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Beim MDR haben sie ihn deshalb zum Plaudern einbestellt. Mal wieder. Hahne ist Stammgast auf dem „Riverboat“, in dieser „wunderschönen Sendung“ fühle er sich „immer wohl“. Hahne, sagt Brinkbäumer zu Beginn des Gesprächs, habe „etwas hervorgerufen, was wir in dieser Form selten erleben, nämlich einen Sturm der Begeisterung, ebenso wie einen Sturm der Ablehnung, als wir ihn nur angekündigt haben“. „Selten“ bedeutet in diesem Fall wahrscheinlich: Meist dann, wenn Peter Hahne angekündigt wird.
Als der MDR kürzlich mitteilte, dass Hahne komme, gab es ein bisschen Aufregung im Internet, was nicht so wundert: Aufregung gab es auch schon, als Hahne 2022 als Gast fürs „Riverboat“ annonciert wurde. Dieses Mal hatte der Sender darauf reagiert, indem er auf Facebook versprach, es solle „natürlich auch um die Kritik an seinen Thesen“ gehen, was aber, so im Nachhinein betrachtet, eher ein Witz gewesen sein muss. „Warum so wütend?“, fragt Brinkbäumer Hahne anfangs, als wäre es eine Einzelsitzung Psychotherapie. Und ob der Protest gegen seine Person „an den polarisierten Zeiten“ liege oder an ihm. Von da an kann Hahne quasi sagen und behaupten, was er will.
Hahne kann auf dem MDR-„Riverboat“ den Verfassungsschutz „Haldenwangs Stasi“ nennen, ohne dass jemand offenkundig etwas dagegen hätte.
Hahne kann witzeln, dass er gerade von der Nordsee komme, wo die „Klimaerwärmung“ so „dramatisch“ sei, „dass es drei Grad war“ … hahaha, Gelächter, Applaus.
Hahne kann sagen, „die Schulklassen“ in Deutschland seien „zu 99 Prozent mit Migranten …“ – er lässt das Verb weg, will aber wohl sagen, dass an den Schulen ja nur noch Ausländer wären. Niemand hakt ein. Hahne meint es ja auch gut, klaro: Diese Migranten sollten „doch erst mal normales Deutsch lernen, bevor wir die mit diesem Irrsinn …“ – wieder kein Verb, damit hat er’s nicht so. Mit „Irrsinn“ aber meint er, natürlich: Gendern. Applaus.
(Übers Gendern hat Hahne auch schon 2022 beim „Riverboat“ geredet. Auch da behauptete er, es sei „behinderten- und ausländerfeindlich“. Es ist einer der vielen Gassenhauer, die er immer wieder anstimmt, was auch lustig ist vor dem Hintergrund, dass Hahne eigentlich fordert, man sollte sich weniger ums Gendern kümmern, sondern um wirklich wichtige Sachen.)
„Bis zu 80 Prozent“ der Menschen hätten kein Vertrauen mehr in Medien und Politik, behauptet Hahne. Es ist einer der wenigen Momente, in denen Brinkbäumer aufwacht. Er sagt dann, was ein MDR-Programmdirektor so sagt: Dass der Mitteldeutsche Rundfunk im Sendegebiet die zweithöchsten Vertrauenswerte habe, nach der Polizei! Bei anderen ARD-Anstalten sei das ganz ähnlich. Und das Vertrauen in Medien sei nicht so niedrig, wie Hahne es beschreibe. Wobei natürlich dennoch möglich ist, dass dieses Vertrauen sinkt, wenn man sieht, wie einfach sich in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow rechtspopulistisches Geschwätz unterbringen lässt.
Man kann es ärgerlich finden, dass jemand wie Hahne immer wieder ins MDR-„Riverboat“ eingeladen wird; seit 2016 war er dort (bis auf eine Ausnahme 2023) jedes Jahr willkommen. Ärgerlicher und beunruhigender aber ist doch, wenn man ihn schon einlädt, dass er dann selbst mit dem größten Schmus durchkommt, nahezu unwidersprochen. Und dafür vom Publikum und teilweise von anderen Talkgästen auch noch mit viel zustimmendem Applaus bedacht wird.