Neues altes aus dem Messiparadies oder wie N.N. es nennt: „die Heimatfront.“ N.N. stellt die vorletzte Ausgabe der Expressschmutzzeitung vor, die sich dem Thema der Sklaverei auf erwartbarem Niveau widmet. Das Video ist exakt 33:33 Minuten lang, no comment. N.N. macht also das, was er am besten nicht kann: er blättert orientierungslos durch das zugesendete Altpapier und kommentiert den krumm und schief zusammen gelogenen Unsinn, den er ohnehin nicht verstandenen hat, gewohnt ahnungslos.
Spoiler: die Geschichte muss natürlich neu geschrieben werden, weil uns Schlafschafen die Wahrheit bislang vorenthalten wurde. Insbesondere die versklavten Weißen verdienen endlich die Aufmerksamkeit, die sie der Gerechtigkeit halber längst verdient hätten, die waren, ach was, sind schließlich die wahren Opfer.
Zitat von Hebbel, „ein alter Bekannter“ von N.N. „Es gibt nur eine Sünde, die gegen die ganze Menschheit mit allen ihren Geschlechtern begangen werden kann und dies ist die Verfälschung der Geschichte.“
N.N. stürzt sich auf ein kontextloses Zitat von Alex Haley, dem Verfasser des Romans „Roots:“ „Ich habe versucht, meinem Volk einen Mythos zu geben, nach dem es leben kann.“ N.N. schlussfolgert messerstumpf „Ein Mythos muss nicht immer unbedingt die Wahrheit sein. Ein Mythos ist etwas, was im Hintergrund wirkt, was man annimmt, wovon ausgeht, was man pflegt, was aber nicht das gewesen sein muss, was war.“ Wieso denke ich gerade an Alfred Rosenberg? Und nächste Frage: können wir über eine Sammelaktion genügend Geld zusammen bekommen, um N.N., dem Ex-Lehrer, einen Nachhilfelehrer zu sponsern, der ihm vielleicht u.a. den Begriff der Poetologie auseinandersetzt und der, wenn er soviel Zeit haben sollte, N.N. erst einmal im dümmstmöglichen Jargon erklärt, dass Haley einen Roman, wenngleich auf realgeschichtlicher Grundlage, geschrieben hat?
N.N. ist mal wieder einer ganz großen Sache auf der Spur, wenn er glaubt, einen Zusammenhang zwischen Ausbreitung des Islam ab dem 7. Jahrhundert und der Sklaverei konstatieren zu können, wobei der Sklavenhandel natürlich fest im Islam verankert ist. Die hier fällige Korrekturen, aufbereitet mit historischen Details, erspare ich dem Forum. Nach der Schmutzzeitung sollen insgesamt 17 Mio. „weiße Menschen“ durch arabisch-muslimische Sklavenhändler verschleppt worden sein.
N.N. ergötzt sich an einer Karte, die Gefechte/Schlachten „Islamischer Eroberungsangriffe von 632 – 1920“ und gegenüberstellend „Eroberungsangriffe der Kreuzzüge 1090 – 1260“ abbildet und wundert sich, dass es in 1300 Jahren mehr Gefechte gab als in 170 Jahren. Starke Leistung, wobei die Karte der Kreuzfahrer nur Gefechte auf dem Gebiet der heutigen Türkei und in der Levante zeigt. Die diversen Schlachten, Pogrome und Massaker im mitteleuropäischen oder gegen Ende der Kreuzzüge im nordosteuropäischen Raum finden natürlich -wen das überrascht, der sollte spätestens hier aufhören weiter zu lesen- keine Erwähnung. „Also viel, viel, viel, viel, viel weniger, [Anzahl der Gefechte der Kreuzfahrer im Vergleich] auch das wusste ich vorher nicht.“
Zwischendurch würfelt N.N. die Begriffe Sklaverei und Leibeigenschaft durcheinander und verliert endgültig den Überblick und labert von Azteken „oder hier bei den, ähm, Hawaianern. Grausame Rituale, Blutrituale, schwarzmagische Rituale, inwiefern das noch im Voodoo noch gepflegt wird, das weiß ich nicht. Ich weiß, dass es so etwas natürlich noch immer gibt, allein die Schlachtung der Hühner, die zum Purim-Fest über den Kopf gekreist werden […] aber auch Beschneidung ist ein Blutritual […].“ Auweia, da hat wohl Odin persönlich in den Rauhnächten die unverdauten Reste der Weihnachtsgans in den hohlen Kopf von N.N. geschissen [Pardon].
Anschließend ergötzt sich N.N. an der Zahl von 360.000 Sklaven, die in die USA verbracht wurden. „[...] verschwindet gering, winzig. Nordamerika war aber auch das Land, wo die meisten Sklaven überlebten, wo sie Familie gründen konnten, wo sie ja eben heute die schwarze Bevölkerung stellen.“ Dann ist ja alles gut, ich dachte schon, die Sklaven wurden zur Arbeit gezwungen, gefoltert, willkürlich getötet, wie Vieh gehandelt und ein Leben lang ohne jede Recht gefangen gehalten.
N.N. liest irgend Geschichte von Noah und seinen Söhnen vor und... „So, ganz genau bin ich in der Geschichte jetzt nicht drin.“ Wenn einem schon drei Sätze die eigenen Grenzen aufzeigen, man sich aber überhaupt nicht daran stört, starke Leistung!
Für N.N. sind Abbildungen mittelalterlicher Sklavenhändler, die natürlich, natürlich mehrheitlich Juden waren unmittelbare historische Dokumente, die die eigenen 'Thesen' untermauern. Rückratlos wie er ist, blendet er die Abbildungen selbstverständlich nicht ein.
Wem das alles noch nicht schlimm genug war, gemach, N.N. nimmt langsam Fahrt auf: er widmet sich dem Sklavenaufstand in Haiti von 1791 „[...] da fingen sie mit dem Aufstand an, der sich bis 1804 hinzog und unfassbar viele Sklavenhalter das Leben kostete. Es wurden eigentlich die gesamte weiße Bevölkerung Haitis ausgerottet, ausgemordet, und damit auch alle Kulturträger, was zur Folge hatte, dass Haiti danach im Elend versank.“
Sensation: der europäische Kolonialismus hat in Afrika die Sklaverei abgeschafft und das hat mittelbar, weil es den bitterbösen Osmanen der Nachschub an Sklaven abschnitt, das Ende des Osmanischen Reiches bewirkt. Geschichte ganz neu und unbelastet von Wissen gedacht. N.N. resümiert diesen Aspekt gewohnt entschlussfreudig „Ende der Sklaverei, Ende des Osmanisches Reiches, so einfach kann man es vielleicht zusammenfassen [und leise gemurmelt] oder auch nicht. Jedenfalls ist das die Realität. Die Kolonialisierung war etwas gutes für Afrika in der Zeit. [...] Die wurden nicht ausgebeutet.“ Leopold II. gefällt diese Wahrnehmungsstörung von N.N. noch posthum.
Es kling mit allerlei Wortgeklingel über BLM, die Ausmordung der Weißen etc. reichlich unappetitlich aus.
Gegengift heute: Oskar Werners Vertonung von Rilkes Cornet von 1952. Von der späteren Vertonung, von 1980, sei dringend abgeraten.