Bekanntlich liest die Kundschaft keine Schwurbelmedien wie die Süddeutsche.
Die Kundschaft setzt auf Qualität.
Deshalb wird sie wohl nicht so schnell auf den folgenden Artikel aufmerksam werden.
Spoiler
Das Prinzip hinter Projekten zur Steigerung des Schneefalls und zur Hagelabwehr entdeckten die General-Electric-Forscher Vincent Schaefer und Bernard Vonnegut in den 1940ern: Sie sprühten im Labor Silberjodid und Trockeneis in Wolken aus gekühltem Wasserdampf und erzeugten so Schneeflocken. Damit wiesen sie nach, dass die Wassermoleküle an den eingebrachten Kondensationskeimen gefrieren und in Form von Schnee oder Regen zu Boden fallen können. Eine zweite Technik, hygroskopisches Seeding genannt, kommt vorwiegend in wärmeren Regionen oder im Sommer zum Einsatz. Hier sollen meist Salzpartikel zur Tröpfchenbildung und somit zu Regen beitragen. An dieser Methode forschen derzeit die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Indien verstärkt.
Achtung, Rakete! In China fallen die Überreste von Wettermanipulation schon mal vom Himmel
Mit Abstand das größte Wettermodifikationsprogramm weltweit unterhält derzeit China. Laut offiziellen Zahlen gaben einzelne Provinzen sowie die Zentralregierung zwischen 2014 und 2020 rund zwei Milliarden US-Dollar für die Veränderung des Wetters aus, rund 47 000 Menschen arbeiten demnach in dem Bereich. Den Behörden sollen nicht nur 44 Flugzeuge zur Wettermodifikation zur Verfügung stehen, sondern auch 400 Düsen am Boden, vergleichbar mit jenen in der Sierra Nevada, sowie 7600 Raketenwerfer, um Wolken vom Boden aus zu beharken. Mittlerweile kommen auch mit Silberjodidbrennern ausgerüstete Drohnenschwärme zum Einsatz, wie aus einer kürzlich veröffentlichten chinesischen Studie hervorgeht.
Das alles soll etwa der Landwirtschaft ausreichend Wasser liefern, die Luft sauberer machen und vor Großereignissen wie Olympia für gutes Wetter sorgen. Zumindest in Teilen dürfte das chinesische Wettermodifikationsprogramm aber auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme dienen, sowie als willkommene Möglichkeit für einzelne Regionen, um Fördergelder abzugreifen, vermutet Emily Yeh. Der Preis sind mitunter lokale Konflikte. Dokumentiert sind etwa fehlgeleitete Raketen, die fast Fußgänger erschlagen hätten. Auch tibetische Hirten sollen über das Beschießen des Himmels unglücklich sein: Zum einen fallen die Überreste häufig auf ihre Weiden. Zum anderen kollidiert die Wetterbeeinflussung mit ihren Glaubensvorstellungen, in denen das Wetter eine Manifestation mächtiger Gottheiten darstellt – und die beschießt man nun mal nicht.
In ihrer Studie beschreibt Emily Yeh den Fall eines landwirtschaftlichen Großbetriebs im Hochland von Tibet, der regelmäßig Wettermodifikation betreibe. Um das zu verhindern, würden Priester aus der tantrischen Bön-Tradition – einer Art Vorläufer des Buddhismus – regelmäßig in der Nähe Rituale abhalten. Allerdings sei der für die Wettermodifikation zuständige Mitarbeiter häufig selbst unzufrieden, etwa wenn es in der Erntezeit anders als beabsichtigt doch regne. Die Lösung: „Er suchte dann die tantrischen Praktiker auf und bat sie, ihre Rituale durchzuführen.“
Wie erfolgreich Wolkenimpfungen sind, war lange unbekannt
Tatsächlich ist umstritten, wie viel Schnee oder Regen man aus Wolken herauskitzeln kann. Anders als im Labor lassen sich Experimente im Freien nicht vollständig kontrollieren; ob eine geimpfte Wolke nicht auch ohne Eingriff abgeregnet wäre, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. 2003 bemerkte daher der US-Forschungsrat NRC, „dass es immer noch keinen überzeugenden wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit von absichtlichen Wetterveränderungen gibt“.
Das hat sich erst in jüngster Zeit geändert. Viel zitiert wird etwa eine Studie von 2020 im Fachjournal PNAS. Demnach konnte eine Cloud-Seeding-Kampagne in Idaho den Schneefall dort merklich steigern. Die Forscher schätzen, dass ein einstündiger Flug mitunter 200 000 Kubikmeter zusätzlichen Schnee bewirken kann, das wären etwa hundert größere Schwimmbecken.
Die UN-Wetterbehörde WMO schätzt, dass das Impfen von kalten Wolken den Niederschlag bis zu 20 Prozent steigern könne. Für warme Wolken seien die Unsicherheiten hingegen zu groß, um verlässliche Werte anzugeben. Sicher ist: Der Wasserdampf muss schon in der Atmosphäre sein, es lässt sich kein Regen vom blauen Himmel herbeizaubern. Eine Lösung für eine längere Trockenheit, wie sie für dieses Jahr wieder in Europa befürchtet wird, ist Cloud Seeding also nicht.
Zweifel bestehen auch daran, wie gut Cloud Seeding Hagel verhindern kann. In Bezug auf Hagelschäden sehe man „überhaupt keinen Effekt in den Regionen, in denen die Hagelflieger unterwegs sind“, sagte Michael Kunz, Leiter der Arbeitsgruppe Atmosphärische Risiken am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem SWR. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, warum die Wetterbeeinflussung in Deutschland erlaubt sei, „ohne dass wissenschaftliche Klarheit hinsichtlich der möglichen Folgen für die Bevölkerung besteht“. Zudem müsse man bei einem Eingriff in das Wetter damit rechnen, dass andere Gefährdungen zunehmen könnten, etwa Starkregen und Sturzfluten.
Das hält manche Firmen nicht von großen Versprechungen ab. So behauptet das kalifornische Start-up Rainmaker auf seiner Webseite, seine Technologie sei „die einzige sofortige, skalierbare Lösung, um reichlich Süßwasser zu erzeugen“. Man könne auch Stürme abschwächen und Nebel vertreiben. Ein Ziel der Firma ist es, mit Drohnen Wolken zu impfen. Kürzlich sammelte Rainmaker 25 Millionen US-Dollar von Investoren ein, Gründer Augustus Doricko wurde vom libertären Milliardär und Trump-Anhänger Peter Thiel gefördert. Ein Problem für die Tech-Branche ist, dass insbesondere viele Trump-Wähler Verschwörungserzählungen rund um Cloud Seeding anhängen und die Technik daher ablehnen. Viele vermuten darin einen Plan der Mächtigen, chemische Stoffe zu versprühen, die sinistren Zwecken wie der Gedankenkontrolle dienen sollen. Belege dafür gibt es keine.
„Belege dafür gibt es keine“? Schon Väterchen Stalin war klar: Wenn es keine Belege gibt dann haben sie diese verschwinden lassen!^^