der Welt geht in solchen Leuten nur vor, dass die fast schon zwanghaft jeden antisemitisch beleidigen der jüdisch Aussieht. Ich verstehe das einfach nicht....
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Offline dieda

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #694 am: 21. Dezember 2020, 12:35:23 »
@Grashalm
Die Psychologen erklären es mit "Opferneid" und "Schuldabwehr", also das sichbar "Andere" muss vernichtend abgewertet werden, um das eigene, irgendwie labile Ego zu stabilisieren, bzw. die eigenen Schuldanteile nicht (an)erkennen zu müssen.

Oder anders formuliert: alle eigenen bösartigen Absichten oder Taten werden konsequent nach außen, also hier in Kippas tragende Juden, in Menschen mit anderer Hautfarbe oder Migrationshintergrund, in verhasste Grüne oder sonstige Kritiker, in alle nur bisschen bunt Linksalternative bis tatsächliche robustere Linke, in quere Menschen oder in für Narzissten nur schwer erträglich selbstbewuste Frauen (s.o.) projiziert und diese Personengruppen dürfen dann, man ist ja dazu auch noch selbst erschreckend feige, stellvertretend von den etwas robusteren "Brüdern im Geiste" verbal angeriffen oder und sogar körperlich verletzt werden. Das ist ja legitim, weil es ja aus eigener Sicht, die angeblich "Richtigen" trifft.

Überhaupt alle, die nicht so "ticken", wie man selbst und die nicht so sind, wie das selbsterklärte "Maß aller Dinge", müssen in dieser Logik irgendwie ganz schlecht, ganz gefährlich, schwerst kriminell und/ oder nur allgemein "böse" sein, damit man sich selbst wieder ganz einzigartig, ganz großartig und absolut "gut" finden kann.

Und wer dann "Opfer" dieser Form der negativen Projektion ist bzw. wer sogar im realen Leben Opfer der daraus resultierend Aggression Dritter wurde, war logischerweise immer irgendwie selbst schuld, niemals man selbst, nicht mal ansatzweise durch ein meinungspolitisches Klima, das man zuvor geschaffen hat und das derartige Angriffe dann "scheinbar" gerechtfertigt erscheinen lässt, never.

Typisch hier der Fall der verletzten Frauen, die nur Zivilcourage gezeigt hatten: sie hätten ja nach Ansicht des Gerichtes (!!)  "provoziert", sie, und nicht der robuste Hitlergrußtäter.  :liar:

Typisch für solche subtile Hetze auch o.g. "Wort zum 4. Advent" des Import- Hessen Vendeven aus Bautzen, der in genau diese Kerbe schlägt und genau in diesem Projektionsduktus subtil- indirekt zum Halali gegen ganze Personengruppen aufruft und dabei auch vor Ministern und Ministerinnen nicht zurückschreckt, aber seine Hände immer schön in Unschuld waschen will, wozu er auch gleich das passende Handtuch um den Hals trägt.  :facepalm:

Bitte höre Dir dazu auch mal in den Podcast an:

https://verschwoerungsfragen.podigee.io/34-die-psychologie-von-opferneid-und-schuldabwehr
Weiterführend empfehle ich Dir noch die Bücher von Hannah Ahrend.

HTH
« Letzte Änderung: 21. Dezember 2020, 12:51:47 von dieda »
D adaistische I lluminatinnen für die E rleuchtung D es A bendlandes

Tolereranzparadoxon: "Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, (...) dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Karl Popper
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #695 am: 21. Dezember 2020, 14:59:58 »
Natürlich hat auch der Propaganda-Sender von "Hentschke Bau" bzw. Jörg Drews eine "Sondersendung" zum Thema "Terror gegen arme thoitsche Herrenmenschen" gemacht.


Das ist auch dringend nötig!   :o


Zitat
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BAUTZEN
21.12.2020 13:40 Uhr

Bautzenerin klagt gegen Jörg Drews

Der Bauunternehmern wollte einer Bautzenerin verbieten, ihn der "Reichsbürgerei" zu bezichtigen. Nun wird das ein Fall fürs Gericht.

Von Theresa Hellwig 2 Min. Lesedauer
Bautzen. Die Bautzenerin Birgit Kieschnick und ihr Rechtsanwalt Jürgen Kasek reichen eine Feststellungsklage gegen Hentschke-Chef Jörg Drews ein. Das hat Birgit Kieschnick mitgeteilt. Das Landgericht Görlitz muss sich dann damit befassen, ob Kieschnick Drews der „Reichsbürgerei“ bezichtigen darf – oder nicht.

Sie habe „Belege für die Reichsbürgerei von Drews und Gähler“, schrieb sie dort; und meinte damit den Bautzener Bauunternehmer – und den Spielzeughändler Veit Gähler.

Gericht könnte sich mit Drews Äußerungen befassen
Wegen dieser Aussage hatte Jörg Drews Birgit Kieschnick abgemahnt und sie zur Unterlassung aufgefordert. Die Behauptung, dass Drews „Reichsbürgerei“ betreibe, sei unwahr, hieß es in dem Schreiben einer Anwaltskanzlei. Die Bautzenerin solle die Anwaltskosten von über 1.000 Euro für die Abmahnung zahlen – und für jedes weitere Mal, wenn sie Drews der „Reichsbürgerei“ bezichtigt, 5.100 Euro.

Weil Kieschnick die Unterlassungserklärung nicht unterzeichnen will, könnte Drews klagen. Ob er das tun will, ist derzeit unbekannt.

Auf der Gegenseite hat aber auch Kieschnick die Möglichkeit, juristische Schritte zu gehen – und feststellen zu lassen, dass ihre Aussage von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Das ist der Schritt, den sie nun unternehmen will. Das Gericht beschäftigt sich dann in erster Linie damit, ob es sich bei der Aussage an sich um eine Meinungsäußerung handelt. In zweiter Linie könnten auch Aussagen von Drews eine Rolle spielen – wenn das Gericht den Kontext prüft, in dem die Aussage gefallen ist.
https://www.saechsische.de/bautzen/lokales/reichsbuergerei-joerg-drews-hentschke-klage-gericht-vorwurf-5343882-plus.html
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Offline A.R.Schkrampe

Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #696 am: 24. Dezember 2020, 10:34:27 »
Der Artikel ist hinter der Bezahlschranke, aber die Kommentare bieten viel Lesestoff:

https://www.spiegel.de/panorama/corona-hochburg-sachsen-wein-party-und-saerge-a-00000000-0002-0001-0000-000174629124#kommentare