Autor Thema: Spirit-of-Health-Kongress 2015 - Märchenonkel Andreas Kalcker über MMS  (Gelesen 3864 mal)

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Spirit-of-Health-Kongress 2015 - Märchenonkel Andreas Kalcker über MMS

Seit 2 Wochen ist das Video von Andreas Kalcker auf dem Spirit-of-Health Kongress im Mai 2015 online. Andreas Kalcker ist ein Medizinlaie, der sich als Medizinexperte ausgibt. Ein Hochstapler, der sich mit gekauftem Doktortitel wichtig machen möchte. Die Verwendung dieser falschen Doktortitel hat der Deutsche Konsumentenbund abgemahnt, weshalb dann auf dem Kongress deutlich weniger Doktoren auftraten, als in der Ankündigung ;-) 



Ein wissenschaftliches Experiment

[0:20:04] Kalcker: "Wir haben eine sehr interessante Studie von Dr. Norio Ogata in Japan, der hat ganz kleine Mengen nur gegeben, und zwar, das war 'ne Menge von ganz wenig Chlordioxid und hat 2 Mäusegruppen gehabt: In der einen Mäusegruppe, die wurden also mit Vogelgrippe infiziert, die extrem tödlich ist. Von der normalen Kontrollgruppe dieser Vogelgrippe sind 70% gestorben. Und von der Gruppe, wo in der Luft eine ganz kleine Menge Chlordioxid sind, haben alle überlebt, 100%."

Das könnte man jetzt so verstehen, dass die zweite Mäusegruppe durch ClO2-Gas geheilt worden wäre. Solche Studien würde man bei dem Vortragstitel "Eigentherapie mit Chlordioxid" erwarten, solche Studien gibt es aber nicht. Die Studie sagt etwas ganz anderes: Es wurden eben nicht 2 Mäusegruppen mit Vogelgrippe infiziert und eine dann mit Chlordioxid behandelt!

Statt dessen hat man in die Umgebungsluft gesunder Mäuse Vogelgrippe-Viren gebracht. Bei einer zweiten Gruppe hat man der Umgebungsluft zusätzlich Chlordioxid-Gas zugesetzt. Die Viren wurden in der Umgebungsluft, außerhalb des Körpers, durch das Chlordioxid unschädlich gemacht. Und diese Fähigkeit von Chlordioxid ist ja nun sowieso allgemein bekannt.

Dass Chlordioxid-Gas bereits infizierte Mäuse heilen kann, hat man durch einen Kontrollversuch explizit ausschließen können: "Taken together, these results indicate that ClO2 gas inactivated the virus before it entered the lungs, but that it lacked the ability to inactivate viruses that had already entered the lungs and established infection." (Quelle). Das Experiment spricht also gegen ClO2-Gas als mögliches Heilmittel! Interessanter Weise erwähnt Herr Kalcker das nicht...

Praktische Anwendungen

[0:20:48] Kalcker: "Es gibt in Japan über die Firma Taiko Geräte zu kaufen und die sind in Schulen erprobt. In den Schulräumen wird also eine ganz minimale Menge Chlordioxid abgegeben, denn es wurde ... herausgefunden, dass die Fehlrate, Krankeitsrate, Schnupfen und so weiter, drastisch in den Keller ging. Das sind einfach Daten."

...aber für das Thema "MMS als Heilmittel" irrelevante Daten, selbst wenn es stimmen würde! Dass Chlordioxid außerhalb des Körpers Krankheitserreger abtöten kann, steht ja nicht in Frage. Das machen Desinfektionsmittel nun einmal, guten Morgen! Von da ausgehend kam Jim Humble ja auf seine Schnapsidee, das Zeug im Körper zu verwenden! Warum wird das überhaupt erwähnt? Soll suggeriert werden, das Chlordioxid-Gas würde Krankheiten heilen?

Kalcker:"D.h., dieses Chlordioxid ist eine sehr interessante Sache, wir müssen es nur richtig verstehen."

Das ist allerdings wahr ;-)

Zum Skeptiker-Stand vom Deutschen Konsumentenbund und der GWUP

[0:23:50] Kalcker: "Jetzt haben wir aber ein Problem, das sind die Kumpels von da draußen, die haben den Schuss meistens nicht gehört. Und sagen: 'Ja, da haben wir ein Hühnchen reingegeben, 'nen Hühnchendarm, der ist Aufgeweicht worden. Wo ist er denn? Ja, ist weg.' Was habt Ihr denn da reingegeben? Ja Chlorbleiche! Das ist aber keine Chlorbleiche, denn Chlorbleiche ist was ganz anderes. ...der Geruch ist ähnlich."

...und die oxidative Wirkung. Und darum ging es doch bei dem Experiment!

Trotzdem war das Vorgehen ein Fehler, liebe Skeptiker-Kollegen! Die MMS-Gläubigen sind die Dümmsten der Dummen, da sollte man jetzt nicht noch zusätzliche Nebenkriegsschauplätze erzeugen über die Vergleichbarkeit der Wirkung von Chlorbleiche und Chlordioxidbleiche.

Desinfizieren von Blutkonserven

[0:36:23] Kalcker: "Was passiert  mit den Blutspenden? Erinnert Ihr Euch dran, in den 90er Jahren gab es das Problem mit AIDS, da gab's Leute, die wurden mit den Blutspenden vergiftet. Und danach gab's ein Patent der Firma Alcide und diese Firma hat folgendes gemacht: Die hat Chlordioxid genommen zum Desinfizieren von Blutkonserven... Das Blut wird zusammengeschüttet mit gleichen Blutgruppen, Chlordioxid rein und ab in die nächste OP."

Gemeingefährliches Halbwissen hat einen Namen: Andreas Kalcker! Machen wir es kurz: Blutkonserven werden nicht mit Chlordioxid desinfiziert, ansonsten würden die roten Blutkörperchen abgetötet. Darum heißt es im Patent von Alcide auch "A process for disinfecting blood fractions, blood components or blood cells not to include red blood cells...".

Mit Chlordioxid werden nur Blutkomponenten wie das Blutplasma desinfiziert. Rote Blutkörperchen, und gerade die machen Blutkonserven aus, kann man auf diese Weise nicht desinfizieren, ohne sie abzutöten.

Ein weiterer Seitenhieb auf den Skeptiker-Stand

[0:55:56] Kalcker: "Das Natriumchlorit (NaClO2), wenn ich es alleine nehme, ist es 'ne Reizung...und Salzsäure reizt, weil es halt sehr stark ist. Aber wenn ich beide zusammenmische, dann neutralisiert das eine das andere... Weil es wird durch die Mischung neutralisiert und das ist so absolut wichtig zu verstehen. Das ist, was die Jungs da draußen nicht verstehen."
Das haben die Damen und Herren da draußen sehr wohl verstanden. Denn sie reden ja nicht davon, dass man mit MMS Säuren oder Laugen trinkt, sondern ein Bleichmittel. Es geht also sehr wohl um die angeblich heilsame oxidative Wirkung von MMS, die Herr Kalcker so anpreist. Da unterstellt Herr Kalcker den Skeptikern einfach ganz falsche Argumente, und gegen diesen selbst verfertigten "Strohmann" argumentiert er dann.

Andreas Kalcker zum Arztsein an sich

[0:58:28] Kalcker: "Arzt sein ist eines der schwierigsten Berufe überhaupt!"

Woher wollen Sie das eigentlich wissen, Herr Kalcker? Das ist wieder so eine Anmaßung, mit der er sich anscheinend mit Ärzten auf eine Stufe stellen will, indem er vorgibt, kompetent für diese sprechen zu können.

Kalcker der Dissident

[1:01.43] Kalcker: "Mir ist vollkommen klar, dass ich Dissident bin, aber es gab andere Dissidenten vor mir, einer hieß Václav Havel."

Ein sehr passender Vergleich! *augenverdreh*

Nachtrag

Die Domain des Kongresses 2015, spiritofhealth2015.org ist verfallen.
spiritofhealth2016.org und spiritofhealth2017.org sind bereits reserviert, aber nicht von Kalcker. :-)

WhoIs verweist auf Mela Eckenfels http://mela.eckenfels.net/
Sie hat selbst das Asperger-Syndrom
http://mela.eckenfels.net/2014/07/28/mms-scharlatanerie-deutschland-mit-chlorbleiche-gegen-autismus/


Siehe auch Teil 2 dieser kleinen Reihe:
Spirit-of-Health-Kongress 2015 - Pseudojournalist Michael Vogt zu MMS
Quelle: Spirit-of-Health-Kongress 2015 - Märchenonkel Andreas Kalcker über MMS


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Offline Reichsschlafschaf

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Jetzt hänge ich das mal hier an, wenn es nicht paßt, bitte verschieben!

Spirit-of-Health-Kongress 2017

Zitat
Exklusiv-Recherche | Ätzende Alternativmedizin - Quacksalber preisen Wundermittel an - Behörden sehen zu

04.04.18 | 18:00 Uhr

Glaubt man seinen Erfindern, dann ist "Miracle Mineral Supplement" ein Wundermittel gegen schwere Krankheiten. Tatsächlich ist es eine ätzende Chemikalie. Den Behörden sind die gefährlichen Heilversprechen bekannt. Doch die Quacksalber machen weiter - zuletzt in Berlin. Eine Recherche von Kontraste und Stern
Offenbar gibt es morgen auch eine Sendung.

Sendung: ARD-Politikmagazin Kontraste, 05.04.2018, 21.45 Uhr im Ersten
Spoiler
Am Maritim-Hotel an der Berliner Friedrichstraße spiegelt sich ein Touristenbus in der gläsernen Fassade, Geschäftsleute eilen mit ihren Rollkoffern durch die Lobby. Eine geschwungene Treppe führt hoch in die Konferenz-Etage, wo sonst Fachkongresse abgehalten werden. Doch heute soll hier der Geist der Gesundheit wehen. Knapp 400 Besucher pilgern Anfang März zur Messe "Spirit of Health". Die Wochenendkarte ist für stolze 159 Euro zu haben.

Der Weg zur Heilung ist einfacher als gedacht, glaubt man den Aussagen der Redner an diesem Tag. Und dabei gehe es doch um nicht weniger als um "eine der größten Entdeckungen der Menschheit in den letzten 100 Jahren": Chlordioxid als angebliches Wundermittel, das in verschiedensten Formen daherkommen kann. Entweder man rührt es als MMS-Tropfen aus zwei verschiedenen Chemikalien an, oder man greift zu der gelblichen Fertig-Lösung, die aus einem neu entwickelten Generator sprudelt. Dieser wird im Hotel zur Schau gestellt, Besucher können Pröbchen der heftig ausgasenden Substanz gleich mitnehmen.

Wogegen die Substanz helfen soll, das verraten die Referenten auf der Bühne. Als Star gefeiert wird Andreas Kalcker, der in der Szene für die Behandlung autistischer Kinder bekannt ist. Aber er habe noch viel mehr "dokumentierte Berichte" und "knallharte Daten" über Chlordioxid. In atemberaubendem Tempo klickt er durch seine Präsentation: "Magenkrebs ... ist auch geheilt", "Darmkrebs ... mittlerweile im normalen Bereich", "Leberzirrhose ist nicht heilbar? Von wegen!" Die Liste der vermeintlichen Erfolgsberichte ist lang – und "Mitmachen ist erlaubt", ermutigt Kalcker. Ein Spiel mit der Hoffnung Schwerkranker.


Doch die heilende Wirkung von Chlordioxid ist durch keine einzige Studie nachgewiesen. Darauf weist der renommierte Pharmakologe Prof. Bernd Mühlbauer hin. Kalckers Ratschläge seien "lebensgefährlich, wenn Patienten dafür auf wirksame Therapien verzichten oder sie sogar absetzen". Auch Verbraucherschützer und Behörden warnen vor MMS und Chlordioxid, so zum Beispiel das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: "Chlordioxid wird als Bleichmittel von Papier und zur Desinfektion von Trinkwasser eingesetzt und verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden."
Irreführende Werbung ist strafbar

Irreführende Werbung für Arzneimittel ist gesetzlich verboten – das gilt auch für Mittel wie MMS, die gar nicht zugelassen sind. Zuständig für die Überwachung ist in Berlin das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), das eigens drei Kontrolleure zum "Spirit of Health" geschickt hat. Sie lauschen dem Vortrag von Kalcker, der zahllose Grafiken und emotionale Einzelfall-Berichte auffährt. Diese "erschienen fragwürdig" und seien "nicht überprüfbar", wie das Amt später mitteilt. Aber dennoch sahen sie keine strafbaren, irreführenden Werbeversprechen.


Auch sei auf "unsachgemäße Verwendung und damit verbundene gesundheitliche Schädigungen hingewiesen" worden.

Damit geht das Amt einer Strategie der führenden MMS-Vertreter auf den Leim, erhebliche Nebenwirkungen auf Anwendungsfehler durch die Patienten zu schieben. Das bekam auch eine Besucherin zu spüren, die von dramatischen Erfahrungen berichtete. "Mein Sohn war auf der Intensivstation. Er hatte eine Entzündung und sich selbst therapiert mit MMS. Er wäre fast über den Jordan gegangen", berichtet die Frau. Als sie das den Chlordioxid-Verfechtern auf dem Kongress mitteilen will, wird sie abgewimmelt. "Da hören die nicht gerne so kritische Stimmen", sagt sie. "Mit dem MMS bin ich erstmal durch."

"Ich fordere von den Behörden, dass sie eingreifen", so Andrew Ullmann, FDP-Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestages. "Warnungen alleine auszusprechen reicht nicht aus. Wir müssen Schaden von den Menschen abwenden." Aus diesem Grunde schlägt er vor, eine bundesweit zuständige, zentrale Behörde einzurichten, die Verbrauchertäuschungen wie auf dem MMS-Kongress durchschaut und hart dagegen durchgreift. So sieht es auch Prof. Jutta Hübner, Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. "Gerade gegenüber unseren Patienten mit Krebserkrankung haben wir eine besondere Verantwortung. Sie sind in einer besonders schwachen Situation. Also hier glaube ich müssen Behörden wirklich ihren Aufgaben nachkommen."

Das zögerliche Vorgehen der lokalen Aufsichtsämter wiegt MMS-Größen wie Andreas Kalcker bis heute in Sicherheit. Vor den Augen der Behördenvertreter macht er Werbung für seinen nächsten Workshop in Frankfurt am Main. Für die Berliner kein  Problem: Für Hessen ist das Lageso ja ohnehin nicht zuständig.

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Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Hier liegt er natürlich völlig richtig: Ertrinken und Ersticken sind Lungenvergiftungen, so wie Knochenbrüche Skelettvergiftungen und Vokuhilas Haarvergiftungen sind.

 :rofl:

Zitat
„Ich bin lieber nicht legal als kriminell. Und das ist der Grund, warum ich seit zehn Jahren hier immer wieder stehe gegen Wind und Wetter und wasauchimmer.“

Seit 10 Jahren? erstaunlich, wo das doch erst der dritte "Kongress" ist ...

 ;D
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