Von Hass hast du allerdings recht originelle Vorstellungen.
Manuel hat auch von Kindererziehung recht originelle Vorstellungen.
Manuel in Sprachnachricht 4: "Man kann keine Kinder schlagen, um ihnen zu zeigen, dass Kinder schlagen falsch ist. Das ist paradox."
Auch Manuel in Sprachnachricht 4: " Wenn man Kindern beibringen will, dass sie nicht lügen sollen, dann nutzt man etwas, das nennt sich 'Universalitätsprinzip': Man sagt 'Okay, Du lügst. Dann ist das jetzt der neue Standard. Dann belüge ich Dich jetzt auch.' Und dann lernt das Kind ganz schnell, das Lügen nicht funktioniert."
Zitate nicht wörtlich, weil ich eine Foren-Diskussion über Sprachnachrichten sehr unhöflich finde,
@Manuel Kracht , denn hier im Forum wird geschrieben, nicht gesprochen.
Jedenfalls: Wenn man Kinder schlägt, um ihnen beizubringen, dass Schlagen falsch ist, dann ist das paradox. Wenn man Kinder aber belügt, um ihnen beizubringen, dass Lügen falsch ist, dann ist das eine neue Erziehungsmethode, über die wir uns alle mal belesen sollten.
Aha.
Stichwort "belesen": Die Herren Hobbes und Locke kennt Manuel nicht und weiß daher nicht, was die sich so überlegt haben. Die beiden lebten, wie schon gesagt, im 17. Jhd. und gelten (mit Rousseau) als Begründer des sog. "Kontraktualismus", also der Idee des Gesellschaftsvertrages. Die Grundstruktur ihrer Argumentation "Naturzustand -> Gesellschaftsvertrag -> Gesellschaft" lässt sich auch wunderbar auf die hier zu beobachtende Diskussion anwenden.
Manuel hat nämlich festgestellt, dass ich glaube, dass Menschen sich unsolidarisch verhalten. Er glaubt aber, dass Menschen sich solidarisch verhalten.
Weil ich Wissenschaftler bin, gucke ich kurz in die Welt und sehe (die Methode nennt sich "empirische Beobachtung"): Menschen verhalten sich unsolidarisch. Tja.
Jedenfalls: Man könnte sich ja mal über die beiden Herren belesen. Ich empfehle zum Einstieg Sekundärliteratur, also z.B. Zusammenfassungen. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es da bestimmt gutes Material für den Schulunterricht, das wäre zum Einstieg vielleicht was.
Ansonsten widerspricht er sich beim "Versicherungsbeispiel" sehr, sehr oft. Weil hier leider kein Text ist, sondern nur eine unhandliche Sprachnachricht, zusammenfassend: Manuel hat kein Problem mit Zwang, sein Problem ist, wenn der Zwang von einer zentralen Gewalt kommt. Man soll z.B. eine "Feuerversicherung" zur Voraussetzung der Miete von Wohnraum machen. Und der Vermieter kann aufgrund seiner Vertragsfreiheit entscheiden, den Wohnhraum nicht zu vermieten, wenn der Mieter keine Feuerversicherung hat. Wenn derjenige, der keine Feuerversicherung hat, dann nur in einer Obdachlosenunterkunft unterkommt, dann hat er Pech gehabt.
Ich übernehme mal Manuels Ansicht, dass die meisten Menschen vernünftig und solidarisch sind. Und dann rede ich über Anreize, weil Manuel Anreize wichtig findet (hat er in der zweiten Nachricht gesagt).
Die allermeisten Menschen sind vernünftig.
Daher erkennen Sie den Wert einer Feuerwehr. Also bezahlen sie für Einrichtung und Betrieb einer Feuerwehr. Sie geben dafür monatlich oder jährlich Geld aus.
Es gibt aber ein paar wenige Menschen, die den Wert einer Feuerwehr nicht erkennen. Obwohl sie das Geld hätten, geben sie kein Geld für die Feuerwehr aus.
Diese Menschen bekommen nun aber keine Wohnung.
Manuel sagt, dass man hier Menschenrechte auch mal einschränken darf. Damit die Menschen lernen.
Wer aber soll für die Notunterkunft bezahlen? Die Gemeinschaft? Oder die Menschen in der Notunterkunft?
Man würde jetzt sagen: Die Menschen in der Notunterkunft. Sie wohnen ja schließlich darin. Und das müssten sie nicht, wenn sie das Geld, was sie ja haben, für die Feuerversicherung bezahlten.
Man kann sie aber nicht zwingen.
Was also, wenn sie am Ende nicht zahlen? Dann muss die Gemeinschaft einspringen.
Warum sollte die Gemeinschaft einspringen? Damit setzt die Gemeinschaft einen Anreiz, sich unsolidarisch zu verhalten.
Variante 1: Der in der Notunterkunft zahlt. Dann hat der in der Notunterkunft weniger Geld als vorher.
Variante 2: Die Gemeinschaft zahlt. Dann spart der in der Notunterkunft sowohl die Feuerversicherung, als auch die Miete.
Variante 3: Die Gemeinschaft setzt den in der Notunterkunft auf die Straße fällt aus wegen Menschenrechten.
Damit setzt die Gemeinschaft einen Anreiz, nicht zu zahlen. Weil außer dem Ruf keine negativen Konsequenzen folgen.
Und warum sollten die Vernünftigen für die Notunterkunft zahlen? Die Vernünftigen zahlen ja schon für die Feuerversicherung. Und der eine Unvernünftigte könnte das ja auch. Wenn die Vernünftigen dann sagen "Kein Problem, musst Du nicht, machen wir für Dich!" dann setzen sie damit für alle anderen einen Anreiz, sich unvernünftig zu verhalten.
Und schon löst sich die ganze Gemeinschaft auf.
Kein gutes Bild.
Mein Gegenentwurf wäre: Alle zahlen für die Feuerwehr, ob sie wollen oder nicht. Dann gibt es für alle eine Feuerwehr. Das ist sehr viel einfacher und am Ende müssen wir uns nicht fragen, ob wir die Häuser derjenigen löschen, die nicht zahlen wollen. Weil wir das Geld ohnehin bekommen.
Steuern machen die Welt einfacher.
Zum Stichwort Komplexitätsreduktion lese man übrigens Luhmann. Wenn man ihn versteht, ich habe mir sagen lassen, er sei zuweilen etwas mühsam zu lesen. Selbst habe ich es im Original bislang nicht versucht.
Und jetzt kam noch etwas Text. Darauf gehe ich natürlich gern ein.
Ein Gericht ist kein Philosophieseminar. Wenn der Richter sich an die Vorschriften hält, dann macht er das, was man von ihm erwartet, und das hat mit Hass nun wirklich überhaupt nichts zu tun.
Also erstmal: Ich meinte eure Reaktion, nicht die des Richters. Aber reden wir mal über den Richter:
Der Richter ist durch seinen Eid daran gebunden, die Wahrheit zu ergründen. Er ist an Gesetz und Recht gebunden. Wenn die Vorschrift ihm die Erfüllung seines Eides unmöglich macht, dann ist die Vorschrift Mist. Was also wiegt schwerer: Sein Eid, der Wahrheit und dem Recht zu dienen, oder der Befehl von oben? Ich habe festgestellt, dass es offenbar letzteres ist, und wenn ihr das gut findet, dann seid ihr die Faschisten.
Tatsächlich sind Richter ausschließlich dem Gesetz unterworfen, Art. 97 GG. Das "Recht" in "Recht und Gesetz" unserer Verfassung (unseres Gesellschaftsvertrags) ist anders definiert, als Du es definierst. Du kannst natürlich eine andere Definition verwenden. Damit verlässt Du aber den Diskussionsgrund. Wir können nur solange über einen Tisch diskutieren, wie wir uns einig sind, das Tische keine Stühle sind.
Die Vorschrift, die dem Richter erlaubt hat, Dich als nicht anwesend zu werten, ist übrigens eine, die ihm die Arbeit erleichtert. Damit er sich mit anderen Fällen befassen kann, Du bist ja nicht der einzige, der an dem Tag etwas von ihm wollte. Er hat aber nur ein begrenztes Kontingent an Zeit. Vielleicht hast Du in der Situation einfach soviel Ruf verloren, dass der Richter keine Lust hatte, sich weiter mit Dir zu befassen? In der Anarchie wäre das genau so gelaufen.
Im Übrigen ist es bei Gericht so ähnlich wie beim Fußball. Der Schiedsrichter hat immer Recht, auch wenn er nicht Recht hat. Gerade dann.
Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Da sieht man mal, wie viel die Ausbildung in aggressiven Rechtswissenschaften schon kaputt gemacht hat.
Doch, hat er. Und er hat Recht damit. Ich erkläre Dir auch gerne, warum.
Die Welt ist kompliziert. Wir alle hätten die Welt gerne einfacher. Damit wir uns zurecht finden. Luhmann und die Komplexitätsreduktion hatte ich ja schon kurz erwähnt.
Dabei hilft uns z.B. dass irgendwann Schluss mit Diskutieren ist. Sonst kommen wir nämlich zu nichts. Irgendwann muss eine Entscheidung getroffen werden, sonst passiert ja nichts. Auch bei einer Schiedsvereinbarung kommt ja am Ende ein Schiedsspruch heraus, über den dann nicht weiter diskutiert wird, sondern der umgesetzt wird. Oder warum sonst sollte ich mich einer Schiedsvereinbarung unterwerfen?
Und genau darauf spielte der Kollege
@kairo an: Irgendwann wird eine Entscheidung getroffen und die ist dann so. Einer hat immer das letzte Wort. Auch, wenn man in modernen Rechtsstaaten einen Instanzenzug hat, um Entscheidungen zu überprüfen, Fehler wo möglich zu vermeiden und auch Schiedsrichter einen nachträglichen Videobeweis auswerten müssen (und um dem gesamten Verfahren mehr Legitimität zu verschaffen, wiederum Luhmann) – irgendwann ist Schluss.
Und das ist gut so. Denn sonst würden wir heute immer noch darüber streiten, ob England in der Weltmeisterschaft 1966 in Wembley nun 4:2 oder 3:2 gewonnen hat. Und ich glaube, wir haben weit Wichtigeres zum Diskutieren. Steuern und warum sie besser sind als Anarchie zum Beispiel.
Wieder 6 neue Antworten. Uff.
Wenn die Vorschrift ihm die Erfüllung seines Eides unmöglich macht, dann ist die Vorschrift Mist.
Das zu beurteilen, ist Sache des Richters und nicht Deine. Im übrigen: Was hindert Dich, Deine Aussage mit Maske zu machen?
Das sieht Art. 4 Abs. 1 GG aber anders. Wie sonst will man einen Rechtsbankrott erkennen, wenn der Richter immer Recht hat? Auch die Nazi-Richter hatten immer Recht, bis sie es dann nicht mehr hatten.
Wir sind uns aber hoffentlich einig, dass "setz bitte eine Maske auf, wie viele Handwerker das vor der Pandemie tagtäglich bei ihrer Arbeit tun" etwas anderes ist als Menschen umzubringen, oder? Langsam wird's wirklich lächerlich.
Der Richter ist durch seinen Eid daran gebunden, die Wahrheit zu ergründen. Er ist an Gesetz und Recht gebunden.
Mit dem Recht, was nicht Gesetz ist, sind überpositive Rechtsgrundsätze gemeint, nicht das gesunde Volksempfinden.
Nein, mit dem Recht, was nicht Gesetz ist, sind z.B. Verordnungen gemeint. Oder Satzungen. Oder Verträge. Oder Gewohnheitsrecht. Sämtliche genannten Typen lassen sich positivistisch erklären.
Mit positiv/überpositiv hat das nichts zu tun.
Edit: Ganz am Anfang ein Zitat als Bezug gesetzt.