Nun ja, solche Briefkasten- oder Scheinfirmen werden ja gerade deswegen gegründet, um sich von den inländischen Gesetzen und Pflichten zu "dispensieren". Im Grunde steckt ein ähnliches Denken dahinter wie beim typischen RD-Dogma: Ich bin eben kein "Deutsch", sondern "Bürger des/der ... [hier bitte was auch immer einsetzen]", also hat die BRD mir nichts zu sagen.
Allerdings ist das in beiden Fällen natürlich zu kurz gedacht. Seit ich in Deutschland arbeite, muss ich nicht mehr nur eine Steuererklärung abgeben, sondern zwei, nämlich die ordentliche Einkommensteuererklärung in Deutschland und eine vereinfachte in meiner Heimat, nur weil ich dort noch Grundstücke besitze.
Einem Staat steht es grundsätzlich zu, Regelungen für Vorgänge, Personen und Sachen, die sich in seinem Hoheitsgebiet befinden, zu erlassen und z. B. auch auf Grundstücken, die einer Person im Ausland gehören, Grundsteuer zu erheben. Sogar das Verbot bestimmter Geschäfte, um inländisches Recht zu umgehen, ist möglich.
Der Kern des Problems und der Grund, warum manche Leute so gern eine Briefkasten- oder Scheinfirma im Ausland gründen, liegt eben darin, dass sie den Aufwand, der im Inland anfällt, vermeiden oder von vermeintlich "günstigeren" Bedingungen profitieren möchten. Sprich: Bequemlichkeit. Nur führt ein solcher Auslandsbezug in der Regel erst einmal zu Mehraufwand und höherer Komplexität. Das lohnt sich, um Geld zu sparen, in der Regel erst ab einer gewissen Dimension. Ein internationaler Konzern kann durch geschickte Ausnutzung national unterschiedlicher Regelungen Steuern und Kosten sparen, hat aber natürlich ein Heer von Spezialisten, die sich wirklich sehr gut mit den jeweiligen landesüblichen Besonderheiten auskennen und die auch nicht nur 50 Pfund im Jahr für ihre Dienste erhalten, sondern deutlich mehr. Wenn man aber ein paar Millionen diesen Spezialisten bezahlt und dadurch hunderte Millionen Steuern und Kosten sparen kann, dann lohnt es sich.