Autor Thema: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten  (Gelesen 21112 mal)

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Offline Reichhafensänger

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Good Morning Sunshine , seit langem erwäge ich hier ein (zunächst noch recht leeres) Fass aufzumachen und mache das jetzt einfach mal. Ich hoffe dass hier Zusammenhänge von aktuellen Bauernprotesten und den bauernprotestaffinen Akteuren von rechtsaussen (AfD, "Heimat" /NPD, Querdeppen,Youtubeschwurblern,Klimaleugnern,Grünenhassern und anderen) zusammengetragen werden um ein etwas übersichtlicheres Bild der offensichtlichen rechten Einflüsse in dieser Bewegung zu zeichnen.Die gegenseitige Sympathie ist offensichtlich, über die möglicherweise vorhandenen Querverbindungen dieser Szenen / Gruppierungen ist kaum etwas bekannt (mir zumindest nicht).
Seit Jahren sehe ich in meiner Gegend im Norden Schleswig - Holsteins (nur etwa zwanzig Kilometer vom  kleinen Hafen Schlüttsiel entfernt) sporadisch  die Fahne der Landvolkbewegung bei Bauerndemos z.B aber auch im Strassenverkehr . 2020 haben anlässlich einer Protestkundgebung in Nordfriesland Landwirte ihre ca. 100 Traktoren so aufgestellt dass aus der Luft diese Fahne (Weisser Pflug auf schwarzer Fahne, darüber ein rotes Schwert) zu sehen war . link :

https://www.gruene-nf.de/blog/2020/06/12/pressemitteilung-gruene-kritisieren-bauernproteste-scharf/

 Diese Bewegung galt Ende der 1920er Jahre als rechte Terrortruppe und warf auch schon mal Bomben auf unliebsame Politiker und ins Finanzamt ,im Roman "Bauern, Bonzen, Bomben" von Hans Fallada wurde die Geschichte eindrucksvoll beschrieben. Seit einiger Zeit berufen sich bäuerliche Demonstranten auf ebendiese Landvolkbewegung : link

https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/oldenburg/geschichte/agrardemo-schwarze-bauernfahne-29261.html

Und hier noch eine Zusammenfassung des aktuellen Bildes :

https://www.endstation-rechts.de/news/bauernproteste-und-umsturzfantasien


Da diese Leute offenbar gefährlich aggressiv  und nach rechts gut vernetzt sind haben sie sich einen Platz hier verdient, finde ich .
Gestern erst eskalierte es im Hafen von Schlüttsiel soweit dass immerhin der Vizekanzler und die Passagiere einer Fähre mit der Erstürmung des Schiffes durch einen offenbar gewaltbereiten Mob rechnen mussten während hunderte von Landwirten die Zufahrtsstrassen des kleinen und sehr abgelegenen Wattenmeerhafens mit Traktoren belagerten. Möchte mir nicht ausmalen was passiert wäre wenn Polizei und Schiffsbesatzung die Erstürmung nicht hätten verhindern können. Inzwischen wird in Kommentarspalten kräftig relativiert und verharmlost, so wird dieser Angriff immer wieder mit den Aktivitäten der Klimakleber gleichgestellt und Teile der Youtube Akademie träumen mal wieder sehr erregt vom Tag X währenddessen Frau Wagenknecht Verständnis für das übergriffige Treiben äussert...

Am Montag , dem 8.1 soll dann die ganz grosse Treckersause beginnen. Und nein, ich meine nicht "die Bauern", ich meine den Teil der Proteste der sich gegen die Demokratie stellt.
« Letzte Änderung: 5. Januar 2024, 23:52:56 von Reichhafensänger »
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Offline kognitiverDissonant

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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #1 am: 5. Januar 2024, 22:38:46 »
Ich habe familiäre Beziehungen zu einem norddeutschen landesverband von Anbauenden. Die wurden zum Teil heute telefonisch sehr beschimpft und bedroht wegen ihrem Statement zu Habecks Anlandung. Und das von definitiv nicht Verbandsmitgliedern. Der Ton ist definitiv rauher geworden. Alles bekloppte man.

Was mich persönlich interessiert lieber @Reichhafensänger Film oder Combo?
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Offline Reichhafensänger

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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #2 am: 5. Januar 2024, 22:56:35 »
Good Morning Sunshine  @kognitiverDissonant , interessant das zu lesen - ich denke auch dass vieles von dem was gerade im Zuge der Proteste passiert nicht unbedingt von den Landwirten und deren offiziellen Verbänden kommen muss, da halten möglicherweise einige rechtsextreme ihre Stunde für gekommen.

Hier noch der Wikipedia Artikel zum früheren Landvolk :

https://de.wikipedia.org/wiki/Landvolkbewegung_(Schleswig-Holstein)


Was mich persönlich interessiert lieber @Reichhafensänger Film oder Combo?  Der Film (und ein Teil meiner Biografie) :D
[/quote]


« Letzte Änderung: 6. Januar 2024, 00:52:47 von Reichhafensänger »
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Offline A.R.Schkrampe

Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #3 am: 6. Januar 2024, 01:31:14 »
Am Montag könnte es ja richtig heftig werden  :o

Bislang habe ich das Thema nicht sonderlich wahrgenommen und mit dem 8.1. den Beginn des Bahnstreiks verbunden (der mir als Nie-Bahnfahrer egal ist), aber als ich vorhin die Pressemitteilung der Kreisverwaltung las, daß am Montag auf Autofahrten verzichtet werden sollte und daß geraten wird, das Auto vollgetankt zu haben und Nahrungsvorräte mitzuführen, und daß die Gegend hier -allerwestlichstes Münsterland- eine der Hochburgen zu sein scheint, bin ich doch einigermaßen bestürzt.

Ebenso über die Aktion mit Habeck und daß zumindest im Norden und Nordwesten die Bauernproteste von rechts unterwandert sein sollen.

Ich lebe zwar auf dem Dorf, habe aber mit Agrariern nichts zu tun, und was die Habeck-Sache angeht, war donnerstags tagsüber in der Gegend -wir kamen vom böllerfreien Sylturlaub zurück- nichts Dräuendes zu bemerken. In einigen Dörfern im Kreis Nordfriesland hingen vereinzelt Gummistiefel und Spruchbänder, aber nach dem Einknicken der Bundesregierung tags zuvor nahmen wir an, daß das Thema sich erledigt habe.
Protestplakate gegen irgendwas mit CO2 waren häufiger zu sehen.
 
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Offline Anmaron

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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #4 am: 6. Januar 2024, 06:51:58 »
Zitat
mit dem 8.1. den Beginn des Bahnstreiks verbunden

die Zeit, ab der wieder gestreikt werden darf, weil der Weihnachtsfrieden ausläuft. Bisher habe ich nirgends Informationen gefunden, dass ab dem 8. Im Bahnbetrieb gestreikt wird.
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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #5 am: 6. Januar 2024, 07:45:22 »
Bisher habe ich nirgends Informationen gefunden, dass ab dem 8. Im Bahnbetrieb gestreikt wird.


Eher im Gegentum.

Nachdem die Bahn der GDL erst einmal die Tariffähigkeit abgesprochen hat, hat sie ihr anschließend ein Angebot unterbreitet.   :facepalm:

Vor Mittwoch wird das nix, die Ökonomen können ganz beruhigt mit der Bahn zum Streik fahren:
Zitat
Update vom 5. Januar, 16.08 Uhr: Nachdem die Bahn ein neues Angebot an die GDL gemacht hat, hat ein Gewerkschaftssprecher bestätigt, dass man es nun prüfen werde. Weitere Details sowie Informationen zu einem möglichen Streik wurden keine genannt. Der von der GDL ausgerufene Weihnachtsfrieden endet am Montag. Allerdings wird es dem Vorsitzenden des Deutschen Beamtenbundes (dbb) zufolge, frühestens am Mittwoch (10. Januar) einen Ausstand geben. Grund sei die Jahrestagung des dbb, in dem die GDL Mitglied ist. Er habe mit GDL-Chef Claus Weselsky verabredet, „dass während der Tagung in Köln keine Streiks stattfinden werden“, sagte dbb-Chef Ulrich Silberbach dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Die An- und Abreise ist sichergestellt. Was danach passiert, liegt nicht mehr in meiner Hand.“
https://www.merkur.de/wirtschaft/termin-datum-dauer-zeitraum-deutsche-bahn-db-streik-zug-lokfuehrer-gdl-arbeitskampf-januar-zr-92755896.html
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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #6 am: 6. Januar 2024, 09:44:02 »
T-online hat zur Mobilisierung der Landwirte durch Telegramkanäle aus u.a. der Reichsbürgerszene recherchiert :

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100314884/bauernproteste-reichsbuerger-arbeiten-gezielt-an-unterwanderung-.html
« Letzte Änderung: 6. Januar 2024, 11:04:31 von Reichhafensänger »
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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #7 am: 6. Januar 2024, 09:55:27 »
Der Zoll soll ja sehr humorbefreit sein, hört man?


Zitat
„Steuerbefreite land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge dürfen nicht zu privaten oder anderen nicht land- und forstwirtschaftlichen Zwecken verwendet werden. (…)

Wird ein steuerbefreites land- oder forstwirtschaftliches Fahrzeug vorübergehend zu Zwecken benutzt, die nicht begünstigt sind, handelt es sich um eine zweckfremde Benutzung, die nach § 7 Abs. 2 Kraftfahrzeugsteuer-Durchführungsverordnung (KraftStDV) unverzüglich Ihrem zuständigen Hauptzollamt anzuzeigen ist. Eine zweckfremde Benutzung liegt bereits bei einer einmaligen Nutzung zu nicht begünstigten Zwecken vor.

Aufgrund der zweckfremden Benutzung entsteht die Kraftfahrzeugsteuer, § 6 KraftStG. Die Steuerpflicht dauert, solange die zweckfremde Benutzung währt, mindestens jedoch einen Monat (§ 5 Abs. 2 Satz 4 KraftStG) und es erfolgt für diesen Zeitraum eine befristete Steuerfestsetzung durch das zuständige Hauptzollamt.“
https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Steuern/Verkehrsteuern/Kraftfahrzeugsteuer/Steuerverguenstigungen/Land-Forstwirtschaft/land-forstwirtschaft_node.html



Wenn jetzt also jemand ein oder mehrere Lichtbilder fertigen würde von Personen oder sogar Menschen, welche Geräte mit grünen Kennzeichen führen, und diese dem Zoll zukommen lassen würde als Beweismittel, so würde man das dort nicht ganz so lustig finden ...?    :whistle:
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Offline Rolly

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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #8 am: 6. Januar 2024, 10:46:11 »
T-online hat zur Mobilisierung der Landwirte durch Telegramkanäle aus u.a. der Reichsbürgerszene recherchiert :

hhttps://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100314884/bauernproteste-reichsbuerger-arbeiten-gezielt-an-unterwanderung-.html
Ein h zuviel im Link...
Da kann man doch sagen: "Beim SSL haben wir etwas gelernt!"
https://www.youtube.com/watch?v=9uZLrHiCMhQ
 
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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #9 am: 6. Januar 2024, 10:52:09 »
Zitat
Bauer sucht Stau

Heinrich Schmitz 6. Januar 2024 Politik, Recht, Recht klar
Ab Montag wollen die Bauern und einige andere Unzufriedene das Land lahmlegen. Ein Grund zur Aufregung?

Eine Kolumne von Heinrich Schmitz.

Ab dem 8.1.2024, also ab Montag, wird gestreikt, protestiert und demonstriert. Neben den Bauern will die GDL das Land lahmlegen, die Ärzte sind womöglich mit weiteren Praxisschließungen dabei und auch Handwerker sind aufgerufen, mal die Arbeit niederzulegen. Klingt nach Generalstreik, ist es aber nicht, auch wenn es sich so anfühlen könnte.

Das Demonstrationsrecht ist ein Grundrecht und es kommt nicht darauf an, ob die Demonstranten für irgendetwas Sinnvolles auf die Straße gehen. Wenn die Bauern nicht von ihren heiß geliebten Subventionen lassen wollen, dann ist das ja verständlich. Subvention ist bei Bauern ja nun seit Jahrzehnten ein unabänderliches Grundrecht. Wusstemalwiederkeiner.

Lerne klagen ohne zu leiden
Und weil das so ist, darf man das auch niemals ändern. Mein Großvater, der als Gartenmeister ebenso wie mein Vater zwar zur Landwirtschaft zählte, aber kein Bauer genannt werden wollte, fuhr seinen alten 180er Benz selbstverständlich mit Agrardiesel und wenn der gerade nicht da war, auch schon mal mit Heizöl. Irgendein Unrechtsbewusstsein? Fehlanzeige. Falls das noch jemanden anzeigen mag: der ist schon Jahrzehnt tot. Aber er sagte immer, für einen Landwirt sei nicht wichtig, zu leiden ohne zu klagen, sondern im Gegenteil immer zu klagen ohne zu leiden. Das wird dem Bauern mit der Bäuerinnenmilch weitergegeben.

Wer als Politiker nicht gelernt hat, dass es wenig Freude macht, sich mit der Bauernschaft anzulegen, der läuft Gefahr, Mist vor die Tür gekippt zu bekommen.

Merkel muss weg!
Das sieht nun auch die Ampel. Der Versuch zurückzurudern, um die Bauern zu beruhigen und vom Trecker zu holen, scheint schon gescheitert. Denn, wenn Bauer mal ehrlich ist, es geht schon gar nicht mehr um die Belastungen durch den Wegfall von Subventionen, es geht mittlerweile darum, die Regierung vom Feld zu verjagen. Flankiert von Trittbrettfahrern geht es um nicht weniger als „Merkel muss weg“. Also ich dachte zwar die wäre weg, aber es gab tatsächlich so ein Pappschild auf einer Demo. Richtig muss es jetzt heißen, „die Ampel muss weg“.

Auch wenn ich da ganz anderer Meinung bin, darf man auch unter diesem Motto demonstrieren. Ist alles vom Demonstrationsrecht gedeckt.

Nicht gedeckt ist allerdings das Blockieren einer Fähre. Das werden die Helden der Feldarbeit auch noch zu spüren bekommen, denn die Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Spoiler
Sankt Subventius
Irgendwie ist es schon lustig, dass die Bauern glauben, es sei geradezu ihre heilige Pflicht den Segen des Sankt Subventius zu fordern, gleichzeitig aber über diese Klimaaktivisten zu wettern, die ihnen den Weg zum Acker versperren.

Auch wenn es für die Legalität der Demos völlig egal ist, aus welchem Grund demonstriert wird, so darf man doch durchaus feststellen, dass die Bauern aus egoistischen finanziellen Motiven die Straßen blockieren, während die sogenannten Klimakleber dies tun, um künftigen Generationen noch ein gesundes Leben auf dem Planeten zu ermöglichen.

Hauptempfänger der Subventionen sind ja auch nicht die putzigen Kleinbauern aus „Bauer sucht Frau“, sondern die Agrarkonzerne, denen es allerdings gelingt, die Kleinbauern für ihre Interessen einzuspannen, bevor sie ihnen dann die Höfe abkaufen

Mich stören die Bauernproteste nicht. Was mich stört, ist die Gefahr, die aus dem Größenwahn entsteht, mit Gewalt oder Androhung von Gewalt eine Regierung zum Rücktritt zu zwingen. Demokratie hat ihre Spielregeln und wer die nicht einhalten will und meint, am Ende bestimme der, der den dicksten Traktor hat, will keine Demokratie. Das hatten wir schon mal und es ist nichts Gutes dabei herausgekommen.

Dass ein Bundespräsident sich zu aktuellen Themen äußert, ist in der Vergangenheit recht selten vorgekommen. Dass Steinmeier dies jetzt getan hat, zeigt, wie ernst die Lage ist.

P.S.:

Wer es mit seinem Trecker zu doll treibt, könnte später keinen Trecker mehr haben.

§ 74
Einziehung von Tatprodukten, Tatmitteln und Tatobjekten bei Tätern und Teilnehmern

(1) Gegenstände, die durch eine vorsätzliche Tat hervorgebracht (Tatprodukte) oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind (Tatmittel), können eingezogen werden.

(2) Gegenstände, auf die sich eine Straftat bezieht (Tatobjekte), unterliegen der Einziehung nach der Maßgabe besonderer Vorschriften.

(3) 1Die Einziehung ist nur zulässig, wenn die Gegenstände zur Zeit der Entscheidung dem Täter oder Teilnehmer gehören oder zustehen. 2Das gilt auch für die Einziehung, die durch eine besondere Vorschrift über Absatz 1 hinaus vorgeschrieben oder zugelassen ist.


Heinrich Schmitz
Heinrich Schmitz ist Rechtsanwalt, Strafverteidiger und Blogger. In seiner Kolumne "Recht klar" erklärt er rechtlich interessante Sachverhalte allgemeinverständlich und unterhaltsam. Außerdem kommentiert er Bücher, TV-Sendungen und alles was ihn interessiert- und das ist so einiges. Nach einer mit seinen Freital/Heidenau-Kolumnen zusammenhängenden Swatting-Attacke gegen ihn und seine Familie hat er im August 2015 eine Kapitulationserklärung abgegeben, die auf bundesweites Medienecho stieß. Seit dem schreibt er keine explizit politische Kolumnen gegen Rechtsextreme mehr. Sein Hauptthema ist das Grundgesetz, die Menschenrechte und deren Gefährdung aus verschiedenen Richtungen.
[close]
https://diekolumnisten.de/2024/01/06/bauer-sucht-stau/
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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #11 am: 6. Januar 2024, 12:00:48 »
Das Abschreiben von „Mob“ ist aber auch schwer!


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Zitat
Landwirtschaftliche Einkommen

Die reichsten Bauern in Deutschland – sind gar keine Bauern

Den reichsten "Bauern" gehören die großen Agrarholdings. Die Namen der gerne im Verborgenen agierenden Großeigentümer lesen sich beinahe wie das „Who's Who“ der Industrie und des Handels: Von dort kommt auch das Kapital. Doch sie bekommen auch viel Geld - nämlich aus Brüssel.

Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Donnerstag, 23.12.2021 - 13:59 (Jetzt kommentieren)
Eine Statistik über die reichsten Bauern in Deutschland gibt es nicht. Und auch auf die Liste des Forbes Magazins der reichsten Menschen der Welt, haben sie es nicht geschafft.

Dabei konzentrieren sich diese Holdings ganz besonders auf den Osten, während ihre Eigentümer oft Milliardäre oder Multimillionäre aus der Industrie und dem Handel sind.
Auch mit anderen offiziellen Statistiken – etwa über die größten Agrarbetriebe oder die reichsten Landwirte in Deutschland - sieht es eher mau aus. Außerdem: Anders als in China, Russland oder in den USA, spricht man in Deutschland nicht so gerne über Geld – wenn man denn welches hat. Einen Anhaltspunkts dürften jedoch die sogenannten Agrarholdings liefern.

Hier hat das Statistische Bundesamt erstmals mit der Landwirtschaftszählung 2020 die Strukturen erfasst. Daraus geht dann hervor wie viel Fläche diese Riesenbetriebe wirklich bewirtschaften – und wie groß die einzelnen Holdings wirklich sind. Wie viele Betriebe ihnen aber wirklich gehören, sagt diese Statistik leider nicht.

Dennoch kann man aus der Statistik einiges erfahren: Von den insgesamt 262.800 landwirtschaftlichen Betrieben die die  Landwirtschaftszählung 2020 erfasst hat, waren knapp 4 Prozent oder 10.200 juristische Person oder Personengesellschaften. Von dieser Gruppe gehörten wiederum 3.700 Betriebe oder 36 Prozent einer sogenannten Unternehmensgruppe an, sagt Destatis – oder anders gesagt einer Agrarholding.
Spoiler
Diese Holdings bewirtschaften insgesamt eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von 1,84 Millionen Hektar. Das sind mehr als 11 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland.

Dabei konzentrieren sich diese Großunternehmen ganz besonders auf den Osten, während ihre Eigentümer oft Milliardäre oder Multimillionäre aus der Industrie und dem Handel sind. Im Osten bewirtschaften sie – je nach Bundesland – zwischen 19 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 37 Prozent in Thüringen der gesamten Nutzfläche dieser Länder.

Und um diese hohen Flächenanteile noch einmal zu verdeutlichen: Je nach Bundesland haben die Holdings insgesamt zwischen 230.000 Hektar und knapp 300.000 Hektar "unter dem Pflug".

Die reichsten "Bauern" kommen aus Industrie und Handel
Mähdrescher.
© stock.adobe.com/yury Nach der Pleite der KTG Agrar übernahm die neu gegründete Deutschen Agrar Holding (DAH) den Großteil der KTG-Flächen und der Biogasanlagen und bewirtschaftet sie weiter. Sie ist die größte Holding.
Typisch ist dabei: Das Geld mit dem die Holdings zusammengekauft werden, stammt in der Regel aus völlig anderen Quellen als aus Landwirtschaft.

Die Namen der gerne im Verborgenen agierenden Großeigentümer lesen sich beinahe wie das „Who's Who“ der Industrie und des Handels: Die bekannteste deutsche Agrarholding war sicherlich die untergegangene KTG-Agrar mit Siegfried Hofreiter an der Spitze. Das börsennotierte Groß-Unternehmen bewirtschaftete vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zeitweise bis 45.000 Hektar Land. Davon 20.000 Hektar als Eigentum.

Nach der Firmenpleite 2016 der KTG-Agrar übernahm die neu gegründete Deutsche Agrar Holding (DAH) einen Großteil der KTG-Flächen und der Biogasanlagen und bewirtschaftet sie bis heute weiter. Die DAH ist ein Tochterunternehmen der Gustav Zech Stiftung, mit Sitz in Bremen. Dahinter steckt wiederum eine Bau- und Beteiligungsfirma. Auch der Versicherungskonzern MunichRe kaufte aus der Vermögensmasse von KTG Agrar reichlich Land und später auch noch weitere Betriebe.

Große Investoren mit vielen tausend Hektar sind außerdem das Pharma-Unternehmen Merkle, der Remondis-Gründer Rethmann, der Heiztechnik-Hersteller Martin Viessman, sowie Möbelfabrikant und Mischkonzernbesitzer Steinhof. Dazu kommen der Großindustrielle Silvio Dornier, der Einzelhändler Aldi Nord und die Eigentümer des Logistik-Unternehmens Fiege. Um nur einige zu nennen.

Einen Weg gibt es jedoch, die Eigentümer und Flächen, die hinter den Holdings stecken, ausfindig zu machen – und damit zumindest einen Teil des Geldes das in diese Unternehmen fließt. Das sind die Direktzahlungen, die an alle landwirtschaftlichen Betriebe gehen.

Vor einiger Zeit veröffentlichte die Bundesregierung erstmals eine Übersicht zu den Strukturen großer Agrarholdings in Deutschland und die auf die zahlreichen Tochterunternehmen entfallenden EU-Agrarzahlungen.

Danach ist die DAH Holding mit Hauptsitz im brandenburgischen Oranienburg mit über 36 landwirtschaftliche Tochterunternehmen die größte deutsche Agrar-Holding – oder anders gesagt: Sie verfügt über die meisten Flächen. Im Jahr 2019 flossen rund 5,36 Millionen Euro an EU-Agrarzahlungen aus der ersten Säule an die DAH.

Deutlich dahinter rangiert die in Winsen an der Aller ansässige Lindhorst-Gruppe. Auf ihre 19 Tochterunternehmen entfielen im Jahr 2019 Direktzahlungen im Gesamtumfang von etwa 3,38 Millionen Euro.

Auf immerhin 3,01 Millionen Euro kamen die sieben landwirtschaftlichen Tochterunternehmen der Lukas-Stiftung. Diese Stiftung gehört der Familie Albrecht und sie hält gemeinsam mit zwei weiteren Familienstiftungen 100 % der Anteile an Aldi Nord.

Auf Position vier rangiert die Steinhoff-Gruppe in Westerstede: Sie hat 23 Tochterunternehmen. Diese bekamen rund 3 Millionen Euro aus Brüssel überwiesen. Die EU-Zahlungen an die 19 Töchter der Baltic Agrar mit Sitz im schleswig-holsteinischen Fleckeby beliefen sich immerhin auf rund 2,2 Millionen Euro.

Im Übrigen kassieren auch die Südzucker AG rund 1,8 Millionen Euro Direktzahlungen und der Energikonzern RWE bekam immerhin 330.000 Euro Dirktzahlungen. Fpür die übrigen Holdings hat die Bundesregierung in der oben genannten Anfrage leider keine Zahlen genannt – oder  wegen der oftmals zahlreichen dazu gehörenden Agrarbetriebe keine Übersicht zusammentragen können. Wenig Geld dürfte jedenfalls an "diese Bauern" auch nicht geflossen sein.
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https://www.agrarheute.com/management/finanzen/reichsten-bauern-deutschland-gar-keine-bauern-588842
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Offline Peta1

Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #12 am: 6. Januar 2024, 12:34:09 »
Nun gut. Ich kenn mich nicht mehr aus. Ich darf das, denn ich bin Ösi.
Also: Werden die Bauernproteste jetzt von den Rechten vereinnahmt, oder. kriegen Eure Bauern das nicht mit? Oder dulden sie es, da dann der Druck höher wird?
Oder doch nur alles Theaterdonner?
Montag passiert nix?
Sicher ist in jedem Fall: Moskau wird's freuen. Destabilisierung ist ja deren Hauptgeschäft.
Und: Ausnahmsweise ist kein Österreicher schuld. ;)
Schönes Wochenende
Peta1
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Offline kairo

Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #13 am: 6. Januar 2024, 13:15:42 »
Das Abschreiben von „Mob“ ist aber auch schwer!



Aber ein Mop ist nun mal kein Mob. Ich verstehe die Aufregung nicht.
 
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Offline Leonidas

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Re: Landvolkbewegung 2.0 Bauernproteste und Rechtsextremisten
« Antwort #14 am: 6. Januar 2024, 15:19:04 »
Das Abschreiben von „Mob“ ist aber auch schwer!



Aber ein Mop ist nun mal kein Mob. Ich verstehe die Aufregung nicht.
Die sind als Kind in der Schule wahrscheinlich nicht gemobbt gemoppt, sondern geblockert worden.  ;D
Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
 
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