Ganz so schwarz würde ich dabei nicht sehen, zummindest nicht, wenn in der Umfrage die "Lenkung" der Presse nicht näher definiert sein sollte, denn in gewissen Bahnen wird sie ja bereits dadurch gelenkt, wie ihre Besitzer zu welcher politischen Partei oder Frage stehen oder im Fall des öffentlichen Rundfunks, dass es offensichtlich gewisse Verbandlungen zwischen Politik und Programmzusammenstellung gibt (siehe Rundfunkrat).
Dann gibt es noch die Werbekunden, die in vielen Fällen Einfluss nehmen, sei es, dass direkt vereinbart wird, dass zu einer größeren Werbeschaltung auch ein "passender" redaktioneller Beitrag kommt, sei es, dass redaktionelle Themenschwerpunkte gleich so geplant werden, dass sie für Werbekunden interessant sind, oder sei es auch nur, dass es den Redaktionen schwer fällt, Kritik an einem guten Kunden zu veröffentlichen.
Dann kommt es noch oft genug vor, dass diejenigen, die interessante Gegenstände der Berichterstattung zu bieten haben, Einfluss darauf nehmen, wie die Berichterstattung ausfällt. Das beginnt mit dem vom Grundgedanken her sinnvollen, aber auch gerne mal missbrauchten Autorisieren von Interviews, geht weiter mit der Auswahl, wen man zur Pressekonferenz einlädt oder wem man ein Rezensionsexemplar schickt und gipfelt dann darin, dass man gezielt ausgewählten Journalisten wirklich aufwändiges Programm bietet. Für den Reisejournalisten ein entsprechendes umfangreiches Reiseprogramm, für den außenpolitischen vielleicht die Stellung eines "embedded journalist" in einem Krieg. Oder einfach die Einladung zu einem "Hintergrundgespräch".
Die Presse ist vielen gut ausgedachten Versuchen zur Einflussnahme ausgesetzt, und es wäre wirklich naiv anzunehmen, dass sie sich denen immer oder auch nur meistens entziehen kann. Insofern ist die Presse also natürlich gelenkt, und wenn Leser/Hörer/Zuschauer davon auch auszugehen, zeugt das erst mal von einer gewissen Medienkompetenz. Freilich gibt es nicht einen einzigen Lenker oder eine verschworene Gemeinschaft solcher. Aber natürlich sind manche erfolgreicher als andere, und die Erfolgsaussichten sind wesentlich besser, wenn man über große finanzielle Mittel, gute Verbindungen, eine Menge Erfahrung oder einen besonderen Vertrauensvorschuss verfügt.
Das ist zweifellos eine Lenkung in gewissen Bahnen, wenn man es so interpretieren mag, dadurch aber nicht zwangsweise negativ.
Dass viele Einfluss darauf nehmen wollen, was in der Presse erscheint, ist natürlich nicht negativ (kommt auf die Mittel an), dass die Aussichten so ungleich verteilt sind, schon.