So, hier der Artikel der RZ. Weiss jemand von wem die Rede ist?
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Aufruf zum Boykott: So kämpft das Handwerk gegen „Reichsbürger“
Koblenz. Als er beruflich scheiterte, heuerte er bei den „Reichsbürgern“ an: Ein Koblenzer Elektriker (50) fälschte mutmaßlich all seine Zeugnisse und baute sich eine illegale Existenz auf. Dann, als der jahrelange Schwindel aufflog, avancierte er zu einem führenden Aktivisten des „Freistaats Preußen“ – einem Fantasiestaat mit Sitz in Königsfeld (Kreis Ahrweiler).
Jetzt rufen fünf Chefs regionaler Handwerksverbände zum Boykott des „Reichsbürgers“ auf: „Wir richten einen deutlichen Appell an die Öffentlichkeit, solchen schwarzen Schafen keine Aufträge zu erteilen.“ Ihr Standpunkt: Der „selbst ernannte Elektriker“ fälschte seinen Gesellen- und seinen Meisterbrief. Er nimmt mit seiner Arbeit „unmittelbar Einfluss auf Gesundheit und Leben der Kunden“. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den mutmaßlichen Hochstapler wegen Urkundenfälschung.
Die fünf Verbandschefs schrieben einen Leserbrief an unsere Zeitung. Sie wollten den Namen des „Reichsbürgers“ öffentlich machen, aber dies ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Die Unterzeichner des Briefs sind: Alexander Baden (Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Koblenz), Kurt Krautscheid (Präsident der Handwerkskammer Koblenz), Karlheinz Gaschler (Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Mittelrhein), Marco Kraus (Obermeister der Innung für Elektro-, Gebäude- und Informationstechnik Rhein-Mosel) und Christoph Hansen (Präsident des Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz).
Der mutmaßliche Hochstapler arbeitet bis heute als Elektriker – obwohl die Handwerkskammer Koblenz seit fünf Jahren juristisch gegen ihn vorgeht. Sie zeigte ihn 2012 an, als sie erfuhr, dass er einem Stromnetzbetreiber einen gefälschten Meisterbrief vorgelegt haben soll. 2013 erhob die Staatsanwaltschaft Trier Anklage wegen Urkundenfälschung, aber das Amtsgericht Trier stellte das Verfahren 2014 ein. Im Herbst 2016 zeigte die Handwerkskammer den Mann erneut wegen Urkundenfälschung an, diesmal bei der Staatsanwaltschaft Koblenz. Das Verfahren läuft noch, es werden Zeugen vernommen.
Der mutmaßliche Hochstapler hält sich für einen Revolutionär mit historischer Mission. Als ihm die Stadt Koblenz sein Gewerbe als Elektriker verbot, wurde er zum „Reichsbürger“. Er legte seine deutsche Staatsangehörigkeit angeblich ab, nahm diejenige des „Freistaats Preußen“ an und meldete dort erneut sein Gewerbe an.
Der „Freistaat“ reklamiert für sich ein imaginäres Staatsgebiet, das von Koblenz bis nach Königsberg reicht, dem heute russischen Kaliningrad. „Reichsbürger“ wollen die Bundesrepublik abschaffen und ein neues Reich gründen. Bundesweit hat die Bewegung etwa 10.000 Anhänger, in Rheinland-Pfalz gibt es 300. Sie sind eine winzige Minderheit, tyrannisieren aber Behörden und verüben teils schwerste Straftaten. 2016 schossen zwei „Reichsbürger“ in Elsteraue (Sachsen-Anhalt) und Georgensgmünd (Bayern) um sich: Adrian Ursache (42) verletzte am 25. August mehrere Polizisten. Wolfgang P. (49) am 19. Oktober ebenso, einer von ihnen starb. Seither gab es bundesweit mehrere Razzien gegen die Szene.
Unsere Zeitung wollte mit dem mutmaßlichen Hochstapler sprechen, rief ihn an, schickte ihm ein Fax, einen Brief, mehrere E-Mails und SMS. Doch er war zu keinem Gespräch bereit. Wahrscheinlich hat er viel zu tun: Denn der „Freistaat“ schrieb gerade an US-Präsident Donald Trump und den russischen Staatschef Wladimir Putin einen Brief und teilte mit, dass der Koblenzer in der Regierung des „Freistaats“ und des „Deutschen Reichs“ agiert. Er ist zuständig für „besondere Angelegenheiten“.
Die preußische Gewerbeanmeldung des mutmaßlichen Hochstaplers liegt unserer Zeitung vor. Ein Dokument in Frakturschrift, mit preußischem Adlersiegel, erfundener Steuernummer und der Unterschrift von Beate Rude. Der Frau (56), die sich „Ministerpräsidentin“ des „Freistaats“ nennt und ihre Wohnung in Königsfeld zum Zentrum des Fantasiestaates machte. Unsere Zeitung berichtete über sie im Februar auf einer Doppelseite.
Die fünf Chefs regionaler Handwerksverbände sind empört. Weil der mutmaßliche Koblenzer Hochstapler seit Jahren als selbstständiger Elektriker arbeitet, obwohl er dies nicht darf. Weil er sich als Meister ausgibt, aber die mindestens 5000 Euro teure Meisterprüfung nie erfolgreich absolviert hat. Und weil er auf Rechnungen eine frei erfundene Steuernummer des „Freistaats“ angibt und somit mutmaßlich Steuern hinterzieht.
Die fünf Verbandschefs kritisieren nicht nur den „Reichsbürger“, sondern auch die Justiz, weil sie bisher nichts gegen ihn unternahm: „Für uns ist es nicht tragbar, solche Gruppierungen – ob sie sich nun ,Reichsbürger' nennen oder ein anderes Etikett vor sich hertragen – frei gewähren zu lassen.“