Ist jemand schon auf die (sehr langen) Ausführungen von Prof. Martin Schwab gestoßen, die in den sozialen Medien seit gestern umhergeistern?
https://t.co/D1jeBJevcl?amp=1Ich habe nicht die gesamten 180 Seiten gelesen, dafür mangelt es mir an Zeit und Lust, sondern nur Passagen und das Fazit teilweise überflogen.
Der gute Mann versucht sich in weiten Teilen des Textes an einer epidemiologischen Analyse und insbesondere der Verteidigung von Wodarg. Dazu hat er anscheinend alle Wodarg-kritischen Beiträge in den Medien herausgekramt und versucht, diese zu "zerlegen", wobei es da tatsächlich eher beim Versuch bleibt. Im Prinzip verläuft die "Zerlegung" nach demselben Schema ab, nämlich dass den Wodarg-Kritikern, garniert mit einer Portion Standesdünkel, der medizinische Sachverstand abgesprochen wird und die Nachweise und Studien, die die Wodarg-Kritiker zitieren, lapidar als nicht belegwürdig und aussagekräftig erachtet werden, weil es sei ja bloß eine Situation "Aussage von Wodarg gegen Aussage von X" und keine Widerlegung.
Ersteres, also das Absprechen von medizinischer Kompetenz, ist natürlich insofern unfreiwillig komisch bis paradox, als dass der gute Mann selbst kein Mediziner, sondern Juraprofessor ist und sich in seinem Elaborat vielfach ebenfalls auf Nichtmediziner (z.B. den VWL'ler Stefan Homburg) bezieht. Im Prinzip wären also nach seiner Lesart Teile seiner benutzten Quellen und selbstredend seine eigenen Ausführungen nutz- und wertlos. Immerhin gelangt er bisweilen sogar zu der Einsicht, dass er nur Laie sei.
Zweiteres, es sei Aussage gegen Aussage, ist natürlich vollends lächerlich. Wenn das so ist, dann ließe sich auch bequem gegen das heliozentrische Weltbild oder argumentieren, denn mehr als Aussage von X vs. Aussage von Y ist das prinzipiell auch nicht. Für jede wissenschaftliche Entdeckung und Theorie dürfte sich irgendwo auf dem Planeten ein Wissenschaftler ermitteln lassen, der eine Gegenansicht vertritt. Ob der Herr überhaupt die medizinischen Studien, auf denen die Wodarg-kritischen Artikel basieren, allesamt gelesen und verstanden hat?
Wie üblich und wie erwartbar, endet die Tirade in der Bemühung der Opferrolle mit der Quintessenz: Der arme, bedauernswerte Wodarg auf der einen Seite, die pöhse Presse auf der anderen Seite. Er selbst möchte natürlich auch keineswegs in der rechten Ecke verortet werden, Gott bewahre. Aber auf Seiten wie AchGut als Quelle konnte offenbar dennoch nicht verzichtet werden.