N.N. hockt mal wieder im Bonker und ergötzt sich an Fanpost. Wieso er das als toitscher Recke in einem Tommy Hilfiger Poloshirt macht, wo TH doch die Sperrspitze des textilen US-Imperialismus wahlweise eine Marke der „Besatzer“ ist, weiß er vermutlich selbst nicht.
Nachdem er in den Ohren seiner Madenschaft eine Schleimspur hinterlassen hat: „Irgend etwas wollte ich noch sagen, aber das ist mir gerade entfallen.“ Das könnte auch das Lebensmotto von N.N. sein, möglicherweise, vielleicht.
Das Nichtspektakel beginnt mit einem völkischen Gedicht von Michael Albert, Schriftsteller aus Siebenbürgen, aus dem 19. Jahrhundert. „Deiner Sprache, deiner Sitte, deinen Toten bleibe treu!" Im nächsten Brief, welch Überraschung, darf sich N.N. als „Prachtexemplar“ feiern lassen.
Schöner Brief: Pfändungsandrohung Rundfunkbeitrag in Höhe von 585,50. „Aber natürlich zahle ich das nicht, ich meine, die verhetzen mich im öffentlichen Fernsehen und Radio, die hetzen gegen mich, stellen Dinge falsch dar, gerade mit Funk und follow me reports letztens, wo mich dieser Typ aufs Glatteis führen sollte [...]“ Neuer Termin 21.08. zwischen 8-14 Uhr, hoffentlich bringt er das SEK und viele Müllsäcke zum Kaffeekränzchen mit.
Es folgt ein Brief mit martialischer Landserdeppenlyrik, die N.N. dazu nötig „Ich distanziere mich aufs Schärfste von Mordaufrufen an Politikern!“ einzublenden.
Bei Minute 7 gibt N.N. ungewohnte Einblicke, nachdem er im nächsten Brief als „Nikolai aus dem Hause Nerling“ angesprochen wird: „Eigentlich aus dem Hause Rutzen (?), das wäre mein rechtmäßiger Nachname. Nerlingdas verrate ich jetzt mal, ist gar nicht mein richtiger Name, so heißt mein Stiefvater und der ärgert sich jetzt ganz gehörig, dass ich als Rechter seinen Namen trage, denn er ist eher ein Linker.“
„Wir liegen zwar nicht zusammen im Schützengraben, aber wir kämpfen auf der geistig-psychologischen Ebene, da wird nämlich gerade der Krieg geführt [...]“ als Begründung, wieso es für N.N. ok ist, dass der Briefschreiber ihn duzt.
Zusendung des Buches „Die besten Soldaten der Welt“ von Helwig Adolph Auffenberg-Komarow.
Nächstes Buch, das ungelesen bleiben wird: „Geschichte der Hoffnung. Vom Schatten zum Licht. Der grosse (sic!) Kampf zwischen Gut und Böse“ von Ellen Gould White, einer amerikanischen Sektiererin aus dem frühen 19. Jahrhundert, die von Gott persönlich den Auftrag erhalten haben soll, hüstel, das Buch zu schreiben.
Dilettantischer Schnitt als N.N. die Grußkarte von einem „Bauernmädchen“ öffnet, nur damit niemand sieht, welchen Geldschein sie ihm geschickt hat. Im Umschlag war noch Platz für zwei Bücher zur politischen Bildung „60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt,“ komisch, dabei lautet der vollständige Titel doch „'In Auschwitz wurde niemand vergast.' 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt.“ Das N.N. aber vielleicht einfach nur überlesen, oder er hat Bammel, aber das kann man sich ja kaum vorstellen, niemals, nicht, nimmer. Daneben „Lehrstück Novemberpogrom November 1938.“ „Ja klar, hier [auf dem Cover] der böse Neonazi. Und ich bin mittlerweile fast sicher [immerhin,] dass auch dieses Erscheinungsbild von irgendwelchen Geheimdiensten geprägt wurde.“ Mit den Büchern wurde die Zusenderin „gehirngewaschen.“
Nächste Zusendung: „Systemversagen Kieferorthopädie.“ N.N. im Nebel „Was soll ich denn damit anfangen? Interessant! Also es nicht alles interessant an der Kieferorthopädie, aber manche Seiten sind doch schon interessant. Aber das ist für euch vielleicht nicht alles interessant [...]“ unklar, was das sollte. Hat er anhand von Schädelskizzen endlich den individuellen Beweis bekommen, dass er von einem besonders dummen Affen abstammt? Pointe: „Ach so, jetzt verstehe ich, das ist für Axel Schlimper, ich werde es an ihn weiter reiten, äh, reichen.“
Es folgt eine Flandern-Flagge, wieso auch immer.
Die eine ultrarechte Postille „Unabhängigen Nachrichten“ hat N.N. als Deppenmultiplikator entdeckt und schickt ihm einen Stapel Altpapier, angereichert mit einem Liederbuch von 1936, „Ja, deutsche Heimat, hier [auf dem Cover] spielt der Bub mit der Gitarre, vor ihm sitzt sein Liebchen […]. Ein ebenfalls zugesendeter Sticker erinnert N.N. an einen längst vergessenen Namen: Uschi Haverhetz, irgend Schlonz mit großem Reichsadler und Hakenkreuz zeigt der Dummling nicht on cam „[...] die sind nämlich aus einer ganz, ganz schlimmen Zeit.“
Die nächste Zusendung „Abendländische Buddisten [unverständlich] Handbuch zum Schicksalverständnis.“ „Tja, das ist bestimmt ganz spannend, aber, ähm, nimm es mir nicht übel, das ist jetzt gerade nicht so mein Thema, ja [...]“ Ich übersetze: Schick mir das nächste Mal gefälligst Geld!
Riesen Lieferung überzähliger Ausgaben der Expressschmutzzeitung. N.N. betont „Und wirklich gut, dass ich die geschickt bekommen habe, denn ich habe mittlerweile verteilt, die ihr mir zugeschickt habt, alle, auch die anderen Ausgaben. Also wenn ihr noch „Krieg gegen Deutschland“ habt, Teil eins, zwei, drei, schickt mir die auch noch einmal bitte.“
Es schließen sich weitere Briefe an, die mit allerlei Gesülze von „halte durch“ getränkt sind, zum Ausklang verlautbart der Dummling „Das war jetzt schon, ich wundere mich ein bisschen, weil ich dachte, da wäre noch mehr. Ich glaube, ich habe eine Tüte (!) voll mit Post, aber jetzt gerade weiß ich nicht genau wo.“ Glückwunsch N.N., damit hast du den ersten Schritt auf der einstufigen Karriereleiter zum hauptberuflichen Messi erfolgreich absolviert, wenn du schon Post in Tüten sammelst, lassen Ungeziefer und Kammerjäger nicht mehr lange auf sich warten.
Musikalisches Desinfektionsmittel heute: Henry Purcell mit "England, my England."