Wie schön, es wächst zusammen, was zusammen gehört.
Hans-Jörg Jenewein fällt nicht weit vom Stamm: AfD-Pressesprecher in Thüringen
Ex-FPÖ-Abgeordneter Hans-Jörg Jenewein landet als Pressesprecher bei Höckes AfD in Thüringen – mit Gepäck: eine rechtskräftige, eine nicht rechtskräftige Verurteilung, eine weitere Anklage wegen Amtsmissbrauchs und Nähe zu Neonazis. Kickls einstige „rechte Hand“ findet sein passendes Milieu.
(Der Hans-Jörg ist übrigens der kleine Bruder von Österreichs größter Grazie und "leider nein" Gesundheitsministerin Dagmar Belakowitsch, die jüngst den Publikumspreis beim " Goldenen Brett vorm Kopf" erhielt
https://www.youtube.com/shorts/WcBNE5bEWQI 
).
Spoiler
Was für k/eine Überraschung! Hans-Jörg Jenewein, in früheren Zeiten FPÖ-Abgeordneter und „über Jahre als rechte Hand des heutigen Parteichefs Herbert Kickl“ (kleinezeitung.at, 18.4.24) gehandelt, bis er schließlich nach parteiinternen Intrigen aus der Partei ausgetreten ist, hat jetzt bei der AfD in Thüringen als Pressesprecher angedockt.
Seit Anfang Oktober ist Jenewein bei Bernd Höckes Landesverband als Pressesprecher tätig, allerdings derzeit „krankheitsbedingt abwesend“, wie eine AfD-Landtagsabgeordnete der „Thüringer Allgemeinen“ (22.10.25) bestätigte, die zu Jeneweins Jobwechsel zuerst berichtete.
„Er ist kein unbeschriebenes Blatt“, urteilt die „Thüringer Allgemeine“ sehr dezent über den Medienmann aus Österreich. Das ließe sich auch etwas ungnädiger ausdrücken: Im Juli des vergangenen Jahres wurde Jenewein gemeinsam mit dem FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker wegen gefälschter Covid-Zertifikate zu einer Geldstrafe (rechtskräftig) verurteilt. Im März 2025 folgte die nächste, noch nicht rechtskräftige Verurteilung. Diesmal erhielt Jenewein in dem Verfahren wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zwölf Monate bedingt als Zusatzstrafe.
Trotz Parteiaustritts, Intrigen und Anklagen: Die Stricke zur FPÖ sind nicht gerissen – höchstens zu einigen Parteikameraden. Der Alte Herr der pennalen Burschenschaft Nibelungia Wien und der akademischen Burschenschaft Silesia Wien war zuletzt als parlamentarischer Mitarbeiter des FPÖ-Abgeordneten Hermann Brückl beschäftigt.
Die recht(sextrem)e Hand
Die Feststellung der „Kleinen Zeitung“ über Jenewein als rechte Hand Kickls bezieht sich möglicherweise auch auf seine politische Einstellung. Die ist nämlich recht extrem. Jenewein, der nicht nur stolzer Besitzer eines Schlagrings mit Totenkopf und eines T‑Shirts von „Phalanx Europa“, dem früheren Online-Shop der Identitären, ist, war über die Jahre hinweg mit vielen Hardcore-Rechtsextremen und Neonazis zumindest virtuell befreundet. Seine Sympathien mit Rechtsaußen brachte Jenewein ebenfalls als Vorstandsmitglied des Gedenkvereins zur Pflege des Grabs für den NS-Fliegermajor Walter Nowotny zum Ausdruck. Jenewein gehörte auch zum Kreis jener Österreicher*innen, die beim neonazistischen Midgård-Versand Ware bestellt hatte.
Jenewein trat 2008 bei der „Politischen Akademie“ der neonazistischen AFP als Referent zum Thema „Die Rechte in Österreich nach der Wahl 2008“ auf und war 2009 erneut als Redner („Über den herrschenden Gesinnungsterror“) angekündigt. Die AfP-Akademien hatten der Vernetzung rechtsextremer und neonazistischer Strömungen gedient. Auf Kritik reagierte Jenewein mit Verharmlosung (dort seien „normale Menschen, die mit Messer und Gabel essen“) und signalisierte Bereitschaft, wiederzukommen.
Und noch eine Anklage
Jenewein erwartet eine weitere Klage wegen Missbrauchs der Amtsgewalt:
Jenewein soll in der Zeit, als Kickl Innenminister war, eine Person aus dem Ministerium beauftragt haben, vertrauliche Akten aus einem Untersuchungsausschuss zum Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) weitergegeben haben. Diese Person ist ebenfalls angeklagt.
Konkret wird er verdächtigt, in den Jahren 2018 und 2019 als Mitglied des U‑Ausschusses eine Kabinettsmitarbeiterin des damaligen Innenministers Herbert Kickl angewiesen zu haben, Informationen zu Treffen europäischer Geheimdienste und ein Vernehmungsprotokoll ohne Parteiwasserzeichen, das bei allen Akten, die dem U‑Ausschuss vorgelegt werden, angebracht wird, herauszugeben. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Jenewein die Vorschriften zur Verwendung vertraulicher Unterlagen kannte. (stopptdierechten.at, 10.12.24)
Bei der AfD Thüringen und deren Vorsitzendem Björn Höcke wird er – was strafrechtliche Verfehlungen und politische Einstellung betrifft – sicher vollstes Verständnis finden. Die deutschen Kameraden müssen nur darauf achtgeben, dass ihre Beziehung nicht so endet wie jene zur FPÖ. Bei einer Hausdurchsuchung im Jahr 2021 war bei Jenewein auch der Entwurf einer anonymen Anzeige gefunden worden: „Berichten zufolge geht es dabei um einen mutmaßlich millionenschweren Missbrauch von Fördermitteln durch FPÖ-nahe Vereine. Namentlich angezeigt wurden Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, der frühere Fraktionschef Johann Gudenus, der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp sowie dessen gesamte Landespartei“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ (8.8.22).
Kickl, der als Auftraggeber vermutet worden war, bestritt jede Beteiligung. Die Funktionäre der FPÖ-Wien, die als Beschuldigte genannt waren, wiesen jegliche Schuld von sich – und Jenewein trat aus der FPÖ aus. Überraschend kommt nun, dass von der AfD Thüringen behauptet wird, ihr neuer Pressesprecher sei noch immer FPÖ-Mitglied.
Update 24.10.25: In einer früheren Version schrieben wir, Jeneweis Verurteilung wegen der Fälschung von Covid-Zertifikaten sei nicht rechtskräftig. Der „Standard” (24.10.25) führt an, dass diese mittlerweile rechtskräftig ist.
https://www.stopptdierechten.at/2025/10/23/hans-joerg-jenewein-faellt-nicht-weit-vom-stamm-afd-pressesprecher-in-thueringen/