Es ist vermutlich zu stark vereinfacht, wenn wir der Blase eine einheitlche Motivation für ihren "Widerstand" unterstellen.
Zunächst ist da die Basis, die sich von der Aktion erhofft hat, dass sie Wählerstimmen einsammeln können. Sie hatten Erfolg in der Hinsicht, dass sie vor Gericht ihre Versammlungen durchgeboxt haben. Das kam sicher gut an in der Blase, weil die haben es der Diktatur mal so richti gezeigt. Am ersten Tag war da auch noch richtig Remmidemmi. Nicht so gut kam an, dass der Versammlungsleiter eingeknickt ist und einer Auflösung durch die Polizei zuvorgekommen ist. Am zweiten Tag hat sich dann niemand mehr für das Geblubber interessiert.
Für die Basis war das eher ein Rückschlag, maximal ein Unentschieden mit der Merkel-Diktatur.
Das sind da die streamenden und sabbelnden Selbstdarsteller. Für slot machine Fiechtner, Karl Hilz, Haintzelmännchen oder ET war das Wochenende ein Fiasko. Der slot machine hat kaum einer zugehört, nicht einmal die Premium-Streamer waren da. Hilz hat seine eigenen Versammlungen verboten bekommen. Einzig mit seiner Gewahrsamnahme am Samstag konnte er punkten.
ET ist das ganze Wochenende nur hinter der Action hergerannt. Schon am Samstag der verkorkste Start mit Kati, ihrem Presseausweis und der Polizeimaßnahme. Am Sonntag hat er erst die Demo gesucht, hatte dann auf Dlive technische Probleme und zu allem Überfluss hat ihn noch YouTube "zensiert". Spendentechnisch war das sicher eine Nullnummer.
Haintzelmännchen konnte sich gut in Szene setzen, insbesondere durch die Gewahrsamnahme am Sonntag. Da kann er noch wochenlang rumopfern. Allerdings sinkt sein Rückhalt in der Szene. An seinen juristischen Ansichten ist die Blase nur interessiert, wenn ihnen das ins Konzept passt. Wenn der Anwaltsschlumpf aber mal einen lichten Moment hat und merkt, dass die Polizeimaßnahmen völlig gerichtfertigt sind, dann gibt das Karmaabzug.
Selbst Vicky scheint bemerkt zu haben, dass die Sternschnuppe ihren Zenith überschritten hat und bemüht sich, mit dem amerikanischen Schwurbelkanal ein eigenes Standbein aufzubauen. Bisher war sie nur die Ische vom Haintz. Allerdings wird das mit dem US-Stream an ihren mangelhaften Sprachkenntnissen und dem fehlenden Verständnis für die Mentalität scheitern. Wie auch beim Volxleeren, obwohl der sprachtechnisch deutlich besser aufgestellt war. Ein amerikanischer Patriot hat mit Polizeigewalt kein Problem. Das dauernde Mimimi wird ihn auch nicht beeindrucken. Rumopfern ist nun einmal typisch Kartoffel.
Für Haintz und Vicky war das Wochenende ein Reinfall.
Ehrlich, Ludwig, Banane, Arne, Busfahrer sind nicht sonderlich in Erscheinung getreten. Denen hat das nix gebracht.
Nächster stakeholder sind die Demotouristen. Hier ist zu unterscheiden zwischen denen mit politischen Zielen (die Minderheit) und denen, die nur mal Action haben wollten. Zu den politischen Erfolgen wurde schon alles gesagt, es gab keine.
Für die Demotouristen sah es anders aus. Was wir gesehen haben war 1. Mai für Ü50. Denen ging es tatsächlich einzig darum, die Polizei zu nerven und sich mit denen zu kloppen. So wie am 1. Mai tausende Krawall-Touristen nach Berlin kommen, sich besaufen und die Sau rauslassen. Bevor sie den Rest des Jahres wieder im schlecht sitzenden Anzug am Bankschalter stehen. Kapitalismus ist ihnen bestenfalls egal, mit den anderen politischen Zielen der Teilnehmenden am 1. Mai haben sie auch nichts zu schaffen. Es gab sogar schon Polizisten, die sich am 1. Mai mit ihren Kollegen gekloppt haben. Keine Ahnung wie die es geschafft haben, am 1. Mai überhaupt frei zu bekommen.
So jedenfalls kommt mir der Großteil der Quarktreter vor. Die suchen das Abenteur und nicht das Gesülze von irgendwelchen "viel Liebe"-Esotrullas. Noch plündern sie keine Geschäfte und zünden keine Autos an, aber das kommt noch. Mit Logik braucht man da gar nicht anfangen, genausowenig wie bei den 1. Mai Chaoten.
Für diese Gruppe war die Taktik der Polizei genau richtig. Lasst die Deppen einfach machen. Keine Rebungspunkte bieten, dann vergeht denen der Spaß. Genaus wie es die letzten Jahre beim 1. Mai erfolgreich gemacht wurde. Für die Anwohner ist das unverständlich, aber es ist der richtige Weg. Der Unterschied zum 1. Mai ist aber, dass bei den linken Chaoten es keine Kriegsgewinnler gibt, die sich hinterher hinstellen und das als Erfolg feiern, dass man vor den Polizisten weglaufen konnte. Die feiern so Szenen wie am 1. Mai in diesem Jahr, wie wenn die Demo nur ein paar hundert Meter weit gekommen ist.
Übrigens haben die linken Chaoten am Sonntag auch noch ihren Aufritt gehabt. Statt Familienväter aus ihren Kiezen zu vertreiben, haben sie statdessen in Kreuzberg um die Aufmerksamkeit der Polizei gebettelt mit einer Pseudo-Besetzung des Oranienplatzes. Da fühlte sich wohl wer vernachlässigt.
Für die Gruppe der querdenkenden Demo-Chaoten war der Samstag ein Erfolg, der Sonntag nur teilweise. Ich wage die Voraussage, dass sich der 1. und 29. August in Berlin genauso als Szeneevent etablieren werden wie es der 1. Mai in den Achzigern war oder Chaostage in Hannover in den Neuzigern. Jedenfalls solange die Knie und der Rücken das noch mitmachen.
Von daher habe ich eine gemischte Empfindung: Für die Köpfe der Szene war es ein Reinfall, Uschi und Karl vom Dorf haben aber ihren Spaß gehabt und kommen bei nächster Gelegenheit wieder.