@Pirx Danke für den Hinweis auf Psiram! In der Tat ist "Wer heilt, hat Recht." logisch kurzschlüssig und damit kein überzeugendes Argument.
Zurück zur KRD-"Partei": Man kann sich fragen, ob die fünf "Vorstandsmitglieder" (ich gehe einmal davon aus, dass diese "Partei" genauso eine Luftnummer ist wie Fatzkes "Vereine" ohne Rechtspersönlichkeit) nicht im Augenblick Gescheiteres und Dringenderes zu tun hätten. Ich habe aber vor einiger Zeit die Neuausgabe eines Buches über Donald Crowhurst in die Hand bekommen und gelesen. Crowhurst ist in verschiedener Hinsicht mit Fatzke vergleichbar: Er war offensichtlich schon von Jugend auf davon beseelt, etwas Besseres und zu Höherem berufen zu sein. Andere Leute konnte er mit einem "Charisma" begeistern, wo er sich aufhielt, "war immer etwas los", wie Zeugen es beschreiben. Ein besonderes Verhältnis hatte er zu Autos und zu den Verkehrsregeln. Verkehrsdelikte und zu Schrott gefahrene Fahrzeuge begleiten seine Biografie. Am Ende hatte er sein eigenes Unternehmen gegründet, das elektronische Peilhilfen für Segelboote verkaufte (oder besser: verkaufen sollte, denn das Unternehmen lief nicht besonders). Seine berüchtigte Fahrt war auch zumindest teilweise als Werbung für die Produkte seines Unternehmens gedacht.
Die Autoren des Buches weisen nun darauf hin, dass Crowhurst immer dann etwas Neues anfing, wenn das Alte nicht gut lief oder sich andere Schwierigkeiten ergeben hatten . Ideen hatte er genug. Als er auslief, hatte er jede Menge elektronische Hilfsmittel an Bord, nur leider waren die wenigstens davon wirklich fertig, geschweige denn erprobt.
Was man über Crowhurst erfährt, spricht für eine narzisstische Störung. Eine solche wurde aber nie offiziell diagnostiziert. Aber die Parallelen zu Fatzke sind sofort augenscheinlich: Beide fühl(t)en sich zu Höherem berufen, beide waren notorische Verkehrsdelinquenten - und beide haben andauernd Neues angepackt, darüber aber das Alte vergessen.
Die psychologische Erklärung ist eigentlich recht einfach: Da der Narzisst sich dauernd selbst bestätigen muss, kann er Niederlagen oder Verluste nicht verschmerzen. Also muss das nächste Erfolgserlebnis, aus dem er Bestätigung schöpfen kann, her. Am einfachsten geht das mit einer "Gründung", einem Neuanfang. Gerade unser Wiki zeigt sehr schön, was Fatzke alles neu angefangen hat, aber auch, was davon blieb. Die Psychologie liefert eine sehr einfache Erklärung für dieses Verhalten.
Nun umgeben sich Narzissten in der Regel mit Leuten, die auch gestört sind. Die Beifallspender und Bewunderer leiden dabei meist auch unter einer "Narzisstischen Verletzung", sie ziehen ihre Bestätigung aber aus dem Umgang mit einem Menschen, den sie für wichtig, bedeutend und besonders ansehen. In dessen "Gnade" sonnen sie sich.
Da das Projekt KRD nun so ziemlich gescheitert ist und die Räumung von Reinsdorf wohl nur eine Frage der Zeit ist, muss halt etwas Anderes her, woraus man Selbstbestätigung schöpfen kann. Wie wär's mit einer Partei? Da kann man sich dann stark fühlen, mit Vertretern des Bundes sprechen, sich "auf Augenhöhe" mit den Parteifunktionären der etablierten Parteien sehen usw. Wenigstens bis zur Bundestagswahl ist dadurch für ein gewisses Erfolgserlebnis gesorgt.
So deute ich die Vorgänge rund um die KRD-"Partei".