Menschen, zumindest in der Masse, reagieren nicht auf Fakten, nicht auf Belehrungen und intellektuelle Erkentnisse. Menschen reagieren auf Gefühle, auf Stimmungen.
Ein Willy Brandt konnte seinerzeit etwas bewirken, weil in einer Zeit kultureller, wirtschaftlicher und bildungsmäßiger Aufbruchsstimmung der Spruch "Mehr Demokratie wagen!" den Zeitgeist traf - und eine Stimmung vermittelte.
Eine ähnliche Chance hatte Merkel, als sie "wir schaffen das!" sagte - nur war das nicht durch entsprechende Stimmung gedeckt und verpuffte - beziehungsweise bot den Hetzern der AfD sogar Grund zur Häme.
Die AfD jedoch trifft heute den Zeitgeist. Der durch Unzufriedenheit, fehlende Zukunftsperspektiven, durch düstere Altersaussichten, Arbeitsplatzgefährdung (wenn nicht sogar unverschuldete Langzeitarbeitslosigkeit), durch Umweltprobleme, Kriegsängste und so weiter und so fort geprägt ist. Hier greift die AfD. Nicht mit Fakten, nicht mit Taten oder Fachwissen, nein, einfach nur mit Stimmung. "Wir machen alles anders. Alles muss wieder wie früher".
Da ist jede Diskussion, jede sachliche Auseinandersetzung sinnlos und ohne jeden Wert.
Gegen die AfD hilft meines Erachtens nur das konsequente Schaffen einer Stimmung, die es der AfD unmöglich macht, weiter zu versuchen, als seriöse Partei aufzutreten.
Ich verweise hier durchaus auf das Wirken von humorigen Social-Media-Aktivitäten wie dem Aluhut, der lockeren Schraube und vielen anderen, die möglicherweise ganz erheblich dazu beigetragen haben, dass heute etwa Chemtrails, Homöopathie, Reichsbürger und einige mehr aus einer teilweise (siehe Homöopathie) gesicherten gesellschaftlichen Position zusehends ins Abseits abgleiten. Das konsequente "Lächerlich Machen" dieser Gruppierungen kam und kommt an, denn das geht an die Emotion der Menschen, an die Stimmung. Über andere zu lachen, macht Spaß. Nicht das "miteinander auf gleicher Ebene reden" bringt etwas, sondern das Verhohnepiepeln der Deppen.
So wäre es in Sachen AfD meiner Einschätzung nach wichtig, anstatt Sachdiskussionen zu führen, konsequent aufzuzeigen, dass die AfD-Bonzen keineswegs "anders" sind, sondern dass es gerade sie sind, die repräsentativ für die aktuellen Probleme stehen, dass sie es sind, die nichts als Pöstchen und Bereicherung suchen, dass sie es sind, die den kleinen Mann ausbeuten wollen, dass sie es sind, die Umweltzerstörung und Kriegshetze betreiben wollen - und: dass man diesen Haufen von Losern nicht ernstnehmen kann.
Dann, so kann ich es mir in meiner zugegeben naiven Fantasie vorstellen, könnte eine Stimmung entstehen, in der die AfD in der Bevölkerung eben keine Alternative für Protestwähler mehr ist, sondern als eine Gruppierung von Spinnern angesehen wird.