mir fällt auch immer wieder auf, dass das soziale Umfeld in der Gesellschaft, in Vereinen, Beruf pipapo irgendwie so scheinbar gar nicht sensibilisiert ist, auf das, was sich da in den letzten Jahren verändert hat. Stets ist die Überraschung groß, wenn rechtsextremistische Tendenzen öffentlich werden. Selbst jetzt, nach der Ermordung Lübckes ist bei vielen Menschen eine Art Gleichgültigkeit spürbar. Und wenn man auf die Entwicklung anspricht, und wenn ich berichte, was ich tagtäglich im Internet auf Youtube, in Foren, hier und indirekt von Facebook mitbekomme, ist da bei den meisten Menschen gar kein Erschrecken, kein großes Erstaunen und kaum eine Empörung vorhanden. Eher kommt es zurück, ob ich denn wirklich meine, dass das sooo schlimm geworden sei. Ich habe den Eindruck, dass die Entwicklung an vielen Menschen vorbei gegangen ist. Und das, obwohl sie doch alle in diesen sogenannten sozialen Netzwerken unterwegs sind – insbesondere die Jüngeren in unserem ja nicht kleinen Verein. Wundere ich mich da, dass auch unser Dienste von Staatsschutz bis Verfassungsschutz, und wie sie sich alle nennen, von vielen Vorgängen offenbar keinerlei Kenntnis zu haben scheinen?
Neulich lese ich, dass rund 500 Neonazis per Haftbefehl gesucht würden, man aber nicht weiß wo sie sich aufhalten. Hey – 500! Nicht 5, nicht 50! 500! Und die Behörden haben keinen blassen Schimmer, wo die Typen sind und was sie gerade anstellen. Unter Maaßen ist unser Verfassungsschutz offensichtlich ja ohnehin zu einer blinden Kuh geworden, die, wenn sie überhaupt mal schaut, vor allem nach links schielte. Rechts hat man aus dem Auge verloren. Dass sich da Netzwerke bildeten, die teils gut organisiert sind; dass sie sich teils bewaffnen, dass sie internationale Verbindungen haben, sich zunehmend radikalisieren, Morde begehen, Anschläge, Geld ihrer großen Gönner einsammeln – keiner sieht was, keiner hört was, keiner tut was.
Und dann wird einer der Feinde der Rechtsextremisten per Kopfschuss auf seiner Terrasse förmlich kaltblütig hingerichtet, und alle reißen ganz erstaunt die Augen auf und wundern sich. Unglaublich.
Wenigstens ist unseren Blindekuh-Spielern in der Politik nun endlich beim Lesen der Kommentare zu Lübckes Ermordung ins Auge gesprungen, was da für ein widerwärtiger Mob im Netz unterwegs ist. Und ich hoffe, dass ihnen klar wird, dass dieser widerwärtige Mob nur die kleinste und am wenigsten hässliche und am wenigsten schlimme Ausgeburt dessen ist, was sich da an monströser Ekelhaftigkeit und extremistischer Gewalt im Hintergrund gebildet hat.