Der Brief aus dem Weißen Haus sieht aus wie ein mittelmäßiger Englisch-Test nach der Korrektur durch den Klassenlehrer. In der oberen linken Ecke steht: „Haben Sie es schon mal mit einen Grammatik- und Stil-Check versucht?“ Der Brief ist von Donald Trump unterschrieben und ging als Antwort an Yvonne Mason, eine ehemalige Highschool-Lehrerin, wie die „New York Times“ berichtet. Die 61 Jahre alte Frau, die in Atlanta lebt, hatte sich wegen des Amoklaufs an einer Schule in Parkland, Florida, an den Präsidenten gewandt. Sie wollte von ihm wissen, ob er beabsichtige, alle Familien der Opfer persönlich zu besuchen.
Das Weiße Haus sei in seiner Antwort vom 3. Mai nicht auf ihr Anliegen eingegangen, sagte Mason. Stattdessen habe der Brief lediglich Maßnahmen aufgelistet, die nach dem Amoklauf vom Februar ergriffen wurden, wie Gesprächstermine oder ein Gesetz zur Verbesserung der Sicherheit an amerikanischen Schulen.
Aber nicht etwa wegen der ausweichenden Antwort Donald Trumps machte die ehemalige Englischlehrerin mit einem violetten Stift Anmerkungen auf das Blatt Papier, fotografierte den korrigierten Brief und schickte ihn an das Weiße Haus zurück.
„Ich kann schlechten Schreibstil nicht ausstehen“, erklärte Mason, selbst Mitglied der demokratischen Partei, ihre Reaktion. Im vergangenen Jahr sei sie in den Ruhestand gegangen, sagte sie der Zeitung. Aber sie habe die Angewohnheit, Texte zu bewerten, noch nicht ganz abgelegt. Außerdem stünde der Brief des Präsidenten in Kontrast zu Briefen anderer Politiker – besser formulierten Briefen.
Nicht nur die Ausdrucksweise ist Mason zufolge mangelhaft; zum Teil sei auch der Inhalt ungenau und schwammig. Neben einen Satz, in dem Trump erklärt, er habe das Justizministerium angewiesen, eine „Regel zu erlassen“ („issue a rule“), die Vorrichtungen zur Umwandlung legaler Waffen in illegale Maschinengewehre verbieten soll, schrieb Mason dann auch: „Erklären Sie ‚Regel‘“.
„Um Himmels Willen, das ist FALSCH!“
Die ehemalige Lehrerin bemängelte auch die Großschreibung von Wörtern wie „Nation“ oder „States“. Im Englischen werden nämlich, anders als im Deutschen, nur sehr wenige Nomen groß geschrieben. Gegen Ende des Briefs schrieb Mason dann auch an eine entsprechende Stelle: „Um Himmels Willen, das ist FALSCH!“
Mehrere Subjekt-Objekt-Verbindungen markierte sie mit gelbem Leuchtstift. Und neben Trumps Unterschrift setzte sie einen Verweis auf den Link zu einer Homepage der amerikanischen Regierung mit Empfehlungen zu einfacher, verständlicher Sprache: „Vgl.
https://www.plainlanguage.gov/“.
Doch ein Stil-Handbuch des Weißen Hauses empfiehlt laut der „New York Times“ die Großschreibung von Wörter wie „Nation“, wenn sie als Synonym für die Vereinigten Staaten gebraucht werden. Auch in Briefen ehemaliger Präsidenten wie etwa Barack Obama oder George W. Bush kam die Großschreibung demnach zur Anwendung.
Nachdem sie das Foto des korrigierten Trump-Briefs auf ihrem Facebook-Profil hochgeladen hatte, bekam Mason Hunderte Nachrichten aus allen Teilen des Landes. Einige waren wohlwollend – von einem Anwalt wurde sie gefragt, ob sie künftig seine Briefe korrigieren wolle –, andere giftig. Einer schrieb ihr, sie müsse „eine einsame verbitterte Hexe mit vielen Katzen“ sein.