Es wird Dich ein wenig wundern: Ich teile viele Deiner dargelegten Ansichten.
Ich meine allerdings, dass Du in gewisser Selbstgerechtigkeit zwei Fehler machst:
1) Du urteilst mit heutigem Wissen, ordnest das aber Deinem damaligen Wissen zu.
2) Du übersiehst die Tatsache, dass der DDR-Bürger Wahrheiten nur in seinem direkten Lebensumfeld prüfen konnte.
Im Grunde bedeutet das, dass kritische DDR-Bürger sich (aus heutiger Sicht) sehr nahe an Weltverschwörungs-Theorien bewegten. Mit eigenem Verstand mussten sie für sich selbst prüfen, ob es tatsächlich eine Siedlung für DDR-Bonzen im Wald geben könnte. Sie mussten prüfen, ob es denn wirklich sein könne, dass der VEB Antikhandel Pirna (wie wir heute wissen: Ein Betrieb der KoKo) Laster mit Antiquitäten aus der DDR fuhr und auf dem Rückweg die Schneider-PC mitnahm.
Das konnte ein kritischer DDR-Bürger im Grunde aber nicht prüfen. Und über 90% der DDR-Bürger waren nicht kritisch, es war ihnen schlicht egal. Auch das wiederum ist ein Moment, was im Grunde auf jede Diktatur und auch auf jede Demokratie zutrifft.
Ich selbst habe von der Existenz des VEB Antikhandel Pirna "gewusst". Auch die Existenz der Firma IMES Gmbh war mir nicht unbekannt: Ein interessanter Homecomputerfreund entschwand dahin, nicht ohne seine Telefonnummer zu hinterlassen. Als ich da anrief, war mir ziemlich klar, wem die Bude wirklich gehört. Oder sagen wir besser: Ich hing der Weltverschwörungstheorie nach, dass das wohl eine Stasi-Firma sein müsse.
Zurück zum heute.
Ich bin extrem misstrauisch, wenn hier unbewiesene Informationen auftauchen. Und ich werde noch misstrauischer, wenn der Tipper sich anmeldet, drei Beiträge rausrotzt und dann wieder geht. Und vom Glauben falle ich ab, wenn ein kritischer Blick auf ein Foto den Anwesenden nicht zeigt (obwohl es doch zu sehen ist), dass das Stromkabel gar nicht von der angeblich zerschlagenen Scheibe des ersten Geschosses der Reichsschwatzkammer kommt - sondern von der Etage darüber.
Und wenn jemand behauptet, dass er mit Fitzek in die Schule ging, dann ist das erstmal eine Behauptung. So wie erstmal vor 30 Jahren es eine Behauptung war, dass Antikhandel Pirna eine Stasi-Bude ist. Eine Behauptung ist nie ein Beweis.
Man kann mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Und mit virtuellen Symapthien/Antipathien. Das ist aber schon sehr nahe an "wir glauben".
Wir haben den Fakt, dass jemand behauptet. dass er mit Fitzek in die Schule ging. Behauptung, nicht mehr. Verstärkend ist, dass der Herr Kenntnisse der Örtlichkeiten hat. Ok. Gut, habe ich auch. Als Beweis geht das aber nicht durch. - Ok, wir glauben das mal.
Dieser Herr kommt nun aber mit der Nummer über die Rampe, dass er Herrn Fitzek nach der Schulzeit aus dem Auge verlor - aber von ihm gehört habe, dass Fitzek nie gedient habe. Und genau das wird hier in diesem Forum als Tatsache gefeiert. Und niemand fragt nach.
Jeder Polizist im ersten Lehrjahr fällt vor Lachen um.
Das mag ja alles so gewesen sein. Aber im Moment ist das ein Gerücht - von jemandem, der gehört hat, dass Fitzek nie diente.
Erschreckenderweise ist es in diesem Forum gar nicht so sehr viel anders als bei Fitzek und all den anderen Bekloppten: Glaube ersetzt Wissen. Nachfrage macht Karmaverlust.