Das Integrationsamt.
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Schnittstelle zwischen Dienststellen, Schulen, Betrieben, von der Stadt verwalteten Stiftungen oder sonstigen städtischen Wirkungsgebieten und der Politik – das sollen Verwaltungsbeiräte bei der Stadt Regensburg sein. Eine ehrenamtliche Position, die jeweils von einem Stadtrat übernommen wird und für die er zu Beginn einer Periode durch Beschluss des Plenums bestellt wird. Besonders begehrt sind diese Posten – knapp 50 gibt es insgesamt – nicht. Am beliebtesten ist nach einhelliger Schilderung verschiedener Stadtratsmitglieder der Verwaltungsbeirat für die Berufsfeuerwehr – als solcher wird man nämlich auch regelmäßig zu Veranstaltungen der Freiwilligen Feuerwehren geladen, verbunden mit entsprechenden politischen Präsentationsmöglichkeiten vor breiter Bühne. Vor diesem Hintergrund ist die Besetzung dieser Positionen eigentlich keine große Sache und sorgt auch nicht für sonderliches Interesse. Doch dieses Mal ist das anders.
Was die AfD will, aber nicht wird
Per Pressemitteilung haben nämlich die beiden AfD-Stadträte am Wochenende verkündet, dass einer von ihnen – Erhard Brucker – Verwaltungsbeirat für das Amt für Integration und Migration „wird“. Ein Eklat wäre das durchaus, wenn ein Mitglied der Rechtsaußen-Partei diese Position übernehmen würde. Brucker selbst ist seit drei Jahren AfD-Mitglied. Er ist allerdings seit gut zehn Jahren in rechtsextremen Milieus aktiv und verankert. Unter anderem war Brucker Redner beim bayerischen Pegida-Ableger und Mitglied der rassistischen Partei “Die Freiheit”. Doch ohnehin dürfte der Zugriff auf das Amt lediglich ein Wunsch des Regensburger AfD-Chefs bleiben.
Beschlossen wird die Besetzung der einzelnen Verwaltungsbeiräte zu Beginn einer jeden Regierungsperiode durch das Stadtratsplenum. Seit geraumer Zeit ist es dabei gute Übung, das Ganze im Ältestenrat, dem Vertreter aller Parteien im Stadtrat angehören, in nichtöffentlicher Sitzung vorzubesprechen. Nach dem D‘Hont-Verfahren können die Parteien nach Proporz dabei jeweils ihren Anspruch auf das jeweilige Amt, die jeweilige Dienststelle oder Schule anmelden.
„Als die AfD an der Reihe war, übernahm Stadtrat Erhard Brucker, der auch Vorsitzender des Kreisverbands der AfD ist, die Aufgabe als Verwaltungsbeirat für das Amt für Migration und Integration“, heißt es nun in der Pressemitteilung der AfD, die der Kreisverband seit Montag auch auf seiner Facebook-Seite verbreitet. Doch entweder verstehen die AfD-Vertreter das Procedere bei der Besetzung nicht oder sie verbreiten bewusst die Unwahrheit.
„Schlag ins Gesicht“
Tatsächlich hat die Rechtsaußenpartei Anspruch auf diese Position erhoben und tatsächlich lief die Sitzung zunächst einfach weiter, ehe sich dann doch Protest regte. Zunächst von Brücke-Fraktionschef Joachim Wolbergs, der es laut Schilderung von Teilnehmern als „Schlag ins Gesicht“ für alle Mitarbeiter im Integrationsamt bezeichnet haben soll, wenn Brucker diese Position tatsächlich übernehmen sollte. Der Regensburger AfD-Chef solle diesen Anspruch freiwillig aufgeben, habe Wolbergs gefordert, was dieser mit einem „ungern“ quittiert habe.
Horst Meierhofer (FDP) habe dann schließlich angeboten, mit der AfD zu tauschen und dieser im Gegenzug den Verwaltungsbeirat für das Rechtsamt abzutreten. Doch auch auf diesen Vorschlag ging Brucker offenbar nicht ein. Er „freue (…) sich auf eine gute und kooperative Zusammenarbeit“ mit den Mitarbeitern des Integrationsamts, lässt er stattdessen in der bereits erwähnten Pressemitteilung wissen.
Oberbürgermeisterin: “Ich werde den Teufel tun…”
Doch diese Mitteilung ist offenkundig falsch. „Der AfD wurde klar und deutlich vermittelt, dass die Oberbürgermeisterin dem Stadtrat vorschlagen wird, dass die AfD einen Verwaltungsbeirat für das Rechtsamt stellen wird, die FDP für das Amt für Integration und Migration“, erzählt ein Teilnehmer. Darüber seien sich alle übrigen Parteien einig gewesen. „Die Abstimmung wird 49 zu zwei ausgehen – da bin ich mir sicher.“
Noch deutlicher wird Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. „Der Ältestenrat berät zwar im Vorfeld, aber es entscheidet der Stadtrat – und zwar auf meinen Vorschlag hin“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich werde den Teufel tun und die AfD für diese Position vorschlagen.“