So ein 20er ist eine ewiggeltende "Du kommst aus dem Knast egal was du anstellst"-Karte?
Nein.
Den sattsam zitierten psychiatrischen "Jagdschein" gibt es seit der Einführung des Maßregelvollzugs vor über 80 Jahren nicht mehr.
Den Zustand einer grundsätzliche Aufhebung des Schuldfähigkeit und den dann fehlenden richterlichen Interventionsmöglichkeiten ist nicht mehr gegeben.
Eine Schuldunfähigkeit oder eine Minderung der Schuldfähigkeit ist entweder eine Einzelfallprüfung, bei der jedes Mal der Zustand des Täters und die fehlende Einsicht und Steuerungsfähigkeit geprüft werden muss.
Auch mehrfach bei einem Täter und immer zum Zeitpunkt der Tat.
Oder es bestehen hirnorganische oder psychopathologische Veränderungen, die entsprechend und belastbar festgestellt werden können.
Dann sind aber auch präventive Maßnahmen zu ergreifen und anzuordnen, wie die Verwahrung, Betreuung, entsprechende Medikationen etc.
Dafür existieren einige Rechtsquellen (§63, §64, §67d, BtMG §35) und der Maßregelkatalog sieht einiges vor. Die Hürden werden aber (zu Recht) hoch gelegt.
Bei Herr Lorenz wissen wir nicht in welchem Zusammenhang dies festgestellt wurde und was als Eingangskriterium in die Begründung eingeflossen ist, bzw. in welcher Phase des Verfahrens dies stattgefunden hat.
Eine seelischen Störung, eine sogenannte "tiefgreifende Bewusstseinsstörung" (keine Störung mit psychopathologischer Relevanz), angeborener Intelligenzschwäche
Dazu wird auf Intelligenzquotienten (IQ) abgestellt. Oder eben SASA, aber dann werden weitere Präventivmaßnahmen getroffen.
Dann geht keiner einfach so nach Hause und macht weiter.
Nichts davon ist von Erhard bekannt, die entsprechende Passage im Merkur sagt nichts über die heutige Situation aus.
Er kann genau so gut in Rausch oder in einer depressiven Phase eine Straftat begangen haben.
Es ist bis dato auch nicht zu erfahren, weswegen er angeklagt wurde und ob im Nachgang etwas angeordnet wurde.
Es wäre im Sinne der Qualität der Diskussion, wenn wir auf Begriffe wie Jagdscheine und das spekulative Einwerfen von seelischer Abartigkeit und ähnlichem verzichten würden.
Solang wir keine belastbaren Belege dafür haben, sollten wir uns auf das Auswerten und dokumentieren der vorliegenden Daten konzentrieren und das ist auch schon eine Menge und ergibt ein passendes Bild.
Ich muss das nicht künstlich beleuchten durch drastische Begriffe.
Sorry für die Einlassungen, aber ich bin da sehr sensibilisiert, da ich ständig mit Menschen und den Folgen ihrer psychiatrischen Grunderkrankungen zu tun habe.
Vorauseilende Stigmatisierung ist eine davon.
Das ist für Betroffene, egal wie wenig wir sie mögen und verurteilen was sie tun auch nicht lustig.