Brrrrrr-exit

[dtx]

Die Times hat ein paar muntere Nachrichten für den Europa-Wahlkampf der Tories:
...

https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/brexit-und-europa-wahl-umfrage-klatsche-fuer-may-eu-kritiker-liegen-vorn-61323898.bild.html

Die Zahlen werden wohl - ausnahmsweise einmal - stimmen:

In einer neuen YouGov-Umfrage zur Europawahl ziehen ausgerechnet die schärfsten Widersacher an May vorbei. Ex-Ukip-Chef und EU-Hasser Nigel Farage (55) kommt mit seiner neu gegründeten Brexit-Partei auf 27 Prozent (zuvor 15 Prozent)! Dahinter liegt Labour mit 22 Prozent (zuvor 24 Prozent).

... Die „Tories“ landen weit abgeschlagen auf dem dritten Platz – nur 15 Prozent der Briten würden bei der EU-Wahl Ende Mai für sie stimmen (zuvor 16 Prozent).

Und mit seiner Erst-Partei holt Farage dann noch mal 7 Prozent ...

[Grashalm]

Das ist jetzt keine Überraschung finde ich. Aus Sicht der Briten ist die EU mit Sicherheit der Buhmann. Da ändern auch die Pro-Eu-Demonstrationen nichts.

Mittlerweile bin ich mir auch nicht mehr sicher ob die EU der richtige Weg für Europa ist.

[BlueOcean]

Dann bitte ich um konstruktive Kritik. Denn wie weit so ein britisches Dagegen-Genöle ohne realistische Alternativen trägt, haben wir gerade in epischer Breite erlebt.

[dtx]

https://www.merkur.de/politik/brexit-chaos-kopfschuetteln-dachte-immer-briten-waeren-sehr-vernuenftiges-volk-zr-12182188.html

[Grashalm]

Dann bitte ich um konstruktive Kritik. Denn wie weit so ein britisches Dagegen-Genöle ohne realistische Alternativen trägt, haben wir gerade in epischer Breite erlebt.

Prinzipiell bin ich ja der Idee der EU sehr zugetan. Allerdings kann ich mir ehrlich gesagt nicht (mehr) vorstellen wie man teils sehr unterschiedliche Staaten, Völker, Nationen wie man das auch gerne bezeichnen will in einer Gemeinschaft wie der EU oder gar einem Bundesstaat vereinen will, wenn nicht mal ein grundsätzlicher Wille zur Gemeinschaftlichkeit zu erkennen ist.

Was ich für realisierbar halte ist ein lockeres Bündnis der Europäischen Staaten. Man Arbeitet zusammen wo es unbedingt ist und ansonsten macht jeder seins.

Für mehr als dieses Bündnis wird man meiner Meinung nach keine Mehrheit finden.

[hair mess]

Es erinnert mich an meine Jugend.

Unsere - nennen wir es "Dorfgang" - war eine Zeit lang so angesagt,
dass immer mehr zu den Donnerstags- und Montagstreffen kamen,
in denen man die Wochenende vorplante und rekapitulierte.

Es war ja noch die Vorhandyzeit.
Wer am Donnerstag nicht da war,
an dem ging das Wochenende vorbei.
Wer Montags nicht da war,
war Gesprächsgegenstand.

Irgendwann war die Gang so groß,
dass manche Sachen einfach nicht mehr gingen,
dass man versuchte Sachen aufzuwärmen, die durch waren,
dass jeder was anderes wollte,
dass beinahe die ganze Gang zerfiel.

Einige mussten die Gruppe verlassen, damit sich der Rest wieder auf den alten Stamm besann, der dichter ist denn je, man sieht sich nicht mehr so oft, aber man macht auch in der Freizeit noch viel miteinander, die anderen sieht man noch gelegentlich, man sitzt auch mal auf einem Dorffest beinand aber . . .

Ihr wisst, was ich meine.

[Reichsschlafschaf]

Allerdings kann ich mir ehrlich gesagt nicht (mehr) vorstellen wie man teils sehr unterschiedliche Staaten, Völker, Nationen wie man das auch gerne bezeichnen will in einer Gemeinschaft wie der EU oder gar einem Bundesstaat vereinen will

Es geht in den USA, dann geht es auch mit den vereinigten Staaten von Europa.

Die USA sind ja beileibe kein so monolithischer Block wie es von außen erscheinen mag.
Selbst die Gesetze der Bundesstaaten sind teils grundverschieden.

Und Trumpi ist gerade dabei, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Europäer zu stärken, wenn auch ungewollt. Dabei wird sich dann zeigen, wer wirklich dazugehören wird/will und wer nicht.
Auch ein Herr Orban hat keine Ewigkeitsgarantie.

Die VSE werden wir vielleicht nicht mehr erleben.
Aber sie werden kommen.

[Grashalm]

Die VSE werden wir vielleicht nicht mehr erleben.
Aber sie werden kommen.

Verzeih bitte, dass ich deinen Optimismus angesichts der jüngsten Entwicklungen und Nasen wie Farge und Bennon nicht teilen kann.

Edith: Um noch ein bisschen mehr Pessimismus zu verbreiten, der Philosoph Slavoj Zizek meint folgendes:

Wenn die Dinge so weitergehen, wie sie gerade laufen, dann wird Europa zerfallen, es wird möglicherweise lokale Kriege geben, weil die großen Mächte alles daran setzen, die letzten Überreste der europäischen Einheit und Geschlossenheit zu zerstören. Steve Bannon versucht mit einer Art Akademie die anti-europäischen Populisten zusammenzubringen. Putin tut alles, um die EU zu desintegrieren.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/europa-krieg-wird-moeglich-weil-wir-ihn-fuer-unmoeglich.694.de.html?dram:article_id=446818

[Sandmännchen]

Bezüglich Russland halte ich die Haltung der EU für langfristig nicht tragfähig. Man muss Russland mit einbinden, auch wenn es schwer fällt, und dafür Brücken bauen und nicht einreißen. Auch wenn das moralisch nicht einwandfrei ist und die Militärbündnisse anders sind. Russland hat einen europäischen Kern und gehört zur europäischen Geschichte. Und Osteuropa hat starke Bindungen an Russland, die verschwinden nicht durch EU-Beitritt.

Es kann auch nicht funktionieren, dass man Staaten eine Solidarität mit Flüchtlingen aufzwingt. Man muss die Staaten überzeugen, dass die Solidarität richtig ist. Das dauert.

Der EU fehlen die Werkzeuge, in öffentliche Diskussionen präsent zu sein und die europäische Idee zu vertreten. Die Presse leistet wenig Widerstand, schon weil die finanziellen Interessen immer Richtung Skandalisierung gehen.

Daher haben Leute wie Johnson, Bannon und Putin leichtes Spiel

[dtx]

Recently Speaker John Bercow hasn't been particularly popular with the Conservatives. With some believing that his decisions have been biased against them. So this week some Conservative MPs have attempted to get rid of the Speaker.

[dtx]

Bitte eine Trauerminute für Lyra McKee:

https://www.theguardian.com/uk-news/video/2019/apr/19/lyra-mckee-29-year-old-journalist-shot-dead-in-derry-video-obituary

Lyra McKee was fatally wounded during rioting in Derry on Thursday night, becoming what is believed to be the first journalist killed in the UK since Martin O'Hagan was shot in Lurgan, County Armagh, in 2001. The 29-year-old was an acclaimed Northern Irish journalist, who wrote about the Troubles and campaigned for LGBT rights ...

[mork77]

Gedanken zum Brexit aus Irland. Radiofeature des WDR

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/brexit-irland-100.html

[dtx]

Wenn man damals der Meinung gewesen wäre, daß eine solche Mehrheit zustande käme, wäre die Klausel vermutlich nicht in das Abkommen gekommen. An der Einschätzung dürfte sich bis heute nichts geändert haben, sonst wäre die Karte spätestens in den letzten zwei Jahren gezogen worden, zumal es ziemlich unwahrscheinlich ist, daß die Minderheit kampflos aufgeben würde.

[mork77]

Eine solche Mehrheit gibt es in Nordirland derzeit noch nicht, nein.

Nordirland war über viele Jahre hinweg der reichere Teil Irlands. Das hat sich in den letzten Jahren etwas geändert. Heute lebt Nordirland vor allem von Subventionen aus London. Sollte ein Hard-Brexit doch noch Realität werden, dann könnte Nordirland auf lange Sicht deutlich ärmer werden als der Süden, falls die wirtschaftlichen Prognosen für diesen Fall zutreffen.

Ab etwa 2025 werden die Katholiken wohl auch die Mehrheit in Nordirland stellen. Und wenn der Brexit etwas gezeigt hat, dann das 52% die Mehrheit ist. Die Minderheit muss dann sehen, wie sie klar kommt.

[Sandmännchen]

Schottland träumt von einer großen Zukunft ohne England, Wales und Nordirland

Warum soll die Selbstbestimmung auch ausgerechnet dann aufhören, wenn man aus der EU austritt? Immerhin hat Schottland geologisch mit dem Rest von Großbritannien ziemlich wenig zu schaffen.