Merci beaucoup
@Müllmann für die breaking-news!
Folgendes nur als kleine Übergangslösung bis zum Bericht unseres in diesen Dingen kompetenteren Müllmanns, dem sein Sonnen- und Schwimmbad herzlich gegönnt sei. Ich kann nur schreiben, was ich vom Ablauf verstanden habe - daher
mit Vorbehalt:***
Mit "ick bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit" endete heute Marios Solovorstellung, was der Richter mit einem launigen "so enden ja auch Ihre Videos" kommentierte.
Auch zuvor gab es lohnende Momente...
Ich fand Platz neben einem "Troll aus dem youtube-Kommentarbereich", der fleissig mitschrieb. Wie Müllmann bereits erwähnte - es gab heute einige Systemlinge im Publikum.
Zur Erinnerung: Es ging um Marios Strafbefehl wg. Mitschnitt und Veröffentlichen des "nichtöffentlich gesprochenen Wortes" - tiks, TTA und er hatten ja etwa gleichzeitig deswegen Post bekommen.
Nach den erstaunlich geschmeidig ablaufenden Angaben zur Person (Mario wollte sich zu seiner Staatsangehörigkeit und seinen Einkommensverhältnissen nicht äussern, erklärte sich aber immerhin zur "unverschollenen natürlichen Person") kam die erwartete Flut von vorbereiteten Anträgen.
Nachdem Mario zunächst die Identität von Richter und Staatsanwalt festgestellt haben wollte (Richter: "Mein Name ist D., der Herr Staatsanwalt heisst H., weitere Auskünfte können sie beim Präsidium erfragen") ging es in die Tiefen des ungültigen Prozessrechts, dem "bekanntlich" und "wie ick schon 2009 hier festjestellt habe" nach "die Streichung der Einführungsjesetze der Gültigkeitskeitsbereich jestrichen wurde".
Nach seinem ersten Antrag erwartete Mario eine sofortige Entscheidung darüber. Genauer gesagt: Er erwartet die Ablehnung, denn er hatte die "Widersprüche" hübsch ausgedruckt bereits griffbereit.
Bloss: Der Richter entschied, erst einmal alle Anträge zu sammeln.
Dass er nun nicht direkt einer Ablehnung widersprechen durfte verwirrte Mario nachhaltig.
"Da bringen se jetz meine janze Prozessstrategie durcheinander!" entfuhr es ihm.
Dieses Sammeln seiner Ausdrucke wertete Mario abwechselnd als Verstoss gegen die nichtgültige Prozessordnung und als Ablehung seiner Anträge - er schien sich zwar sicher ungerecht behandelt zu werden, wusste nur nicht genau in welcher Weise (so mein Eindruck).
In seinen folgenden Anträgen fielen dann alle bekannten Phrasen vom "Kriegsrecht", "Schäf-Jesetze", "Seerecht". In seinem langen Monolog beschwerte er sich ua. nicht zu Wort zu kommen, drohte in einem Antrag dem Richter die Ablehnung ab, gefolgt von zwei Ablehnungsanträgen ("Ick lehne Sie ab!") die offenbar auch die "Schöffen" betraf (es gab keine, verhandelt wurde vor einem Einzelrichter).
Er verlangte Akteneinsicht ("auch in die Handakten!") und die Vorführung des belastenden yt-Videos.
Als er jedoch in einem Antrag ua. fragte ob der Richter vielleicht ein Betrüger sei mischte sich der Staatsanwalt ein. Spätere Kommentare zu "Nazirecht" oä. liess man allerdings ohne Ermahnung durchgehen.
Er sprach von "Rechtsbeugung", wollte vom Richter wissen ob er für eine Partei arbeite, bezweifelte dessen "Kompedunz" oder "Kompetetenz" und schliesslich "Kompetenz", bezeichnete die Durchsuchung als "Nötigung" usw. und sein Eingeständnis (das er wohl während oder nach der Durchsuchung gemacht hatte) als unter "Drohung" zustande gekommen usw.
1.800 Euro solle er zahlen, das gefährde seine Familie; für mich überraschend meinte er gleich zu Beginn "Sozialstunden hätte doch auch gereicht". Es wird noch ganz interessant wenn endlich "zur Sache" verhandelt wird, denn zwischen den Zeilen hörte ich heraus, dass Mario noch nicht so klar ist ob und was er gemacht hat, machen durfte und was nicht. Bei einem seiner Anträge sagte er gar, er kenne die entsprechenden Gesetze nicht.
Hätte ich ihn vorher nicht gekannt wäre mein Eindruck: Da steht einer, der tatsächlich nicht in der Lage ist zu verstehen was ihm vorgeworfen wird und keine Einsicht hat/haben kann was sein Unrecht in dieser Sache eigentlich ist. Dass er mit dem Vorlesen Schwierigkeiten hat und teilweise Silben verschluckt, Worte falsch ausspricht usw. verstärkt den Eindruck noch.
Er war zunächst relativ schwunglos und kleinlaut, was auch damit zusammenhing, dass er seine Anträge vom Blatt ablas. Und Vorlesen gehört nun wirklich nicht zu seinen Stärken. Er sah blass aus, älter und kränklicher als man es von seinen Filmen kennt. Erst mit "die" Zeit wurde er etwas lebendiger. Aber verglichen mit dem Mario, den wir kennen, lief er nur mit halber Kraft. Maximal. Die Athmosphäre, die Routiniertheit und Souveränität des Richters brachten ihn vielleicht etwas aus dem Konzept.
Der böse, böse Staat weigerte sich schlichtweg, seine menschenverachtende Fratze zu zeigen.
Das Angebot sich hinzusetzen lehnte er mehrfach ab, weil er das Gericht anscheinend durchs Hinsetzen anerkennen würde. Gefühlte 2/3 der Zeit gingen damit drauf, dass Mario sich durch seine Ausdrucke wühlte, sie teilweise handschriftlich ergänzte usw.
Schon während Marios Ausführungen griff der Richter zu seinem Kalender und schlug dann, wie von Müllmann schon erwähnt, eine Fortsetzung für 12h vor oder für den 12.6. um 11:30.
Zu meiner grossen Enttäuschung wählte Mario den Donnerstag nächster Woche. Eigentlich hatte er doch seine "Widersprüche" schon dabei, es hätte durchaus weiter gehen können.
Zwei geladene Zeugen durften eine Stunde sinnlos im Gerichtsflur verbringen, sie werden wohl wegen dieses Unsinns nochmal kommen dürfen.
Seine Anhängerschaft blieb während des Verfahrens gesittet, allerdings wurde umso fleissiger vor dem Ausgang des Gerichts weiter diskutiert (Wolfgang "schemmträhl" Petersen stand auch dabei, machte aber einen sehr abwesenden Eindruck, ungewohnt still, apathisch). Das war noch ganz interessant, alleine schon weil wirklich jeder andere Rechtsgrundlagen als gültig erachtete.
Da war von Bismarck über den 28. Juli 1914 bis 1937 alles dabei. Ausserdem war der Zweite Weltkrieg Notwehr, Hitler hätte 1939 bloss 100.000 Soldaten gehabt usw. (diese Idee vertritt auch Jo Conrad).
Ein lebendiger, kontroverser Austausch der nur darunter litt, dass jeder Recht hatte.
Der Richter wusste allen Anschein nach ganz genau was los war und wer da vor ihm stand. Er war sehr souverän, ruhig und gelassen. Ab und an hatte ich den Eindruck er sei zuweilen leicht amüsiert, aber das mag täuschen. Obwohl Mario in den Anträgen von Unfairness und Nötigung und ähnlichem redete schien er das, seltsam genug, ausrücklich nicht auf die eigentliche Verhandlungsführung des Richters zu beziehen, die er zweimal als als sehr ruhig und fair beschrieb...
Das ist nur aus dem Gedächtnis, und die ein oder andere Feinheit ist mir sicher (magels Fachkompudenz) entgangen. Aber ich werde auf jeden Fall versuchen am nächsten Donnerstag, 11:30h, wieder dabei zu sein.