Die OTZ bringt einen Artikel über Carsten van de Sand, der in Gera dafür bekannt ist, im rechten Spektrum überall seine Finger mit drin zu haben. Er selber stellt sich, welch Überraschung, als harmlos bis unwissend dar. Hier wird er "Mieter und Verwalter" des Käseturms genannt.
„Stelle nur Fragen“: Das sagt Verwalter nach Durchsuchung in Gera wegen Verbot von Reichsbürger-Gruppe
Gera. LKA und Polizei rückten im Mai im Geraer Käseturm zu Durchsuchungen an wegen des Reichsbürger-Vereins „Königreich Deutschland“. Nun spricht der Mieter und Verwalter des Anwesens.
Gegen 6 Uhr war es am Dienstag, dem 13. Mai, mit der Beschaulichkeit im versteckt liegenden Anwesen „Käseturm“ in Alt-Bieblach vorbei. Dutzende LKA-Beamte, Polizisten und Behörden-Mitarbeiter überraschten Bewohner teils im Schlaf. Stundenlang durchsuchten sie den Hof. An die 15 Kartons hätten die Beamten mitgenommen. Die meisten davon sollen einem Anwalt gehören, der diese nach einem Wasserschaden eingelagert habe. Das sagt zumindest Carsten S. Er verwaltet und wohnt seit langem im „Käseturm“, lebt dort teils mit seinen Kindern.
Anwesen durch Fitzek in TV-Doku bekannt geworden
Nur einzelne Kisten mit IT-Technik sind nach seinen Worten von ihm gewesen. Den Inhalt der anderen würde er wegen einer Verschwiegenheitserklärung nicht kennen. Doch diese Kisten und die Erklärung könnten der Grund sein, so vermutet S., dass es nun ein Verfahren wegen eines möglichen Geheimnisverrates gibt. Dass dieses Verfahren läuft, hatten die Behörden bestätigt. Bank- und Versicherungsgeschäfte des „Königreich Deutschland“ „gibt es hier nicht“, steht zudem für ihn fest. Bei der Gruppierung, die solche Geschäfte an anderen Orten aufgebaut haben soll, handelt es sich laut Verfassungsschutz um eine der größten Reichsbürger-Gruppierungen in Deutschland.
Das Anwesen, auf dem die Durchsuchungen stattgefunden hatten, wurde einst bekannt, als der selbst ernannte „König“ Peter Fitzek es in einer TV-Doku 2023 öffentlichkeitswirksam zum Teil des „Königreichs Deutschland“ erklärte. Fitzek sitzt nach dem Verbot nun in Untersuchungshaft, das Bundesinnenministerium hat die Gruppierung verboten. Der Generalbundesanwalt ermittelt wegen der „Bildung einer kriminellen Vereinigung im Zusammenhang mit dem Betrieb unerlaubter Bank- und Versicherungsgeschäfte“.
Vom „Besatzungsstatut“ zur Verfassung
Doch wer ist der eloquent formulierende S., der auf dem vermeintlichen Reichsbürger-Anwesen lebt? Wie sieht er sich und wie liefen aus seiner Sicht die Durchsuchungen ab? Und wann ist jemand ein Reichsbürger?
Zunächst einmal: S. gilt laut Landesverwaltungsamt nicht als Beschuldigter im Verbotsverfahren. Nicht einmal als Zeuge werde er geführt, ergänzt er. Doch unabhängig davon stellt er zweifelsohne Fragen, die sich auch Reichsbürger stellen. Reichsbürger ist dabei ein Sammelbegriff, denen gemeinsam ist, dass sie die Bundesrepublik und das Grundgesetz als Verfassung ablehnen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, geht es oft um juristische Spitzfindigkeiten.
S. sieht sich als jemand, der zu Themen aus dem Umfeld nachfragt – aber sich zuweilen diese offenbar auch zu eigen machen scheint. Es geht etwa um das „Besatzungsstatut“ von Deutschland, um die Frage, ob das Grundgesetz nicht Verfassung heißen müsse, was juristisch der Unterschied zwischen Mensch und Person sei. Auf der anderen Seite orientiere er sich „völlig am Grundgesetz, zahle Steuern“ und „stelle nur Fragen“, wie er sagt. Er sei friedlich, keinesfalls ausländerfeindlich und distanziere sich von Gewalt und Extremismus.
Sorgerechtsstreit als Ursprung seiner Zweifel
Auslöser seiner Fragen und damit seiner Zweifel scheint ein lange zurückliegender Sorgerechtsstreit zu sein, der ihn laut seiner Schilderung nach Gera führte, ihn aber weiter beschäftigt. So startete er eine Petition zur Gleichberechtigung von Vätern.
Konkreter wird es, wenn der 51-Jährige von seinen vielen Kontakten in die Reichsbürger-Szene freimütig erzählt. Mit Fitzek habe S. sich mehrmals im „Käseturm“ getroffen. Etwa beim Kauf des Anwesens vor drei Jahren. Doch, soweit er wisse, habe Fitzek das Anwesen nicht erworben. Eine Übertragung des „Käseturm“, wie Fitzek es auch in der TV-Doku erklärt hatte, sei für S. „völlig neu“ gewesen. Beamten hätten ihm dies bei der Durchsuchung erklärt.
Eigentümerin des „Käseturm“ aus Wittenberg
Eine andere Spur vom „Käseturm“ zum „Königreich“ führt über die Eigentümerin des Hofes. Sie lebt laut S. in Wittenberg. Dort, wo Fitzek auch laut Verfassungsschutz den „Fantasiestaat ‚Königreich Deutschland‘“ ausgerufen hatte. S. dazu: „Nach meinem Kenntnisstand hatte sie Sympathien für das ‚Königreich‘“. Sie sei – so viel er wisse – jedoch „seit geraumer Zeit zumindest kein Mitglied“. Ein Versuch einer Kontaktaufnahme mit der Frau durch die Redaktion schlägt fehl. In ihren früheren Social-Media-Einträgen geht es aber zumindest auch um Spiritualität und Gemeinwohl. Vor allem Letzteres war auch im „Königreich“ Thema.
Doch die Kontakte von S. in die Reichsbürger-Szene, von denen er selbst berichtet, reichen weiter. So übernachtete laut S. der Reichsbürger und Monarchist Frank Radon im „Käseturm“, als Radon das bisher bundesweit größte Reichsbürger-Treffen in Gera mitorganisiert hatte. Am Rande habe es eine kontroverse Diskussion zwischen Fitzek und Radon im „Käseturm“ gegeben, so S., der hätte moderieren müssen. Auch im April des Vorjahres soll Fitzek noch einmal in Gera gewesen sein. Danach habe S. den Kontakt zu ihm verloren.
Vielfache Begegnungen mit Heinrich XIII. Prinz Reuß
Gleich mehr als 20-mal, so schätzt S. selbst, habe er sich mit dem wegen Terrorverdachts verhafteten Heinrich XIII. Prinz Reuß getroffen, um über Ideen für erneuerbare Projekte, aber auch über die Enteignungen von Reuß und deren juristische Aufarbeitung zu sprechen. Und dann ist da dieses Youtube-Video, auf dem S. zu sehen ist, als bei Adrian U. 2016 SEK-Einheiten nach Eigentums- und Geldstreitereien für eine Zwangsräumung im Einsatz sind.
Der einstige „Mister Germany“ gilt als gewaltbereiter Reichsbürger und hatte bei einer Zwangsräumung 2016 in Sachsen-Anhalt auf einen Polizisten geschossen, wurde selbst verletzt und saß für versuchten Mord im Gefängnis. S. erzählt, U. habe ihn zuvor mehrmals in Gera besucht. An dem Tag, an dem die Pfändung des Hauses stattfinden sollte, sei er als einer von Dutzenden „Beobachtern“ auf einem Nachbargrundstück gewesen, „habe Kaffee getrunken und Kuchen gegessen“, so die Version von S.
Verbindungen zur Reichsbürger-Szene aufgedeckt
Doch nicht nur die vielfachen Kontakte in die Reichsbürger-Szene, von denen der als Digitalisierungsberater Tätige erzählt, sind auffällig: Auch habe er ein Seminar beim „Königreich Deutschland“ besucht. „Darf man sich heute noch für irgendwas interessieren? Damit ist man ja nicht gleich Straftäter?“, ist seine Sicht darauf. Doch ein Mitglied des „Königreichs“ sei er nicht.
Unterlagen zum Seminar, die zum Wegsortieren bereitlagen, hätten die Beamten bei der Durchsuchung mitgenommen, zudem einen Flyer über einen Onlinemarktplatz des „Königreichs“. „Leucht-Turm“-Veranstaltungen der Gruppierung, wie es der Verfassungsschutz allgemein für Thüringen berichtet hatte, hätten im Käseturm nicht stattgefunden. Das sei eine „Fehlinformation“. Allerdings sagt S. auch, dass er Pläne für Veranstaltungen des „Königreich“ im Käseturm unterbunden habe. 
Ideengeber für „Miteinanderstadt Gera“
Zumindest widersprüchlich sind schließlich seine Kontakte in die rechtsextreme Szene. S., der als Begründer der „Miteinanderstadt Gera“ gilt, scheint keine Einwände gehabt zu haben, dass damit auch ein bekannter Geraer Rechtsextremist vor allem für sich geworben hatte. Auf der anderen Seite distanziert sich S. deutlich von dessen oft hetzerischen und politischen Aussagen. Trotzdem ist S. kurz nach der Durchsuchung mit ihm in einem Youtube-Stream zu sehen.
Was bleibt nun nach einem langen Gespräch? S. sagt, er tue nichts Verbotenes und habe Kontakt in viele politische Richtungen. Er besteht darauf, dass im Käseturm keine „staatszersetzenden oder anderweitig problematischen Aktivitäten stattgefunden“ hätten. Alles sei hier offen und transparent.
Nicht im Artikel wird erwähnt, dass Carsten van de Sand Redner bei Thügida war und sich natürlich bei der AfD rumtreibt.