Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1492447 mal)

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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #7995 am: 8. September 2020, 16:13:32 »
Mit Etymologie ist ja so eine Sache.
Bei Unterthingau hätte ich zunächst an "Gau" gedacht (was sich dann aber wieder mit dem All-Gäu beißt), aber

Zitat
Der Ortsname Thingau wird auf den Personennamen Tuono zurückgeführt
finde ich logisch und zu anderen Ortsnamen passend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Unterthingau


Nun gibt es aber da so Experten ...   ???



Zitat
HINTERGRUND & ANALYSE
Mutterhof: Grün umrankte rechtsradikale Ideologie aus der »Thing Au«
8. September 2020 Sebastian Lipp

In seiner professionellen PR kommt der Mutterhof in Unterthingau als modernes Pionierprojekt für eine ökologische und nachhaltige Zukunft daher. Doch wer genau hinsieht, stößt auf antisemitische Verschwörungsthesen und die Sehnsucht nach einer völkischen Revolution.
Spoiler
Der Mutterhof sei eine »ewige Idee«, heißt es auf der Homepage des Unterthingauer Projekts. Das Ziel: »Ein bedürfnisorientiertes, glückliches Leben aus und in der Fülle und dem Einklang mit der Natur«. Dafür sucht Permakultur-Enthusiast Robert Briechle »Bioniere für künftige Lebensräume«. Mit einem hochprofessionell produzierten Werbevideo will er sie gewinnen. Darin beklagt er den »Humus- und Artenschwund«, sowie das »degenerieren der Agrarflächen«. Dagegen soll sein Hofprojekt »möglichst vielen Menschen einen Weg für ein Leben auf dem Land im Einklang mit der Natur eröffnen und damit die ganzen Lebensräume für alle Lebewesen erschaffen.«

Sehnsucht nach einem Leben im Einklang mit der Natur

Auf dem Weg dahin wandle der Mutterhof seine Grünflächen zu permakulturellen Familiengärten, erhöhe die örtliche Biodiversität, habe ein »Forschungsprojekt für neue ländliche Strukturen« auf den Weg gebracht, stelle ein »Kursangebot für Schulen, Universitäten und sonstige Bildungseinrichtungen«. Nachhaltigkeit und lokale Kreisläufe soll der hofeigene Wochenmarkt voranbringen, »über den sich die vom Dorf mit gutem Gemüse und lokalen Produkten versorgen können«, erklärt Briechle im breiten Dialekt.

Bilder einer glücklichen alternativ gekleideten Familie im Grünen, in und mit der Natur lernende Kinder sowie eine entsprechende musikalische Untermalung sollen ein Gefühl von Harmonie und Frieden erzeugen, die Sehnsucht nach einem Leben im Einklang mit der Natur wecken – und monetäre Unterstützung für den Biolandhof einwerben. Doch was im Werbevideo als modernes Pionierprojekt für eine ökologische und nachhaltige Zukunft daherkommt, sieht bei genauerem Hinsehen ganz anders aus.

»Eine Familie lebt auf einem Hektar Land. Punkt!«
Die Mutterhof-Produkte etwa bietet das Projekt auf dem eigenen Wochenmarkt als »Marke Thing Au-Theke« an. Bei den alten Germanen bezeichnete das »Thing« eine Versammlung. Dort hielten als erwachsen geltende Männer unter Vorsitz des Stammes- oder Sippenoberhauptes Gericht oder führten kultische Rituale durch. Frauen, Kinder, Fremde oder Sklaven waren nicht zugelassen. Von dieser archaischen Rechts- und Gesellschaftsform schwärmte Robert Briechle bereits vor rund einem Jahr gegenüber Allgäu rechtsaußen als Modell für die heutige Zeit. Mutterhof-Anhänger bezeichnen Unterthingau, die Gemeinde, zu der das Projekt gehört, gerne als »Thing Au«.

Auch auf Youtube ist der Mutterhof aktiv. Im eigenen Kanal erscheinen immer wieder Gespräche von Robert Briechle mit Hofbesucher_innen und andere Kurzfilme über den Mutterhof, Ökologie und Permakultur. Meist sind die Filmchen harmlos. Doch das gilt nicht immer, wie etwa bei einem Gespräch vor rund einem Jahr mit Markus Rüegg deutlich wird. Dort erklärt Robert Briechle dem rechten Verschwörungsideologen und Permakultur-Aktivisten aus der Schweiz, welche Idee hinter seinem Projekt steht: »Mutterhof kam dadurch, dass ich 2003 auf echt schöne Bücher, mittlerweile sind’s zehn Bücher in acht Bänden von einem russischen Autor über eine russische weise Frau, die dort altes Wissen und das Leben früherer Hochkulturen erhalten hat und das weitergibt. Und das hat mich einfach inspiriert, weil da wird ganz klar gesagt: Die Lösung aller gegenwärtigen und künftigen Probleme heißt, eine Familie lebt auf einem Hektar Land. Punkt!« Anschließend argumentiert Briechle naturreligiös.

Anastasia-Bewegung verknüpft neonazistische Ideologie und Landleben

Damit benennt Briechle wie bereits zu anderen Gelegenheiten eindeutig die sogenannte Anastasia-Buchreihe als Grundlage seines Aktivismus. Mit der zugehörigen Bewegung ist in den vergangenen Jahren in der rechtsradikalen Szene in Deutschland ein ernstzunehmender Akteur erstarkt. Sie bietet einen quasi-religiösen Überbau für völkische Siedlungs- und Hofprojekte. Doch auch ideologisch hat es Anastasia in sich: An die Stelle einer Bezugnahme auf offen neonazistische Traditionslinien tritt hier die stark esoterisch aufgeladene Darstellugnsweise einer mystischen Heilsbringerin, die massiv rassistische und antisemitische Aussagen in eine scheinbare ökologische Utopie einbindet. Dies macht die Anastasia-Bewegung um ein Vielfaches anschlussfähiger für Menschen außerhalb des traditionellen neonazistischen Milieus.

Über Briechles Verbindung zu Anastasia ist bereits 2018 berichtet worden. Wie eine investigative Dokumentation des ARD nachweisen konnte ist es der neueren rechtsradikalen Landbewegung auf diese Weise gelungen, sich bundesweit eine Vielzahl von Hofstellen und sonstigen Anwesen anzueignen und Anhänger zu rekrutieren. Insbesondere Menschen mit einer starken ökologischen Orientierung versucht Anastasia dabei gezielt durch ein scheinbar idyllisches, naturverbundenes Landleben in ihre Bewegung einzubinden und für die damit verbundene völkische Ideologie zu gewinnen.

»Blut und Boden. Kraft durch Freude.«
Eine bewusste Strategie, wie etwa anhand von Vorträgen des Anastasia-Aktivisten Frank Willy Ludwig deutlich wird. Unter dem Namen Urahnenerbe Germania führt der vollbärtige Mann aus Brandenburg Strategieschulungen für Anhänger der Anastasia-Bewegung durch. Auf einer Aufnahme einer solchen Veranstaltung ist Robert Briechle zu sehen, der Frank Willy Ludwig auf der Bühne freundschaftlich umarmt. In den Schulungen vertritt Ludwig nicht nur die antisemitischen Ansichten, welche sich auch in der innerhalb der Bewegung als prophetisch betrachteten Anastasia-Buchreihe wiederfinden. Auf einem der Vorträge rief der Neonazi etwa auf: »Kümmert euch um eure Frau. Zeugt Kinder. Schafft euch einen Garten an, fertig. Das ist es doch was der Führer auch gesagt hat. Blut und Boden. Kraft durch Freude.«

Öffentlich jedoch solle man sich anders geben, wie Ludwig als Redner in einem dem ARD zugespielten Video einer Schulung sagt: »Gründet etwas Schönes. […] Die bezaubern dann auch die Leute wenn sie öffentlich auftreten durch Gesang und durch die Kleidung und durch Tanz. Das ist wichtig. Weil wenn du dich im Volk beliebt machst, kann kein Politiker, keine dunkle Macht mehr sagen: ›Ey, das sind Böse‹. Dann sagen die: ›Moment mal, die habe ich doch beim Konzert erlebt. Wie können die böse sein, die sind doch toll.‹«

Grüne Fassade oder Missverständnis?
Hat Robert Briechle mit dem Mutterhof also so »etwas Schönes« gegründet? Dient die professionelle Außendarstellung des Unterthingauer Hofes als grüne Fassade eines rechten, völkischen Projekts? Nein, heißt es in einer Stellungnahme, mit der der Mutterhof bereits 2018 auf entsprechende Medienberichte reagierte: »Wir distanzieren uns von jeglichem Rassismus, Antisemitismus und antidemokratischen Strömungen.« Das Projekt sei »weder rechts noch links, dort wo wir wirken ist vorne.« Nun behauptet Briechle, kein Anastasia-Anhänger zu sein. Zugleich stellt er jedoch in Frage, dass sich hinter der Anastasia-Buchreihe überhaupt eine rassistische und antisemitische Gedankenwelt verbirgt. Seither verzichtet die Mutterhof-Website auf Begriffe wie »Anastasia« oder »Familienlandsitz«.

Glaubhaft ist die Distanzierung nicht. Robert Briechle kennt die Inhalte der Anastasia-Bücher wie die Ansichten von Frank Willy Ludwig. Erst jüngst erschien auf dem Youtube-Kanal von Ludwig ein Video, in dem sich Briechle über die »vom öffentlich-rechten [sic!] Fernsehen« lustig macht, »dass wir hier so seltsame Machtallüren und Weltführer und semi und tismus…« Ludwig ergänzt: »… mit Schönheit die ökologische Bio-Landwirtschaftsszene vernazifizieren oder irgendsowas.« Das »Problem« sei: »Sie können sich nur als Gutmenschen darstellen, indem sie Feindbilder bearbeiten. Und der gute Mensch, der erscheint aber durch Schönheit. Das heißt, er pflanzt Blumen«, so der Neonazi.

Später im Video erklären die beiden, dass sie bereits seit 15 Jahren gemeinsam »unsere Aufgabe für den Stamm, für das Volk, für das Heil der Erde und das Heil der Wesen auf der Erde« erfüllen. Gegen Ende des 50-minütigen Gesprächs meint Ludwig, er »muss jetzt noch was braun-esoterisch, neo-paganes sagen. Eine ganz besondere Aufgabe in dieser Welt haben die Deutschen weil die können sehr gut ordnen und alles aufräumen, neu gestalten und schöpferisch sein.« Dann spricht er von einer »Verantwortung der weißen Rasse«.

Antisemitische Verschwörungsthesen und völkische Revolutionssehnsucht »von der Thing Au«
Bewohner des Mutterhof teilen in sozialen Netzwerken schon seit Jahren rechte Propaganda. (Screenshot Facebook)
Bewohner_innen des Mutterhof teilen in sozialen Netzwerken schon seit Jahren rechte Propaganda. Hier etwa ein Video, das die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg Anhand der Geschichte des bei Neonazis als »Märtyrer« verehrten Rudolf Heß in Frage stellt. (Screenshot Facebook)
Teils seit Jahren teilen Bewohner_innen des Mutterhofs online rechte Propaganda. Politisch bringen sie sich aktuell auch über das Corona-Thema ein. Etwa besuchte Kai Stuth im Juni mit seinem Meditations-Caravan neben der sogenannten Grundrechte-Demo in Kempten auch den Mutterhof in Unterthingau. Im Neonazi-Kanal von Frank Willy Ludwig erschienen Beiträge zu diesem Thema sowie zwischenzeitlich gelöschte Musikvideos von »Schwerti von der Thing Au«. Der Briechle-Vertraute veröffentlichte dort Lieder, die eine Art völkische Revolutionssehnsucht besingen und sich in Wort und Bild auf die Verschwörungsmythen um QAnon beziehen, über die auf den sogenannten Coronademos zuletzt in Berlin, aber auch im Allgäu eine Radikalisierung der Teilnehmenden nach Rechtsaußen vorangetrieben wird.

»Wir stehen jetzt an dem Punkt für die Entscheidung, heißt es zu Beginn im Song Die Wahrheit (macht uns frei). Bilder im Video suggerieren aggressiv eine Verantwortlichkeit von Jüdinnen und Juden, im Text besingt »Schwerti« das Narrativ einer Jahrtausende alten jüdischen Verschwörung aus dem auf Fälschungen beruhenden einflussreichen antisemitischen Pamphlet Die Protokolle der Weisen von Zion, auf das sich schon die nationalsozialistische Propaganda im Dritten Reich stützte.

Im Text von Schwertis »Hymne des Erwachens« geht es wie auch oft bei Briechle und Co. um Runen und Ahnen. »Aus Dämmerschlaf-Delirium das alte Volk erweckt«, heißt es dort etwa. Das Lied kann – bildlich unterlegt mit Aufnahmen vom Mutterhof und Verweisen auf den Anastasia-Kult – als naturromatisch verklärte Sehnsucht nach einer völkisch-nationalen Revolution verstanden werden.
[close]
https://allgaeu-rechtsaussen.de/2020/09/08/mutterhof-unterthingau-gruen-umrankte-rechte-ideologie-aus-der-thing-au/


Lipp hat sich wieder eine Wahnsinns-Arbeit gemacht! :thumb:
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #7996 am: 8. September 2020, 17:02:52 »
Ohne Strom und Wasser dürfte es jetzt schwierig werden mit der Cannabiszucht.  ;)

Zitat
Vorfall in Köln : Einsatz in Reichsbürgerszene - Mit Schlagstock gegen Polizisten

Köln Eine der Reichsbürgerszene zugerechnete Frau hat am Dienstag in Köln zwei Polizisten angegriffen. Die Frau und ihr Sohn wurden in Gewahrsam genommen.

Als ihr 20-jähriger Sohn mit einer im Hosenbund steckenden Gaspistole hinzugekommen sei und die Beamten mit einem Teleskopschlagstock bedroht habe, hätten die Polizisten ihre Schusswaffen gezogen, teilte die Polizei mit. Sie hätten den Sohn aufgefordert, sich unverzüglich auf den Boden zu legen, was er auch getan habe.

Hintergrund des Einsatzes war der Auftrag einer Gerichtsvollzieherin, im Haus der 52-Jährigen auf Anordnung eines Gerichts Gas und Strom abzustellen. Da die Hauseigentümerin der Reichsbürgerszene zugerechnet wird, hatte die Gerichtsvollzieherin die Polizei um Unterstützung gebeten.

Auf dem Weg zu den Absperrventilen stießen die Polizisten auf eine Cannabisplantage und stellten die Indoor-Anlage sicher. Für die Dauer der Maßnahmen wurden Mutter und Sohn in Gewahrsam genommen.
https://rp-online.de/nrw/panorama/koeln-mumassliche-reichsbuerger-greifen-polizisten-an_aid-53224171

https://www.tag24.de/justiz/polizei/reichsbuergerin-in-koeln-polizisten-muessen-pistolen-ziehen-und-werden-fuendig-1640011

Wen haben wir denn in Köln-Lindenthal?

Zitat
Köln (ots)

Am Dienstagmorgen (8. September) hat eine der Reichsbürgerszene zugerechnete Frau (52) im Zuge einer gerichtlich angeordneten Vollstreckungsmaßnahme zwei Beamte des polizeilichen Staatsschutzes tätlich angegriffen. Als ihr 20-jähriger Sohn mit einer im Hosenbund steckenden Gaspistole hinzukam und die eingesetzten Beamten mit einem Teleskopschlagstock bedrohte, zogen die Polizisten ihre Schusswaffen und forderten ihn auf, sich unverzüglich auf den Boden zu legen. Dem kam der junge Mann zum Glück nach. Die Polizisten nahmen Mutter und Sohn für die Dauer der Maßnahmen in Gewahrsam.

Hintergrund des Einsatzes war der Auftrag einer Gerichtsvollzieherin, im Haus der 52-Jährigen in Köln-Lindenthal auf Anordnung eines Gerichts Gas und Strom abzustellen. Aufgrund der Erkenntnisse, wonach die Hauseigentümerin der Reichsbürgerszene zugerechnet wird, hatte die Gerichtsvollzieherin die Polizei im Zuge der Amtshilfe um Unterstützung gebeten. Auf dem Weg zu den Absperrventilen stießen die Polizisten auf eine Cannabisplantage und stellten die Indoor-Anlage sicher. (jk/de)

Rückfragen von Medienvertretern bitte an:
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/4701125
« Letzte Änderung: 8. September 2020, 17:05:37 von Gutemine »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #7997 am: 8. September 2020, 17:41:03 »
Gut, der BTM-Einsatz ist zu loben, aber wo bleibt die Kinderpornografie?
Ich bremse nicht für Nazis!
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #7998 am: 8. September 2020, 17:51:17 »

Zitat
„SS-Siggi“ wieder in Haft

07.09.2020 - Dortmund –Nachdem nun auch Siegfried Borchardt eine Haftstrafe absitzt, sind zwei Kommunalwahl-Kandidaten der neonazistischen Miniaturpartei „Die Rechte“ (DR) in Dortmund inhaftiert.
Spoiler
Seit einigen Wochen schon kann der „Die Rechte“-Bundeschef Sascha Krolzigden laufenden nordrhein-westfälischen Kommunalwahlkampf seiner Partei in Dortmund (bnr.de berichtete) wegen seiner Inhaftierung nicht unterstützen. Der 1987 geborene Diplom-Jurist tritt in einem der Wahlbezirke Dortmunds als Direktkandidat sowie auf Platz 6 der Reserveliste für die Wahl zum Stadtrat an.

Nun geht aus einer Veröffentlichung auf einem Partei-nahen Portal sowie einer Meldung der rechtsextremen „Gefangenenhilfe“ hervor, dass auch Siegfried Borchardt („SS-Siggi“) seit Ende August wieder im Gefängnis ist. Der mehrfach vorbestrafte und zuvor schon inhaftiert gewesene Borchardt wurde von der DR zu Beginn des Wahlkampfes als „ein Urgestein der nationalen Bewegung“ beschrieben, zugleich als „echtes Dortmunder Original“ gewürdigt. (bnr.de berichtete) Der 1953 geborene Neonazi tritt in einem der Wahlbezirke als Direktkandidat sowie auf Platz 5 der Reserveliste für den Stadtrat an.

Erneut mit der Justiz in Konflikt geraten
Laut dem DR-nahen Portal hat die Staatsanwaltschaft „eine sechs Jahre zurückliegende Bewährungsstrafe widerrufen“. Haftaufschub bis nach dem Wahltag am 13. September sei abgelehnt worden. Siegfried Borchardt war bei der letzten Kommunalwahl in den Rat gewählt worden, gab sein Mandat aber rasch wieder auf und ließ „Kameraden“ nachrücken. Er vertritt die DR aber noch in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord, zeitweise nahm er dieses Mandat während Verbüßung einer mehrmonatigen Haftstrafe im offenen Vollzug wahr.

Im Herbst 2019 war er erneut mit der Justiz in Konflikt geraten. Dabei sollen er und zwei „Kameraden“ einen 25-Jährigen aus dem linken Spektrum angepöbelt haben. „SS-Siggi“ soll dem Opfer zudem dabei mit seinem Gehstock ins Gesicht geschlagen haben. (mik)
[close]
https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/ss-siggi-wieder-in-haft


Einmal Vollepension, bitte!   ;)
Ein widerlicher Dreggsagg. Hatte schon das "Vergnügen" des persönlichen Kontakts. Dummes und asoziales Pack.
Nachdem bei uns 2016, vorübergehend eine Einrichtung zur Aufnahme von Flüchtlingen eröffnet wurde, sind die mit ihrer gefährlichen Kasperltruppe "Nationaler Widerstand Dortmund" hier bei uns marschiert.
Obwohl seit 2012 verboten, sind die hier mit Nachfolgegruppierungen, immer wieder aufgeschlagen.
Erbärmliche Veranstaltungen, 40-50 Lebensversager, Schreihälse und sonstiger Bodensatz.
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #7999 am: 8. September 2020, 18:51:35 »
Wieder ein sozialer Treffpunkt dichtgemacht vom pöhsen Staat ...


Zitat
Erfurt: Stadt macht bekannten Nazi-Treff dicht – „Psychoterror für die Anwohner“

08.09.2020 - 15:27


Erfurt. Ein „deutliches Signal gegen Rechtsextremismus“ in Erfurt – so nennt Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) die Übernahme der „Kammwegklause“.

Das Gebäude am Herrenberg in Erfurt diente Neonazis jahrelang offen als Treffpunkt, sie veranstalteten dort unter anderem Konzerte mit rechtsextremen Bands. Doch jetzt hat das Gebäude einen neuen Mieter gefunden.
Spoiler
Erfurt: Neonazi-Treffpunkt hat neuen Besitzer
Die TAG Immobilien AG hat die „Kammwegklause“ nun für zehn Jahre vom privaten Eigentümer gemietet. Das Unternehmen, das bereits mehr als 900 Wohnungen am Herrenberg in Erfurt besitzt, will die Immobilie bis Ende 2020 umfassend sanieren. Dazu gehört auch die Erneuerung der Elektroinstallationen in dem 500 Quadratmeter umfassenden Gebäude. Die Kosten: rund 250.000 Euro.

Anschließend sollen die die Räume an die Stadt untervermietet werden und Streetworkern als Arbeitsplatz dienen. Am Montag fand die symbolische Schlüsselübergabe durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) statt.

Innenminister Maier freut sich über die zukünftigen sozialen Projekte in der „Kammwegklause“. Den ehemaligen Nazi-Treffpunkt bezeichnet er als „Psychoterror für die Anwohner“, der nun ein Ende habe, berichtet der „MDR“. (at)
[close]
https://www.thueringen24.de/erfurt/article230361692/Erfurt-Stadt-macht-bekannten-Nazi-Treff-dicht-Psychoterror-fuer-die-Anwohner.html


Deshalb nicht mehr unter "Konzerte".  ???
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8000 am: 9. September 2020, 09:55:35 »
Erster Teil:
https://forum.sonnenstaatland.com/index.php?topic=27.msg310238#msg310238

Tja, bekanntlich kommen aus den Burschenschaften ja auch eine Menge der ganz, ganz großen AfD-Spitzenpolitiker. Da wird ja noch echtes, thoitsche Kulturgut gepflegt.
Jetzt will man sich wohl auflösen...sicherlich genauso effektiv wie sich "der Flügel" aufgelöst hat. Es wird wohl einen neuen/anderen Namen geben und man wird erst mal im "Hintergrund" aktiv sein. Nicht nur "Joe the Brain" weiß ja genau: Es geschieht viel im Hintergrund.  ::)
Der "Vorsitzende" hat auf jeden Fall schon mal den passenden Namen für "echt völkisch-thoitsche Traditionen": Heydrich.

Zitat
Bereits am Montagabend hatte sich ein ehemaliges Mitglied der Burschenschaft Normannia bei der RNZ gemeldet und glaubwürdig berichtet, dass dem Altherrenverband bereits in der Vergangenheit Informationen darüber vorlagen, dass das Verbindungshaus Treffpunkt der örtlichen rechtsextremen Szene sei. Auch soll dem Altherrenverband seit über einem Jahr bekannt gewesen sein, dass es schon früher im Verbindungshaus zu antisemitischen Äußerungen und dem Zeigen des "Hitlergrußes" gekommen sei. Ferner, dass die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" regelmäßig Stammtische im Verbindungshaus abhalte und dort politische Aktionen plane.

All diese Dinge hätten bereits vor über einem Jahr zu massiven Zerwürfnissen innerhalb der Aktivitas – gemeint sind die studierenden Mitglieder der Burschenschaft – geführt. Auch an dem jetzt öffentlich gewordenen antisemitischen Übergriff, der sich gegen ein Mitglied der Alten Landsmannschaft Afrania richtete, soll mindestens ein Mitglied der "Identitären Bewegung" beteiligt gewesen sein. Das zumindest behauptet das Ex-Normannia-Mitglied gegenüber der RNZ. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich auf weitere Nachfrage dazu nicht.

Spoiler
Heidelberg
Ist die Normannia ein Treffpunkt der rechtsextremen Szene?

Ein Ex-Mitglied der Burschenschaft meldete sich bei der RNZ. Zudem teilten die Behörden weitere Details zu dem antisemitischen Übergriff mit.

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Nachdem der antisemitische Übergriff in den Räumen der Burschenschaft Normannia zu Heidelberg am Montag öffentlich wurde, gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag weitere Details bekannt: Aktuell läuft ein Ermittlungsverfahren gegen acht Personen, darunter eine Frau, die im Verdacht stehen, einen 25-jährigen Mann körperlich misshandelt und antisemitisch beleidigt zu haben.

Demnach soll der Geschädigte in der Nacht auf Samstag, 29. August, gegen 1 Uhr beleidigt, mit Münzen beworfen und mit Gürteln auf die Beine sowie gegen den Rücken geschlagen worden sein, nachdem er angegeben hatte, dass er jüdische Vorfahren habe. Am 2. September wurde laut Polizei bei einer Hausdurchsuchung umfassendes Beweismaterial sichergestellt. Insgesamt wurden bislang 27 Teilnehmer der Feierlichkeit ermittelt, von denen 8 Personen beschuldigt werden, an den Straftaten beteiligt gewesen zu sein. Die Ermittlungen werden länderübergreifend geführt, unter anderem im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, heißt es weiter vonseiten der Staatsanwaltschaft.

Bereits am Montagabend hatte sich ein ehemaliges Mitglied der Burschenschaft Normannia bei der RNZ gemeldet und glaubwürdig berichtet, dass dem Altherrenverband bereits in der Vergangenheit Informationen darüber vorlagen, dass das Verbindungshaus Treffpunkt der örtlichen rechtsextremen Szene sei. Auch soll dem Altherrenverband seit über einem Jahr bekannt gewesen sein, dass es schon früher im Verbindungshaus zu antisemitischen Äußerungen und dem Zeigen des "Hitlergrußes" gekommen sei. Ferner, dass die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" regelmäßig Stammtische im Verbindungshaus abhalte und dort politische Aktionen plane.

All diese Dinge hätten bereits vor über einem Jahr zu massiven Zerwürfnissen innerhalb der Aktivitas – gemeint sind die studierenden Mitglieder der Burschenschaft – geführt. Auch an dem jetzt öffentlich gewordenen antisemitischen Übergriff, der sich gegen ein Mitglied der Alten Landsmannschaft Afrania richtete, soll mindestens ein Mitglied der "Identitären Bewegung" beteiligt gewesen sein. Das zumindest behauptet das Ex-Normannia-Mitglied gegenüber der RNZ. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich auf weitere Nachfrage dazu nicht.

Erstmals meldete sich am Dienstag auch der Vorsitzende des Altherrenverbands der Burschenschaft Normannia, Gunnar Heydrich, zu Wort. In einer Pressemitteilung an die RNZ schreibt er: "Die Burschenschaft Normannia duldet keinen Antisemitismus in ihren Reihen oder durch Dritte auf ihrem Haus. Nach Kenntnis entsprechender Vorwürfe hat die Burschenschaft Normannia umgehend reagiert und die Auflösung ihrer Aktivitas beschlossen. Mit diesem Schritt soll eine schnelle und vollständige Aufklärung der Vorwürfe erleichtert werden. Die Burschenschaft Normannia kooperiert dabei vollumfänglich mit den Behörden, deren Ermittlungen sich nicht gegen die Burschenschaft Normannia, sondern gegen einzelne Personen richten. Sollten sich die Vorwürfe gegen einzelne ihrer Mitglieder erhärten, wird die Burschenschaft Normannia auch intern entsprechende Konsequenzen ziehen. Antisemitismus und gewalttätige Übergriffe sind mit dem burschenschaftlichen Gedanken nicht zu vereinbaren."

Auf die RNZ-Nachfrage, welche Konsequenzen das konkret seien und was genau die Auflösung der Aktivitas bedeute, antwortete der Vorsitzende nicht. Auch zu den Vorwürfen, es sei schon in der Vergangenheit zu antisemitischen Äußerungen im Haus der Normannia gekommen, nahm Heydrich am Dienstag auf RNZ-Nachfrage nicht mehr Stellung.

Der Antisemitismus-Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg, Michael Blume, appellierte am Dienstag an die Justiz, das Geschehene transparent und öffentlich aufzuklären. Er habe Erkenntnisse, dass zu den Alten Herren der Normannia "Vertreter von Justiz und Polizei gehörten", so Blume. Das mache ihm Sorge. "Da muss jeder Anschein vermieden werden." Er sehe zudem fortgesetzte antisemitische und autoritäre Tendenzen in Burschenschaften. Es sei bekannt, dass gerade die Burschenschaft Normannia eine solche Tradition pflege.
[close]
https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-ist-die-normannia-ein-treffpunkt-der-rechtsextremen-szene-_arid,545892.html
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8001 am: 9. September 2020, 14:52:19 »
Es bewegt sich doch mal was:


Zitat
GENERALSTAATSANWALT
Ermittlungen gegen rechte Prepper
08.09.2020

Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg ermittelt gegen mehrere Mitglieder eines rechtsextremen Prepper-Netzwerks aus Sachsen-Anhalt.
Spoiler
Von Alexander Walter ›

Magdeburg l Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg ermittelt gegen mehrere Mitglieder des rechtsextremen Prepper-Netzwerks „Zuflucht“ aus Sachsen-Anhalt. Klaus Tewes, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg, bestätigte der Volksstimme: Bei Personen aus Sachsen-Anhalt werde geprüft, ob es zu strafbaren Handlungen gekommen sei. Im Raum steht der Vorwurf des Verwendens verfassungsfeindlicher Parolen in Internet-Chats sowie des Verstoßes gegen das Waffengesetz durch Beteiligung an Schießübungen in einer ehemaligen Schießhalle in Jüdenberg bei Wittenberg. Die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt parallel zu Mitgliedern aus Sachsen in der Gruppe, bestätigte ein Sprecher dort.

Als Prepper werden Menschen bezeichnet, die sich durch das Horten von Nahrung oder Waffen auf Weltuntergangsszenarien vorbereiten. Im Netzwerk „Zuflucht“ hatten sich rechtsextreme Bundeswehr-Reservisten und Burschenschaftler nach Recherchen der „taz“ über einen bevorstehenden „Rassenkrieg“ sowie die Beschaffung von Waffen ausgetauscht. Brisant werden die Vorgänge dadurch, dass mindestens eines der Prepper-Mitglieder laut „taz“ bis 2019 Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Magdeburger Landtag war. In einem Chat beschrieb der Ex-Mitarbeiter die Stimmung in der Fraktion so: „Super Job, gute Leute. Die Referenten. Die Abgeordneten dumm und faul.“ Die Stimmung bezeichnete er unter anderem als „ausgelassen hitleristisch“.

Ein weiteres Mitglied der Gruppe hatte zuletzt im zivilen Katastrophenschutz eines Kreises in Sachsen-Anhalt gearbeitet. Auch einem Ex-CDU-Abgeordneten wurde eine Nähe zu der Gruppe nachgesagt. Er ist inzwischen aus der Partei ausgetreten. Gestern befasste sich die Parlamentarische Kontrollkommission im Landtag mit den Vorgängen. Laut Generalstaatsanwaltschaft sind viele Verstöße fast fünf Jahre her.

Sollten die Ermittlungen den Anfangsverdacht nicht erhärten, könnte das Verfahren zum Jahresende eingestellt werden.
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https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/generalstaatsanwalt-ermittlungen-gegen-rechte-prepper
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8002 am: 9. September 2020, 18:37:54 »
Braunbier:



Zitat
BIER MIT NAZI-SYMBOLIK VERKAUFT: ANKLAGE GEGEN GETRÄNKEMARKT

Naumburg/Bad Bibra - Ein Getränkemarkt aus Bad Bibra (Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt) hatte Anfang des Jahres für Empörung gesorgt, weil er Bier mit Nazi-Symbolik verkaufte (TAG24 berichtete) - jetzt hat die Generalstaatsanwaltschaft Anklage in dem Fall erhoben.
Spoiler
Der Fall liege beim Amtsgericht Naumburg, das über die Eröffnung des Verfahrens entscheiden müsse, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg am Mittwoch.

Angeklagt sei der Getränkehändler, in dessen Geschäft das Bier namens "Deutsches Reichsbräu" in der bei Neonazis beliebten Frakturschrift für 18,88 Euro verkauft wurde.

Die Zahl "18" ist ein Szenecode für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, die Initialen Adolf Hitlers. Die "88" steht in der Szene für "Heil Hitler".

Die neue Biermarke wurde von einem bekannten Südthüringer Rechtsextremisten Anfang des Jahres im Internet angekündigt. Dem Getränkehändler wird dem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft zufolge die Verbreitung von Kennzeichen vorgeworfen, die verfassungsfeindlichen Kennzeichen zum Verwechseln ähnlich sehen.

Nach Bekanntwerden des Falles hatte der Franchise-Geber die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer des Ladens aufgekündigt und auch die Deutsche Post hatte die Suche nach einem neuen Kooperationspartner im örtlichen Einzelhandel angekündigt.
[close]
https://www.tag24.de/nachrichten/regionales/sachsen-anhalt/bier-mit-nazi-symbolik-verkauft-staatsanwaltschaft-erhebt-anklage-1641657
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8003 am: 9. September 2020, 18:44:45 »
Dem Getränkehändler wird dem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft zufolge die Verbreitung von Kennzeichen vorgeworfen, die verfassungsfeindlichen Kennzeichen zum Verwechseln ähnlich sehen.
:facepalm: Das wird doch krachend scheitern. Und der Frenck lacht sich scheckig.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8004 am: 10. September 2020, 09:26:47 »
Na, da ist der "Reichsbürger-Coach", wieder einmal ein äußerst wertvolles Mitglied der Gesellschaft, ja richtig billig davongekommen. Für seinen Erpressungsversuch gab es 25 Tagessätze á 15 Euro. Im Vergleich zu der Strafe die das Ganze ausgelöst hat (3.500 Euro) geradezu ein Schnäppchen. Da wird er dann, falls er nicht zahlt, wieder eine "Rechnung" in Höhe von 2,5 Mio schreiben können.  ::) Wahrscheinlich aber nur über 1,7 Mio, die Tage die er schon in Haft verbringen durfte, weil er nicht "auf hoher See" erschienen ist.

Spoiler
Reichsbürger fordert 100.000 Euro Schadenersatz pro Gefängnistag
Aus dem Gericht: Weil er nicht ins Gefängnis will, droht ein 44-Jähriger einem Polizisten. Dafür kassiert der Angeklagte zum Aufenthalt hinter Gittern noch eine Geldstrafe.

Der Angeklagte lehnt die Rechtsordnung der Bundesrepublik ab, gehört also zur breit gefächerten Reichsbürger-Szene. Dass Gesetze dennoch gelten und durchgesetzt werden, hat der 44-Jährige jetzt in Kitzingen erlebt. Das Amtsgericht hat den Mann wegen versuchter Nötigung zu einer Geldstrafe in Höhe von 375 Euro (25 Tagessätze zu 15 Euro) verurteilt.

Der Mann, der als Beruf "Coach" angibt und derzeit von Hartz IV lebt, ist damit relativ gut weggekommen. In der Anklage war nämlich noch von versuchter Erpressung die Rede. In der Verhandlung, in der der Mann weitgehend schwieg und auf mehrmalige Intervention seines Verteidigers auch auf die vorbereitete Darstellung seiner Rechtsauffassung verzichtete, relativierte sich der Vorwurf. Am Ende blieb die versuchte Nötigung und ein Urteil, das der Angeklagte gleich annahm. Die Staatsanwältin hatte 120 Tagessätze wegen Nötigung gefordert. Ob sie das Urteil akzeptiert, ließ sie offen.

Vollstreckungshaftbefehl erlassen
Es ging um einen Vorfall kurz vor Weihnachten 2019. Der Mann war in Deggendorf per Strafbefehl zu einer Geldstrafe verurteilt wurden. Weil er die nicht zahlte, wurden Vollstreckungshaftbefehle erlassen. Als der Mann in Volkach aufgetaucht war, hatte ihn die Polizei festgenommen und nach Kitzingen gebracht. Auf der Polizeiinspektion bekam er die Möglichkeit, die offenen 3500 Euro zu besorgen. Damit wäre die Sache vom Tisch und er ein freier Mann gewesen. Er habe viel telefoniert, sagte ein Polizist als Zeuge: "Nach zwei Stunden zeigte sich, dass er das Geld nicht beibringt."

Nach dem Motto Geld oder Haft war klar, dass der Mann in die Justitzvollzugsanstalt muss. Das wollte er verhindern. Er übergab dem Beamten ein handschriftlich verfasstes Schreiben. In diesem wies er auf die seiner Ansicht nach "ungesetzliche Vorgehensweise" hin und drohte eine Schadenersatzforderung von 100.000 Euro an – pro Tag. Der Polizist schloss sich mit seinem Dienstgruppenleiter kurz. Danach wanderte der 44-Jährige ins Gefängnis. Weil sich der Beamte unter Druck gesetzt fühlte, gab es obendrein eine Anzeige und das Verfahren wegen versuchter Erpressung. Das allerdings hielt nicht nur der Verteidiger für überzogen: "Eine Schadenersatzforderung in der Höhe kann man ernst nehmen, muss es aber nicht", sagte er.

Er verwies die Aktion eher in den Bereich Comedy, bezeichnete sie als "groben Unfug". Sein Mandant sei jemand, der glaube, dass für ihn die Rechtsordnung nicht gelte und der zudem nicht sehe, dass die Polizei am längeren Hebel sitze. Für den Verteidiger blieb daher, wenn überhaupt, eine versuchte Nötigung. Und dafür sei sein Mandant schon bestraft genug. Er spielte damit auf die 17 Tage Haft an, die der Mann vor der Verhandlung abgesessen hatte. Allerdings hatte er sich die selbst zuzuschreiben.

Schon 17 Tage in Haft
Nachdem er Ladungen zurückgeschickt und den ersten Verhandlungstermin platzen gelassen hatte, ließ Richterin Patricia Finkenberger den Mann verhaften und vorführen. Nach der Verhandlung war der Mann seine Fesseln los. Er konnte gehen – ohne Polizeibegleitung und mit seiner schriftlich fixierten umfangreichen Rechtsauffassung untern Arm, die er in dem Verfahren nicht los geworden war.
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https://www.infranken.de/lk/kitzingen/reichsbuerger-fordert-100-000-euro-schadenersatz-pro-gefaengnistag-art-5066728

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8005 am: 10. September 2020, 14:55:08 »
Der Verfassungsschutz ist rechtsblind, die Polizei teilweise mit AfDlern/Rechtsextremisten durchsetzt, gleiches gilt leider für die Gerichte und die Politik ....die schaut seit 70 Jahren konsequent weg. Da soll es jetzt mal wieder "der Bürger" richten, meint Schäuble.
Der darf sich dann als "Linksextremist" beschimpfen lassen und muss mit "Vergeltung" durch die Rechtsextremisten rechnen, wobei die oben genannten dann gerne wieder wegschauen.  ::)
Zitat
Schäuble ruft Bürger zu Eintreten gegen Extremisten auf

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Bürgerinnen und Bürger zu friedlichem Eintreten gegen Extremisten und Demokratieverächter aufgerufen. "Vor dem Ausmaß an rechtsextremer Bedrohung kann niemand mehr die Augen verschließen", sagte Schäuble am Mittwoch zur Eröffnung der Plenarsitzung des Bundestags. Für viele Bürger sei "die rechtsextreme Bedrohung eine unerträgliche Alltagserfahrung", sagte Schäuble. "Wir dürfen das nicht hinnehmen."

Schäuble rief die Bürger auf, sich den Gegnern der Demokratie friedlich entgegenzustellen: "Denn es liegt in unserer Verantwortung, den ewig Gestrigen, den gewaltbereiten Chaoten und militanten Neonazis keinen Millimeter öffentlichen Raum zu geben."

Schäuble verwies auf die jüngste Serie von Drohbriefen und -mails gegen Politiker und andere engagierte Bürger. "Bedroht werden Menschen, vor allem Frauen, die sich für unser Land engagieren", sagte er. "Sie werden angegriffen, weil sie öffentlich für eine weltoffene Gesellschaft eintreten." Dass in diesen Fällen manche Spuren zu Polizeibeamten führten, sei ein "ungeheuerlicher Vorgang, der umfassend aufgeklärt gehört".

Der Bundestagspräsident mahnte die Bürger, sich nicht bei Demonstrationen von Extremisten vereinnahmen zu lassen: Es gebe "Grenzen des Anstands, wie weit man mitträgt, wer mit einem mitläuft", sagte er. "Der Verantwortung, sich nicht von Extremisten instrumentalisieren zu lassen, kann sich auch niemand entziehen."

Im Umgang mit Extremisten reiche es "nicht, sich zu empören", sagte Schäuble. "Wir müssen uns berechtigten Sorgen, auch Kritik und lautstarkem Protest, sofern er friedlich bleibt, offen stellen."

Scharf verurteilte Schäuble abermals den Versuch von Teilnehmern einer Corona-Protestkundgebung im vergangenen Monat, den Sitz des Bundestags zu besetzen. "Die Symbole der Demokratieverachtung ausgerechnet vor unserer Volksvertretung sind eine Schande - wer das versucht zu relativieren, beweist nur, welch Geistes Kind er ist."

Mit Blick auf den Vorfall sagte er: "Dass am Rande der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin eine gewaltbereite, erkennbar rechtsradikale Minderheit Absperrungen der Polizei überwand und versuchte, wie vorab angedroht in den Deutschen Bundestag vorzudringen, ist inakzeptabel."

Die Polizeibeamten, die damals die Protestteilnehmer zurückhielten, verfolgten Schäubles Rede am Mittwoch von der Zuschauertribüne des Bundestags. Schäuble sprach ihnen seinen Dank aus. Die Abgeordneten quittierten dies mit lang anhaltendem Beifall.
https://www.wochenblatt.de/news-stream/deutschland-welt/artikel/337626/schaeuble-ruft-buerger-zu-eintreten-gegen-extremisten-auf

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8006 am: 10. September 2020, 17:37:46 »
Manchmal kann man nur mit dem Kopf schütteln...

Zitat
Prozess ausgesetzt: Forchheimer "Reichsbürger" droht dem Richter

Angeklagter erhebt selbst Vorwürfe vor dem Amtsgericht - vor 1 Stunde

FORCHHEIM - Am Forchheimer Amtsgericht ist ein Verfahren gegen einen sogenannten Reichsbürger erst einmal ausgesetzt worden: Der Mann hatte sich nicht nur geweigert, Gebühren zu bezahlen, sondern drohte im Gegenzug selbst mit strafrechtlichen Konsequenzen.

An der Gerichtstafel war ein Verfahren gegen Werner M. (Name geändert) angekündigt. Ein älterer Herr im Freizeitlook wartet vor der Tür. Aus seinem karierten Hemd ragt ein blauer Pass mit der Aufschrift „World Government“, dort wo beim roten europäischen Personaldokument das ausstellende Land genannt ist. Er und sein Begleiter setzen sich im Gerichtssaal auf die Zuhörerstühle, nicht auf die Anklagebank.

Der Strafrichter ruft die Sache auf; er erkennt den Mann als den Angeklagten und spricht ihn an. „Ich bin nicht Herr M.“, sagt der aber. Er sei nur hier, um aufzupassen, ob alles passt. „Ich bin der Mann Werner und ich bin nicht geladen.“  Der Richter lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und fragt, ob denn die Personalien des Angeklagten stimmen.

Der Vorwurf der Erpressung resultiert aus einem Gebührenbescheid der Stadt Forchheim, der vollstreckt werden sollte. Der Mann zog in einem seitenlangen Schreiben, das für das Vorgehen der so genannten „Reichsbürger“ typisch ist, die Berechtigung der Stadt in Zweifel, so etwas überhaupt verlangen zu dürfen.
Drohung mit Anzeige

Er warf der Sachbearbeiterin darin etliche Straftaten zu seinen Lasten vor, insbesondere, dass sie sein Geld veruntreut habe. Deswegen werde er sie anzeigen. Gleichzeitig verlangte er von der Stadt eine Geldsumme, die um ein Vielfaches höher lag als der geschuldete Betrag.

Dasselbe Spielchen soll er mit den Stadtwerken getrieben und auch dort einen Sachbearbeiter persönlich verschiedener Straftaten beschuldigt haben.

Die Stadt erstattete daraufhin Anzeige. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen den Mann ein Ermittlungsverfahren ein. In diesem Verfahren war auch der Strafrichter der Verhandlung vor dem Amtsgericht involviert. Aufgrund dessen zeigte der Angeklagte auch den Richter an.

Nun reagierte die Staatsanwaltschaft, indem sie endgültig Anklage gegen den Mann erhob. Der Strafrichter erklärte sich zuerst selbst als befangen. So wurde die Zulassung der Anklage von einem weiteren Richter am Amtsgericht geprüft.  Der ließ die Anklage zu, bis auf den Teil, der die ungerechtfertigten Vorwürfe gegen den ersten Richter enthielt. Damit war aus seiner Sicht für seinen Kollegen der Selbstablehnungsgrund wegen Befangenheit entfallen und so eröffnete der ursprüngliche Richter wie geplant das Verfahren.

Aus diesen Vorgängen zog der Rechtsanwalt des Angeklagten aber wiederum den Schluss, dass der Richter befangen sei. Der Verteidiger bezog sich dabei auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1959.  Der Richter entgegnete, dass er dann ausgeschlossen wäre, wenn ihm die nötige Unvoreingenommenheit fehle. Dies sei aber nicht der Fall, genauso wenig wie bei einem Richter, der in einem Prozess einen Zeugen der Lüge überführt und für das anschließende Verfahren wegen uneidlicher Falschaussage nach der Geschäftsverteilung des Gerichts ebenfalls zuständig sei.

Richter und Anwalt einigten sich darauf, das Verfahren auszusetzen, bis diese Rechtsfrage geklärt werden kann.

PAULINE LINDNER
https://www.nordbayern.de/region/forchheim/prozess-ausgesetzt-forchheimer-reichsburger-droht-dem-richter-1.10422467
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8007 am: 11. September 2020, 07:45:09 »
Ein Historiker forscht nach Warnsignalen:


Zitat
HITLERS RADIKALISIERUNG
"Wir sitzen zum Teil immer noch der NS-Propaganda auf"

Ein Gespräch mit dem Historiker Thomas Weber über Hitlers Zeit in Wien, dessen Antisemitismus und was sich daraus für heute lernen lässt
Spoiler
INTERVIEW
 Klaus Taschwer 11. September 2020, 06:00 5 Postings
Vor etwas mehr als 75 Jahren beging Adolf Hitler in Berlin Suizid. Seither sind hunderte Bücher über ihn erschienen: Hitler sells, immer noch. Zwei der neueren biografischen Monografien stammen vom deutschen Historiker Thomas Weber, der an der Universität Aberdeen in Schottland lehrt. Seine beiden Bände "Hitlers erster Krieg" (2011, engl. 2010) und "Wie Adolf Hitler zum Nazi wurde" (2016) sorgten auch international für einiges Aufsehen. Weber kommt nächste Woche zu einem Symposion anlässlich der Ausstellung "Der junge Hitler. Prägende Jahre eines Diktators 1889–1914" nach St. Pölten und wird dort den Eröffnungsvortrag halten.


Der deutsche Historiker Thomas Weber erforscht seit vielen Jahren Adolf Hitlers Radikalisierung.
Foto: Universität Aberdeen
STANDARD: Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren biografisch mit Adolf Hitler. Wie kam es dazu?


Weber: Ich wurde eigentlich als Strukturhistoriker sozialisiert und kam eher durch Zufall auf die Hitler-Biografik. Ich arbeitete ein wenig am ersten Band von Ian Kershaws umfassender zweibändiger Hitler-Biografie mit, die ich nach wie vor für eine tolle Arbeit halte. Im Wesentlichen hat Kershaw eine kluge Synthese der Arbeiten zu Hitler bis zum Ende der 1990er-Jahre geliefert und einen Schwerpunkt auf die Zeit ab 1933 gelegt, als Hitler bereits an der Macht war. Für mich blieb da die Frage offen, wann und wie Hitler zum Nationalsozialisten wurde.

STANDARD: Wie lauteten Ihre damaligen Annahmen?

Weber: Ich ging so wie die meisten meiner Kollegen – auch aufgrund von Brigitte Hamanns Buch Hitlers Wien – davon aus, dass die Wiener Jahre von 1908 bis 1913 nicht entscheidend für die Radikalisierung Hitlers waren. Es gab damals in Wien zwar ein recht radikales deutschnationales und antisemitisches Milieu, aber offensichtlich hatte Hitler damals einige jüdische Bekannte, und auch antisemitische Äußerungen sind nicht wirklich bekannt. Die nächstliegende Vermutung meiner Kollegen, dass sich die Radikalisierung im Ersten Weltkrieg vollzogen hat, leuchtete mir aber nicht ein. Ich habe daher das Buch Hitler’s First War geschrieben, das 2010 erschienen ist.

STANDARD: Ist Hitler als Soldat zum radikalen Rechten geworden?

Weber: Eine meiner damaligen Erkenntnisse war, dass er politisch noch relativ formbar und wenig radikalisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurückkam. Meine Recherchen lieferten also weniger Antworten als neue Fragen, die ich dann im Buch Becoming Hitler: The Making of a Nazi zu beantworten versuchte. Darin geht es vor allem um die frühen 1920er-Jahre, in denen meines Erachtens die politische Radikalisierung hauptsächlich stattfand. Während des Schreibens habe ich aber wiederum bemerkt, dass wir die Entwicklung von Hitlers Antisemitismus nicht verstehen.

STANDARD: Was haben Sie darüber herausgefunden?

Weber: Man ging lange davon aus, dass Hitler nach dem Ersten Weltkrieg zwar auch in seinem Antisemitismus immer radikaler wurde, aber damals noch keine Vorstellungen hatte, was er mit den Juden anstellen wollte. Doch es gibt aus dieser Zeit bereits mündliche Äußerungen, die auf eine Auslöschung der Juden hindeuten. Hitlers Anfang der 1920er-Jahre privat geäußerter Judenhass war also viel radikaler als sein öffentlich geäußerter Antisemitismus. Aber durch welche Mutationen führte das bei Hitler zu den konkreten Ideen des Holocausts? Und wann begann dieser Antisemitismus?

STANDARD: Sie argumentierten in einem Anfang dieses Jahres erschienenen Beitrag für das Journal of Holocaust Research, dass Hitler 1913 womöglich doch schon als glühender Antisemit in München angekommen ist.

Weber: Richtig. Das geht unter anderem auf Aussagen von Elisabeth Grünbauer zurück, der Tochter jener Familie, bei der Hitler nach seiner Übersiedlung nach München gewohnt hat. Genauso gut könnte Hitlers Antisemitismus aber auch graduell stärker geworden sein, wie der israelische Historiker Moshe Zimmermann in einem Kommentar zu meinem Aufsatz meinte. Hitler selbst hat anscheinend nur sehr ungern über die letzten Jahre in Wien gesprochen, und zudem gibt es hier eine offensichtliche Lüge in der Datierung, wann Hitler tatsächlich nach München übersiedelte. Laut nationalsozialistischen Angaben geschah das 1912, es dürfte aber 1913 passiert sein.


STANDARD: Sie vermuten, dass da noch in Wien etwas Traumatisches passiert sein könnte, das zu Hitlers Antisemitismus führte.

Weber: Ja. Was das gewesen ist, wissen wir aber nicht. Sind Berichte über eine enttäuschte Liebe, denen zufolge Hitler einmal mit der Tochter eines osteuropäischen jüdischen Einwanderers aus Galizien verlobt gewesen ist, glaubhaft? Prinzipiell scheint es mir wichtig, sich in dem Zusammenhang noch einmal die österreichische Zeit Hitlers bis 1913 genauer anzusehen und nach neuem Material Ausschau zu halten.


Der spätere Diktator als Volksschüler in Leonding: Adolf Hitler (ganz oben Mitte) mit seinen Schulkollegen.
Foto: Bildarchiv der ÖNB
STANDARD: Das haben kürzlich die Historiker Hannes Leidinger und Christian Rapp in ihrem Buch "Hitler – prägende Jahre" getan. Die beiden präsentieren unter anderem die Vermutung, dass Hitler schon 1908 einem Antisemitenbund beigetreten sein könnte. Was halten Sie davon?

Weber: Ich halte das für sehr interessant, bin mir aber nicht sicher, wie das einhergeht mit Hitlers positiven Bekanntschaften mit Juden in der gleichen Zeit. Ich will aber nicht ausschließen, dass es in den frühen Wiener Jahren beides gleichzeitig gegeben hat. Eigentlich noch spannender finde ich, was die beiden über die Zeit in Linz und über Hitlers dortige Bezugspersonen herausfanden, die zum Teil stark antisemitisch waren und ihn für später beeinflusst haben könnten.

STANDARD: Gibt es eine Frage, die Sie selbst im Zusammenhang mit den frühen Hitler besonders umtreibt?


Weber: Eine Schlüsselfigur in den frühen 1920er-Jahren war der Österreicher Josef Stolzing-Cerny, ein Duz-Freund Hitlers. Er redigierte Hitlers Reden, steckte hinter Hitlers erster Biografie 1923 und redigierte "Mein Kampf". Er hat zusammen mit seinem Freund Hitler als öffentliche Figur erfunden. Aber in der Hitler-Forschung kennt man ihn kaum. Viele Hitler-Experten, die ich auf Stolzing-Cerny angesprochen habe, hatten aber nicht einmal von ihm gehört.

STANDARD: Warum ist es wichtig, sich als Historiker mit diesen Fragen zu befassen – einmal abgesehen davon, dass sich Bücher über Hitler gut verkaufen und solche Interviews wie dieses hier gelesen werden?

Weber: Trotz vieler hervorragender Bücher zu den Themen sitzen wir zum Teil immer noch der NS-Propaganda auf. Das liegt daran, dass vieles, was wir über die Radikalisierung Hitlers zu wissen glauben, die Nationalsozialisten im Nachhinein erfunden haben. Und viele der frühen Quellen wurden von den Nationalsozialisten systematisch gesammelt und zerstört. Deshalb ist auch die Arbeit von Hannes Leidinger und Christian Rapp so wichtig.

STANDARD: Lässt sich aus diesen Studien auch etwas für heute lernen?

Weber: Man versteht meines Erachtens immer noch nicht, warum der frühe Hitler zu dem geworden ist, was er später war – und warum dieser radikalisierte Hitler Erfolg haben konnte. Das bedeutet aber auch, dass wir heute womöglich falsche Schlüsse ziehen und nach den falschen Warnsignalen suchen, wenn wir nach einem neuen Hitler oder neuen extremistischen Bewegungen Ausschau halten.

STANDARD: Sehen Sie diese Gefahr? Leben wir wirklich in einer ähnlich krisenanfälligen Zeit wie in den 1920er- und 1930er-Jahren?

Weber: Ich denke, dass diese Gefahren in Deutschland oder Österreich aktuell vergleichsweise gering sind. In einigen Ländern sind wir aber schon wieder dort angekommen wie in der Türkei, wo Recep Tayyip Erdoğan sich ganz offen und positiv auf Deutschland und Hitler bezieht, um sein Präsidialsystem zu legitimieren. Faktum ist auch, dass es heute weniger Demokratien gibt als noch vor wenigen Jahren.

STANDARD: In Deutschland stürmten kürzlich die Reichsbürger die Stufen des Reichstags. War das so ein Warnsignal, von dem Sie gesprochen haben?

Weber: Ich will das nicht kleinreden, aber wir könnten aufgrund eines falschen Verständnisses von Hitler und des Nationalsozialismus, das durch die NS-Propaganda verzerrt ist, nach den falschen Personen Ausschau halten: Wir konzentrieren uns auf die "Bilderbuch-Nazis": auf diese Reichsbürger oder jene Leute, die in Dresden bei der Pegida mitmarschierten. Womöglich geht aber eine größere Gefahr von jenen aus, die ganz normal reden und auch ihre gewinnenden Seiten haben – die ja allem Anschein nach auch Hitler privat hatte. Ich denke, wir müssen womöglich nach subtileren Warnsignalen suchen. (Klaus Taschwer, 11.9.2020)

Thomas Weber (46) studierte in Münster Geschichte, Anglistik sowie Jus und promovierte an der Uni Oxford. Seit 2013 ist er Professor für Geschichte und internationale Politik an der Uni Aberdeen und Gastwissenschafter an der Harvard University.

Thomas Weber in The Journal of Holocaust Research: "The Pre-1914 Origins of Hitler’s Antisemitism Revisited"
[close]
https://www.derstandard.de/story/2000119865974/wir-sitzen-zum-teil-immer-noch-der-ns-propaganda-auf
„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine)

„Wenn die verdorbenen Leute sich zusammentun und dadurch eine Macht werden, dann müssen die anständigen Leute nur das gleiche tun. So einfach ist das. (Leo Tolstoi, Krieg und Frieden)
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8008 am: 11. September 2020, 09:55:21 »
Hasskommentare? Da löscht man bei den ÖR doch lieber den Beitrag oder bittet den Journalisten darum nicht anzugeben wo oder bei wem er beschäftigt ist.

Hatte Schäuble nicht gestern etwas von wegen "Bürger sollen sich wehren" geschwafelt?  :scratch:
Zitat
Es ist nicht immer einfach zu ertragen, was Medienschaffende bei einem Fachgespräch im Landtag über Hatespeech berichten. Er gehöre „totgeschossen“, sind noch die harmloseren Kommentare, die BR-Journalist Malcolm Ohanwe regelmäßig bekommt. Dabei hatte er nur über den CO2-Ausstoß der westlichen Welt berichtet. Sein Video über Verschwörungstheorien musste kurz nach dem Hochladen wieder gelöscht werden, weil die Redaktion keine Kapazitäten hatte, rund um die Uhr die rassistischen Kommentare und Beschimpfungen zu entfernen. Der gebürtige Münchner hat sich entschieden, sich trotz der Angriffe nicht zu verstecken, sondern in die Offensive zu gehen. „Denn das Problem ist“, sagt er, „dass die Verantwortlichen beim nächsten Mal wahrscheinlich lieber einen weißen Menschen mit einem solchen Beitrag beauftragen.“

Ohanwe berichtet, dass Internettrolle gezielt gegen Minderheiten hetzen: Medienschaffende mit Übergewicht, Akzent, anderer Hautfarbe oder Transgender. Viele würden sich wegen der vielen Morddrohungen oder Vergewaltigungsfantasien nicht mehr trauen, ihre Twitter-Nachrichten zu lesen. „Normalen“ Kollegen und Vorgesetzten fehle häufig die nötige Sensibilität, weil sie weniger von Hate- speech betroffen sind. Er selber sei zum Beispiel die erste arabische und schwarze Person, die in den letzten 30 Jahren beim BR ein Volontariat gemacht hat. „Statt bei Angriffen Rückhalt zu bekommen, heißt es dann nur: Bitte entfernen Sie auf Ihrem Social-Media-Profil den Hinweis, dass Sie für uns arbeiten.“ Dabei kämen die Nachrichten nicht von echten Lesern oder Zuschauerinnen, sondern von rechten Trollen, die ihre Angriffe über Telegram-Gruppen systematisch koordinieren.

Zitat
Sorgen bereitet von Hodenberg, dass in letzter Zeit vermehrt versucht wird, die Privatadressen der Journalistinnen oder den Namen der Schule der Kinder herauszufinden. Die Bilder der Vor-Ort-Besuche werden dann in den sozialen Netzwerken geteilt. Sie rät Medienschaffenden daher mit Nachdruck, bei der jeweiligen Stadt eine Auskunftssperre für Meldedaten einzurichten. Auch fordert sie, in den Redaktionen unabhängige Ansprechstellen für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen einzurichten. „Wenn eine junge Journalistin plötzlich gephotoshopte Nacktbilder von sich im Netz findet, möchte sie damit nicht unbedingt zum 60-jährigen Chef gehen.“ Generell sollten sich auch Medienhäuser bei Angriffen viel offensiver vor ihre Beschäftigten stellen als bisher. „Es geht schließlich um den freien Journalismus.“

Spoiler
11.09.2020

"Gezielte Angriffe auf die Meinungsvielfalt"

Von wegen Stammtischparolen: Rechte Gruppen machen systematisch Jagd auf missliebige Journalist*innen

Fast zwei Drittel der Medienschaffenden waren letztes Jahr von Hassreden betroffen – 20 Prozent mehr als 2017. Opfer sind vor allem Frauen, Transgender oder Menschen mit ausländischen Wurzeln. Die Täter kommen laut einer Studie fast immer aus dem rechten Milieu. Doch viele Medienhäuser nehmen das Problem noch nicht ernst.

Es ist nicht immer einfach zu ertragen, was Medienschaffende bei einem Fachgespräch im Landtag über Hatespeech berichten. Er gehöre „totgeschossen“, sind noch die harmloseren Kommentare, die BR-Journalist Malcolm Ohanwe regelmäßig bekommt. Dabei hatte er nur über den CO2-Ausstoß der westlichen Welt berichtet. Sein Video über Verschwörungstheorien musste kurz nach dem Hochladen wieder gelöscht werden, weil die Redaktion keine Kapazitäten hatte, rund um die Uhr die rassistischen Kommentare und Beschimpfungen zu entfernen. Der gebürtige Münchner hat sich entschieden, sich trotz der Angriffe nicht zu verstecken, sondern in die Offensive zu gehen. „Denn das Problem ist“, sagt er, „dass die Verantwortlichen beim nächsten Mal wahrscheinlich lieber einen weißen Menschen mit einem solchen Beitrag beauftragen.“

Ohanwe berichtet, dass Internettrolle gezielt gegen Minderheiten hetzen: Medienschaffende mit Übergewicht, Akzent, anderer Hautfarbe oder Transgender. Viele würden sich wegen der vielen Morddrohungen oder Vergewaltigungsfantasien nicht mehr trauen, ihre Twitter-Nachrichten zu lesen. „Normalen“ Kollegen und Vorgesetzten fehle häufig die nötige Sensibilität, weil sie weniger von Hate- speech betroffen sind. Er selber sei zum Beispiel die erste arabische und schwarze Person, die in den letzten 30 Jahren beim BR ein Volontariat gemacht hat. „Statt bei Angriffen Rückhalt zu bekommen, heißt es dann nur: Bitte entfernen Sie auf Ihrem Social-Media-Profil den Hinweis, dass Sie für uns arbeiten.“ Dabei kämen die Nachrichten nicht von echten Lesern oder Zuschauerinnen, sondern von rechten Trollen, die ihre Angriffe über Telegram-Gruppen systematisch koordinieren.

Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin der bundesweiten Organisation HateAid, die Menschen in Verfahren gegen Hatespeech unterstützt, sagt, Ohanwes Schilderungen seien kein Einzelfall. „Klimawandel, Rechtsextremismus, Gleichstellung – wer über solche Triggerthemen berichtet, ist häufiger von Angriffen betroffen.“ Darunter leiden vor allem Frauen. Aus ihrer Erfahrung sind bei Männern nur zehn Prozent aller Hass-kommentare strafrechtlich relevant, bei Journalistinnen seien es hingegen 90 Prozent. „Vergewaltigungsandrohungen sind der Klassiker“, berichtet von Hodenberg. Bei migrantischen, schwarzen oder lesbischen Frauen werde es umso heftiger – bis hin zu Verstümmelungsfantasien der Vagina.

Sorgen bereitet von Hodenberg, dass in letzter Zeit vermehrt versucht wird, die Privatadressen der Journalistinnen oder den Namen der Schule der Kinder herauszufinden. Die Bilder der Vor-Ort-Besuche werden dann in den sozialen Netzwerken geteilt. Sie rät Medienschaffenden daher mit Nachdruck, bei der jeweiligen Stadt eine Auskunftssperre für Meldedaten einzurichten. Auch fordert sie, in den Redaktionen unabhängige Ansprechstellen für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen einzurichten. „Wenn eine junge Journalistin plötzlich gephotoshopte Nacktbilder von sich im Netz findet, möchte sie damit nicht unbedingt zum 60-jährigen Chef gehen.“ Generell sollten sich auch Medienhäuser bei Angriffen viel offensiver vor ihre Beschäftigten stellen als bisher. „Es geht schließlich um den freien Journalismus.“

Andreas Zick von der Universität Bielefeld konnte die Schilderungen der Betroffenen mit Zahlen unterlegen. Der Konfliktforscher hat in einer Studie untersucht, wie oft und bei welchen Themen Medienschaffende Hass und Gewalt erleben. Seine erschreckende Erkenntnis: Ende 2019 wurden rund 60 Prozent der Medienschaffenden mindestens einmal angegriffen – 20 Prozent mehr als bei der letzten Untersuchung 2017. 37 der Journalistinnen und Journalisten in Bayern haben regelmäßig und mehrfach Angriffe erlebt. 13 Prozent berichten von Morddrohungen, zwölf Prozent von körperlicher Gewalt. In den restlichen Bundesländern sind die Zahlen ähnlich. Durch die weitere gesellschaftliche Spaltung durch die Corona-Krise dürften die Zahlen dieses Jahr nicht weniger geworden sein.

In der Studie sagten 76 Prozent der bayerischen Befragten, die Angriffe kämen von Rechts – mehrheitlich von der AfD. Acht Prozent wurden vom linken Spektrum angegangen, die restlichen 16 Prozent waren nicht eindeutig zuordenbar. Anders als in anderen Bundesländern, wo Hass und Gewalt vor allem in den sozialen Netzwerken gesät werden, erreichen bayerische Medienschaffende Hasskommentare noch traditionell per E-Mail und als Leserbrief. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zur 2017er-Studie verarbeiten weniger Medienschaffende die psychische Belastung individuell, sondern besprechen sich mit Kollegen und Juristen. Was laut Zick aber nach wie vor fehlt, sind Schulungsangebote und Schutz bei Außeneinsätzen wie Demos.

Rechtzeitig eine Auskunftssperre beantragen

Bayerns Hatespeech-Beauftragter Klaus-Dieter Hartleb versicherte, bei seiner Arbeit ein großes Augenmerk auf Medienschaffende zu legen, weil durch die Angriffe die Meinungsvielfalt gefährdet sei. Erst kürzlich habe er aufgrund der hohen Bedeutung ein Verfahren an sich gezogen, in dem ein namhafter BR-Redakteur „übelst beschimpft und beleidigt wurde“. Natürlich sei die Abwägung zwischen der Meinungsfreiheit des Täters und des Ehrenschutzes des Opfers oft eine Einzelfallentscheidung. Aber Bayern hat bei jeder der 22 bayerischen Staatsanwaltschaften Sonderdezernate eingerichtet, um für eine möglichst einheitliche Rechtsprechung zu sorgen – egal ob die Beleidigung in Hof oder in Traunstein erfolgte.

Um die Zahl der Hasskommentare zu senken, können Medienunternehmen und Kommunalpolitiker*innen künftig Angriffe direkt an die Generalstaatsanwaltschaft weiterleiten. Eine abschreckende Wirkung erhofft sich Hartleb auch durch die Reform des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes. Ab 2021 sollen soziale Netzwerke Hasspostings dem Bundeskriminalamt melden müssen. „Durch das Gesetz werden bundesweit 150 000 bis 250 000 zusätzliche Ermittlungsverfahren entstehen“, ist Hartleb überzeugt.

Allerdings greift die Staatsanwaltschaft auch jetzt schon hart durch. 80 Prozent der Verfahren betreffen den Tatbestand der Volksverhetzung. Dabei werden in der Regel Strafen von vier Monatsnettogehältern verhängt – inklusive Eintragung ins Führungszeugnis. „Und wer vorbestraft ist“, betont Hartleb, „den kann ein Hasskommentar direkt ins Gefängnis führen.“ (David Lohmann)
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #8009 am: 11. September 2020, 14:17:47 »
Wer da wohl sein (zwangsversteigertes?) Haus angezündet hat oder "warm sanieren" wollte?

Zitat
Waffen oder Munition im Haus?

Ein weiteres, nicht alltägliches Problem: Die Einsatzkräfte mussten sich auf eine mögliche besondere Gefahrenlage einstellen. An der Giebelseite des Brandhauses befindet sich gut sichtbar ein Schild mit der Aufschrift: „Republik Freies Deutschland – Hoheitsgebiet“. Es zeigt zudem einen Reichsadler und Sterne. Die Kameraden mussten davon ausgehen, dass das Gebäude einmal von einem Reichsbürger bewohnt wurde. „Bei so einem Hintergrund weiß man nicht, was einen erwartet. Es könnten sich ja Waffen oder Munition in dem Objekt befinden. Bei einem Brand eine gefährliche Gemengelage“, beschrieb Einsatzleiter René Gentsch. Trotz ihres Löschauftrages mussten die Feuerwehrleute also vorsichtig agieren. Es gab zum Glück keine Explosionen. Genauer untersucht wird die Brandruine noch durch die Polizei, auch wegen der Ermittlung der Brandursache. Die stand bis gestern Mittag noch nicht fest.

Spoiler
Kalthausen: Wohnhaus brennt bis auf Grundmauern ab

Das war ein besonders schwieriger Einsatz: Ein Wohnhaus im Leisniger Ortsteil Kalthausen stand in Flammen. Für genügend Löschwasser mussten die Tanker pendeln. Zudem war nicht auszuschließen, dass sich explosives Material im Gebäude befindet.

Kalthausen/Leisnig

Die Feuerwehrkameraden in der Region Döbeln kommen nicht zur Ruhe. Nach Großeinsätzen in Westewitz und Döbeln-Nord in dieser Woche ein weiterer großer Brand im Leisniger Ortsteil Kalthausen. Ein Wohngebäude samt Garage ist am dortigen Ortsrand in der Nacht zum Freitag bis auf die Grundmauern abgebrannt. Personen kamen nicht zu Schaden. Das Haus war unbewohnt. Es entstand hoher Sachschaden.
Dachstuhl brannte lichterloh

Kurz nach 3 Uhr erfolgte die Alarmierung der Leisniger Kameraden. „Der Dachstuhl brannte bereits in voller Ausdehnung. Wir konnten zum Einsatzort auf Sicht fahren“, schildert Feuerwehrmann Marko Gentsch. Außer der Leisniger Feuerwehr rückten die Ortsfeuerwehren von Brösen, Naundorf und Wiesenthal an – in der Summe 44 Einsatzkräfte mit zehn Fahrzeugen, darunter die Drehleiter. Unterstützung erhielten die Leisniger aus Döbeln und Hartha mit jeweils einem Tanklöschfahrzeug und von den Kameraden aus Gersdorf, die mit einem Kleinlöschfahrzeug kamen. „Die Versorgung mit Löschwasser ist in Kalthausen schwierig. Es gibt gibt zwar Hydranten, aber der Druck ist nicht ausreichend. Wir haben deshalb einen Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen eingerichtet“, erklärte Marko Gentsch.
Waffen oder Munition im Haus?

Ein weiteres, nicht alltägliches Problem: Die Einsatzkräfte mussten sich auf eine mögliche besondere Gefahrenlage einstellen. An der Giebelseite des Brandhauses befindet sich gut sichtbar ein Schild mit der Aufschrift: „Republik Freies Deutschland – Hoheitsgebiet“. Es zeigt zudem einen Reichsadler und Sterne. Die Kameraden mussten davon ausgehen, dass das Gebäude einmal von einem Reichsbürger bewohnt wurde. „Bei so einem Hintergrund weiß man nicht, was einen erwartet. Es könnten sich ja Waffen oder Munition in dem Objekt befinden. Bei einem Brand eine gefährliche Gemengelage“, beschrieb Einsatzleiter René Gentsch. Trotz ihres Löschauftrages mussten die Feuerwehrleute also vorsichtig agieren. Es gab zum Glück keine Explosionen. Genauer untersucht wird die Brandruine noch durch die Polizei, auch wegen der Ermittlung der Brandursache. Die stand bis gestern Mittag noch nicht fest.
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