Autor Thema: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?  (Gelesen 2189 mal)

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Offline aargks

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Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« am: 10. Mai 2018, 21:54:57 »
Liebe Leute,

ich hatte mich ja schon mal ganz verabschiedet, bin wiedergekommen, aber nur halblebig, poste alle Jubeljahre noch was - dennoch lese ich regelmäßig aufm Handy unangemeldet mit.

Ich finde es irrwitzig cool, wie sich seit vielen, vielen Jahren die Sonnenstaatler hier engagieren und nicht müde werden, den Reichsdeppenquark aufzudecken und zu widerlegen. Hab ich ja auch (Blick in mein Profil) drei Jahre lang getan.

Ich bin's müde. Es gibt so gar nix Neues von den Reichsdeppen. Es ist immer derselbe Sermon, der Fitzek wandert im Knast ein und aus und (bald) wieder ein, Rüdi labert auf leeren Marktplätzen den immer gleichen Stuss, Württemberger und Preußen und sonstwer malen Ausweise und Gedöns (was meine Tochter schöner hinbekäme), W. Plan und A. Ursache als Radikalverstörte haben furchtbares Unheil angerichtet und wurden/werden dementsprechend von der Justiz behandelt, die DDR-Nostalgie-Nulpen bringen nix als Widergekäutes, Romanowksi langweilt mich seit jeher, dito Sürmeli, Conrad oder Lorenz; der Volxleerer versprach noch bissl neues Spielzeug (aber er labert auch nur den alten Dreck), Diplom-Ingo (gähn) undsofort.

Es ist die seit HebinhoTdfs (Prost nach oben!) Anfängen immergleiche Leier der Reichsdeppen, ich kann es nicht mehr hören. Tausendmal widerlegt, was sag ich, millionenfach.

Und dennoch sind - im Gegensatz zu mir - die meinerseits unglaublich geschätzten @A.R.Schkrampe, @Pantotheus, @Gutemine, @kairo, @BlueOcean, @hair mess, @Noldor, @echt?, @Das Chaos, @Finanzbeamter, @vollstrecker, @Tuska, @Anti Reisdepp,@dieda, @Lisa, @Helvetia, @DinoVolare, @Der viereckige Trompeter, @tobias-vom-rias, @Oberstes_souterrain und viele Andere (Hey Neulinge, das sind die alten Recken, ich hoffe, ich habe niemanden vergessen) immer noch dabei.

Gerade an Euch geht die Frage: hattet Ihr noch nie eine Reichsbürgerermüdung? Falls ja, wie geht/gingt Ihr damit um? Wie motiviert Ihr Euch, das (meiner Meinung nach ausdiskutierte) Reichsdeppentum noch und nöcher zu behandeln?

Im Übrigen vermisse ich die klugen Beiträge von @Leela Sunkiller -> Hey, wo bist Du?

Bin etwas frustriert.



 
« Letzte Änderung: 10. Mai 2018, 22:12:59 von aargks »
 

Offline Caligula

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #1 am: 11. Mai 2018, 19:27:00 »
Ich kenne die Situation aus der Diskussion und Auseinandersetzung über Jahre mit Homöopathen, Unheilpraktikern, Wunderheilern jedweder Art, Snake-Oilern, Esos ...
Es ist am Ende größtenteils immer wieder das Gleiche, alles durchgekaut, unzählige Male diskutiert, beschrieben, dokumentiert und wiederlegt.

Oft habe ich keine Lust etwas zum 100. mal zu erzählen und das in der Regel auch noch ohne Erfolg. Oft bin ich angewidert angesichts der Attacken und Provkationen.
Die sinnlosen Diskussion mit Thermomix-Impfmuttis, HP's die versuchen den Eindruck einer medizinnahen Tätigkeit zu erwecken und was noch alles.
Man hat kaum eine Vorstellung davon was sich in dieser Welt für ein Schrott tummelt und auf Kosten von Menschenleben Spiele spielt.   

Und dennoch, wenn ich die Strategen in Aktion erlebe, was sie von sich geben und tun, motiviert mich das immer wieder neu.
Das Aktivitätslevel hat etwas nachgelassen und die Methodik ändert sich. Ich bin vorsichtiger geworden. Aber es hört nie wirklich auf.

Schließlich geht es um alles was mein Leben ausmacht. Ich liebe das was ich tue und habe alles was ich an Energie, Motivation und Zeit habe und hatte darin investiert.
Es ist mehr als nur eine Profession und daher für mich fast undenkbar und nicht hinzunehmen, dass einfach alles an mir abprallen zu lassen.
Ich müsste geistig und körperlich ganz gewaltig abbauen um loszulassen.

Das lässt sich in der Motivation-Gemengelage wohl nicht eins zu eins auf den Reichsbürgerkontext übertragen, dennoch kann ich Dich verstehen.
Solange die Counterparts nicht müde werden und nachlassen, kann ich das dauerhaft auch nicht. Es gibt immer Ups und Downs, ja.
Aber ich ziehe meine Energie aus ihrem Handeln.
Und immer ist die Hoffnung der Begleiter die ein oder andere Wirkung zu erzielen. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt mich auch mit Kleinigkeiten hochzuziehen.
 
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Offline Danny black

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #2 am: 11. Mai 2018, 20:40:30 »
Da ich selbst von Reichsdeppen reingelegt wurde, damals nichts über die Szene wusste, wollte und will ich mehr erfahren, was sind das für Gruppen, wie hängen die Gruppen untereinander zusammen, welche Ansichten vertreten die. Und besonders wichtig ist es mir, andere zu warnen, nicht auf irgendwas reinzufallen, erst mal zu überprüfen und nicht aus Angst (die die anderen erst einflößen, wie z.B. angeblicher Verlust des Grundstückes usw.) irgendwelche Schreiben von denen zu benutzen. Mit besonderer Sorge beobachte ich die Zunahme des Rechtsextremismus und die Vernetzung rechter Gruppen. Der Volxleerer spielt dabei eine besondere Rolle. Und die Rechtsextremen ködern eben auch die Wutbürger aus der Mitte der Gesellschaft. Enten-Rüdi und Dingo sind politisch irrelevant, bei rechten Gruppen sieht das anders aus. Pegida und AFD sind schon in der Gesellschaft angekommen.
Zu deren Dunstkreis gehören auch die extremen Rechten und die wiederum sammeln die Gewaltbereiten ein. Hooligans, Schläger, Rocker, kurzum vieles was so an Rowdys und Gewaltkiminellen unterwegs ist, findet bei den Rechtsextremen ein ideologisches Zuhause.
Dieser Trend ist beängstigend. Hass und Gewalt statt Menschlichkeit und Wärme, das darf sich nicht weiter entwickeln. Die Aberkennung von Menschenrechten gegenüber "Ausländern" , Andersdenkenden und Menschen mit eigener Lebensgestaltung durch diese Leute, nur weil sie nicht in deren Schema passen, ist erschreckend und widerlich. Der deutsche Mann als Patriarch, gewalttätig, dem sich Frau und Familie unterzuordnen haben, eigentlich sollten solche Denkweisen heute ausgerottet sein. Aber die Seuche flackert wieder auf und es müssen neue Antibiotika her, um sie wirksam zu bekämpfen.
Es darf niemals wieder zu einer solchen Epidemie wie im 3. Reich kommen. Jeder ensch in der Gesellschaft sollte dagegen Immunisiert sein. Und die Impfung ist nun mal Aufklärung und Erziehung zur Menschlichkeit. Aber diese Immunisierung muss auch immer wieder aufgefrischt werden.
Ein wichtiger Fortschritt ist auch das Gender-Mainstreaming. Meiner Ansicht nach liegt ein nicht unerheblicher Teil der Gewaltradikalisierung in patriarchischen Strukturen. Das Entstehen solcher Strukturen muss schon im Kindesalter an der Wurzel erstickt werden.

Das Forum ist eine gute und schnelle Informationsquelle.
« Letzte Änderung: 11. Mai 2018, 21:28:40 von Danny black »
 

Offline Neubuerger

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #3 am: 11. Mai 2018, 20:55:38 »
Kommt mir bekannt vor. Ich komme ebenso wie @Caligula aus der Eso- und Pseudomedizinecke. Da bin ich seit einigen Jahren dabei, und die Intensität nimmt schon ab. Es sind immer wieder dieselben Diskussionen, und wenn man selber nach ausreichender Beschäftigung die Themen besser kennt als die Esos (so habe ich schon einige persönliche Diskussionen zu Homöopathie "gewonnen"), wird es ein wenig langweilig. Bei mir kommt es beruflich aber immer mal wieder vorbei und es ist zu wichtig um es aufzugeben. Und es gibt da mittlerweile auch berufliche Berührungspunkte.
Ähnlich geht es mir mit den Reichsdeppen, Rechten und allen ihren Auswüchsen und Anhängen. Da bin ich vielleicht ein gutes Jahr dabei und es nervt mich (zumindest noch) nicht. Wobei die Argumentationsstrukturen und Glaubensmuster der Pseudomedizinecke sehr ähnlich sind. Und es gibt da ja auch einiges an Überschneidungen.
Was mich aber echt anwidert sind die ganzen Rechten, die am besten noch holocaustleugnend sind. Dafür habe ich kein Verständnis und die gehören ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und angezeigt.
Hier bin ich insgesamt aber deutlich vorsichtiger, als Dresdner muss ich die Typen nicht unbedingt abends vor meinem Haus haben.
Und wie anderswo schon geschrieben: Es ist wichtig, sich zu informieren und Informationen weiterzugeben um einen Gegenpunkt zu diesen Entwicklungen zu leisten.
« Letzte Änderung: 11. Mai 2018, 21:13:55 von Neubuerger »
Sebastian Leber über Rüdi: Hoffmanns Beweisführung ist, freundlich ausgedrückt, unorthodox. Es geht in seinen Filmen drunter und drüber wie bei einem Diavortrag, bei dem der Vortragende kurz vor Beginn ausgerutscht ist und alle Dias wild durcheinander auf den Boden flogen.
 
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Offline Sandmännchen

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #4 am: 11. Mai 2018, 21:09:27 »
Ich bin felsenfest der Meinung: Das Studium der homo sapiens sapiens wird niemals langweilig. Die Hirne leisten ... erstaunliches! Und die Reichsdeppen zeigen auch nur, was eigentlich in jedem steckt, aber in hochkonzentrierter Reimform. Ich meine: Enten! Wer kommt denn auf sowas? Oder: Die Krankenversicherung, die keine Krankenversicherung ist, und das aber absolut ernst gemeint! Ein Schimpansenhirn reicht dafür einfach nicht. Da ist eine Banane immer eine Banane.

Mein Hauptinteresse schwankt aber. Bisweilen stehen mehr Esos im Vordergrund, manchmal auch Kreationisten oder Flacherdler. Faszinierend sind sie allesamt. Und ebenso dann wieder die Reaktionen - wie gehen Gerichte mit Leuten um, die einfach jegliche Anstandsregeln leugnen?

Und bisweilen entdeckt man bei sich selber auch mal verblüffend ähnliche Denkstrukturen.  :o
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 
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dtx

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #5 am: 11. Mai 2018, 21:27:57 »
Zitat
Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?

Gute Frage. Es gab doch ein paar ansehnliche Punktsiege gegen die Kundschaft, die man sich auf die Fahne schreiben und davon zehren kann. Derweil sind die vorsichtiger geworden, sogar Prof. Sürmelclown erwies sich als lernfähig. Soviel Konspiration dürfte Leute abschrecken, die nur finanziell am Ende, aber deswegen noch nicht völlig verblödet sind. Er mußte seine Gewinnerwartungen beträchtlich zurückschrauben - inzwischen ist ein Ticket bei ihm für ein Zehntel dessen zu haben, was er noch im Schwarzwald hätte aufrufen wollen. Und dann gab und gibt es ja auch sonst immer noch erfolgreiche Projekte, auf die man zurückblicken und sich daran aufbauen kann ...
 
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Offline Wildente

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #6 am: 11. Mai 2018, 22:38:06 »
An das Thema bin ich vor Jahren von der Seite Todoroff und Stoll - also geballter Blödsinn in Naturwissenschaft und Mathematik - gekommen, da tauchten die Reichsdeppen als Beifang eher am Rande auf. Dass längliche Diskussionen mit solchen Leuten beim besten Willen nichts bringen, habe ich auch sehr schnell festgestellt.
Dann habe ich (ihr wisst, ich bin so eine ganz Schlimme, Lehrerin für MaPh) die dumme Angewohnheit, Dinge in Zusammenhänge zu stellen, also erteile ich gern mal Schüleraufträge, z. B. Biografien von Physikern und Erfindern in den zeitlich-gschichtlichen Kontext zu setzen. Dabei begab es sich einmal, dass ein wirklich gut gemachtes Referat zum Thema Nikola Tesla gehalten wurde und mir der Unterkiefer runterklappte, als die Schüler über freie Energie erzählten. Also habe ich mich mit der Klasse zusammengesetzt und kritische Quellenhinterfragung geübt. Medienkompetenz gehört ja auch zum Lehrauftrag, echt, steht im Rahmenplan, weiß bloß nicht jeder.
Ich habe das große Glück, täglich mit jungen Menschen zu arbeiten, von denen einige auch noch maßlos neugierig sind. Sie beziehen viel Informationen über das Internet und vor allem YT, stoßen dabei auch immer wieder auf fragliches Zeugs und kennen mich gut genug um zu wissen, dass man mich eigentlich alles fragen kann. Also nutze ich die Kenntnisse, die ich auch hier aus dem Forum kriegen kann, um ihnen zu zeigen, wo und wie man Informationen gegenprüfen kann. Und es ehrt mich sehr, dass sie eher mich als den Geschichtslehrer fragen, was denn nun z. B. mit der Nazi-Ursel nicht stimmt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit Reichdeppen, Rechtsaußenern und VTlern zu diskutieren ist sinnfrei und auf Dauer natürlich frustrierend. Aber die Sammlung von Informationen darüber ist Gold wert, wenn man anderen Menschen den Schwachsinn klar machen möchte und Argumente braucht.
Und noch etwas ist für mich an diesem Forum großartig: Man kann den Frust über die hmpfundhmpfzigste Schwachsinnmeldung in Humor verpacken und mit Ähnlichdenkenden darüber diskutieren.
Wir Reichsbürger erklären hiermit einstimmig,
daß es uns nicht gibt, und zeichnen hochachtungsvoll:
Die vereinigten Reichsbürger der Erde. -
(frei nach Christian Morgenstern)
 

Offline DinoVolare

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #7 am: 11. Mai 2018, 23:22:34 »
Ab und an kommt so etwas wie Ermüdung auf. Die hält jedoch nie so richtig lange.
Allerdings verzichte ich mittlerweile in der Regel darauf mit diesen Leuten zu diskutieren. Eine ganze zeitlang bn ich regelmäßig drauf angesprungen, wenn sich unter Zeitungsmeldungen auf FB Reichsbürger  zu diversen Themen geäussert haben und glaubten, egal um was es im Artikel eigentlich  ging, zwanghaft ihre Ansichten unters Facebook-Volk bringen.

Eine tiefe Ermüdung habe ich allerdings bei Axel Stoll gespürt. Mit zwei anderen habe ich , über eine ganze Zeit, die Stoll-Seite auf FB moderiert. Also die „original“ Seite, nicht den Fanclub.
Alle 14 Tage habe  darauf gehofft, dass Mario, oder zumindest Peter, das Video des Abends hochladen oder sogar einen stabilen Stream hinkriegen. Dann hab ich mir einzelne Stichpunkte gemacht oder Dinge herausgeschrieben, die mir aufgefallen sind, um diese dann im Einleitungstext zum Video, im typischen Stoll-Duktus zu verbraten. Gleiches galt natürlich auch für die Antworen auf einzelne Kommentare. Sehr gerne, wenn Stolls Ideologie und seine typische Ausdrucksweise ad Absurdum geführt wurde. Anfangs hat es großen Spaß gemacht, weil es tatsächlich Menschen gab, die angenommen haben, dass der echte Stoll die Seite betreiben würde. Den „guten Doktor“ erreichten damals tatsächlich ernste Mails, die mit „Heil Ihnen lieber Doktor“ begannen oder endeten.
Bei den Einleitungssätzen und Kommentaren  habe ich Stolls Art zu sprechen 1:1 in die Schreibweise übernommen. Die typischen Sprüche a la „Hutständer, Warsteiner etc“ durften selbstverständlich nie fehlen. Ich behaupte mal, dass mir das ganz gut gelungen ist. Die Aufrufe von damals sprachen da jedenfalls eine klare Sprache. Mails, in denen Stoll zugejubelt wurde, habe ich entweder kommentarlos gelöscht oder eben klar und deutlich passend beantwortet.

Das Ganze habe ich bestimmt 2,5-3 Jahre gemacht. Alle 14 Tage freitags, bei einer Fernbeziehung, die ich so gut wie nur an den Wochenenden gesehen habe. Man kann sich vorstellen, dass meine Freundin die damalige „Stoll-Manie“ nicht ganz so begeistert aufgenommen hat.
Trotzdem hat mir diese Zeit riesigen Spaß gemacht.

Das hat ganz stark nachgelassen, als sich das Interview-Buch von Sebastian Bartoscheck und Alexander Waschkau ankündigte. Nicht, dass die beiden etwas damit zu tun gehabt hätten, aber da merkte ich, dass die Luft bei mir raus war, sogar so sehr, dass ich mir mit Stoll nichts mehr anschauen oder etwas von ihm hören wollte. Mich haben die Kommentare auf FB genervt und jede einzelne Mail, ob tatsächlich zustimmend, von Menschen, die immer noch nicht geschnallt hatten, dass es sich bei der FB-Seite um Satire handelte oder ironische Mails. Ich wollte wirklich keine Silbe mehr lesen und mit keinem Buchstaben mehr antworten. Das ging soweit, dass ich dadurch richtigehend schlechte Laune bekommen habe.

Das Ende der Geschichte dürfte bekannt sein, Stoll ist verstorben und die Seite hatte sich damit auch erledigt.
Erst einige Zeit später, habe ich mal wieder einen Blick auf das Profil werfen und lange nicht beantwortete Mails kurz lesen und dann löschen können.
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Offline Arno

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #8 am: 12. Mai 2018, 00:11:19 »
Zitat
Gerade an Euch geht die Frage: hattet Ihr noch nie eine Reichsbürgerermüdung?

Mehrfach. Beschäftige mich seit 2007 mal mehr, mal weniger intensiv mit diesen Gestalten. Und über lange Zeiträume auch mal gar nicht. Null. War auch immer eher ein Nebenschauplatz, früher verlässlich zur Belustigung tauglich (Ebel, Schittke, Wendt, Frohner, der frühe TTA, Germania, ...) inzwischen leider ziemlich ernst. Mein Fokus lag mehr auf Esoterik, Pseudomedizin und Verschwörungstheorien (da ist das Interesse aber auch stark reduziert inzwischen) und da tauchte das Thema halt verlässlich immer mal wieder auf. So die typischen Skeptikerthemen eben, zu denen ich auch inhaltlich was beitragen kann. Bei Reichis beschränken sich meine Möglichkeiten (in Ermangelung halbwegs fundierter Rechtskenntnisse) ja sowieso auf sammeln/dokumentieren und trollen.


Zitat
Wie motiviert Ihr Euch, das (meiner Meinung nach ausdiskutierte) Reichsdeppentum noch und nöcher zu behandeln?

Gar nicht. Wenn es mich langweilt oder ich es als "Arbeit" empfinde lass ich es bleiben bis es mich irgendwann wieder reizt, zu gucken was irgendwer von meinen Lieblingsprotaginisten treibt. Sehe keinen Grund / keine Verpflichtung mich da für irgendwas extra zu motivieren.
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Offline Helvetia

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #9 am: 12. Mai 2018, 00:34:20 »
Also bei mir ist bisher noch keine ernste Ermüdung aufgekommen, zumal ich ja nun auch noch nicht sooo lange dabei bin (bisschen mehr als ein Jahr) und derzeit auch gerade recht viel läuft (es geschieht Grosses im Hintergrund)!

Hier in der Schweiz ist die Situation vielleicht speziell: Es gibt zum einen nur sehr wenige Reichsdeppen - praktisch eine Jeder-kennt-jeden-Angelegenheit. Zum anderen versuchen diese Wenigen natürlich zu missionieren, und obwohl sie dabei nicht sehr erfolgreich sind, motiviert mich das, ihr Missionieren zu stören - mit Wikiartikeln, die ihr gestörtes Gedankengut an die Öffentlichkeit zerren, mit Mails an Behörden, mit Prozessberichten, mit sonstwelchen Aktionen. Die Schweiz soll für diese Deppen ein hartes Pflaster sein und bleiben.

Die Deppen wiederum tun ihr Bestes, mich immer noch mehr zu motivieren, indem sie sich bereitwillig triggern lassen. Ich habe jetzt schon in diversen Videos ihr Mimimi über ihren jeweiligen SSL-Wikiartikel und andere Aktionen, an denen ich zumindest aktiv beteiligt war, gesehen und ziehe den Schluss: Auch als klitzekleine Einzelperson kann man hier in der Schweiz einiges bewegen, wenn man es sich zum Hobby macht, Reichsdeppen zu piesacken. Und jedes deppische Mimimi schmeichelt mir und ist wie ein Schulterklopfer  ;)
« Letzte Änderung: 12. Mai 2018, 00:37:25 von Helvetia »
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Offline Stief

Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #10 am: 12. Mai 2018, 09:54:46 »
Ich komme von einer anderen Ecke her: Von den Neppern, Schleppern und Bauernfängern.

Für mich üben Menschen, die mit wenig Arbeit zu viel Geld (nicht ganz legal) kommen, eine gewisse Faszination aus. Das ist jetzt bitte nicht so zu verstehen, dass ich das irgendwie gutheiße; aber ich finde doch interessant, wie gut man eigentlich durchkommt, wenn man jede Moral und die Angst vor dem Gefängnis einfach ausblendet bzw. von Anfang an nicht hat. Zumindest bis zum dicken Ende.

So bin ich über Adele Spitzeder, Charles Ponzi, Jürgen Schneider, Manfred Schmider und Bernie Madoff zu Peter Fitzek gekommen, der Reichsbürgertum mit Braunesoterik und einem Anlagebetrug gekoppelt hat, und das noch dazu in Wohnortnähe. Über dieses Forum habe ich mich dann mit dem "Staatenbund Österreich", Adrian Ursache und ein paar anderen beschäftigt, bei denen der Betrugsaspekt nicht so stark gegeben war.

Von Reichsbürgern hatte ich schon vorher gehört, über die KRR-FAQ, aber das zunächst eher unter "unwichtig" abgespeichert. Ansonsten gab es noch einen kleinen Umweg über Thomas Hornauer und Kanal Telemedial und später über Bitcoin und Co., weil anonymes Internetgeld für Betrüger eine wahnsinnige Anziehungskraft ausübt.

Ansonsten betrachte ich die Reichsbürger eher als Unterhaltung, weniger als Kraft, gegen die man kämpfen müsse. Dafür sind andere (nämlich die Behörden) zuständig. Dass sie dabei regelmäßig versagen, ist eine andere Sache, aber daran kann ich auch nichts ändern.
 
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Herr Dr. Maiklokjes

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #11 am: 12. Mai 2018, 15:14:50 »
Ich hab' lange überlegt hier zu antworten (das ist natürlich völliger Quatsch, muss ich doch überall meinen Senf dazugeben)
…also nochmal:
Ich hab‘ lange überlegt wie ich hier antworte. Für mich ist das Forum ein kleines Stück Zivilgesellschaft, bzw. die Verteidigung derer. So absurd das klingen mag, aber wir müssen scheinbar dafür auch im Netz kämpfen.
Ich bin übrigens über die Querfrontler hier reingeraten. Bei genauerem Hinsehen und wie Tobias auch schieb, und auch das neueste Nerling-Video zeigt das mal wieder, ist das alles der gleiche Haufen Mist in dem die Deppen, Querfrontler, AfD, Pegida, VT-ler, Impfgegner, Rechts-Esoteriker etc. pp. drinne rumwühlen. 
Und dem stelle ich mich entgegen, auch wenn ich dazu Rüdi-Videos angucken muss.

Achso, und ich liebe den grossartigen Humor.
« Letzte Änderung: 12. Mai 2018, 16:11:41 von Herr Dr. Maiklokjes »
 
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Offline Pantotheus

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #12 am: 12. Mai 2018, 16:35:55 »
Was soll ich zum Thema sagen?
Ich glaube, dass jeder und jede einen eigenen Umgang mit dem Problem der "Reichsbürgerermüdung" finden muss. Doch vielleicht gibt es auch ein paar verallgemeinerbare Ansätze.
Erstens ist es gut, ein "echtes Leben" auch abseits des "Weltnetzes" zu haben. Ich bin ja eher ein "Anfallsarbeiter", insofern als meine Arbeitsaufgaben eben dazu neigen, immer mal wieder an einzelnen Tagen gehäuft anzufallen, wohingegen manche Woche ziemlich entspannt läuft. An Tagen der "Arbeitsverdichtung" (welch schönes Wort! Seit ich es erlernte, mag ich es nicht mehr missen, sondern streue es gezielt dann und wann in meine eigenen Texte ein.) komme ich oft gar nicht dazu, mich mit RD zu befassen. Dies ergibt immer wieder kürzere "Auszeiten". Aber auch abgesehen von der Arbeit gibt es so manches, was einem im echten Leben unterhält und einem den Rücken gegen RD stärkt.
Zweitens hilft bewusste Einschränkung des "Weltnetz"-Konsums. An freien Tagen z. B. habe ich es mir zur Regel gemacht, abends nicht mehr an den Computer zu gehen, wobei ich auch diese Regel nicht sklavisch befolge, sondern z. B. auch kurz mal etwas im WWW suche und nachschlage, wenn ich vorher auf etwas Unbekanntes gestossen bin. Bei solchen kurzen Online-Abstechern bleibe ich dann auch mal wieder bei RD hängen.
Drittens hilft auch Vielseitigkeit. Ich habe mich z. B. nicht nur auf RD im engeren Sinne eingeschossen, sondern durchaus auch auf Holocaustleugner. Über diese bin ich irgendwie auch auf RD aufmerksam geworden, wobei es zwischen RD-Szene und Holocaustleugnern ja auch erhebliche Überschneidungen gibt. Ich beobachte auch noch eine dritte Szene, und meine Schwerpunkte verschieben sich hie und da zwischen den verschiedenen Szenen. Läuft bei den RD gerade nicht viel oder bin ich dieser gerade müde, dann verlege ich meinen Schwerpunkt einfach auf eine der anderen Szenen, wenn es nicht sogar so ist, dass sich ein Ereignis oder eine bestimmte Person aus einer der Szenen selbst in den Vordergrund rückt. Ich sage nur bspw.: Räumung des KRD-Geländes Apollensdorf. Klar, dass an einem solchen Tag andere "Szenen" in den Hintergrund rücken.
Viertens kann ich Euch nur empfehlen: Pflegt Eure Interessen! Wäre das RDtum nur als solches interessant, würde es mir vermutlich schnell langweilig. Ich werde aber durch RD-Behauptungen immer wieder auf bestimmte Punkte aufmerksam, denen ich aus reinem Interesse weiter nachgehe. Zum Beispiel stellte ich mir ziemlich zu Anfang meiner Mitgliedschaft hier die Frage, woher die international übliche GROSSSCHREIBUNG VON NAMEN IN AUSWEISEN wirklich stammt. Da gibt es viele interessante Dinge, die man ermitteln kann, etwa die ICAO, deren Empfehlungen, Umschrift verschiedener Schriften in jeweils andere usw. usf.  Oder wenn man sich etwas mit der Haager Landkriegsordnung, den Genfer Konventionen u. dgl. befasst, finden sich tausend interessante Punkte. Ebenso stösst man bei vielen RD-Behauptungen schnell auf geschichtliche Zusammenhänge, denen nachzugehen oft genug faszinierend ist.
Und zuletzt ist es zum Glück ja auch so, dass wir immer wieder feststellen, dass das, was wir hier sammeln und was wir sonst tun, zu sichtbaren Ergebnissen und gewissen Fortschritten führt. Und ja, ich glaube auch daran, dass das, was wir hier unternehmen, zumindest einen gewissen Beitrag dazu leistet, dass unsere Welt wenn nicht besser, so immerhin nicht schlechter wird.
"Vom Meister lernen heißt verlieren lernen." (hair mess über Peter F., auf Bewährung entlassenen Strafgefangenen )
 
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Offline DC71

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Re: Reichsbürgerermüdung - wie geht Ihr damit um?
« Antwort #13 am: 12. Mai 2018, 18:20:24 »
Falls ja, wie geht/gingt Ihr damit um?
Pausieren. Ich konnte den Quatsch irgendwann auch nicht mehr lesen und habe zudem mein Augenmerk auch etwas mehr auf andere politische Entwicklungen gelegt, auch wenn es da regelmäßig Schnittmengen gibt. Zum Glück habe ich beruflich mit Reichsdeppen nichts bzw. nur einmal was zu tun gehabt, kann dementsprechend auch abschalten.

Aber wenn man einmal angefangen hat, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, wird man vermutlich auch in Zukunft immer mal ein Auge auf die Reichsdeppen haben... und ich lese noch immer und immer wieder hier mit, auch wenn ich in letzter Zeit kaum etwas gepostet habe.

Früher war "Internet for Porn". Heute scheint "Internet for rechte Verschwörungstheoretiker" zu sein. Ich will das Früher zurück...
 
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