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Staatsverweigerer-Prozess"Präsidentin" erzählt von Gründung des "Staats Steiermark"
Tag zwei im Prozess gegen 14 Staatsverweigerer des sogenannten "Staatenbunds" im Straflandesgericht Graz: Die Präsidentin des "Staatenbundes" wurde als erste Angeklagte befragt und erzählte von einem neue "Staat "von "Menschen aus Fleisch und Blut" und den "Staat Steiermark", der den Anfang machte.
12.36 Uhr, 16. Oktober 2018
Nach einem äußerst turbulenten ersten Verhandlungstag im "Staatsverweigerer-Prozess" gegen 14 Mitglieder des "Staatenbundes Österreich" geht es schon am Dienstag am Grazer Straflandesgericht weiter. Während am ersten Tag vor allem der Staatsanwalt am Wort war und die "Präsidentin" dabei u. a. als "Oberste Hasspredigerin" bezeichnet hatte, geht es am Dienstag mit den Plädoyers der (Pflicht-)Verteidiger weiter.
Die Präsidentin des "Staatenbundes" wurde als erste Angeklagte befragt. Sie erzählte, wie der neue "Staat "von "Menschen aus Fleisch und Blut" gegründet wurde. Von ihr als Regierungschefin wurden Bundesheer, Polizei und Gericht verstaatlicht und sollten ihre "Haftbefehle" exekutieren - was nicht geschah und nur zu ihrer eigenen Verhaftung geführt hatte.
Eigentlich wollte die Erstangeklagte bei ihrer Befragung stehen bleiben, doch die Richterin empfahl ihr, sich hinzusetzen, da sonst ihre Angaben nicht über Mikrofon hörbar wären. Sie murmelte etwas von "Zwang, Nötigung, Freiheitsberaubung", nahm dann aber doch Platz. Dann erzählte sie, wie der Aufbau des von ihr gegründeten Staates mit dem "Staat Steiermark" begonnen hätte. "Was waren Ihre Ziele?", wollte die Richterin wissen. "Dass es allen Menschen gut geht und sie nicht ständig um die Existenz kämpfen müssen."
Ein "Staat aus Menschen aus Fleisch und Blut"
Auf die Frage, wo das Geld dazu herkommen solle, meinte die Präsidentin: "Das Geld kommt aus dem Nichts. Der Staat arbeitet gemeinnützig. Alles, was Menschen arbeiten, schaffen, kreieren. Nicht von Banken, die Kontoauszüge ausdrucken." Als die Richterin fragte, was sie selbst gearbeitet oder produziert habe, antwortete sie: "Was spielt das für eine Rolle?". Im übrigen sei der Staat Österreich nur eine Kapitalgesellschaft, während ihr Staat "aus Menschen aus Fleisch und Blut" bestehen würde.
Dann kam die Rede auf die Haftbefehle, die sie daheim geschrieben und dem Bundesheer übermittelt hatte, damit Regierungsmitgliedern festgenommen würden. "Welche Berechtigung haben Sie dazu?", wollte die Richterin wissen. "Ich habe das Bundesheer verstaatlicht", lautete die Erklärung. Im Übrigen sei sie auch mit Polizei, Gericht und anderen Behörden so verfahren, ebenso mit den Banken. "Wir wollten das gesamte Personal übernehmen, wir hätten niemand auf die Straße gesetzt", beruhigte sie.
Ich habe das Bundesheer verstaatlicht
Die "Präsidentin"
Das Echo auf entsprechende Briefe sei aber gering gewesen, lediglich zwei Antworten trudelten irgendwann ein. "Sie wollten also, dass Leute verhaftet werden?", hakte die Vorsitzende nach."Ja", antwortete die Angeklagte, die aber mehrmals betont hatte, sie sei gegen Zwang und Gewalt. "Wie passt das zusammen?", fragte die Richterin. "Sie haben uns ja auch verhaftet", meinte die Beschuldigte. "Ich rede auch nicht dauernd von Friede und Freiheit", antwortete die Vorsitzende.
Auf die Frage, ob sie sich zum Anklagepunkt Anstiftung zum Hochverrat schuldig fühle, antwortete sie ganz bestimmt "Nein, nicht schuldig". Als sie weitere Ausführungen tätigte, wurde es der Richterin irgendwann zu bunt: "Überlegen Sie sich die Konsequenzen, ein Kasperlheater brauchen wir hier nicht."
Ein Kasperlheater brauchen wir hier nicht
Die Richterin
Verteidiger: "Keine wirklich schlechten Menschen"
Die Pflichtverteidiger hielten ihre Statements eher kurz, betonte aber alle, wie absurd die Idee eines Staatsstreiches durch die Beschuldigten sei. Einigen der Angeklagten wird ja versuchte Bestimmung zum Hochverrat vorgeworfen.
Der Staatsanwalt hatte am ersten Verhandlungstag erklärt, die 14 Pflichtverteidiger würden alles sagen, um ihre Mandanten zu entlasten, wenn nötig auch, dass "der Himmel grün ist". Diese Äußerung hatte offenbar alle Rechtsanwälte entzürnt, denn jeder ging in seiner Gegenäußerung darauf ein, bevor er zu den eigentlichen Tatbeständen kam.
Einer der Verteidiger betonte, bei den hier sitzenden Personen handle es sich um "keine wirklich schlechten Menschen." Seiner Meinung nach wäre es unmöglich gewesen "mit diesem einfältigen Brief das Bundesheer dazu zu bringen, einen Staatsstreich zu unterstützen". Die Hauptangeklagten sollen laut Anklage versucht haben, das Militär mit selbstverfassten Haftbefehlen zur Festnahme von Regierungsmitgliedern zu bewegen. Ein Brief an Wladimir Putin fand sich auch, in dem die Präsidentin des "Staatenbundes" um Hilfe bei der Erlangung der Macht in Österreich ersuchte.
Es wäre unmöglich gewesen, mit diesem einfältigen Brief das Bundesheer dazu zu bringen, einen Staatsstreich zu unterstützen.
Einer der Verteidiger
"Wichtig ist nicht, was die Verteidiger sagen, sondern die Frage ist, wie denken Sie darüber", meinte der Anwalt in Richtung der Geschworenen. Die Angeklagten hätten "nie im Leben daran gedacht, jemandem Gewalt anzutun". Es handle sich eher um "komische Ideen, die ich nicht verteidige."
Nach den Ausführungen der Anwälte steht die Befragung der Präsidenten des Vereins auf dem Programm.
"Anwälte können sagen 'Der Himmel ist grün'!"
Schon am Montag gab es zwischen Staatsanwalt und Verteidigung gröbere Unstimmigkeiten: Alle Angeklagten haben Pflichtverteidiger, die den Staat 300.000 Euro kosten werden, sagte der Staatsanwalt. „Und das ist gut so, auch Staatsverweigerer bekommen den Schutz des Rechtsstaates.“ Mehrmals nahm der Staatsanwalt vorweg, wie sich Angeklagte verteidigen werden und welche Strategien ihre Anwälte haben: „Anwälte können auch behaupten: Der Himmel ist grün.“ Er aber sei „zur Objektivität verpflichtet und an das Gesetz gebunden“.
Das kommt bei jenen sieben Verteidigern, die am ersten Tag noch zu Wort kommen, mäßig gut an. Sie seien „enttäuscht und betroffen“, auch Anwälte seien an das Gesetz gebunden.