Ich meine es ernst, was wäre an einer Welt so schlecht, in der alle Menschen erkannt haben, daß sie, daß wir auf ein und der selben Erde leben, daß wir alle Menschen sind?
Aber nein, ich erwarte nicht, daß unsere Kunden das verstehen … auch wenn ich mir das wünsche.
ehrlichgesagt hatte ich da kurz Hoffnung in das Internet gesetzt. Wenn ich gar nicht weiß, ob mein Gegenüber schwarz oder weiß, von hier oder weit weg, männlich oder weiblich, körperlich eingeschränkt oder Athlet, fett oder Modelmaße - kurz: wie ich, oder ganz anders ist, muß ich doch feststellen, daß wir eigentlich alle total gleich sind und das sollte uns doch eigentlich dabei helfen können all unsere Differenzen zu überwinden, wenn der Kern unserer Differenz nicht mehr ist, dass du fremd bist, sondern, dass du die falsche Grafikkarte in deinen Computer einbaust.
Ich hatte sogar gehofft, daß, als ich das erste mal von Reichsbürgern gehört hatte, endlich auf Leute getroffen zu sein, die genau meinen Humor teilen. Nerds, die sich etwas ausgedacht haben, was noch vielviel verrückter ist, als die Bielefeldverschwörung…
Tja und nun, knapp zwei Jahrzehnte später? Das Internet ist so dermaßen voller Hass gegen alles und jeden, daß es einem die Schuhe auszieht. Und die vermeintlichen Nerds, die im Internet ein Staatenkonstrukt als Satire zusammenspinnen, sind einem großen Haufen gefährlicher Krimineller gewichen, die jeden Unfug glauben, wenn er nur einigermaßen mit dem eigenen Weltbild zusammenpasst.
So traurig es ist, aber aus der wohlduftenden Sommerwiese Internet aus den 90ern ist leider der dystopischste Moloch geworden, den sich kein Autor hätte so schlimm ausdenken können
Thema: Attila Hildmann - Der Hirse-König (Gelesen 480682 mal)
