... Und dann sind das auch oftmals Personen die ´89 für das Recht auf Freiheit und ein besseres Leben demonstriert haben.
Sagen wir mal so: Viele (oder die meisten) derer, die 1989 in Leipzig in die Kirchen und auf die Straßen gingen, waren der DDR keineswegs überdrüssig. Die wollten nur, daß die überalterte und verknöcherte Partei- und Staatsführung mal mit Personen besetzt würde, die willens und in der Lage wären, die über die Jahre hinweg gegebenen Versprechen einzulösen.
Man kann zwar sein Auto wegschmeißen, wenn die Klimaanlage nicht mehr funktioniert, es gibt aber auch Leute, die einfach neues Kühlmittel auffüllen lassen und weiterfahren. Es wäre zum Beispiel eine Option gewesen, in Leipzig Dächer und Schornsteine zu reparieren oder der Stadtreinigung die ihr gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Die Auslöser der Unzufriedenheiten waren durchaus nicht so weltbewegend, wie sich das mancher heute vorstellt. Die Herren in Berlin haben aber in ihrer grenzenlosen Weitsicht Bereitschaftspolizisten statt Dachdecker und Maurer geschickt, so daß beizeiten aus dem Blickfeld geriet, worum es eigentlich gegangen war.
Und sich dann noch hinzustellen und Parteien zu huldigen, die im Prinzip nichts anderes wollen, als eine Neuauflage der DDR- Diktatur mit anderen Vorzeichen und ohne den ganzen Sozialismus-Krempel, das ist halt komplett unverständlich.
Die Intelligenz der Leute, die sich auf den "Abendspaziergängen" mit Journalisten anlegen, reicht - wie der Hutbürger beweist - eben nicht so weit um zu erkennen, wer da was will. Und vor allem nicht, was ihnen selber frommen würde. Daß keiner was zu verschenken hat, ist leider eine Binse, die nicht in taube Nüsse paßt.
Beide Seiten haben sich teilweise getäuscht. Im Westen dachte man, da kommen 16 Millionen dazu, aber ansonsten bleibt alles beim Alten. Im Osten dachte man, jetzt kriegen wir D-Mark und können reisen, alles wird also besser.
Fast richtig. Im Westen war der Stern des Dicken Helmut am Verblassen, die nächste Wahl nicht mehr weit hin. Die Wirtschaft konnte den neuen Markt auch ganz gut brauchen. Im Osten dachte man, jetzt kriegen wir alle die D-Mark, können damit reisen, aber ansonsten bleibt alles beim Alten. Auf die abstruse Idee, daß man die wertvolle D-Mark dann auch für solche Profanitäten wie Miete, Brot, Butter und Straßenbahnfahrkarten verschwenden müßte (und das dann auch noch zu den Wucherpreisen des Westens), kamen die wenigsten. Und die gewannen eben keine Wahl.
Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Wer bei den Demos am lautesten geschrien hatte, war als erster arbeitslos und bekam auch im Westen keinen Fuß auf den Boden. In welche Kategorie Rüdi gehörte, das eigentliche Objekt dieses Fadens, kann sich jeder denken.