KRITIK AN LIEDTEXT VON "MARIONETTEN"
MUSIK
"Sehr intensiv": Söhne Mannheim bei Peter Kurz
09. Mai 2017
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In diesem Bentley sollen Xavier Naidoo und die anderen Musiker gestern Abend in die Tiefgarage des Collini-Center gefahren sein.
Junker/Troester
Von unseren Redaktionsmitgliedern
T. Junker, J. Klotz und F. Lim
Klarer könnte die Botschaft der Stadt nicht sein. "Mannheim - Ort der Vielfalt" und "Kein Platz für Rassismus" steht in großen Buchstaben auf den Schildern, die Besucher schon im Eingangsbereich des Rathauses in der Innenstadt begrüßen. Doch die lesen Xavier Naidoo und die anderen Söhne Mannheims nicht, als sie sich am Montagabend mit Oberbürgermeister Peter Kurz zum Gespräch über den heftig kritisierten Söhne-Song "Marionetten" und die weitere Zusammenarbeit treffen. Die Zusammenkunft findet woanders statt, hinter verschlossenen Türen, im Collini-Center.
Dort ist um 16 Uhr noch wenig zu spüren von dem bundesweit beachteten Termin. Die großen Flure in dem verschachtelten Gebäude sind fast menschenleer. Erst als nach und nach die ersten Journalisten und Fotografen vor dem Eingang des technischen Rathauses Position beziehen, wird es lebhaft. Welche Musiker von den Söhnen Mannheims kommen, das wissen auch Monika Enzenbach und Ralf Walther als Sprecher der Stadt zunächst nicht.
Drei Stunden später, um kurz nach 19 Uhr, wird es hektisch: Oberbürgermeister Peter Kurz tritt durch den Haupteingang des Collini-Center. Journalisten vieler Medien richten Mikrofone und Kameras auf ihn, Blitzlichtgewitter. "Ich erwarte das Gespräch sehr gespannt, will aber zuvor keine Bewertung abgeben", sagt Kurz. Dann eilt er durch die Zwischentür ins Technische Rathaus. Zeitgleich fahren ein schwarzer Bentley und ein VW-Bus in die Tiefgarage. In den Autos sollen die Musiker der Söhne Mannheims samt Security sitzen. Der Lift führt sie zu den Gesprächsräumen, zu denen Journalisten keinen Zutritt erhalten.
Wenig später tritt Enzenbach vor die Mikrofone und teilt mit, die Musiker der Söhne Mannheims seien "relativ vollständig" erschienen, auch die Sänger Xavier Naidoo und Rolf Stahlhofen seien vor Ort. Um 21 Uhr tritt Stadtsprecher Walther vor die Presse und teilt mit, die Diskussion sei "sehr intensiv" und werde mindestens noch ein, zwei Sunden andauern. Auf Nachfrage, was mit "intensiv" gemeint sei, wollte Walther seine Äußerungen zunächst nicht spezifizieren.
Vor dem Treffen bröckelte die Verbindung zwischen Stadt und Band weiter: Am Montag war auf
http://www.soehne-mannheims.de plötzlich der Link zu "Monnem Bike" verschwunden, der zur Homepage der städtischen Kampagne rund um das 200. Radjubiläum führte. Dort war offenbar bereits zuvor der Söhne-Song "Willst du mich begleiten?" vom Netz genommen worden.
Sponsor distanziert sich
Neben den derzeit nicht akuten Plänen von Naidoo/Herberger war diese offzielle, von Naidoo gesungene Jubiläumshymne die einzige sichtbare Kooperation der Stadt Mannheim mit der Band. Er stand bei seiner Präsentation Anfang Februar für eine Wiederannäherung nach den politischen Irritationen um Naidoos Demo-Auftritte vor teilweise rechtsextremem Publikum 2014 in Berlin.
Im Streit um "Marionetten" hat sich der Hauptsponsor eines Musikfestivals in Coburg von dem Song distanziert. Demokratiefeindliche Äußerungen seien "widerwärtig".
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 09.05.2017