Na, ja, ganz so falsch ist das nicht, was den (früheren) täglichen Sprachgebrauch und die Etymologie angeht. Die rechte Hand ist die „richtige“ (einfach weil die meisten Menschen Rechtshänder sind, also muß es nach alter Auffassung auch richtig sein, der Sohn sitzet zur rechten Hand Gottes, die Ehefrau läuft rechts, jede andere links vom Mann oder wird „zur linken Hand angetraut“, jemand ist „linkisch“ also ungeschickt etc. Vor Gericht wird „Recht“ gesprochen, also wie es richtig ist u.s.w.
Sprachgebrauch im Parlament, also der Politik, seit der Franz. Revolution hin.
Spoiler
rechts, adv. recte; dextra, ad dextram; der adverbial gebrauchte genitiv des adj. recht, wie sein gegensatz links erst der späteren sprache recht eigen, in vollerer form rechtes, vgl. theil 6, 1049. 1
1) rechts, in ältester verwendung richtig:
wand sô ichʒ rehtes kan erkunnen,
son ist niht under der sunnen,
eʒ ensî îtel und unstæte.
Lamprecht v. Regensburg tochter Syon 332;
so hat sie schlechts und rechts darausz beschlossen (einen schlusz gezogen). Fischart bienk. 110a. 2
2) gewöhnlich als adverb der richtung, wie links, welches auch wegen der belege zu vergleichen; früher stand dafür auch recht, vgl. oben sp. 390. 2@a
a) rechts, zur rechten, auf der rechten seite (vgl. links 1): rechts, ad dextram. Steinbach 2, 289; wir gingen rechts, dextrorsum nos vertebamus. ebenda; sich rechts wenden. rechts gehen. das dorf blieb rechts liegen. Adelung;
tritt er als ministrant
dem priester zum altar voran
das meszbuch in der hand,
und knieet rechts und knieet links,
und ist gewärtig jedes winks.
Schiller hist.-krit. ausg. 11, 253;
an substantiven gebrauch rührend:
den tanz mit rechts und links, sie kann ihn ganz allein,
wie sichs gehört.
Göthe 7, 28;
durch zusätze näher bestimmt: rechts vom letzten hause des dorfes führt ein fuszweg durch die wiesen; rechts des fuszsteiges ist eine art von .. wall. Göthe 43, 182; rechts ab ad dextram Stieler 2; rechts um, auf der rechten seite herum; sich rechts und links um drehen; zusammengerückt rechtsum dextrorsum Steinbach 2, 896, s. unten; in kommandorufen: rechts abgeritten! (beim exerciz zu pferd). Böckler kriegsschule 290; sprichstu, rechts umb, so wenden sie (die musketiere) die gesichter und leiber auf die rechte hand. 302; rechts her stellt euch! 303; rechts schwengt euch! 306;
rechts um! (gefreiter zu den kürassieren).
Schiller Wallensteins tod 3, 16;
/Bd. 14, Sp. 423/ in freierem oder bildlichem gebrauche: o! über die leichtgläubigen männer! ... wenn nur etwas auf ihrem wege ist, so kann man es ihnen sehr leicht aufbürden! aber dafür sehen sie sich auch ein andermal weder rechts noch links um, und wissen nichts zu schätzen, als was sie vorher mit dem stempel einer willkürlichen leidenschaft bezeichnet haben. Göthe 20, 107; da nun den menschen eigentlich nichts interessirt als seine meinung, so sieht jederman, der eine meinung vorträgt, sich rechts und links nach hilfsmitteln um, damit er sich und andere bestärken möge. 22, 245; ebenso verfuhr er (Lavater) mit künstlern; er rief einen jeden auf, ihm für seine zwecke zeichnungen zu senden ... gleicherweise liesz er rechts und links in kupfer stechen. 48, 106; für die feindseligkeit von rechts und links. Sybel gesch. der revolutionszeit 1, 117. 2@b
b) rechts, als neueres wort der politischen sprache, in bezug auf regierungstreue und staatserhaltende gesinnung: er steht weit rechts; sein standpunkt neigt sich sehr nach rechts; er ist, wie seine ganze familie, ausgesprochen rechts gesinnt. es geht darauf zurück, dasz im parlament zur rechten des präsidenten die regierungsparteien, zur linken die gegenparteien ihre sitze genommen haben, ein ursprünglich französischer brauch der restaurationszeit, vgl. unter link 5, c theil 6, 1047. 2@c
c) rechts, bei dingen, die gewendet werden können, von der oberen oder sichtbaren seite, vgl. dazu recht 2, d oben sp. 390: wann die kellerin uns das bett soll machen, so msz sie gar eben lgen, das sie das underlilach rechts leg, das die nät gegen dem bett sei. Keisersberg post. 3, 40; ein kleiderstoff, der rechts und links gleich gewebt ist. 2@d
d) rechts sein, namentlich in bezug auf den gebrauch der hände (vgl. links 4): ambidexter, der die link hand wie die recht kan brauchen, links und rechts ist. Dasyp.; daher alle völker der erde rechts sind (die rechte hand vorzugsweise gebrauchen). Kant 3, 119; weil ich überzeugt war, dasz der ganze zauber in dem ring verborgen liege, so beschlosz ich ihn abzufeilen ... glücklicherweise war ich links, und ich hatte in meinem leben niemals etwas rechts gemacht. Göthe 23, 103;
jedoch zwo lanzen zugleich warf
Asteropaios, der held, der rechts mit jeglicher hand war.
Ilias 21, 163.
2@e
e) rechts und links heiszt ein kartenspiel, sonst landsknecht.