Interessant finde ich den persönlichen Hintergrund von Wolfgang P., der zu seiner Radikalisierung beigetragen hat, obwohl man sich wirklich fragen muss, was er eigentlich von einer Gesellschaft erwartet, die ihn beträchtlich unterstützt hat.
Anfang 2001 wurde er bei einem Autounfall verletzt und berufsunfähig. Von einer Berufsunfähigkeitsversicherung bezog er dann bis 2011 eine monatliche Rente in Höhe von 3.800 EUR, also in Summe eine halbe Million. Parallel gab es ein langjähriges Zivilverfahren gegen die Versicherung des Unfallgegners, das im Jahr 2010 durch Vergleich mit einer Zahlung von 300.000 EUR als Schadensersatz, Verdienstausfall und Schmerzensgeld an ihn endete.
Die Einstellung der Zahlung seiner Berufsunfähigkeitsrente im Jahr 2012 lag daran, dass er vehement der Ansicht seiner Versicherung widersprach, dass er mittlerweile wieder eine Berufsfähigkeit von mindestens 50% aufweisen würde. Was nicht verwundert wenn man in Betracht zieht, dass er seit 2007 die Kampfkunst Wing-Tsun ausübte, darin der vierten Meistergrad erlangte und sogar eine Schule für Wing-Tsun und Chi-Gong eröffnete sowie anderen Nebentätigkeiten nachging.
Wolfgang P. prozessierte trotzdem langjährig gegen die Versicherung bis er dann im Sommer 2015 weitgehend unterlag. Was ungünstigerweise kurz nach dem Zeitpunkt war, ab dem er sich in Verschwörungstheorien zu verstricken begann. Weswegen er sich in der Folge der sonst möglichen Neuordnung seiner Lebensverhältnisse und seiner Einkünfte verweigerte und sich statt dessen immer tiefer in den selbstzerstörerischen Sumpf der Staatsverleugnung begab.
Bleibt nachzutragen, dass er trotz seiner Eigentumswohnung und der ihm zugeflossenen Geldmengen zuletzt einen Schuldenstand von 166.500 EUR aufzuweisen hatte. Auf welcher Grundlage eine Person mit der Geschichte aber nun meint, dass ihm der Staat oder die Gesellschaft etwas schuldig wären, wird mir ewig unbegreiflich bleiben.