Nach meiner Kenntnis ist Familienaufstellung ursprünglich einmal als eine Hilfe zur psychologischen bzw. psychiatrischen Analyse entwickelt worden. Indem jemand mit anderen Menschen seine Familie nachstellt und dies auch kommentiert, kann der Therapeut gewisse Erkenntnisse gewinnen, etwa durch die Auswahl der Personen, die zur "Familie" gehören, durch die Reihenfolge ihrer Auswahl, durch deren räumliche Aufstellung und natürlich durch die Kommentare. Ein irgendwie tieferer Sinn oder gar eine therapeutische Wirkung ipso facto war damit nicht verbunden, sondern es ist im Grunde nur eine Art Rollenspiel.
Grundsätzlich richtig, wobei es aber durchaus eine tiefere und therapeutische Wirkung haben
kann, weil es dem Betroffenen, dem Therapeuten und den Mitwirkenden zu eine leicht fassbare Darstellung der Charaktere und deren Beziehungen ermöglicht. Gleichzeitig ermöglicht die Verwendung von Stellvertretern es der Hauptperson einerseits Dinge aus.- oder anzusprechen, die sie sonst nicht könnte. Und andererseits kann sie durch Rückkoppelung mit den Stellvertretern eine neue Sicht auf die Gefühle und das Verhalten ihrer realen Beziehungspersonen entwickeln.
Das kann mit wenig Aufwand zu sehr tiefen Empfindungen führen und daher gerade bei Bewältigungsprozessen als sehr heilsam empfunden werden. Allerdings ist es zwangsläufig nicht ohne Risiko und sollte bei Personen mit wirklich schwerwiegenden Familiengeschichten nur mit versierten Therapeuten angegangen werden, die eine notwendige Nachbetreuung verlässlich durchführen können.
Hellinger hat die (nicht von ihm erfundene) Familienaufstellung aufgrund positiver Erfahrungen stark popularisiert. Aber leider sind ihm dann mehr als nur ein paar Lichter durchgebrannt und er hat sich selbst zum allwissenden Obertherapeuten gekürt. Aus wiederkehrenden Motiven hat er unumstößliche Dogmen formuliert (die auffällig zufällig zu einem geweihten katholischen Priester passen, was Hellinger ist). Und tragisch wurde es als er damit begann in Massenveranstaltungen Personen innerhalb von wenigen Minuten mit seinem kategorischen Furor zu "diagnostizieren". Selbst nachfolgende Suizide haben ihn nicht von dem Glauben an seine Unfehlbarkeit abbringen können.
Dass die inhomogene Gesellschaft der Esoteriker auf eine Methode anspringt, die tatsächlich etwas bewirken kann, ist nicht verwunderlich. Und wer sich dabei auf "Hellinger" beruft, kann ähnlich wie er fast beliebige Einfälle leicht als die große Wahrheit des Therapeuten verkaufen.
Helfen oder gar
heilen dürfte das aber nur in den wenigsten Fällen.