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#allesaufdentisch: Jan Josef Liefers will immer und überall seine Meinung sagen können
Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl ist Liefers Experte, der den Medien bereits im Vorfeld Maßlosigkeit und Einseitigkeit in der Berichterstattung zur Pandemie vorgeworfen hatte. Das Framing für das Gespräch liefert jedoch der Schauspieler in Minute 1: „Ich bin ja in der DDR groß geworden und habe vielleicht auch ... ein paar Erfahrungen, die einfach noch so in mir drin sind und die sich dann auch Bahn brechen in solchen Situationen, wie wir sie in den letzten anderthalb Jahren hatten. Also... Wir wollen über Medien ja heute sprechen.“ Aha, da macht es doch gleich klick, wenn die DDR in maximal zwei Atemzügen mit den heutigen Medien in Verbindung gebracht wird, selbstverständlich, ohne dies explizit zu benennen. Man will ja kein „Querdenker“ sein.
In den Zeitungen in der DDR habe „überall dasselbe“ drin gestanden, froh sei er gewesen, als das vorbei war. Auch habe es nicht diese Freiheit gegeben, seine Meinung zu sagen beziehungsweise unterschiedliche Meinungen zu vertreten. „Sehr schön“ fand er das, als plötzlich alles anders war. Doch dann, „auf einmal“, sei sie wieder da gewesen, diese „Einstimmigkeit, diese Einhelligkeit in der Meinung und in der Einschätzung“; den Medien sei es um die „Beschaffung von Zustimmung“ zu den Corona-Maßnahmen der Regierung gegangen.
#allesaufdentisch: Liefers will kein „Querdenker“ sein
Russ-Mohl hat sich ebenso auf die Medien eingeschossen, sonst wäre er ja auch nicht Experte bei #allesaufdentisch. Dem Corona-Thema sei zu viel Aufmerksamkeit geschenkt worden, an Karl Lauterbach sehe man beispielhaft, wie mit „Panikmache Prominenz“ zu gewinnen sei. Aber die Medien - logo - würden natürlich gefüttert: „Hinter jedem Journalisten stehen vier bis fünf Public Relation-Experten, vier bis fünf Öffentlichkeitsarbeiter, die nichts anderes tun, als dafür sorgen, dass ihre Auftraggeber mit ihren Themen in die Medien hereinkommen.“ Sauber, wie das Bild der manipulierten Journalistin gezeichnet wird, die nichts anderes sein kann als Erfüllungsgehilfin einer ihr übergeordneten Macht. „In der guten alten Zeit“ war das natürlich anders und besser, was Russ-Mohl sagen muss, um den Borgen zu Corona wieder hinzubekommen.
Und Liefers? Der will nach wie vor kein „Querdenker“ sein, nur weil er „nicht Gefolgschaft leistet“, wie er es formuliert. Gefolgschaft klingt nach Untertan, womit wir wieder bei der DDR wären. Was er weiter als Übel markiert, ist der „Applaus von der falschen Seite“ - „ich kenne es aus der DDR“ (sic) -, der das „große Schreckgespenst“ bzw. „Totschlagargument“ sei. Weiter würde man jedoch kommen, wenn man diesen einpreise. Aus den Händen müsse man der „falschen Seite“ die Inhalte nehmen, sie dürfe nicht „unsere Debatte“ bestimmen oder entscheiden, was wir sagen und was nicht.
#allesaufdentisch: Liefers bekommt den Applaus, den er verdient
Zunächst einmal: Wenn die „falsche Seite“ klatscht, dann tut sie dass, weil das Kommunizierte mit deren Inhalten kompatibel ist. Das ist kein Totschlagargument, sondern Fakt. Was Liefers von sich gibt, ist nun einmal schon alleine durch das Framing „Querdenker“-Sprache, entsprechend schiebt er sich in diese Ecke selbst. Er wählt die DDR als Begleiterin seiner Aussagen und stellt eine Assoziationskette her, weil, das weiß Liefers ganz genau, die DDR mit Diktatur, Unfreiheit und Unterdrückung verbunden wird - und das die Keywords der „Querdenker“-Truppe sind.
Es ist also ganz einfach: Wer Dinge so sagt und wohl auch so meint, wie es die Rechten und die „Querdenker“ auch sagen und meinen, der bekommt den Applaus, den er verdient. (Katja Thorwarth)