Die Beweisaufnahme
Nun gab es eine muntere Befragung der beiden Angeklagten. Beide wollten sich äußern – hätten sie besser gelassen! Zunächst gab es einen munteren Dialog zwischen dem Richter und Angela. Da beide Namen dummerweise mit M. beginnen –mehr verband die aber sonst nicht, nenne ich den Richter mal in RM um.
RM. Wer brachte D.?
M. Keine Ahnung, er stand einfach vor der Tür.
RM. Woher kam die Info über D.?
M. Ich hatte eine Info über einen Jungen in Not. Dann habe ich gesagt, der Junge kann erst mal zu mir. Er wurde von einem dunklen Auto gebracht. Das sollen Leute gewesen sein, die ihn gefunden haben. D. sagte ihnen, sie sollten mal im Internet seinen Namen suchen. (Öh, klingt ja sehr glaubwürdig soweit, der schwarze Mann, bzw. das schwarze Auto war es.)
RM. Was wussten sie sonst?
M. Nur die Schwester von D. namens P. bla, bla, blubb.
RM. Hat sie D. gefragt, wie er sich das weiter vorgestellt hat?
M. Nein.
RM. Was wollte er?
M. Er wollte beim Vater oder bei mir bleiben, auch seine Schwester P. sollte zu mir kommen. (Ihr Kinderlein kommet? Schulpflicht, Krankenversicherung u. ä. hätten sich dann vermutlich durch Zauberei selber geregelt. Angela fing den Satz zunächst mit dem Vater an, orientierte sich dann aber um, und zog – schwups – in der Kindergunst am Vater vorbei. Weniger lustig ist, dass sie D. mit ihren beiden großen Hunden, die den Jungen ja kaum kannten, während des Einkaufs alleine ließ. Aber, wenn Verantwortungsbewusstsein gegen Sendungsglaube kämpft, ahnt man schon, wer da gewinnt).
RM. Dass das Jugendamt und der Vormund nach dem Kind suchten, war ihnen klar?
M. Das Jugendamt ist kriminell. Kinderhandel! Auch ein Hamburger Anwalt war schon unter Verdacht. (Soll wohl auf den RA Peter H. aus Hamburg abzielen)
Jetzt kam erst mal eine lange rührende Geschichte, wie schlecht es D. ging: Löcher in den Schuhen, dreckig, schmutzige Fingernägel – einige Reichis stecken schnell ihre Finger in die Tasche. Vielleicht auch die Dame, die in den Prozesspausen immer in die Herrentoilette kam, um dort Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken? In der letzten Pause meinte ein Wachtmeister trocken zu ihr – Damentoilette im EG – nech!
Danach wurde es verworren. Wer hat denn Angela auf das große Event vorbereitet? Der Jo? Der wurde aus den Tiefen des Internets über D.s Verschwinden informiert, quasi wie Granderwasser. Auch Uraltnickel war informiert und telefonierte. Dazu noch ein Bewusst.tv-Kind A.S. sowie deren Vater, ebenfalls A.S und der Vater von D.. So, so. Das fuchste den Jo dann während des ganzen Prozesses. Warum er hier säße und nicht die anderen? Der Staatsanwalt meinte nur sinngemäß, dass er sich ja Notizen mache und die anderen Herrschaften noch drankommen könnten. Bestimmt der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen dem Jo und Altnickel, sofern der mal kapiert, wie er reingehängt wurde.
Die Sprache kam noch auf das Video mit D. Angela räumte ein, das gemacht zu haben, kann man ja auch schwer bestreiten. Und der Jo? Sie hatten ein oder zweimal Kontakt und der Jo fragte, wie es dem Jungen ginge.
Danach fiel Angela ein, dass die Wortmarkenbüttel ihre Kamera – samt Netzkabel -haben mitgehen lassen. Die wolle sie nun wiederhaben. Den Staatsanwalt interessiert das leider nicht die Bohne. Zum Abschluss des Richter/Kinderetter-Dialogs kam dann noch mal erst die Mineralwasser-Geschichte und dann das Nutella-Epos. Da ich da aber bereits mehrfach dazu geweint habe, möchte ich das mal überspringen. Lustig war dagegen, dass Angela stark gestikulierend vormachte, mit D. sich immer vor ihr weggeduckt hatte, wenn er an ihr vorbeilief – hätte mal vielleicht etwas positiver darstellen können.
Der Richter hatte fertig und nun war der Staatsanwalt dran. Die Fragelust war deutlich begrenzt. Er hatte seine Fakten im Trockenen – die eine hatte das Kind mehrere Wochen versteckt und der andere wusste davon. So einfach hätte er es bestimmt gern öfter. Da er sich auch keine Tränchen zum Nutella-Epos abdrücken konnte, kamen aber doch ein paar Fragen.
L. Sie haben Infos über Skype bekommen. Von wem?
M. Von A. S. (der Jüngeren)
L. Wer hat gefragt, ob man ihn bringen könne?
M. Weiß ich nicht, äh, A.S (die Jüngere)
RM. Im Skype-Protokoll vom 11.06. u 18:41 Uhr: M.: Hallo Jo, Altnickel hat angerufen.
Da die nächsten Minuten der Sitzung vielleicht strafrechtlich für ein paar Reichi-Nasen noch bedeutsam werden könnten, schweigt der Prozessbeobachter lieber über den weiteren Text.
Eine Perle ist noch die Geschichte vom Vielesser D. Er war hungrig, quasi ausgehungert, weil er im Heim nichts bekam. Angela hat ihn aufgepäppelt. Es gab Ravioli, Toastbrot, große Schalen mit Götterspeise und Schokolade. Zum Glück wurde er ja nach drei Wochen von diesem Schicksal erlöst.
Der Staatsanwalt hat dann auch keine Fragen mehr, macht aber noch ein paar Notizen – ojehojeh!
Jetzt kommt der Dialog zwischen dem Richter und Jo.
C. Das war nicht gemeinschaftlich, wir haben nur kommuniziert. Ich habe bei Facebook 5000 Freunde, mehr geht nicht und irgendjemand hat gefragt: könnt ihr helfen. (Ah ja, der berühmte irgendjemand, der wird bei solchen Gelegenheiten gerne mal vors Loch geschoben).
Zum allwissenden Skype-Protokoll, das die ganze Aktion des Alp-Dream-Teams so mundgerecht für den Staatsanwalt dokumentierte, hatte Jo auch gleich was anzumeckern. Es sei ohne Durchsuchungsbeschluss in die Hände der Obrigkeit gelangt und deshalb gebe es das Teil quasi gar nicht. Weiter im Text: Der Vater von D. habe ihn angesprochen, er suchte eine Unterkunft für D. (Da wird sich die Frage des Sorgerechts für den Vater ja eher nicht mehr stellen). Jo sagte dem Vater von D., er solle selber bei Angela anfragen.
RM. War Jo das Alter des Jungen bekannt?
C. Nö, nur „Junge“.
RM. War Jo bekannt, wer das Sorgerecht hatte?
C. Nö.
RM. Warum haben sie nicht das Jugendamt informiert?
C. Im Heim geht es den Kindern schlecht.
Dann fühlte sich Jo nach so viel Nö und Unwissen noch berufen zu sagen: „Ich habe nur vermittelt“. (Hätte ich so lieber nicht gesagt).
Nach dem Skype-Protokoll sagte Jo um 18:28 Uhr noch: Alles Gute, ist vielleicht gut, wenn ich nicht zu viel weiß.
Jetzt darf wieder der Staatsanwalt ran. Vorher wird Jo aber laut: „Mehrere haben gesucht, nur ich bin hier angeklagt. das hat bestimmt etwas damit zu tun, dass ich verschiedenen Sendungen gemacht habe“ (Das nennt man dann wohl Sendungsbewusstsein).
Der böse Staatsanwalt kontert das mit der Bemerkung, dass Jo in diesem Prozess nur Beifang sei. Ein Mehrtürer Beifang? Waren da Tränen?
Jetzt war es wieder Zeit für eine karnevalistische Einlage. Angela erinnerte den Richter daran, dass sie D. als Zeuge benannt habe. Richter M. erklärte ihr, dass man einen Zeugen nicht nur benennen müsse, sondern auch den Sachverhalt zu beschreiben habe, zu dem er zu befragen sei. Dies sei leider nicht erfolgt und deshalb wurde D. nicht geladen. (Da hat sie wohl eine Youtubefolge in Jura gefehlt). Angela drehte jetzt auf. D. könne über Richter B. berichten. (Das ist der oberböse Richter, der als Dankeschön für seine Bösigkeit vom Amtsgericht zum OLG befördert wurde – mein Glückwunsch dazu an dieser Stelle). Außerdem könnte D. usw. usf. Nun wachte auch Jo wieder auf und ereiferte sich: In der Ladung seien 1000 Formfehler und jetzt würden sie auf die korrekte Form bestehen. (Wahrscheinlich verwechselt er da Form und Förmchen für die Strandarbeit.)
Der Richter darauf locker: Deshalb habe ich ihnen die Sache ja erklärt. Sie können ja noch einen Antrag stellen. Leider kam das bei Jo und Angela nicht gut an und sie riefen noch ein paarmal: Paraphe, fehlende Unterschrift und was man immer so ruft, wenn man sich unbedingt lächerlich machen möchte.
Zum Schluss dieses drögen Kapitels darf der Staatsanwalt sich noch zur Frage der zusätzlichen Zeugen – D., P., Vater von D. und irgendein Kumpel des Vaters auch P. - äußern. Der verspricht sich von keinem dieser Zeugen eine für diesen Prozess wesentliche Aussage. Darob ist die sonst so zurückhaltende Angela – hüstel – außer sich und verlangt vom Staatsanwalt die Bestallungsurkunde. Der grinst sich einen und fragt sie, ob sie eine Kopie seines Examens haben möchte. Wenn sie sonst irgendwelche Urkunden einsehen möchte, könne sie dies gerne mal versuchen, aber, ob dies den zwei hier Angeklagten gelingen würde, könne er sich nicht vorstellen.
Der Richter wohl auch nicht, deshalb unterbricht er die Sitzung von 12:53 bis 13:10 Uhr. Reichis und Spione verlassen den Saal wegen der Luftfeuchte und dem Reichsgeruch fluchtartig. Von unten ruft uns Bernie entgegen: hier möchte jemand einen Vertreter des Sonnenstaatlandes sprechen – ich winke ihm freundlich aus dem Fenster im ersten Stock zu.
Lesen Sie weiter – fünfter Teil dieses Reißers in Kürze.