Starker Kommentar von Wolfi:
Hier muss ich ein paar Bedenken vortragen.
Sicherlich geht es vielen Menschen zunächst so wie Wolfi und sie geraten in verständliche Wut, wenn aufgestachelte Irre zu Mördern mutieren. Und dass solche schrecklichen Taten und alle Umstände, die zu ihrem Entstehen führten, endlich stringent untersucht werden müssen, liegt auf der Hand. Wolfi schäumt zu Recht, auch mir steigt angesichts der vorhersehbaren Untat und ihrem blutigen, für einen jungen Menschen endgültigen Ergebnis der Zorn ins Gesicht.
Trotzdem läuft Wolfi in eine Falle. Ich verstehe sehr gut, dass er an einem Tag, der für ihn persönlich ohnehin ein außergewöhnlich gefühlsbeladener und aufwühlender Lebensmoment war (Geburt des zweiten Kindes) selbst in einer emotionalen Ausnahmesituation war und übermäßig heftig reagierte. Zudem war und ist ihm die unverhohlene Drohung des Verbrechers Schiffmeister noch sehr gegenwärtig. Alles nur allzu verständlich und deshalb für diesen Moment auch zu verzeihen. In der Folge implodiert er aber in die klassische Selbstjustiz-Position und wird zum Vertreter eines verbalen Lynch-Mobs. Nach ein paar Tagen (Wochen? Monaten? Jahren?) des Nachdenkens wird er hoffentlich zu der Einsicht gelangen, dass gerade das aber kontraproduktiv für die Erschaffung einer "besseren Welt" sein muss.
Das mittelalterliche Prinzip "Auge um Auge" unter Umgehung einer Jurisdiktion kann und darf m.E. nicht das Ziel sein, wenn wir ein eine bessere, sprich gerechtere, sozialere und humanere Gesellschaft erschaffen wollen. Andere mögen das sicherlich besser ausdrücken können, aber für mich reicht es heute Nacht schon.
Jedenfalls mag ich es nicht, dass (von egal wem aufgehetzte) Mordgesellen uns blind vor Wut reagieren lassen. Wolfi sei unter den gegebenen Umständen seine implodierende Explosion durchaus verziehen. Wie gut wäre es, wenn nach kurzer Zeit des radioaktiven Niederschlags wieder eine klare Sicht auf die Dinge einkehrt.
Mit klaren Forderungen an die richtigen Stellen. Oh ja! Und wie! Und sehr bald!