Das ist doch mal wieder ein echter Vorzeigedeutscher...kennen wir den vielleicht?
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Waffennarr und Facebook-Hetzer? Aufruf zu Mord an Flüchtlingen!
Arbeitsloser aus Dresden will es nicht gewesen sein
Von Juliane Weigt
Dresden - "Der eine sammelt dies und das - ich sammel eben Waffen", sagt Michael M. Der 55-Jährige Dresdner ist nicht nur ein ausgesprochener Waffennarr - sondern auch ein ganz übler Facebook-Hetzer. Für etliche Vergehen fand sich der gebürtige Westfale Donnerstag auf der Anklagebank am Dresdner Amtsgericht wieder.
Im Netz habe der Arbeitslose im Juli 2015 zum Mord an Flüchtlingen aufgerufen: „1100 x cal. 7,62 und dann Feuer frei! Weg mit dem Asylantenschmarotzerpack“ stand unter einem Facebook-Post des Dresden Fernsehens über die Flüchtlingsunterkunft an der Bremer Straße.
Ebenfalls aus seinem Repertoire: "Denen würde ich einen Schweißbrenner in den Arsch stecken!" - so habe M. zwei Monate später einen Artikel über Asylbewerber auf seiner persönlichen Facebook-Seite kommentiert. "Ich kann mir nicht erklären, wie das passiert ist. Ich würde sagen, da hat jemand anderes mein Facebook-Profil genutzt", behauptet Michael M.
Im Dezember 2015 wurde Michael M. außerdem mit einem Elektroschocker erwischt. Die fallen seit 2011 unters Waffengesetz. "Das ist meiner, den möchte ich gerne wieder haben", so der Angeklagte. Solange er aber nicht beweisen kann, dass er das Gerät vor 2011 gekauft hat, bleibt die Waffe vorerst in der Asservatenkiste.
Gegen den 55-Jährigen werden noch weitere Vergehen in einem Rutsch verhandelt. Im Dezember 2015 beispielsweise soll er eine Frau geprügelt und gewürgt haben. Der Prozess wird fortgesetzt.
Dann gibt es noch einen "Freidenker-Stammtisch" in Nandlstadt, der wohl erst mal aufgibt. Der Organisator gehört wohl wirklich den den "gelben Scheinlern".
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Aktualisiert: 09.03.18 18:31
Freidenker-Stammtisch Nandlstadt
Im Visier des Verfassungsschutzes
Helmut HobmaiervonHelmut Hobmaier
Vier Jahre lang hat der Nandlstädter Anton Gebhard jeden zweiten Freitag im Monat im Café La Villa in Nandlstadt den sogenannten „Freidenker-Stammtisch“ organisiert. Motto der Abende: „Der Blick hinter die Kulissen der Macht“. Damit ist seit einem halben Jahr Schluss. Der Verfassungsschutz rechnet die „Gruppierung“ der Reichsbürgerszene zu.
Landkreis–Auf der Homepage des Freidenker-Stammtisches ist zu lesen, dass man „bis auf Weiteres Pause“ macht, „um weiteren Schaden von allen Beteiligten abzuwenden“. Was ist passiert? Die Diskussionsabende in der Hallertau, mit 70 bis 80 Personen meist gut besucht, waren ins Visier des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz geraten. „Der ,Freidenker-Stammtisch Nandlstadt‘ ist eine Gruppierung, die wir der Reichsbürgerszene zurechnen“, sagt Pressesprecher Markus Schäfert. Man habe es mit einer Gruppierung zu tun, „die sich bewegt an der Schnittstelle zwischen Esoterikszene und Reichsbürgerszene“.
Tatsächlich hatte sich der Freidenker-Stammtisch zunächst mit esoterischen und spirituellen Themen beschäftigt. Filmabende und Buchvorstellungen füllten das Programm, vor allem aber Vorträge externer Redner – mit teils obskuren Themen. Eine Referentin stellte etwa die sogenannte „Rückführungstheorie“ vor, wonach jedem, der in einem früheren Leben Schlechtes tut, jetzt selbst Übles widerfährt. Zu hören war dabei Grenzwertiges, wie einem Bericht des Bayerischen Rundfunks über die Veranstaltung zu entnehmen ist: So sei eine „rückgeführte“ Frau im „heutigen Leben“ sexuell missbraucht worden, weil sie „in einem mittelalterlichen Leben als Bischof ähnliche Taten erlaubt hat“, berichtete die Referentin. Und weil ein Mann – in drei Leben vor dem heutigen – Menschen diskriminiert habe, führe er heute als Schwarzer in der Schweiz ein Leben in Leid.
Auch über das Thema Flüchtlinge wurde in Nandlstadt diskutiert: „Immigranten in Deutschland – Verpflichtung oder Bedrohung?“ Dabei ging es im Januar 2016 hoch her. Das Gros der Zuhörer machte seinem Unmut darüber Luft, seine Meinung in Sachen Flüchtlinge nicht mehr frei äußern zu können, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden. Auch Anton Gebhard: „Die gesellschaftliche Zensur greift immer mehr um sich“, sagte er. In einem Interview mit dem Freisinger Tagblatt hatte der Nandlstädter Stammtisch-Veranstalter bereits im April 2014 betont: „Das, was uns durch die Medien vermittelt und in den Schulen gelehrt wird, ist nur ein Teil der Wahrheit. Ich bin der Meinung, dass die große Politik von einigen Mächtigen gezielt gesteuert wird – und ich will wissen, wer da eigentlich dahintersteckt.“ Klassische Verschwörungstheorien, die man mit Themen wie „Manipulation“ oder „Die vereinigten Staaten von Europa – Geheimdokumente enthüllen die dunklen Pläne der Elite“ zu untermauern versuchte.
Bald wurde der Internet-Auftritt der „Freidenker“ vom Verfassungsschutz beobachtet. Dabei habe man „Themenabende“ entdeckt, berichtet Pressesprecher Markus Schäfert, „die auf eine Ablehnung des bestehenden staatlichen Systems in der Bundesrepublik Deutschland schließen lassen“. Zudem habe es Einträge „mit eindeutigem Reichsbürgerbezug“ gegeben.
Für Oktober 2015 hatte man etwa eine Veranstaltung zum Thema „Staatsangehörigkeitsausweis/Gelber Schein“ anberaumt und die Frage gestellt: „Warum sind der Reisepass und Personalausweis kein Nachweis über den Besitz der Deutschen Staatsangehörigkeit?“. Und: „Wo und wie kann man diesen beantragen?“. Beim Verfassungsschutz schrillten die Alarmglocken. Markus Schäfert: „Reichsbürger beantragen häufig einen Staatsangehörigkeitsausweis, den sogenannten ,Gelben Schein‘“. Sie gehen davon aus, ohne Staatsangehörigkeitsausweis staatenlos zu sein. Als Beleg dafür führen sie den Begriff ,Personalausweis‘ an, in dem das Wort ,Personal‘ enthalten ist. Als ,Personal‘, so die Reichsbürger, bezeichne man ausschließlich Angehörige einer Firma, hier der ,Firma BRD‘. Vom Staatsangehörigkeitsausweis erhofft sich dieser Personenkreis – rechtlich völlig unzutreffend – unter anderem den ,Ausstieg aus der Firma BRD‘ oder die Sicherung vermeintlicher Rechte beim ,Untergang des Systems‘“. Der Verfassungsschutz sehe daher Veranlassung, seine „Warnfunktion wahrzunehmen“. Schäfert: „Freidenker – das hört sich zunächst harmlos an. Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man eine Verquickung der beiden Bereiche. Esoterisch Interessierte, die sich etwa selbst finden wollen, könnten sich plötzlich in der Reichsbürger-Bewegung wiederfinden.“
Im Juni 2017 berichtete der Bayerische Rundfunk über die Freidenker. Titel der Reportage: „Wo Esoterik und Reichsbürgertum sich begegnen“. Anton Gebhard veröffentliche auf der Homepage eine „Gegendarstellung“ gegen den Bericht im „zwangsfinanzierten“ öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinen „Diffamierungen“. Beim Freidenker-Stammtisch bestehe keine „Verknüpfung“ mit der Reichsbürgerszene. Anfang September stellte Gebhard die Treffen ein. Auf Anfrage erklärt er kategorisch: „Kein Kommentar.“