Nochmal zu Karate:
Natürlich gab es Kampfkunstfans, die inspiriert durch Filme, sich Techniken autodidaktisch beibrachten. Dass es keine Vereine gab, liegt daran, dass Karate in den 80ern einfach zu unpopulär im Osten war. Die DDR förderte gern, was ihr internationale Erfolge einbrachte. Sprich olympische Sportarten. Karate hatten die Funktionäre garnicht auf dem Schirm. Aber grundsätzlich hatte die DDR nichts gegen Kampfsport. Ob das nun beim MfS gelehrt wurde, weiß ich nicht. Aber in Anbetracht der vielen Nischensportarten wie Skateboarden oder Surfen, kann ich mir das sehr wohl vorstellen. Löst euch von dem Gedanken, dass alles verboten war, was nicht staatlich verordnet wurde.
Richtig und Ergänzung: wenn Fitzek von einem "Verein" spricht, heißt das ja auch noch lange nicht, dass es sich dabei um einen offiziellen "Verein" in der DDR handeln musste, das hält ja Fitzek mit seinen nichteingetragenen Vereinen auch in der böschen BRD noch immer so.
Noch ein wenig notwendige Ostkunde, auch wenn es hier machen vielleicht nervt:
Diese Karatewelle schwappte irgendwann so in den 80igern aus dem Westen "rüber", wie schon erwähnt via Filme und illegale Bücher und wenn sich dann mehr als 3 Leute regelmäßig in irgendeinem Hinterhof zu selbstangeleiteten Karateübungen zusammenfanden, redeten man ja alsbald schon von einem "Verein". Dass man solche "Vereinigungen" staatlicherseits auch aus anderen Gründen nicht so gerne sah, ist logisch, richtig ist auch, dass man die böse weil westliche Karate auch nicht selbst als "Sportart" anbieten wollte, oder dies, wie so manches in der DDR, noch mindestens 20 Jahre gebraucht hätte bis man dahin einen entsprechend sozialistischen Namen für die dekandete Weltkultur gefunden hätte, wie bei der schönen "Popgymnastik"...
Das quasi- "Verbot" galt also diesen illegalen Hinterhof- "Trainingsvereien" an sich, da nicht "kontrollierbar". Zudem übten dort auch selten die braven "sozialistischen Persönlichkeiten", oder die Friedenbewegten oder die sonstigen Kinder der kläglichen Reste einer fast vollständig zerschlagenen bürgerlichen Kultur die "Selbstverteidigung". Fakt ist, dass diese illegalen "Trainigsvereine" gerade auch Anziehungspunkte für jene zeitgleich auch im Osten schon keimende, und ebenso stark totgeschwiegene Hooligan- und Rockerszene wurden, die sich dann auch schnell als "Diskoschläger" u.ä. einen unrühmlichen Namen gemacht hat. Gerade weil sich von dieser aufkeimenden
und oft offen rechten Ost- Macho- Subkultur die allzuoft mißratenen "Söhne der Partei" besonders angezogen fühlten, war dieses ganze Thema auch wegen dieser Verbindungen in gewisse systemnahe "Elternhäuser" (wobei der alleinige Focus nur auf das MfS hier tatsächlich falsch ist) schon im Osten mit einem ähnlichen Tabu belegt, wie bisweilen so maches Thema in diesem Forum, ändert aber nichts an den Tatsachen...
Staatlicherseits (MfS, MdI) vorsuchte man also dann diesem ganzen Spuk, wenn auch ein wenig halbherzig genau damit Herr zu werden, indem man diese Gruppen bzw. diverse "Trainingsvereine" dergestalt "zersetzte", dass man einerseits die Hauptprotagnisten bzw. "Rädelsführer" verbunden mit einem für den Osten typisch verunklärenden Sprachgebrauch wegen "Rodwdytum" abstrafte und anschließend oft auch noch in den "Westen" abschob bzw. verkaufte und versuchte, die Verbliebenen der Szene fortan mehr an sich zu "binden", u.a. mit Zuckerbrot und Peitsche.
Wo die abgeschobenen "Rädelsführer" im Westen dann überwiegend gelandet sind, dürfte man sich auch an 3 Fingern abzählen können. Vergessen wird auch gern, dass dann Dank der zwischenzeitlich mit Geld und eben nur mit ensprechende Verbindungen in die ensprechende westdeutsche Szene ausgestatteten zurückkehrenden "Rädelsführer" nach 1990 in diesem Milleu Ost und West viel schneller und enger zusammenwachsen ließen, als das im ganzen Rest des Landes und weswegen ausgerechnet im Osten auch so stabile Subkulturen der "besonderen Art" blühen konnten.
Davon aber völlig unabhängig ergänzte man im Osten auch in den 80igern den echten millitärischen Nahkampf der Spezialeinheiten von MfS und NVA mit besonderen fernöstlichen Techniken und holte ensprechend "Spezialisten" ins Land und auch das hat mit der DDR- Hinterhof- Karateszene soweit erst mal nichts zu tun:
https://books.google.de/books?id=xTssAQAAQBAJ&pg=PA18&lpg=PA18&dq=Gjok+sul&source=bl&ots=eQEw_yGlmU&sig=NidvgjDxPLitpwq81RLEL__KSpQ&hl=de&sa=X&ei=u3WCVfe3IdGvogSkuYLIAw&ved=0CCcQ6AEwAQ#v=onepage&q=Gjok%20sul&f=false Eine Antwort, inwiefern jetzt die von Fitzek erwähnte besondere Begegnung im "Freischütz" eine echte konspirative Ansprache war und um welche "hochgeheime" Truppe es sich dabei handeln sollte und was diese Truppe außer heimlich trainieren denn noch so getrieben hat, um eigentlich so "geheim" bleiben zu müssen, bleibt uns Fitzek bis auf den Verweis auf
Schaolin Kempo schuldig. Dafür oszilliert er blitzschnell und haarscharf in den folgenden Sätzen schon wieder darüber hinweg. Da aber die einfachen selbstorganisierten "Hinterhoftrainigsvereine", die oft noch nie was von Schaolin- Kempo gehört hatten, solche konspirativen Ansprachen nicht kannten bzw. nötig hatten, denn da reichte gewöhnlich der Spickzettel in der Schule, würde das dann doch schon ins Bild passen. Allerdings ginge das dann eher in die Richtung MDI. Außerdem verrät uns Fitzek lediglich das Jahr des Beginns seines "konspirativen Trainings" mit offensichtlich sogar chinesischen Großmeistern, nämlich 1983, aber leider nicht das Ende...
Auch Fitzeks ganzen Textstil halte ich weniger für das großartige Ergebnis erfolgreicher Übungen in fernöstlichen Meditationstechniken und Versenkung in fernöstliche Philosophie, ähneln doch bestimmte Floskeln viel mehr an eine spezielle und rein ostdeutsche, sagen wir mal: "Indoktriantionskultur". Auch sein erwähnter "eigener Kampfstil" hat am Ende wohl doch nur sehr wenig mit den wahren Künsten seiner so wortreich verehrten Vorbilder zu tun und geht wohl eher in Richtung der weniger "feinsinnigen" Material Arts.
Auch da klaffen mal wieder Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander, so wie er sich wiederholt und wortreich dafür zu rechtfertigen sucht, warum es bei ihm bei den verschiedenen Wettkämpfen dann doch immer nur zum Platzierten und nicht zum Sieger reichte. Angeblich, weil er ja immer so bescheiden war und dann doch lieber seine "wahren Fähigkeiten" voll zurückgehalten hätte, neenich? Wer es glaubt...
Nachdem Fitzek ja bisher immer so ein großes Geheimnis zu seinen besonderen Werdegang und den warhen Gründen seiner scheinbar unfassbaren Großartigkeit gemacht hat, und seine Adeppen bislang immer Wunder was denken sollten, bleiben bei nüchterner Betrachtung dieses Textes außer ein paar bemerkenswerten persönlichen Begegnungen mit Asiaten selbst und der nun neuen Rätsel um die "konspirative Schaolin- Kempo- Truppe" ab 18 eigentlich nicht mehr viel übrig...
P.S.: Ähäm, nichts gegen die demokratiegerechte "doppelte Deutungshoheit" und herzlichen Zoff in einem Forum, aber wenn einige hier so offene Kritik an einem "belehrenden Tonfall" ernten, dann darf mit Verlaub auch mal angemerkt werden, dass der nicht minder belehrende Tonfall aus dem Westen gerade zur Deutungshoheit ostdeutscher Geschichte vor und nach 1990 gerade gegenüber Zeitzeugen ebenso nicht immer angemessen ist...
Ihr könnt ja übrigens gerne und auf einen Schlag alle unser lieben Deppen kriegen und nur mit Euren schlauen Sprüchen bekehren, gern auch als persönliche Kumpels der eigenen Nachbarn (!!), so wie der hier:
https://forum.sonnenstaatland.com/index.php?topic=27.msg49402#msg49402 und dann sprechen wir uns nochmal in einem Jahr wieder, einverstanden?
Edith sagt wegen verbotenem Doppelpostings:
Elbling sagte:
Ob Zöpfchen eine Position in MfS einnehmen konnte? Eine Position im Sinne von offiziell sicher nicht, aber bei IM waren die nicht wählerisch. Bestes Beispiel dürften IM in Umweltgruppen, Kirche und "abweichenden" Jugendgruppen sein.
Danke für den wichtigen Hinweis, und dazu noch ergänzend, dass diese IMs dann auch nicht nur brave und stille "Zuhörer" blieben, einen gewissen Hang zur Gewalttätigkeit gegen einzelne Personen inklusive.
Der wohl größte und bekannteste Fall von so genanntem "Rowdytum" gegen politische und kirchliche "Abweichler" war übrigens der, nie ganz wirklich richtig juristisch aufgearbeit, nur mal so im allgemein historischen Kontext:
https://www.youtube.com/watch?v=FaRdPa5l0Og (5 Teile)