Peter Fitzek aktuell: Eklat im GerichtssaalSeite 26: Ursula Mertens greift sich an die Stirn. Seite 27: Die Juristin zieht die Nase kraus. Seite 28: Sie senkt den Blick, schüttelt den Kopf, rauft sich die Haare, atmet schwer. „Das sind endlose Wiederholungen.“
Mit diesen Worten stoppt die Richterin am Landgericht Halle am Mittwoch brüsk den Redefluss von Peter Fitzek. Jetzt muss der selbst ernannte König von „Neudeutschland“ seine 32 Seiten lange Erklärung in eigener Sache erst einmal unterbrechen.
Der Zeitplan des Verfahrens ist nicht mehr zu halten. Auch deshalb liest die Juristin, die ihre Empörung offen zeigt, dem Wittenberger Monarchen nach allen Regeln der Kunst die Leviten. „Sie sitzen hier, weil sie Geld entgegen genommen haben und es dann irgendwo im Nirwana verschwunden ist.“
Was der 51-Jährige (noch) nicht begreifen will oder kann, bringt sie so auf den Punkt: „Sie müssen sich zur Sache äußern.“ Und laut Anklage geht es in seinem Fall um den schweren Vorwurf der Untreue - eingebettet in das bizarre Szenario eines Fantasiestaates in Sachsen-Anhalt, eben Neudeutschland. Dabei spielen unter anderem die versuchte Gründung einer dubiosen Reichsbank oder einer königlichen Krankenkasse eine Rolle.
Wenn es nach Peter Fitzek geht, soll sein Reich natürlich auch über eine eigenständige Gerichtsbarkeit verfügen. Das wäre ideal für ihn: Er hätte dort laut „Verfassung“ ein Vetorecht, könnte sich damit gleich selbst von einer Anklage freisprechen.
So einfach ist das am Landgericht Halle für ihn freilich nicht. Da kann der ehemalige Koch, der seit vielen Jahren seiner Vision von einem neuen Deutschland frönt, lächeln wie er will. Bei Ursula Mertens verfängt diese Charme-Offensive nämlich überhaupt nicht. Die ansonsten so geduldige Richterin macht nach seinen schier endlosen Erklärungsversuchen aus ihrem Herzen keine Mördergrube mehr.
Sie wolle ihm nicht zu nahe treten, aber: „Kaufen Sie sich doch eine Südsee-Insel“, gibt sie ihm als Rat für später mit auf den Weg. Vielleicht könne er dort verwirklichen, was ihm hier in der Bundesrepublik verwehrt bliebe. Um wieder die Kurve zu kriegen, plaudert Mertens dann aus dem Nähkästchen, gibt sich beinahe belustigt - über Fitzek, aber auch über sich. So gesteht sie eine Vorliebe für Kostüme.
Insofern verstehe sie, wenn sich der Angeklagte als König mit Krone, Zepter und Reichsapfel filmen lasse. Bis zum Alter von acht Jahren hätte sie sich selbst sehr gerne verkleidet und Prinzessin gespielt. Dann aber wäre ihr klar geworden, dass es ganz gut sei, etwas zu lernen.
Peter Fitzek: Handgreiflichkeiten statt ArgumenteOb solche blumigen Erinnerungen bei Fitzek wirklich etwas bewirken, darf bezweifelt werden. Wie der Mann es schafft, jeglichen Vorwurf an seine Person scheinbar zu zerpflücken, ist aber erstaunlich. Da beklagt sich beispielsweise eine Verwaltungsangestellte in Wittenberg, dass er seine Auffassung von Recht und Gesetz mit einer Handgreiflichkeit Nachdruck verleiht.
Das Ergebnis: Kratzspuren an ihrem Arm und ein Bluterguss. Der Monarch, der zeitweise über bis zu 500 Gefolgsleute verfügen soll, gibt jedoch zu Protokoll: Er habe die Dame doch erst rechtlich belehrt, dann aber wegen Widersetzlichkeit der örtlichen Polizei zuführen müssen. Ebenso immun gegen Selbstzweifel zeigt sich Fitzek angesichts seines Registerauszugs der Flensburger Verkehrssünderkartei. Wer angeblich mit einem rumänischen Führerschein unterwegs ist, fährt offensichtlich gerne mal etwas zügig - 60, 70 Sachen schneller als erlaubt. (mz)
Quelle:
http://www.mz-web.de/26160188