"C-Star" in Seenot Flüchtlingshelfer eilen Rechtsextremen zu HilfeStand: 11.08.2017 15:06 Uhr
Eigentlich wollten sie die Arbeit der privaten Seenotretter behindern, die vor der libyschen Küste Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten. Nun sind Mitglieder der rechtsextremen "Identitären Bewegung" offenbar selbst in Seenot geraten - und müssen sich von den Rettern helfen lassen.
Ein Schiff rechtsextremer Aktivisten, die Flüchtlinge an der Überfahrt nach Europa hindern wollen, ist nach Angaben der deutschen Organisation "Sea-Eye" vor Libyen in Seenot geraten. Die "C-Star" der "Identitären Bewegung" sei durch einen Maschinenschaden manövrierunfähig, teilte die deutsche Flüchtlings-Rettungsorganisation in Regensburg mit.
Wie der Regensburger Gründer der privaten Seenotrettung "Sea-Eye", Michael Buschheuer, sagte, ist seine Crew von der EU-Krisenbewältigungsoperation "Sophia" aufgefordert worden, der "C-Star" zu Hilfe zu eilen. Das Schiff habe einen Maschinenschaden, sei manövrierunfähig und brauche Hilfe, hieß es.
Sea-Eye @seaeyeorg
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11.08.2017 11:49 Uhr via Twitter
Von der Seenotleitzentrale beauftragt
"Da unser Kutter 'Sea-Eye' von der 'C-Star' am wenigsten entfernt ist, wurden wir von der Seenotleitzentrale für das westliche Mittelmeer damit beauftragt", sagte Buschheuer. Die "Sea-Eye" nahm nach seinen Angaben nun Kurs auf die "C-Star". "In Seenot Geratenen zu helfen, ist die Pflicht eines jeden, der auf See ist - unterschiedslos zu seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Gesinnung", so Buschheuer.
Die Aktivisten der "C-Star" schrieben auf Twitter hingegen: "Wir haben ein technisches Problem, das aber keine Seenotrettung erforderlich macht."
Vom Verfassungsschutz beobachtet
Die Rechtsextremen, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet werden, machen seit mehreren Wochen im Mittelmeer Druck auf Flüchtlings-Retter, denen sie "Menschenhandel" vorwerfen. Erst vor wenigen Tagen verfolgten sie ein Schiff der beiden Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée (SOS Mittelmeer). Die "Identitäre Bewegung" hat auch in Frankreich und Italien Anhänger.
Ein Sprecher von "Sea-Eye" übte aber scharfe Kritik an den Zielen der "C-Star"-Aktivisten. Ihnen gehe es um ein "großangelegtes Propaganda-Manöver" gegen Flüchtlinge und ihre Helfer im Mittelmeer. Sie beschränkten sich einseitig auf die Forderung, die Menschen zurück nach Afrika zu bringen.
Der "Sea-Eye"-Sprecher kritisierte zudem die jüngste Drohung Libyens, gegen Flüchtlingshelfer vor der eigenen Küste vorzugehen. Die rechtsextremen Aktivisten hatten die libysche Ankündigung dagegen auf Twitter als "Sieg für die Verteidigung Europas" bezeichnet.