Beim Krankenhausgelände sind keine Altlasten bekannt. Direkt daneben sind ja Einfamilienhäuser und Kleingärten.
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Das heißt nichts. Es wurden schon unzählige Neubaugebiete auf belastete Gelände gesetzt, viele auch, ohne daß sich vorher jemand um eine Sanierung gekümmert hat.
Ok, alles von vorn. Das ist vielleicht auch sinnvoll, weil neue Leser anwesend sind.
Mit dem Versailler Vertrag hatte Deutschland erhebliche Einschränkungen, sow war nur ein einziges Sperngstoffwerk erlaubt. Diese Aufgabe fiel der WASAG zu. Dieses Werk hatte aus diesem Grund eine erhebliche Größe, zweigleisigen Bahnanschluss und 11.000 Beschäftigte.
Wo lag dieses größte Sprengstoffwerk des Reiches? Zwischen den heutigen Ortsteilen Apollensdorf-Nord und Reinsdorf der Lutherstadt Wittenberg. Vom Werk ist nichts mehr zu sehen, da ist Hochwald.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde es von der Roten Armee komplett demontiert, es war im Luftkrieg
nicht angegriffen worden! Die Fehler passierten bei der nicht fachgerechten Demontage: Die unterirdischen Rostoff- und Produktenleitungen wurden nicht entleert. Diese Reste sind ins Erdreich gelangt und liegen auf der Grundwasserschicht auf. Nach meiner Erinnerung geht es vor allem um Toluolverbindungen. Wegen der schon genannten geologischen Situation ist der Grundwasserspiegel nicht bodennah, es gibt keine Probleme für die Vegetation.
Das ehemalige DDR-Krankenhaus war das Verwaltungsgebäude der WASAG. Mit der Produktion hatte es nichts zu tun: Man vermied das, da Sprengstoff zur Explosion neigt ... - Die angesprochenen Häuser in unmittelbarer Nähe waren die Häuser der Direktoren und leitenden Mitarbeiter, sie sind aus dieser Zeit. Alles vorgenannte ist in Wittenberg Teil der Lokalgeschichte und wohl bekannt.
Schon zu DDR-Zeiten hat man fleißig geprobt und untersucht: Man wusste schon, was man da geerbt hatte. Nach der Wende kam das eigentliche Fabrikgebiet in Bundesbesitz. Der Bund hat dann Anfang der 1990er eine riesige Umweltuntersuchung angestoßen. Das Ergebnis ist ein mehrbändiges Werk. Es ist nicht veröffentlicht, aber auch nicht geheim, es kann in den Verwaltungen eingesehen werden. Der Bund hat in der Folge mehrfach versucht, das Werksgelände an Land oder Landkreis oder Stadt zu verkaufen, zuletzt war von Schenkugn die Rede. Alle drei haben mit freudlichem Lächeln abgelehnt.
Es sei jedem angeraten, der sich irgendwo häuslich niederlassen möchte, sich nach der Vorgeschichte des Grundstücks zu erkundigen.
Das ist immer richtig. Auch ein Bodengrundgutachten sollte man beauftragen.
Ich erinnere mich, noch in den 80er Jahren alte Müllkippen unvermittelt irgendwo zwischen Feldern gesehen zu haben.
In der DDR hatte jedes Dorf seine eigene kleine Müllkippe. Die Wiedervereinigung ist wohl nicht ganz so schlecht gelaufen: Flächendeckend und zeitgleich wurden die alle (!) mit viel Geld aufgenommen und abgetragen, renaturiert. Die Lage kann man recht gut an Bodenmesspunkten für Grundwasser erkennen. Die noch vorhandenen Großkippen sind überdeckt und in ständiger Überwachung.
Es reicht, wenn da vorher eine Tankstelle war (1969 gab es in Westdeutschland mehr als 46.000 Tankstellen, heute etwa 14.000 - was steht heute auf den 30.000 Arealen??)
Auch hier: Im Osten eine völlig andere Situation, nachträglich betrachtet war der Zentralismus der DDR da hilfreich: Es gab nur eine Tankstellenkette, VEB Minol. Die wenigen privaten Betreiber hingen auch an Minol. Dann tat Kanzler Kohl ein gutes Werk: Er verkaufte das - und die Verpflichtung zur Entsorgung - an Elf Aquitaine. Und die haben das entsorgt, das wurde peinlich genau dokumentiert.