Autor Thema: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling _ BOMBENKRIEG  (Gelesen 2146 mal)

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OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling _ BOMBENKRIEG
« am: 6. Februar 2018, 16:59:27 »
Tja, man könnte natürlich in die offenliegenden Dokumente schauen, die die Briten damals verfasst haben. zum Beispiel

The purpose of the area bombardment of cities was laid out in a British Air Staff paper, dated 23 September 1941:
The ultimate aim of an attack on a town area is to break the morale of the population which occupies it. To ensure this, we must achieve two things: first, we must make the town physically uninhabitable and, secondly, we must make the people conscious of constant personal danger. The immediate aim, is therefore, twofold, namely, to produce (i) destruction and (ii) fear of Death

Es ging um Zerstörung und darum Todesangst zu verbreiten. Opfer wurden in Kauf genommen, aber das Hauptziel war es nicht.

Das ist sicher schon schrecklich genug, aber die Briten hatten das Gleiche zwischen September 1940 und Mai 1941 erleiden dürfen ( Koventrieren stammt bekanntlich von Goebbels), so dass sich das Mitleid auf britischer Seite in Grenzen hielt.

stattdessen Märchen. War ja nicht anders zu erwarten.

Wer sich über den Bombenkrieg ausführlich informieren will dem sei „the bombing war“ von Richard Overy empfohlen

https://www.theguardian.com/books/2013/sep/27/bombing-war-europe-richard-overy-review
« Letzte Änderung: 8. Februar 2018, 11:07:24 von vollstrecker »
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #1 am: 6. Februar 2018, 17:12:54 »
Das ist sicher schon schrecklich genug, aber die Briten hatten das Gleiche zwischen September 1940 und Mai 1941 erleiden dürfen ( Koventrieren stammt bekanntlich von Goebbels), so dass sich das Mitleid auf britischer Seite in Grenzen hielt.

Wie in vielen Fällen sollte man diese Leute mal mit denen zusammenbringen, die damals unter den deutschen Luftangriffen leiden mussten. Coventry war ja "nur" der Anfang. London. Exeter. Southampton. Plymouth. Um einfach mal nur in Südengland zu bleiben. Wenn man sieht, was da zerstört wurde, dann bekommt man einen neuen Blickwinkel auf die Angelegenheit.
Empfehlenswert auch die Ausstellungen des Imperial War Museum.
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #2 am: 6. Februar 2018, 18:53:33 »
Off-Topic:
Eigentlich handelt dieser Diskussionsfaden vom Volksleerer, aber zum Thema Bombenkrieg möchte ich doch ein paar Bemerkungen loswerden:
Als 1939 der 2. Weltkrieg begann, war das Bombardement von Städten grundsätzlich "state of the art". Im 1. Weltkrieg spielten Fliegerbomben insgesamt eine untergeordnete Rolle. In den 1920er-Jahren jedoch stellten sich verschiedene Offiziere und Strategie-Experten die Frage, welche Rolle und Aufgabe der Luftmacht künftig zukämen. Dabei spielten - wohl falsch verstandene - Ergebnisse und Beobachtungen aus dem 1. Weltkrieg, wie könnte es anders sein?, eine wichtige Rolle. Unabhängig voneinander arbeiteten vor allem drei Männer künftige Strategien für den Luftkrieg aus: der US-General Mitchell (über den es sogar einen Spielfilm gibt), der britische Luftmarschall Trenchard und der Italiener Ernesto Douhet.
Vor allem Trenchard betonte, dass Bomber keinen durchschlagenden Erfolg bei Angriffen auf militärische Ziele erreichen könnten. Sie könnten bestenfalls taktisch eingesetzt werden, um Bodentruppen zu unterstützen. Ihre Hauptschlagkraft hätten Bomber dann, wenn sie gegen zivile Ziele eingesetzt würden, da dann die Moral der Bevölkerung rasch zusammenbrechen werde.
Das "Ausbomben der Moral" durch Angriffe auf zivile Ziele bzw. die Bevölkerung teilten alle drei Vordenker des Luftkriegs. Entsprechend wurden auch strategische Planungen vorgenommen, und zwar nicht nur in den Herkunftsländern der drei Genannten, sondern weltweit. Im Grunde lief diese Strategie auf eine Art Terrorkrieg hinaus.
Das "Ausbomben der Moral" erwies sich allerdings im 2. Weltkrieg als völlig falsch. England selbst war das wohl beste Beispiel dafür: Die deutschen Angriffe auf zivile Ziele und vor allem Städte erreichte das Gegenteil. Es gab zwar durchaus vereinzelt Leute, die für sofortigen Waffenstillstand eintraten, weit überwiegend wurden aber Wut und eine "Jetzt-erst-recht"-Stimmung erzeugt. Auch das Ausbomben der deutschen Moral funktionierte nicht. Erst als alliierte Truppen den Rhein überschritten, machte sich rasch ein Umschwung der Meinung in der breiten Bevölkerung bemerkbar. Japan war beim Abwurf der ersten Atombombe schon weitgehend durch konventionelle Bombardierungen zerstört, aber die Moral hielt. Selbst die beiden Atombomben kratzten an der Moral nur sehr beschränkt. Hätte nicht der Tenno in einer denkwürdigen Sitzung der "kaiserlichen Konferenz" gleichsam die Kapitulation befohlen (der Tenno ergriff in kaiserlichen Konferenzen nur zwei Mal überhaupt das Wort!), hätte der Krieg noch länger weitergehen können.
Nur am Rande sei vermerkt, dass Deutschland schon weit vor den Alliierten mit dem "Ausbomben der Moral" begonnen hatte. Der Angriff auf Guernica folgte letztlich genau dieser Strategie. Ebenso entsprangen die Angriffe auf englische Städte dieser Konzeption des Luftkrieges.
Auch nach dem 2. Weltkrieg konnte man die Auferstehung dieser Strategie mehrfach beobachten. Eine vergleichbare Strategie wurde etwa gegen Serbien oder zu Beginn des Irak-Krieges verfolgt. Die Wirkung auf die Moral der Bevölkerung war in beiden Fällen nahezu gleich null.
Es liegt ein tragisches Moment in dieser Strategie, die letztlich auf völlig falschen Voraussetzungen aufbaute und die inzwischen durch die Tatsachen von Grund auf widerlegt ist. Ihr folgend wurden unermessliche Schäden angerichtet, unzählige Menschen getötet oder verletzt und unsagbares Leid verursacht - letztlich ohne jeden Sinn und Nutzen. Als der 2. Weltkrieg begann, war sie aber, wie eingangs erwähnt, weltweit anerkannt.
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #3 am: 6. Februar 2018, 19:09:22 »
...
Wer sich über den Bombenkrieg ausführlich informieren will dem sei „the bombing war“ von Richard Overy empfohlen

https://www.theguardian.com/books/2013/sep/27/bombing-war-europe-richard-overy-review

Dazu eine Ergänzung:
http://www.bombsight.org/#15/51.5131/-0.1061

nur für die Zeit zwischen Oktober 1940 und Juni 1941.
Jedesmal, wenn ich mir diese Karte ansehe, bin ich erstaunt über die Leidensfähigkeit der Londoner Bevölkerung. Hinter einem Symbol verbergen sich manchmal bis zu 15 weitere Bomben. (Bitte einfach mal vergrößern oder verkleinern in der Ansicht!)

Angefangen hat der deutsche Terror aus der Luft schon am ersten Tag, als die polnische Kleinstadt Wielun von Stukas angegriffen wurde, die ihre Sirenen einschalteten, sobald sie sich auf die Stadt stürzten. Der Angriff, die Sirenen: Reiner Terror! Wielun hatte noch nicht einmal eine Garnison, so daß man etwas von "ehrenvoll" oder so faseln könnte. Nichts dergleichen.

Meine Großmutter (geboren 1902) verlor bei einem britischen Bombenangriff auf Essen ihren Mann und ihre Schwiegermutter durch eine sog. Luftmine (also 1,8 t TNT etwa). Man fand von beiden kein Stückchen mehr.
Dennoch war ihr immer bewußt, daß diesen Krieg nicht ein Herr Churchill angefangen hatte, sondern ein gewisser Adolf, den sie immer nur "den Schreihals" nannte.

Pantotheus hat bereits darauf hingewiesen, daß die deutsche Luftwaffe schon in Spanien begonnen hat, die Zivilbevölkerung zu bombardieren.

Ja, das Leererlein wird wohl nichts lernen hier. Aber unsere Bemerkungen und Links können vielleicht doch dem ein- oder anderen Leser hilfreich sein.

Auch, wenn man das von Bomberharris vertetene Konzept als Kriegsverbrechen einordnen will, so hat man in Deutschland den geringsten Anlaß, mit dem Finger auf andere zu zeigen.
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #4 am: 7. Februar 2018, 12:43:26 »
Off-Topic:
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Selbst die beiden Atombomben kratzten an der Moral nur sehr beschränkt. Hätte nicht der Tenno in einer denkwürdigen Sitzung der "kaiserlichen Konferenz" gleichsam die Kapitulation befohlen (der Tenno ergriff in kaiserlichen Konferenzen nur zwei Mal überhaupt das Wort!), hätte der Krieg noch länger weitergehen können.
Meines Wissens nach gibt es durchaus Stimmen, die dem Eintritt der Sowjetunion in den Krieg gegen Japan am 8. Aug. und dem Einmarsch in die Mandsc♥♥♥i am folgenden Tag weit mehr Einfluss auf die Kapitulationsentscheidung Japans zubilligen als den beiden Atombomben. Zerstörte Großstädte waren alltäglich.
 
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #5 am: 7. Februar 2018, 14:45:26 »
Off-Topic:
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Off-Topic:
Selbst die beiden Atombomben kratzten an der Moral nur sehr beschränkt. Hätte nicht der Tenno in einer denkwürdigen Sitzung der "kaiserlichen Konferenz" gleichsam die Kapitulation befohlen (der Tenno ergriff in kaiserlichen Konferenzen nur zwei Mal überhaupt das Wort!), hätte der Krieg noch länger weitergehen können.
Meines Wissens nach gibt es durchaus Stimmen, die dem Eintritt der Sowjetunion in den Krieg gegen Japan am 8. Aug. und dem Einmarsch in die Mandsc♥♥♥i am folgenden Tag weit mehr Einfluss auf die Kapitulationsentscheidung Japans zubilligen als den beiden Atombomben. Zerstörte Großstädte waren alltäglich.
Die Sowjetunion galt der japanischen Führung als Angstgegner. Es gab in den 1930er-Jahren ein paar Scharmützel, bei denen Japan immer einen nassen Schuh davon trug. Vor allem war man der Ansicht, nicht einen Krieg gegen die USA im Pazifik und in China führen zu können und darüber hinaus auch noch Krieg gegen die Sowjetunion. Ein Kriegseintritt der SU sollte daher nach Sicht der japanischen Führung unbedingt vermieden werden. Der Kriegsbeitrag der SU hielt sich dann allerdings in Grenzen: Sie überrannte die Kurilen, was nach dem fast völligen Ausfall der japanischen Flotte und angesichts einer Zerstörung des japanischen Kernlandes von rund 60% nicht besonders schwer war. Aber allein die Tatsache, dass die Sowjetunion in den Krieg eintrat und das Angst-Szenario nun doch eintrat, hat die japanische Führung beeindruckt.
Ich hab's oben nicht erwähnt, weil es mit der Luftkriegs-Strategie nichts zu tun hat.
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #6 am: 7. Februar 2018, 15:05:50 »
Wenn man sich Deine Zeilen so zu Gemüte führt, fragt man sich schon, ob die eklatanten Fehleinschätzungen des II. WK in den fünfzig Jahren danach nicht einem einzigen Stabsstrategen auffallen konnten.
 

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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #7 am: 7. Februar 2018, 15:13:43 »
Wenn man sich Deine Zeilen so zu Gemüte führt, fragt man sich schon, ob die eklatanten Fehleinschätzungen des II. WK in den fünfzig Jahren danach nicht einem einzigen Stabsstrategen auffallen konnten.

Habe ich mich auch schon oft gefragt. Für mich (aber ich weiß nicht, ob meine Küchentisch-Philosophie da richtig liegt) habe ich dann die Schlussfolgerung gezogen, dass mehr oder weniger bei allen Strategen die Vorstellung vorliegt, dass der andere ganz anders auf die gleichen Maßnahmen reagiert als die eigene Bevölkerung.
Um (auch wenn off-topic) wieder auf das Beispiel des Luftkriegs zurückzukommen: Beide Seiten (UK und D) konnten bereits ab 1940 wechselseitig sehen, dass das mit der Vernichtung der Moral der Bevölkerung durch Luftangriffe nicht klappt. Aber vielleicht hat man sich doch gedacht "Ja, mein eigenes Volk ist halt stark und seinen Willen kann man nicht so schnell brechen, aber beim Gegner sieht das völlig anders aus!".
Leider waren gerade auch im II. WK viele Strategen eher unterdurchschnittlich und haben lieber Menschen (eigene und auf Seiten des Gegners) verheizt statt per feedback-Schleife das eigene Handeln der erzielten Wirkung anzupassen.
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #8 am: 7. Februar 2018, 16:20:26 »
Machen Zahlen einen Unterschied?

Ich habe da so ein paar Probleme damit z. B. Angriffe auf Rotterdam oder Coventry mit der alliierten Bomberoffensive gleichzusetzen. Meine Heimatstadt ist Wesel. Wesel ist zu 98 % platt gemacht worden. 2 Bombenteppiche und eine ganze Nacht Artilleriefeuer.

Die Fotos sind bekannt. Die Stadt war eine Mondlandschaft.

In Rotterdam und Coventry sind die Stadtkerne verwüstet worden.

M. W. war die Taktik der Briten die, wenn es ging, Feuerstürme zu entfachen. Die waren kein Zufall, sondern geplant. Dazu hatte man genau erfaßt, aus welchem Material derutsche Städte gebaut waren und suchte die leicht brennbaren vorrangig aus. Davon zu sprechen, dass dann Menschenopfer bedauerliche Kollateralschäden wären, ist ein bißchen einseitig und beschönigend.

Das ist das klassische Beispiel für "wer Wind säät, wird Sturm ernten" aber man muss auch noch sehen könne, was der Wind und was der Sturm war. Womit ich sicherlich der Meinung wäre, dass Adolf auch Sturm angeordnet hätte, wenn er denn gekonnt hätte. Nur hatte er dazu keine passende Luftwaffe und mußte sich mit taktischen Bombern behelfen.



 

Offline Reichsschlafschaf

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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #9 am: 7. Februar 2018, 16:40:42 »
...

Das ist das klassische Beispiel für "wer Wind säät, wird Sturm ernten" aber man muss auch noch sehen könne, was der Wind und was der Sturm war. Womit ich sicherlich der Meinung wäre, dass Adolf auch Sturm angeordnet hätte, wenn er denn gekonnt hätte. Nur hatte er dazu keine passende Luftwaffe und mußte sich mit taktischen Bombern behelfen.

Das ist schon richtig!

Man darf  nicht vergessen, daß der Adolf in mehreren Reden z.B. sagte, "wenn die Briten 4000 Tonnen werfen, dann werfen wir 400.000" oder so ähnlich (ich müßte das erst nachsehen), also (unter Jubel natürlich!) die Eskalation ankündigte. So kommt die Spirale in Gang.

"Wenn Du den Halys überschreitest, wirst Du ein großes Land zerstören" war schon König Kroisos prophezeit worden, daß das große Land sein eigenes sein könnte, bedachte er nicht.

Und die Nazis glaubten, der Sieger schreibe die Geschichte.

Man darf auch nicht vergessen, daß die deutsche Rüstungsproduktion im Oktober und November 1944 (!) ihren Höhepunkt erreichte.
Man muß sich das einmal vorstellen: Da bombardierten die Alliierten Deutschland seit vier Jahren und die Rüstungsproduktion stieg immer noch mehr an ...

Nein, man soll nicht aufrechnen, das bringt einfach nichts.
Und wenn es Leute aus demjenigen Land tun, das nicht nur den Krieg völkerrechtswidrig angefangen hat, sondern gegen die Sowjetunion gezielt einen verbrecherischen Krieg begonnen hat, der dazu diente, die Bevölkerung auszurotten, dann kriege ich Bauchschmerzen.
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #10 am: 8. Februar 2018, 08:00:43 »
Machen Zahlen einen Unterschied?

Ich habe da so ein paar Probleme damit z. B. Angriffe auf Rotterdam oder Coventry mit der alliierten Bomberoffensive gleichzusetzen. Meine Heimatstadt ist Wesel. Wesel ist zu 98 % platt gemacht worden. 2 Bombenteppiche und eine ganze Nacht Artilleriefeuer.

Die Fotos sind bekannt. Die Stadt war eine Mondlandschaft.

In Rotterdam und Coventry sind die Stadtkerne verwüstet worden.

M. W. war die Taktik der Briten die, wenn es ging, Feuerstürme zu entfachen. Die waren kein Zufall, sondern geplant. Dazu hatte man genau erfaßt, aus welchem Material derutsche Städte gebaut waren und suchte die leicht brennbaren vorrangig aus. Davon zu sprechen, dass dann Menschenopfer bedauerliche Kollateralschäden wären, ist ein bißchen einseitig und beschönigend.

Das ist das klassische Beispiel für "wer Wind säät, wird Sturm ernten" aber man muss auch noch sehen könne, was der Wind und was der Sturm war. Womit ich sicherlich der Meinung wäre, dass Adolf auch Sturm angeordnet hätte, wenn er denn gekonnt hätte. Nur hatte er dazu keine passende Luftwaffe und mußte sich mit taktischen Bombern behelfen.
Off-Topic:
1. Hätte Hitler 1940 eine vergleichbare Luftwaffe gehabt wie das Bomber Command 1944/45, hätte er sie selbstverständlich eingesetzt.
2. bis in die 70er Jahre waren gezielte Bombenabwürfe sogenannter Smart Bombs die Ausnahme. Die Technik der 30er und 40er Jahre gabe nicht viel mehr her als ungenaue Bombenabwürfe.gerade nachts. Und tagsüber angreifen hatten die Briten 1939 versucht, und hatten nach schweren Verlusten rasch damit aufgehört. Was also machen. Gar nichts?
3. Die Bombenstrategie der Briten hat mit ihm hier zu tun

https://de.wikipedia.org/wiki/Giulio_Douhet

https://en.wikipedia.org/wiki/Giulio_Douhet

Die englische Wikipedia erklärt seine Ideen zum Luftkrieg.

In his book Douhet argued that air power was revolutionary because it operated in the third dimension. Aircraft could fly over surface forces, relegating them to secondary importance. The vastness of the sky made defense almost impossible, so the essence of air power was the offensive. The only defense was a good offense. The air force that could achieve command of the air by bombing the enemy air arm into extinction would doom its enemy to perpetual bombardment. Command of the air meant victory.
Douhet believed in the morale effects of bombing. Air power could break a people's will by destroying a country's "vital centers". Armies became superfluous because aircraft could overfly them and attack these centers of the government, military and industry with impunity, a principle later called "The bomber will always get through". Targeting was central to this strategy and he believed that air commanders would prove themselves by their choice of targets. These would vary from situation to situation, but Douhet identified the five basic target types as: industry, transport infrastructure, communications, government and "the will of the people".
The last category was particularly important to Douhet, who believed in the principle of total war.

1939 war das alles Theorie. Ob das praktisch zu erreichen war, wusste man nicht. Die Briten konnten Deutschland direkt nur aus der Luft angreifen, man hatte das Bomber Command, also brauchte man nur noch jemand, der das umsetzte.
Auftritt Harris. heute wissen wir, dass es nicht funktioniert hat. Damals konnte man das nicht wissen.
Und ob es gefällt oder nicht, nach dem damals geltendem Völkerrecht war diese Art der Kriegsführung legitim.
   

"Und die Nazis glaubten, der Sieger schreibe die Geschichte."
den jetzt Wieder on topic, da Leererlein ja Auch gerne auf der Schiene Siegerjustiz etc. fährt.

Ein einziger deutscher oder italienischer Luftwaffenoffizier ist für Bombenangriffe auf Zivilisten angeklagt oder verurteilt worden Das war Alexander Löhr. Der war allerdings gleichzeitig später Oberbefehlshaber der Heeresgrupe E und damit auch für den Parisanenkampf in Jugoslavien zuständig. Er wurde auch wegen des Bombenangriffes auf Belgrad im April 1941 angeklagt. Und der war tatsächlich völkerrechtswidrig, da Belgrad vorher zu offenen Stadt erklärt Worden war, und damit unter Schutz von Artikel 25 der Haager Landkriegsordnung stand.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_L%C3%B6hr

https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriff_auf_Belgrad

« Letzte Änderung: 8. Februar 2018, 08:08:33 von mork77 »
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« Antwort #11 am: 8. Februar 2018, 09:59:04 »
...

Das ist das klassische Beispiel für "wer Wind säät, wird Sturm ernten" aber man muss auch noch sehen könne, was der Wind und was der Sturm war. Womit ich sicherlich der Meinung wäre, dass Adolf auch Sturm angeordnet hätte, wenn er denn gekonnt hätte. Nur hatte er dazu keine passende Luftwaffe und mußte sich mit taktischen Bombern behelfen.

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Man darf  nicht vergessen, daß der Adolf in mehreren Reden z.B. sagte, "wenn die Briten 4000 Tonnen werfen, dann werfen wir 400.000" oder so ähnlich (ich müßte das erst nachsehen), also (unter Jubel natürlich!) die Eskalation ankündigte. So kommt die Spirale in Gang.

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Nein, man soll nicht aufrechnen, das bringt einfach nichts.
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Nee ... die Briten haben nicht deutsche Städte bombardiert, weil Adolf London bombardiert hat. Die Briten haben die Städte bombardiert, weil sie schon vor dem Krieg der Dohuet'schen Lehre folgten und moral bombing als das Mittel der Kriegführung ansahen. Und sie bombardierten die Wohnviertel, nicht die Industrie, weil es ihnen gar nicht um die Zerstörung der Industrie ging.

Man muss schon klar sehen, dass die Briten Zivilisten töten wollten. Das ist vielleicht britisch vornehm mit "Angst und Schrecken verbreiten" umschrieben worden, aber woher kam denn die Angst und der Schrecken?

Das war aber kein Kriegsverbrechen, weil es hierfür keine passenden Regeln im Kriegsvölkerrecht gab. Und manche Briten argumentieren, dass die Städte ja verteidigt worden wären ... zumindets durch Flak. Nunja ... Letzteres klingt ziemlich zynisch.

Ich glaube, Sebastian Haffner hat in seinen "Anmerkungen zu Hitler" geschrieben, dass Kriegsparteien Eigenschaften austauschten; Adolf hätte nichts von den Allierten angenommen aber die Alliierten etwas von ihm. Das scheint mir auch so.
 

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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #12 am: 8. Februar 2018, 10:17:14 »
Zunächst begann Deutschland mit der Bombardierung Londons, dabei wurde ein Wohnviertel getroffen, ob unabsichtlich läßt sich nicht mehr ganz klären.

Daraufhin bombardierten die Briten Berlin und warfen 22 t Bomben ab.

Hitler erklärte dann am 4. September 1940 in einer Rede im Berliner Sportpalast:

Zitat
"Wenn die britische Luftwaffe zwei- oder drei- oder viertausend Kilogramm Bomben wirft, dann werfen wir jetzt in einer Nacht 150.000, 180.000, 230.000, 300.000, 400.000, eine Million Kilogramm. Wenn sie erklären, sie werden unsere Städte in großem Maße angreifen – wir werden ihre Städte ausradieren!"

Ausgehend von einer Menge von 4000 Kg kündigte er also an, das Hundertfache abzuwerfen (400,000) bzw. das 250-fache (1.000.000).

Am 7. September begann dann der "London Blitz".
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Re: OT aus Der Volksleerer - Nikolai Nerling
« Antwort #13 am: 8. Februar 2018, 10:34:05 »
Bitte mal wieder zurück zum Thema. :innocent:

In Anbetracht der Tatsache, dass der Volksleerer am 17.02. in Dresden sein wird und sich danach lang und breit über die Bombenangriffe auslassen wird, sind wir mitten drin.

Aber meine vorläufige Schlussbetrachtung zu dem Thema

Off-Topic:
Man muss schon zwischen Moral, militärischer Notwendigkeit und Völkerrecht unterscheiden. Das sind drei verschiedene Dinge. Gerade Leererlein und Co mixen das ja wunderbar zusammen. Waren die Angriffe auf Wohnviertel, also die Theorie Douhets, unmoralisch? ich denke ja. Das dachte man übrigens Auch auf britischer Seite. Mehreren Leuten im Parlament, der Generalität und der Regierung bereitete das Vorgehen von Harris Kopfschmerzen. Waren die Angriffe militärisch notwendig? Auch hier meine ich, zu Beginn ja, später nein. Man hatte ja bis Anfang 1942 versucht, industrielle Ziele nachts zu treffen, ohne Erfolg. Man konnte jetzt Seine Bmben weiterhin in die Pampa werfen, oder versuchen, etwas zu bombardieren, was man auch treffen konnte, eben Grossstädte, dicht besiedelt, wenn möglich, mit Altstädten, welche gut brannten. Mehr war technisch 1942 nachts halt nicht drin. Die 8. Airforce der Amerikaner verfolgte übrigens eine andere Strategie und ist nicht Teil dieser Betrachtung. Was war denn das Ziel von Harris? Die Dehousing Strategie sah vor, der deutschen Bevölkerung den Wohnraum zu nehmen, insbesondere den Arbeitern, um somit einen moralischen Zusammenbruch zu erreichen. Letztendlich wollte Harris mit seinen Bombenangriffen Eine Invasion unnötig machen. Somit war die Strategie spätestens nach dem 06.06.1944 gescheitert. Warum führte man sie fort? 1. Das Bomber Command war 1944 sowohl in der Ausrüstung als auch im Training auf Flächenangriffe eingestellt. Eine Umstellung hätter viel Zeit und Mühen erfordert. 2. Ausserdem wollte Harris eben nicht davon lassen. Schliesslich konnte er erst 1944/45 das erreichen, was seit 1942 das Ziel gewesen war, innerhalb von einer Nacht eine Grossstadt komplett auszulöschen. Und, man konnte das Eine tun, ohne das andere zu lassen, dank der US-amerikanischen Produktion an Panzern und Fahrzeugen, die ja auch die Briten  erhielten. Warum hätten sie es denn lassen wollen. Der Krieg war für Deutschland allerspätestens nach dem Gelingen der Invasion 1944 verloren, die Niederlage absehbar. Hätte man 1944 Frieden geschlossen, wäre Dresden 1945 nicht zerstört worden. Selbst schuld. Der letzte Punkt ist die Frage des Völkerrechts. Und hier ist es nunmal so, das die Haager Landkriegsordnung nicht ausreichend war. Deshalb wollte man ja 1923 und 1938 Zusatzprotokolle hinzufügen. Deshalb 1977 die Zusatzprotokolle zur Genfer Konvention.   
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller