Autor Thema: Kunst und Kultur: der Reichsbürger  (Gelesen 10403 mal)

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Offline dieda

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Diedaismus.

Äh, kann ich hier leider nicht so unkommentiert stehen lassen, da zuviel der Ehre, die gar nicht mir gebührt, denn sich mit schrägen Performace u.a. auch ganz direkt einem beschränktem Mob in Dresden auszusetzen (bei der Kehraktion waren es ja "nur" verwundert- freundliche Touristen im Zwinger), der oft auch mit Ablehnung und dummen Hass reagiert und/oder teilweise offen faschistoide Kommentare abgibt, dazu gehört schon richtig Mut!

Chapeau @DadaVadim!

https://davidadam.de/?ARBEITEN/Aktion/Gesten-des-Scheiterns

Und man höre mal bitte genau hin:
Sätze wie Tritte mit dem Springerstiefel an den Kopf:

Zitat
"Der hat wohl nichts besseres zu tun?"/ Der hat wohl keine richtige Arbeit?"
= zu Toitsch: Arrrrrbeit macht frei!
Oder:

Zitat
"Der hat wohl seine Pillen heute noch nicht genommen?"
= zu Toitsch: Kunst von Künstlern, die ich nicht verstehe, muss krank sein oder "entartet".

Mehr muss man über PEGIDA eigentlich auch nicht mehr wissen. Aber man achte bei der Gelegenheit mal genau darauf, von wem die besonders giftigen Aussagen kommen: vorzugsweise von alten, geifernden und längst aus dem Leim geratenen Frauen.

Weiblicher Faschismus oder die braune Eva und ihre Töchter, ein gaaaanz weites, und leider noch viel zu unerforschtes Feld!

Und by the way, diese Denkweisen sind auch nicht erst seit gestern in der alten Kulturmetropole, einst genannt "Florenz an der Elbe" und darüber hinaus virulent.

Nein, sie waren schon länger da, nur nicht so offen. Sie waren Alltag in den Familien, auf den Wäscheplätzen der Neubausiedlungen und in den schlecht gelüfteten düsteren Hinterzimmern, sie waren Alltag und Leitbild in den "Einrichtungen" der DDR- "Volksbildung" und in den (Jugendsport-) Vereinen, sie waren das die Welt stark filternde Gut- Böse- Schema in der DDR- Vopo und sie waren gelebter Alltag in den "Betrieben" der so genannten sozialistischen "Volkswirtschaft".
Und die Nachwendeverhältnisse haben das nächste bizarre Narrativ in diese Generation "Ostsozialisierte" eingepflanzt: sie waren angeblich auch noch irgendwie mutige "Revolutionäre" gehen den "Kommunismus".  :facepalm:

Seit PEGIDA kotzen sich diese tief verankerten faschistoiden Weltbilder nur ganz ungeniert auf das Dresdner Straßenpflaster aus. Außerdem fühlt sich diese rammelnde Rentnergang, deren Sorte "Demonstrationenen" eher an gelernte Gruppendynamik aka "Kreisspiele" aus dem Kindergarten erinnern, gemeinsam besonders stark und im "Recht", wie die aus diesem geistigen Millieu gesprossenen Nazischlägerhorden der Vorwendejahre, die heute als verkappte "Bürger" längst die Institutionen unterwandert haben. Wenn übrigens die exakt gleiche Performace z.B. ein Jugendlicher in Jeans und T- Shirt oder "nur" eine Frau gemacht hätte, ich wette, die Rentner hätten gleich richtig zugeschlagen.

Aber wer darüber offen spricht, erlebt schon mal in Sachsen den reinsten Aber- und/oder auch Wander- Witz.

Und by the way, ein solches geistiges Klima überlebt man als sensibler Heranwachsender nur sehr selten geistig gesund oder eben nur mit knallhartem Dada.
Reine Notwehr.
« Letzte Änderung: 23. Juni 2021, 12:51:17 von dieda »
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Ich fand die Hark-Performance aber auch grenzwertig. Das erinnerte doch sehr an den Todesstreifen, der dreimal am Tag frisch geharkt wurde. Aber vielleicht sind die Rentner auch deswegen so erregt. Die fühlen sich ertappt, weil früher sie diejenigen waren, die den ganzen Tag geharkt haben, nur halt nicht im Zwinger.
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Offline dieda

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"Ertappt fühlen" können wir trotzdem mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen, abgesehen von ganz rudimentären Resten des Unterbewusstseins.
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Und by the way, ein solches geistiges Klima überlebt man als sensibler Heranwachsender nur sehr selten geistig gesund oder eben nur mit knallhartem Dada.
Reine Notwehr.

Auch wenn es nicht immer so aussieht - ich kenne zum Glück viele die es überlebt haben, muss Dir jedoch (leider) in vielen Punkten zustimmen ! LG Ein Überlebender.
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Der in beiden Wortsinnen durchschnittliche Pegidarentner versteht sicher nicht die Gesellschaftskritik einer Dada-Kunstaktion. Der intellektuelle Horizont reicht nicht bis an die Stadtgrenze und genügt bestenfalls zum Verstehen für Parolen der Hetzer. In der Diktatur bequem eingerichtet, sehnt man sich wieder nach Diktatur. Die Ausrichtung ist da egal, Hauptsache ein einfaches Weltbild.
Dummheit schützt vor Strafe nicht!

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« Letzte Änderung: 6. Januar 2022, 17:29:47 von x »
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Zitat
KUNSTVEREIN ZWICKAU:
Rechtsextreme bedrohen Kunstfreiheit in Zwickau
VON VICTOR SATTLER - AKTUALISIERT AM 03.02.2022-10:03



Rechtsextreme und Querdenker suchen den Kunstverein in Zwickau bei „Spaziergängen“ heim. Sächsische Kulturinstitutionen und Forscher der Universität Leipzig fordern mehr Engagement und die Strafverfolgung der Rechtsradikalen.

Die „Spaziergänge“ genannten Demonstrationen von Querdenkern werden gemeinhin für eine Neugründung aus der Zeit der Corona-Pandemie gehalten. In Zwickau hat es schon früher „Spaziergänge“ als rechtsradikale Aufmärsche gegeben – sie haben seit 2020 nur mehr Zulauf bekommen. Zur Ideologie der Beteiligten gehört auch eine ausgeprägte Feindschaft gegenüber zeitgenössischer Kunst. In einem Brief an die Oberbürgermeisterin von Zwickau, der dieser Zeitung vorliegt, fordern Vertreter der Kunstsammlungen Dresden, Chemnitz und anderer sächsischer Museen eine entschiedenere Durchsetzung der Kunstfreiheit, die sie momentan in Zwickau von Rechtsradikalen und Querdenkern bedroht sehen. Außer Privatateliers sind hauptsächlich der Kunstverein „Freunde aktueller Kunst“ und dessen Galerie betroffen.

Weder die Videoinstallation von Pipilotti Rist noch die Fotografien von Thomas Florschuetz waren sonderlich politisch. Trotzdem wurde gegen beide Ausstellungen lautstark vor der Galerie des Kunstvereins protestiert und patrouilliert. Als „verstörendes Erlebnis“ beschreibt es eine Besucherin, durch Drohungen via Megafon und die Benutzung von Handykameras in der Galerie „fixiert“ zu werden, es folgten Handgreiflichkeiten und Drohbriefe. Unter den Demonstranten waren das „Bürgerbündnis Volksstimme“, „Der Dritte Weg“ und andere Gruppen vertreten, die laut einer neuen Studie der Universität Leipzig zur rechtsextremen Szene gehören. Nicht bloß die Corona-Pandemie, auch die Existenz des bis 2011 in Zwickau beheimateten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) wird in diesen Kreisen als Inszenierungen einer Verschwörung abgetan, gleichzeitig werden auf den Facebook-Seiten die Mordopfer des NSU verhöhnt. Dass sich im Kunstverein gezeigte Positionen mit dem NSU auseinandergesetzt haben, dürfte den Verein zu einem Feindbild der Rechtsextremen gemacht haben, doch erst während der Corona-Pandemie und unter Beteiligung von Querdenkern ist die Situation eskaliert.

„Und das soll Kunst sein?“

Die Forscher der Universität Leipzig sehen Handlungsbedarf, sie fordern eine Strafverfolgung „mit aller Konsequenz“, um Rechtsradikalen nicht den öffentlichen Raum zu überlassen. Der Kunstverein hat eine Beschwerde über parteiisches Verhalten der Polizei eingereicht, diesen Vorwurf weist Oberbürgermeisterin Constance Arndt von der Vereinigung Bürger für Zwickau jedoch entschieden zurück. Ihre Amtsvorgängerin von der SPD war jahrelang bedroht worden, Arndt steht nach eigenem Verständnis exakt in der Mitte des politischen Spektrums, laut dem Brief der sächsischen Kunstszene leistet sie aber zu wenig Gegenwehr. Im Gespräch distanziert sich Arndt vom „demokratie- und staatsgefährdenden“ Verhalten der Demonstranten. „Wohin das führt, haben wir in der Geschichte überall auf der Welt und in Deutschland deutlich erlebt“, sagt sie.

Die Route der Zwickauer Querdenker-Spaziergänge führt über ehemalige Prachtstraßen, die nach der deutschen Wiedervereinigung zu Problemstraßen wurden. Etwa die Hälfte dieser sanierten Jugendstil-Häuser steht leer, dazwischen befindet sich die Galerie des in Tübingen geborenen Vereinsleiters Klaus Fischer. Besonders in Sachsen argumentiert die Querdenker-Bewegung oftmals mit wirtschaftlichen Schieflagen für ihre Ziele. Wenn es nach den Rechtsradikalen ginge, würden die Fördermittel für den Kunstverein und die dotierten Kunstpreise der Stadt ausnahmslos gestrichen, weil sie eine Verschwendung von Steuergeld seien. Bei einer Vernissage im Juli wurden die anwesenden Künstler von den Demonstranten als „abgehoben“ und „neoliberal“ beschimpft – sehr zur Verwunderung der sich selbst als politisch links begreifenden Künstler.

Später wurde dann die gezeigte Kunst, die man auf den einschlägigen Facebook- und Telegram-Seiten präsentierte, verächtlich gemacht. Die Kunstwerke seien „gesellschaftliche Verfallserscheinungen“ und kaum ihr Material wert, heißt es über eine namhafte, in Zwickau ausgestellte Künstlerin. Man wolle sich „Schrott“ nicht länger als Gold verkaufen lassen. Ähnlich wie im Fall von Coronavirus und NSU wird eine staatliche Verschwörung vermutet, deren Blendwerk bis in den Kulturbetrieb reiche. „Und das soll Kunst sein?“, sagte ein Demonstrant im Juli bei dem gewaltvollen Versuch, die Ausstellung zu filmen, als sammelte er mit seinem Smartphone gerade Beweise für eine Verschwörung.
Quelle: VICTOR SATTLER / Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/rechtsextreme-und-querdenker-in-zwickau-bedrohen-kunstfreiheit-17773794.html, 3. Februar 2022
« Letzte Änderung: 6. Februar 2022, 00:11:31 von x »
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Die Kultur dieser Deppen ist die Kulturlosigkeit. Und während solches Gelichter früher lieber geschwiegen hätte anstatt sich zu blamieren, kann man heutzutage selbst die bräsigste Unkenntnis zu einem motivierten Bekenntnis völkischer Identität umdeuten.
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Offline kairo

Wen wundert's, es gab ja auch schon früher mal eine Zeit, da wurde jegliche Kunst, die nicht nach dem Geschmack der Herrschenden war, als "entartet" gebrandmarkt.

Und nicht nur die Kunst, auch die Wissenschaft. "Was man nicht verstehen kann, sieht man drum als jüdisch an", hieß es damals unter deutschen Physikern. Frag die Leute doch mal, was sie von den Forschungen am CERN halten - "gefährlich, satanisch!".

So weit wäre es erträglich, gefährlich wird es natürlich, wenn es das Gesindel in den Fahrersitz schafft.
 
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Re: Kunst und Kultur: der Reichsbürger
« Antwort #40 am: 19. Oktober 2023, 21:20:12 »
Morgen, 19:00 Uhr!
(Habe heute keine Energie mehr, das noch schick zu formatieren. Müht Euch mal bitte so durch den Text. Und versucht, Karten zu bekommen.)

Zitat

König von Deutschland: Theater um Reichsbürger
Mit einer interaktiven Show taucht die Theatergruppe Polyformers ein in die krude Gedankenwelt der Selbstverwalter, Aussteiger und Schwurbler.

Von Patrick Wildermann
Heute, 18:09 Uhr


Willkommen im Königreich Deutschland. Für den Einlass braucht es hier ein Visum, aber das wird gegen Vorlage des Personalausweises ohne weitere bürokratische Hürden ausgestellt. Gut, man muss auch das Mobiltelefon eintüten lassen (Fotos unerwünscht!) und wird zum Geldwechsel in die KRD-eigene Währung aufgefordert („Engel“ statt Euro). Aber gut, dafür bietet das Königreich Deutschland etwas Besonderes: nämlich Freiheit.

Von Steuern beispielsweise, denn die sind – wie der Name schon sagt – nur dazu da, die Menschen zu steuern. Auch von Zins und Zinseszins bleiben die glücklichen Staatsangehörigen hier verschont, dieser unseligen Erfindung der „Banker von der Ostküste“. Und garantiert zickt die Krankenkasse nicht, wenn’s um alternative Heilmethoden geht. Schließlich sollen die Leute „chronisch gesund“ werden. Was für eine seligmachende Monarchie!

Der oberste Souverän
Im Theater unterm Dach ist eine bizarre Parallelgesellschaft zu besichtigen. Die Gruppe Polyformers lädt zu einer „interaktiven Reise ins Reichsbürger-Land“ ein – so der Untertitel ihres Erlebnisabends „König von Deutschland“. Der widmet sich einer real existierenden Fantasie-Nation, über die ein gewisser Peter Fitzek seit 2012 als oberster Souverän herrscht.

Im Rahmen einer pompösen, noch immer auf Youtube zu besichtigenden Zeremonie hat sich dieser mehrfach verurteilte Mann in Lutherstadt Wittenberg damals selbst die Krone aufgesetzt und das „Königreich Deutschland“ ausgerufen. Warum auch nicht? Die Bundesrepublik ist schließlich kein echter Staat, sondern wahlweise eine von finsteren Mächten gelenkte GmbH, oder ein Land unter anhaltender Besatzung. Jedenfalls der Ideologie der Reichsbürger:innen und Schwurbeljünger zufolge.

Deren kruder Kosmos war vor Jahren auch schon mal im TD Berlin zu erleben, in der Performance „Staatenlos – Reichsbürger und Selbstverwalter“ der Gruppe Internil. Die leuchtete ebenfalls in die flammenden Köpfe von Fitzek und anderen System-Aussteiger:innen, die ihren Personalweis zurückschicken und Schein-Staaten ins Leben rufen, vom „Staatenbund Österreich“ bis zur „Republik Ur“ (gegründet von einem ehemaligen Mr. Germany).

Was damals deutlich wurde, und was auch die Polyformers in aller Dringlichkeit zu vermitteln verstehen: Man hat es bei Reichsbürger:innen nicht mit lustigen schrägen Vögeln zu tun. Sondern mit gefährlichen Ideolog:innen, in deren Gedankenwelt sich rechte Esoterik, Gebietsrevisionismus oder der Glaube an „germanische neue Medizin“ mischen – wenn sie nicht gerade Pläne schmieden, den Bundesgesundheitsminister zu entführen.

Leere Hände und geläuterter Kopf
„König von Deutschland“ funktioniert glänzend als Aufklärungs-Parcours aus performativen Szenen und Selbstbildungsangeboten, mit Fokus auf der Figur Fitzek und ihrem Scheinstaat. In der Regie von Fabian Rosonsky führen Denis Geyersbach, Ulrich Hoppe sowie die kurzfristig für eine erkrankte Kollegin eingesprungene Christina Berger die mit Visum ausgestatteten Besucher:innen anhand von Originalquellen ein ins Reich.

Belebt werden Erweckungszeugnisse begeisterter Staatsangehöriger („wir bauen eine neue Welt!“), aber auch der bittere Verlustbericht eines Mannes, der mit 300.000 Euro in bar aufs 9,2 Hektar große Staatsterritorium in Wittenberg gezogen ist und bald mit leeren Händen und geläutertem Kopf dastand. Dazu gibt es jede Menge Infotafeln und, nach guter alter Dokumentarschule eines Hans-Werner Kroesinger, einen bestens sortierten Büchertisch zum Themenkreis Reichsbürger:innen, Souveränist:innen, Rechtsextremist:innen und Selbstverwalter:innen. Wobei die Übergänge fließend sind.

Bei der Premiere des Stücks im Frühjahr in Halle wäre übrigens fast Peter Fitzek höchstselbst zugegen gewesen (der Tagesspiegel berichtete). Das Problem: er kam zu spät und hatte kein Visum.

Zum Stück
„König von Deutschland – Eine interaktive Reise ins Reichsbürger-Land“ ist eine Produktion des freien Theaterkollektivs Polyformers. Regie führt Fabian Rosonsky. Der Eintrittspreis beträgt 15 Euro, erm. 10 Euro, die nächste Vorstellung ist Fr 20. Oktober um 19 Uhr. Theater unterm Dach, Danziger Str. 101.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/konig-von-deutschland-theater-um-reichsburger-10651291.html
« Letzte Änderung: 19. Oktober 2023, 21:38:01 von x »
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So stark war die Theater-Uraufführung über die Karriere eines AfD-Aufsteigers


Das Zittauer Theater hört auf Volkes Stimme im neuen Stück von Lukas Rietzschel und hüllt die Bühne ganz in Weiß.

Von Rainer Kasselt


In „Das beispielhafte Leben des Samuel W.“ sinnt Autor Lukas Rietzschel der Frage nach, wie ein Lausitzer, der in der DDR aufwuchs, Berufspolitiker der AfD wird.
© Pawel Sosnowski

Fünf Schauspieler auf der Bühne. Einer fragt „Wissen Sie, wen ich gut finde? Den Michael Kretschmer.“ Ja, der sei toll, pflichtet ein anderer bei: „Der hat wirklich zu allem eine klare Meinung.“ Ein Dritter meint: „Mir ist mal ein Marmeladenbrot auf den Boden gefallen. Da hat er gesagt, er setzt sich für den Erhalt der Mehrfruchtkonfitüre ein.“ Lachen im Publikum. Eine Szene, die viel verrät vom dialektischen Schreiben von Lukas Rietzschel.


Das Produktionsteam mit Ausstatter Sven Hansen (v. l. n. r.), Dramaturg Martin Stefke, Regisseur Ingo Putz und Autor Lukas Rietzschel im Theater Zittau.
© Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Am Sonnabend erlebte im Zittauer Gerhart Hauptmann Theater das Auftragsstück „Das beispielhafte Leben des Samuel W.“ hinter dem Eisernen Vorhang seine Uraufführung. Rietzschel nennt es „Ein Theaterstück aus Interviewsequenzen“. 2022 befragte er rund 100 Bürger aus der Lausitz, Arbeiter, Politiker, Abgewanderte, Rückkehrer, Dagebliebene. Fast wie ein Soziologe hat sich Rietzschel, der im März 30 wird, nach ihren Erfahrungen, Hoffnungen und Enttäuschungen erkundigt: „Das Stück ist der Versuch einer sehr ambivalenten Betrachtung deutscher Geschichte.“ Er hat die Gespräche gebündelt, manche hinzuerfunden.

Rietzschel hat sich als wichtiger ostdeutscher Schriftsteller profiliert. Sein Prosaerstling „Mit der Faust in die Welt schlagen“ über radikalisierende Jugendliche in der Lausitz fällt durch ungeschönte Sprache auf. Sein Roman „Raumfahrer“ besticht durch präzisen Blick auf ostdeutsche Befindlichkeiten. Rietzschel beschreibt die Menschen als widersprüchliche Charaktere. Fragt, wo ihr Frust, ihre Verbitterungen und Gewaltfantasien herrühren. Antworten hält er nicht bereit. Im Stück „Widerstand“ porträtiert er Menschen, die sich an den Rand gedrängt sehen und vom Staat abwenden.

Der Kniff mit Samuel W.

Im neuen Werk sinnt der Autor der Frage nach, wie ein Lausitzer, der in den 80er-Jahren zwischen Tagebau und Braunkohlegrube in der DDR aufwuchs, Berufspolitiker der AfD wird. Wer ist dieser Samuel W.? Der Kniff: Er tritt im Stück gar nicht auf. Andere urteilen über ihn: Mitschüler, Studenten, die Mutter, seine Lehrerin, Nachbarn. Die Meinungen widersprechen sich, jeder hat andere Erinnerungen. Ein reizvolles Puzzle. Schon als Kind dominiert Samuel andere, ist stolz auf den Spitznamen „Führer“, geht nach dem Studium freiwillig zur Bundeswehr, entwickelt patriotische Gefühle, wechselt zu den Kameraden der Polizei, tritt in die FDP ein. Sie wird zu seiner politischen Schule. Wie leite ich eine Sitzung? Wie bringe ich Anträge ein? Wie ist die Hierarchie der Partei? Entsetzt stellt der FDP-Politiker fest: „Wir waren der Ausbildungsbetrieb für seine spätere politische Karriere.“ Samuel W. wechselt rasch zur AfD.

In der Rahmenhandlung, per Video eingespielt, findet die Bürgermeisterwahl in einer Gemeinde statt. Nach dem ersten Wahlgang liegt der AfD-Kandidat knapp vor dem amtierenden Orts-Vorsteher. Doch zum nächsten Urnengang tritt Samuel W. nicht mehr an. Er will sich für diesen Posten nicht verheizen, sondern Innenminister werden. Brandaktuell diese Volte. Der alte Bürgermeister ist auch der neue. Er ist nicht glücklich darüber: Man habe kaum Zeit für Familie, Freunde, sei keine Privatperson mehr. „Ist es das wert, sich abzuarbeiten ohne Ende und sich schließlich beschimpfen zu lassen? Wofür eigentlich? Für eine Stadt? Für die Demokratie?“50 Jahre ostdeutsche Geschichte werden reflektiert. Arbeitslosigkeit, Umschulungen, Frührente, Eurorettung, Finanzkrise, Migration, Corona, Ukrainekrieg, Zukunftsangst. Sätze flirren durch den Raum: „Am Ende gewinnt immer das Geld“ oder „Ich habe bis heute nicht das Gefühl, ein gleichwertiger Teil von dieser Gesellschaft zu sein“. Zorn über den Stasi-Streifen „Das Leben der Anderen“. „Für die Wessis war der Film wie eine Bestätigung all ihrer Klischees.“

Das Problem des Abends

Die Schauspieler Martha Pohla, Sabine Krug, Paul-Antoine Nörpel, David Pawlak und Marc Schützenhofer spielen verschiedene Rollen, springen von Gespräch zu Gespräch. Regisseur Ingo Putz lockert die Szene auf. Er lässt sich von Ausstatter Sven Hansen ein Haus mit Garten und Pool für ein Ehepaar mit Kind auf die Bühne setzen. Daneben ein umzäuntes Grundstück mit Sonnenschirm und Auto. Alles ganz in Weiß gehalten: Kleidung, Grill, Bierflaschen, Kinderwagen, Gitarre, Baby. Schön reinlich das Ganze. Es wird getrunken, Tischtennis gespielt, getanzt, ein Abba-Lied gesungen, Geburtstag gefeiert. Eitel Sonnenschein. Ein harter Kontrast zur zerrissenen Gesellschaft. Ein Wunschbild oder gar erträumtes Bürgerideal?

Auf hohem Podest, fernab vom Volk, thront ein Mann, gespielt von der Tänzerin Elise de Heer. Pantomimisch zeigt sie die Karikatur eines Politikers, der sich verrenkt, dreht und windet, Stärke vorgaukelt. Sie illustriert den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des Samuel W. Der Name bedeutet in der hebräischen Bibel Prophet, Retter, Königsmacher.

Ein Problem hat der neunzigminütige Abend. Anders als im klassischen Drama kann sich der Zuschauer weder mit einer Figur identifizieren noch sich von ihr distanzieren. Auf der Bühne agieren keine Charaktere, sondern Ideenträger. Die Meinungen stehen zur Debatte und regen zum Mit- und Nachdenken an. Und das ist nicht wenig. Der starke Beifall des Publikums beweist es.

Wieder am 26. und 27. 1. in Görlitz, am 1.und 4.2. in Zittau, Kartentel: 03581 474747

Quelle: Rainer KASSELT / DDV Mediengruppe GmbH & Co. KG, https://www.saechsische.de/kultur/so-stark-war-die-theater-urauffuehrung-von-lukas-rietzschel-5956254.html, 21. (online) und 22. Januar 2024
« Letzte Änderung: 22. Januar 2024, 19:27:37 von x »
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Offline theodoravontane

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Ein Problem hat der neunzigminütige Abend. Anders als im klassischen Drama kann sich der Zuschauer weder mit einer Figur identifizieren noch sich von ihr distanzieren. Auf der Bühne agieren keine Charaktere, sondern Ideenträger. Die Meinungen stehen zur Debatte und regen zum Mit- und Nachdenken an. Und das ist nicht wenig. Der starke Beifall des Publikums beweist es.

Genau das, das zum Mit- und Nachdenken anregen, sehe ich gerade nicht als Problem. Auch nicht, daß man sich - auf die Schnelle zumindest - nicht für oder gegen die dargestellten Personen entscheiden kann. Das passiert dann, wenn man mit- und nachdenkt im Nachgang von alleine.

Ein Stück, das nur unterhält, ist Unterhaltung. Nicht verkehrt, nein, sicher nicht. Aber wenn es darüber hinaus dazu anregt, sich mit der Geschichte, auch der eigenen, zu beschäftigen, dann ist es mehr. Dann ist es sicher ein Gewinn.

Nicht ganz passend zum Thema, aber irgendwie doch: Ich wurde neulich von einer Freundin gefragt, ob ich sie und ihre Klasse ins Theater begleiten möchte. Habe ich gerne gemacht. Titel des Stücks: "Der Katze ist es ganz egal". Es war grandios. Nicht nur die Darbietung, sondern auch, wie man in Spielen und Gesprächen davor und danach und auch währenddessen den Kindern einer Grundschule die Vielfalt und Buntheit des Menschseins nahegebracht hat.
« Letzte Änderung: 23. Januar 2024, 11:34:32 von theodoravontane »
"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler wieder machen, aber ein bisschen früher anfangen, damit ich mehr davon habe."

Marlene Dietrich
 
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