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Mancher normale Sachse denkt da eher ernsthaft ans Auswandern in die Schweiz...[emoji6]
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So weit muß es nicht sein, Altwestdeutschland würde reichen. Wir haben ab und an auch ein paar Nazis, aber nicht überall und auch nicht in einer derartigen Intensität. Es gibt sogar quasi nazifreie Zonen hier.
Ich weiß nicht so recht, ob ich Dich bewundern oder den Kopf schütteln soll, daß Du bei Deinem Engagement in dieser nun ja, gewöhnungsbedürftigen Ecke wohnen bleibst. Ich hätte an Deiner Stelle schon lange weggemacht.
Nett gemeint, aber letztlich auch keine Lösung.
Außerdem ist das hier- und da verwende ich mal ein leider viel mißbrauchtes Wort- noch immer meine
Heimat.
Anders wird ein Schuh draus: Man nehme also mal ein sächsisches Großdorf mit angeschlossener Landeshauptstadt, dass sich vom dreckigen Industrienest auf dem Weg zur zweitschönsten Kleinstadt
(TM) zu machen versucht (hüstel, hüstel...), aktuell knapp 40.000 Einwohner. In dem Ort gibt es aktuell eine laut quakende Antiasasylszene und der hiesige Pegidaableger kommt bei Facebook auf gerade mal knapp 1000 Anhänger mit "gefällt mir" und die freitäglichen Demos unter inwischen schon regelmäßiger persönlicher Beteilung vom vorbestraften Bachmann himself bzw. der Hetz- Madam Festerling oder dem lederbefrackten Alienanwalt bekommen gerade mal noch so untere 3stellige Teilnehmerzahlen zusammen. Das ist vielleicht auf den ersten Blick nicht wenig, aber nicht wirklich viel. Und selbst wenn diese 500-1000 lokalen Knallfrösche maximal laut krakeelen, ändert trotzdem nichts daran, dass der prozentuale Anteil der wirklich offen rassistischen Bevölkerungsteile noch immer im nur (unteren) einstelligen Prozentbereich liegt und damit auch nicht sehr viel höher, als der eh schon vorhandene unterschwellig- latente Rassismus/ Nazismus in ganz Deutschland.
Der Unterschied zwischen Ost und West ist also nicht die Anzahl, sondern die Lautstärke dieses Mobs und die Tatsache, dass dieser hier ganz anders organisiert und vernetzt ist und seit jeher eher ungestraft dummfrech in der Öffentlichkeit auftreten und damit nicht nur der Öffentlichkeit sondern auch sich selbst ein besonderes Gefühl der Stärke vermitteln kann. Und dieses Problem hat m.E. und wie von mir gebetsmühlenartig vorgetragen auch historische Ursachen, und ist zum Teil dann noch mal nach 1990 erneut hausgemacht...
Das andere große Problem ist, dass hier die große Masse der eigentlich ganz normalen Menschen schweigt, und dass die vielen kleinen Gesten von Zivicourage hier eher ausbleiben. Auch das hat leider historische Ursachen.
Wenn hier also jemand versucht, z.B. einzelne Knallfroschbrigadisten aus gutem Grund in ihre Schranken zu weisen, selbst ganz ohne politische Dimensionen, wird man ganz schnell von einer ganzen Horde Ihresgleicher privat ausgemacht und massiv terrorisiert und man reibt sich fortan verwundert die Augen, mit welchen abgefahrenen Begründungen die polizeilichen Ermittlungen (fast) allesamt eingestellt werden und Privatklage ist bei Typen, die sich sogar bei Gericht wie oben beschrieben so aufführen, auch keine echte Option.
Und gleichzeitig reibt man sich nochmal verwundert die Augen, mit welcher Ernsthaftigkeiten sogar gegen einen selbst die noch aberwitzigsten Anzeigen "bearbeitet" werden.
Erstaunt ist man dann, wenn man irgendwann herausfindet, wenn sich eingige dieser Knallfroschbrigadisten als "Kumpels" von rotlichtbraunen Möchtegernpolizisten oder halbkriminellen Reichsbürgern entpuppen, die leider teilweise selbst einen guten "Draht" (Stichwort Grill aufstellen...
) zur echten Polizei haben oder hatten. Und auch das hat hier im Osten leider, leider eine lange historische Tradition und ich werde auch weiter nicht müde, das auch hier immer wieder anzusprechen.
Schlimm ist tatsächlich, dass nach 40 Jahren Diktatur und 25 Jahren Nachwendechaos, hier noch immer einige Bevölkerungsteile nicht kapiert haben, wie und wann und warum eine Gesellschaft auch als Gesellschaft selbst funktioniert, insbesondere auch in der Organisationsform "Staat" und warum eine Gesellschaft sich dazu Regeln schafft, die dann aber für alle gleich gelten. Insgeheim wollen sie ja eigentlich nur ihre schöne DDR- Diktatur zurück und meinen gleichzeitig, die hiesige Freiheit berechtigt sie nun, die Straße und das Internet für Ihre etwas andere "3. Halbzeit" mißbrauchen zu können und vermeindliche Selbstjustiz nach ihrer persönlichen Rechtsauffassung gegen Nachbarn, Vollstreckungsbeamte und neuerdings auch Asylbewerber betreiben zu dürfen, obwohl sie sich selbst an keine Regeln und Gesetze halten wollen oder können.
Und ich meine, so mancher hiesigen und diktaturgeschädigten Hohlbirne hätte der zwischenzeitliche Besuch eines milden Kuscheljustiz- Umerziehungslagers nach 1990 möglichweise doch nicht so schlecht getan. Jetzt haben wir den Salat...
Aber wenn ich so die letzten Presseschnipsel betrachte, die ich hier zuletzt einstellen "durfte" meine ich, dass es eben doch richtig und wichtig war, sich eben nicht einschüchtern oder gar verteiben zu lassen.