Ein paarmal hab ich mir aus Interesse Strafprozesse am hiesigen Amtsgericht angesehen. Das sind ja meistens keine schweren Fälle. Jenseits der Ersttäter, die eigentlich immer mit maßvollen Geldstrafen oder Einstellungen mit Auflage davonkamen, fiel eines auf: Im Gefängnis sitzen anscheinend vor allem Leute, die die Schuld immer bei anderen suchen und sich daher auch nicht ändern können. Jedenfalls, soweit es um die Fälle geht, die vorm Amtsgericht landen.
Der krasseste Fall war jemand, der nach einer vollständig verbüßten Gefängnisstrafe Führungsaufsicht hatte (was schon auf eine fehlende günstige Sozialprognose schließen lässt). Mit der Führungsaufsicht wollte er niemals nicht telefonieren, hielt seine Ausrede von wegen Sozialphobie für eine geniale Idee (die ihm bei seinem Auftreten aber niemand abnahm). Außerdem waren immer die Umstände schuld, warum jedes einzelne Telefonat in über einem Jahr scheiterte.
Als er dann zu 2 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wurde (Bewährungsstrafen machen ja keinen Sinn, wenn jemand nicht mal mit der Führungsaufsicht telefonieren will), bekam er einen Wutanfall, erklärte nochmal, dass man ihm ja keine Chance geben wolle, wurde verbal aggressiv, zumindest noch dem Staatsanwalt gegenüber nicht tätlich. Draußen beging er dann Sachbeschädigung und Körperverletzung zulasten den Justizangestellten. Zwischendurch riss seine Frau die Tür auf, schimpfte ebenso dass er ja gar keine Chance habe und das Gericht alles kaputt mache, und knallte die Tür wieder zu.
Naja, Peter ist halt genau so einer.
Seine Bewährung nach der Verurteilung wegen der Versicherungsgeschäften war mir von Anfang an völlig unverständlich. Einsicht hatte er Null, und er hat das auch nicht für sich behalten. Dazu ein erhebliches Vorstrafenregister. Keine Arbeit oder Familie, die ihn in bürgerlichen Strukturen halten könnte, sondern Bewunderer in seinem betrügerischen Königreichsverein, die die Fortsetzung des Spiels erwarten. Die Begründung für die Bewährung würde ich echt gerne sehen. Und was war eigentlich mit der Bewährung? Wieso gab es keine Auflagen, die eine Fortsetzung des KRD verhindert haben?
Er hat das Spiel mit wachsenden Einsätzen gespielt, solange er konnte, und dank der Bräsigkeit der Behörden und Anklage in und um Wittenberg waren das viele Jahre. Er hat, auch dank deren Untätigkeit und unabgebrachter Milde, viele Leute um ihre Ersparnisse gebracht, sie aus Familie und Freundschaften gerissen, wohl einige Kinder um Bildungschancen gebracht. Was er mit seinem Eso-Wahnsinn an Leid verursacht hat, werden wir wohl nie erfahren, aber die Zusammenarbeit mit Geistesheilern und GNM lässt Abgründe vermuten. Bedauern war fern seiner emotionalen Möglichkeiten. Er tut sich höchstens selber Leid, was sich vermutlich bereits in gesteigerter Haftempfindlichkeit ausdrückt. Der Arme!

Ich wünsche ihm, dass er in den nächsten Jahren die Chancen zur Aufarbeitung des Leids bekommt, das er angerichtet hat. Resozialisierung wird eh nicht mehr zum Ziel führen.
Besonders freuen würde ich mich, wenn es, was sehr unwahrscheinlich ist, im Nachgang zu Anklagen wegen § 258a kommt, oder jemand der DiBa Polen wegen Geldwäsche oder Begünstigung drankommt. Für Träume bin ich schließlich zuständig.
Dafür würde ich eine Menge Kerzen anzünden.