@kairo: Da stimme ich durchaus zu. Mir fällt einfach auf, dass in Deutschland allgemein viel Aufhebens um die "ladungsfähige Anschrift" gemacht wird. In meiner Heimat schaut man natürlich erst einmal auf die normale Wohnung und versucht es dort. Wenn das nicht klappt, dann schaut man eben, welche Anschriften es sonst noch gibt, z. B. kann man auch am Arbeitsort (sehr unbeliebt bei Betroffenen, weil das Arbeitskollegen und der Arbeitgeber mitbekommen), in einer Zweitwohnung, im Ferien- oder Wochenendhaus usw. zustellen, überall da, wo sich jemand aufhält. Wenn man diese Liste erfolglos durch hat, wird's eben ins Amtsblatt gesetzt und gilt als zugestellt.
Wenn jemand, wie Peterleang ja auch, nirgendwo im Inland gemeldet ist, dann sucht man erst gar nicht nach einer Zustelladresse, sondern stellt sogleich öffentlich zu.
Ich glaube eigentlich nicht so sehr, dass die Gesetze in Deutschland wesentlich anders sind als in meiner Heimat, aber die Scheu vor einer öffentlichen Zustellung ist offenbar stärker ausgeprägt. Dass es ja durchaus klappt, hat Frankfurt gezeigt: Die haben einfach ein paar Anschriften angeschrieben und danach öffentlich zugestellt. Aus war's, Verfahren mangels "aktiven Betreibens" abgeschmettert.
Auch die causa Schöne zeigt, dass deutsche Gerichte durchaus können, wenn sie wollen: Das Gericht hat ja bei den Ausgebliebenen erst einmal Vorführung angeordnet und danach gleich den Haftbefehl erlassen. Zwei haben sich dann gestellt, Schöne ist bald erwischt worden und sitzt jetzt ein, kann also nicht mehr so leicht davon laufen.
Ich meine, dass es ja bezeichnend ist, dass sich deutsche Finanzminister darüber aufgeregt haben, als kürzlich die Schweiz einige Verfügungen wegen Rechtshilfe gegen mögliche Steuerbetrüger, die Ausländer sind, keinen Wohnsitz in der Schweiz haben und sich auch nicht mehr in den laufenden Verfahren gemeldet hatten, einfach im Bundesblatt veröffentlichte. Die gleichen Leute, die Steuerdaten aus teilweise eher dubiosen Quellen kaufen und dabei nichts finden, regen sich über solche öffentliche Zustellung auf und sprechen von mangelnder Rechtsstaatlichkeit, Datenschutz usw. Wenn ich das so betrachte, denke ich nicht, dass das Problem nur die Wittenberger haben.